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Der Geruch von Weihnachten

Bratäpfel, gebrannte Mandeln, Plätzchenduft im ganzen Haus, Tannennadeln, Zimt und Orangenduft, Glühwein und so vieles mehr. Das alles verbindet man mit Weihnachten. Alle, außer… ich.

Die Weihnachtszeit ist die einzige Zeit im Jahr, in der ich manchmal ein bisschen traurig darum bin, nicht riechen zu können.

Doch ich weiß wie Weihnachten schmeckt. Ich weiß wie Weihnachten sich anfühlt. Ich weiß wie Weihnachten aussieht. Ich weiß wie Weihnachten sich anhört und auch frei von jeglichem Geruchsempfinden bin ich ein großer Weihnachtsfan.

Na ja, so ganz richtig ist das nicht, denn da ist diese Idee davon wie Weihnachten riecht. Wenn ich den Ofen öffne, um das Blech frisch gebackener Plätzchen raus zu holen, schließe ich die Augen und nehme den Dampf ganz intensiv wahr. Ja, mit ein bisschen Vorstellungskraft rieche ich Vanille, vielleicht auch Zimt, aber auf jeden Fall riecht es angenehm süß und lecker.

Der Geruch von Weihnachten

 

Wenn ich Glühwein aufkoche und die Dämpfe einatme, dann habe ich in etwa eine Idee wie er später schmecken könnte. Ist das riechen?

Meistens fehlt mir der Bezug zu den einzelnen Gerüchen. Und manchmal fühle ich mich ein bisschen wie ein Alien zwischen meiner Familie, die alle eine sehr feine Nase haben und ständig an irgendwelchen Sachen schnuppern.

Erzähle ich anderen davon, dass ich nicht riechen kann, dann kommen meistens Fragen wie „Aber dann kannst Du auch nicht schmecken?“

„Kannst Du auch nicht dieses oder jenes riechen?“. Einfach unvorstellbar, wenn man es doch gewohnt ist seinen Geruchssinn zu nutzen.

Oft erkläre ich dann, dass ich sogar sehr gut schmecken kann. Dass ich in gewisser Weise „geruchsblind“ bin. Manchmal nehme ich Gerüche wahr, wenn ich direkt eine Verbindung zu ihnen habe.

Ich liebe den Geruch von Babys. Ich mag es, wenn ich beim Kochen die Dämpfe einatme. Wenn ich eine Zitrone aufschneide und mich der Geruch in der Nase kitzelt. Ich mag den Minzgeruch in meinem Duschgel, weil er mir ein reinigendes, sauberes Gefühl gibt.

Und ich kenne den Geruch von vollen Babywindeln, weil ich seinerzeit natürlich grundsätzlich für das Entleeren des Windeleimers zuständig war.

Aber den Sonntagsbraten im Ofen, das Parfum meiner Mutter oder den Duft der Kerze, auf der Fensterbank, die laut Beschreibung nach Zimt und Bergamotte riecht, den Kaffeegeruch am morgen, all das nehme ich nicht wahr.

Allerdings auch nicht den Zigarettenqualm des Nachbarn oder den Schweißgeruch in der Schlange vor mir an der Supermarktkasse. Und auch nicht, wenn meine Kinder früher die Windel voll hatten.

Es verblüfft mich, wenn Vincent mich alleine wegen des Geruchs dabei ertappt wie ich heimlich Schokolade esse oder wenn Sonea erst einmal am Essen riecht, bevor sie es isst. Oder Herr Sonnenschein, der alleine schon aufgrund eines Geruchs plötzlich einen riesen Hunger bekommt.

Der Wiesengeruch nach dem Regen. Der Geruch von Schnee. Der Geruch vom Meer. All das versuche ich mir immer wieder vorzustellen, zu erriechen, in meinem Kopf als Geruch zu fixieren und abzuspeichern. Aber es gelingt mir so gut wie nie.

Vor einiger Zeit habe ich mich einmal selbst vergiftet, nachdem ich morgens einen Milchreis aufsetzte, der mir aber erst mittags geräuschvoll wieder in Erinnerung kam. Über das komische „Klick“ Geräusch wunderte ich mich eine ganze Weile, aber als der Rauch mich im Arbeitszimmer aufmerksam machte, war es schon zu spät. Der Topf war mit dem Milchreis verwachsen und auch ein Umfüllen in einen anderen Topf, damit es vielleicht keiner merkt, war leider aussichtslos.

Die Kopfschmerzen hielten sich hartnäckig und waren ziemlich übel. Wie gut, dass die Kinder nicht zu Hause waren, das war mein einziger Gedanke.

Unnötig zu erwähnen, dass es keinen Sinn macht mich mit duftenden Dingen an Weihnachten zu beschenken. Also nicht, dass ich mich nicht trotzdem freue, schließlich verschenkt man ja keine Stinkbomben (nehme ich jetzt einfach mal so an), aber in Parfümerien fühle ich mich immer ein wenig unwohl und fehl am Platz.

Wollte mir eine Kosmetikerin früher einen Duft oder eine Pflege mit Geruchsargumenten verkaufen, habe ich noch gesagt „Ich kann das leider nicht riechen, aber vielleicht können Sie mir den Duft beschreiben“. Heute bin ich dazu übergegangen meistens das Spiel mitzuspielen und zumindest so zu tun, als könnte ich riechen. Weil ich keine Lust habe mich zu erklären und von der Kosmetikerin pikiert und mit mitleidigem Blick angeschaut zu werden. Als wäre es ganz furchtbar traurig nicht riechen zu können. So ein Parfümeriebesuch ist eben ein bisschen so als würde man als Blinder den Louvre besuchen.

Momente wie diese bringen mich aber auch näher zu dem, wie sich das Anderssein für Sonea anfühlt. Wie es ist herauszustechen und anders zu sein. Ich kann ein bisschen besser verstehen, wie es für Vincents Freund und dessen Familie sein muss sich als Gehörlose in der Welt zurecht zu finden.

Vor allem wird einem erstmal so richtig bewusst, dass es für einen selbst gar nicht so ein maßgebliches Problem ist anders zu sein. Es kommt auf die Menschen um einen herum an, ob man behandelt wird wie ein Alien oder ob man einfach so sein kann, wie man eben ist.

Außer in der Weihnachtszeit vermisse ich es nicht, nicht riechen zu können. Ich kann mich nicht daran erinnern jemals gerochen zu haben (mal von den kleinen „Geruchsblitzen“ abgesehen) und daher fehlt es mir auch nicht. Und wenn ich mir einen Sinn aussuchen müsste, auf den ich freiwillig verzichten würde, wäre das wohl immer wieder der Geruchssinn.

Wenn ich so richtig erkältet bin, dann kann ich auch nicht schmecken. Und das finde ich echt ziemlich blöd. Oder aus dem gleichen Grund nicht hören – gruselig. Und meistens geht bei mir eine Erkältung mit Heiserkeit bis hin zum totalen Stimmverlust einher. Ich hasse das Taubheitsgefühl, das ich manchmal in den Fingerspitzen habe. Oder wenn es stockdunkel ist und ich nichts sehen kann. Ich bin total Nachtblind und daher vermeide ich es im Dunkeln Auto zu fahren.

Manchmal, aber ganz besonders in der Weihnachtszeit, beschleicht mich eine leichte Wehmütigkeit nicht riechen zu können. Aber das grundsätzliche Verlangen etwas daran ändern zu wollen, habe ich nicht.

Für mich ist es nicht so tragisch nicht riechen zu können, wie für die Parfümerie-Verkäuferin.

Aber genau so wäre es für mich nicht vorstellbar das Leuchten der Augen meiner Kinder beim Entdecken aller Wunder, die die Weihnachtszeit mit sich bringt, nicht sehen zu können. Oder die vertrauten Weihnachtslieder meiner Kindheit nicht mehr hören zu können. Und auch den Geschmack von Zimtsternen möchte ich niemals missen wollen.

Gemeinsam stark – unser Bloggerwochenende in der DJH Nottuln

Dieser Beitrag enthält Werbung.

Wir können unsere Kinder nicht immer vor negativen Erfahrungen schützen. Sie gehören dazu und machen stark fürs Leben. Aber was ist, wenn es nicht nur ein einzelnes Erlebnis, eine kleine Auseinandersetzung, eine Meinungsverschiedenheit ist? Was ist, wenn das eigene Kind gemobbt wird?

Manche Dinge sind wie schlimme Krankheiten. Man verdrängt sie so lange erfolgreich, bis sie einen einholen. Bis man selbst oder jemand, der einem nahe steht davon betroffen ist. Und nichts ist schlimmer, als wenn derjenige das eigene Kind ist.

Vor einigen Wochen waren wir gemeinsam mit anderen tollen Blog-Familien in der neu eröffneten Jugendherberge Nottuln zu einem Blogger-Wochenende eingeladen. Das Thema war „djh macht stark“.

13 Blogs mit insgesamt 28 Kindern waren bei diesem außergewöhnlichen (vor allem außergewöhnlich schönen) Wochenende dabei. Und während die Großen in einem „Bullet Journal Handlettering-Crashkurs“ bei Fräulein Süßholz ein kreatives Warmup in das Wochenende bekamen, gab es für die Kleinen tolle Spiel- und Bastelangebote.

Der erste Tag endete mit Stockbrot am Lagerfeuer. Zu dem Zeitpunkt hatten die Kinder bereits erste Freundschaften geschlossen und tobten gemeinsam über das Jugendherbergsgelände.

Der Samstag startete mit schwerer Kost, denn auch wenn ich mich besonders auf diesen Programmpunkt freute, das Thema „Mobbing“ ist kein leichtes. Sven Fritze und Thorsten Kröber von Helden e.V. erläuterten in einem sehr aufwühlenden Vortrag die Formen von Mobbing, die Anzeichen und was man dagegen tun sollte.

Meine Ängste in der Hinsicht sind sehr groß. Zum einen, weil ich früher eine Zeit lang selbst Opfer war und weiß was es mit einem macht und dass man die Erinnerungen daran niemals los wird. Und zum anderen, weil Sonea durch ihr Anderssein ein potentielles Opfer ist. JEDES Kind kann Opfer von (Cyber-)Mobbing werden oder bereits sein. Und natürlich auch Täter. Beide Rollen möchte man auf gar keinen Fall für sein Kind.

Sven Fritze erklärt, dass zwischen Mobbing und Cybermobbing heute durch die Nutzung der elektronischen Medien kein Unterschied möglich ist.

Es gibt nicht nur Täter und Opfer, sondern außerdem Assistenten, Verstärker, Verteidiger und Außenstehende.

Jeder Fall ist genau so individuell wie seine Auslöser. Aber im Grunde gibt es beim Mobbing 3 Phasen:

die Explorationsphase (Testphase), die Konsolidierungsphase (Verdichtungsphase) und die Manifestationsphase, in der der Lehrer bereits mit drin hängt und es keine Generationsgrenze mehr gibt.

Natürlich wollten wir wissen was wir tun können, damit unsere Kinder weder Opfer noch Täter werden. Daran denkt man schließlich sofort. Aber Sven Fritze erklärte, dass die Frage „Wie mache ich aus meinem Kind einen guten Verteidiger“ viel wichtiger sei. Dass unsere Kinder lernen sollten, den Mut zu haben für andere einzustehen und sich für die Gerechtigkeit verbünden. Denn wenn es viele Verteidiger gibt und Menschen, die sich gemeinsam für die Opfer einsetzen, kann es weniger zur Konsolidierung und Manifestierung kommen.

Ein bisschen schlecht wurde mir, als die Anzeichen für Mobbing genannt wurden. Also: woran erkenne ich, ob mein Kind Mobbing-Opfer ist? (es ist natürlich so, wie wenn man eine Krankheit googelt und sämtliche Symptome für eine schlimme Krankheit bei sich entdeckt und der Arzt einem anschließend versichert, dass man nur einen leichten Infekt hat und es keinen Grund zur Panik gibt).

Diese Anzeichen „können“ also für Mobbing sprechen:

  • das Kind gibt keine Auskunft und erzählt von sich aus nichts (von der Schule)
  • wenn es dann doch etwas erzählt, tauchen keine Namen auf (aus Angst es noch schlimmer zu machen).
  • es bringt keine Freunde mit nach Hause.
  • es wird auch nicht zu anderen Kindern (nach Hause) eingeladen.
  • die Schulsachen oder die Kleidung sind oft beschädigt oder plötzlich unauffindbar.
  • die Geschichten, die das Kind erzählt, sind oft unglaubwürdig
  • das Kind hat keine Lust auf Schule, ist oft krank oder ängstlich, bevor es zur Schule geht.
  • das Kind hat psychosomatische Beschwerden, wie zum Beispiel ständig Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, etc.
  • auf dem Schulweg benutzt es Umwege.
  • Schlechter, unruhiger Schlaf.
  • die Schulleistungen werden schlechter.
  • das Kind zieht sich zurück.
  • es reagiert aggressiv auf Nachfragen oder Vorschläge der Eltern.
  • das Kind zeigt eine depressive Symptomatik und im schlimmsten Fall äußert es Suizidgedanken.

Ich habe mal gelesen, dass 20% aller Suizid-Fälle auf Mobbing zurückzuführen sind.

Aber es muss nicht gleich zum Äußersten kommen. Erlernte Hilflosigkeit, langfristige Probleme mit Aufbau von Beziehungen und eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten psychischer Erkrankungen sind nur ein paar der genannten Folgen von Mobbing, die Sven Fritze in seinem Vortrag aufführt.

Helden e.V. ist ein Kooperationspartner des Jugendherbergs-Verbandes und bietet für Schulklassen Programme an, um Mobbing vorzubeugen und aufzuklären. Nicht mit dem Ziel Täter aufzuspüren, sondern um die Gemeinschaft zu stärken. Ihr könnt Euch gerne rund um das Angebot von Helden e.V. informieren und den Verein unterstützen.

Auch wenn der Vortrag von Sven und Thorsten sehr informativ war, war er doch auch sehr bewegend und aufwühlend. Aber damit hatten Gesa und Sandra scheinbar bereits gerechnet und deshalb das perfekte Nachmittagsprogramm organisiert.

Unser nachmittäglicher Treffpunkt war der Abenteuerhof der Familie Bagert. Ebenfalls ein Angebot der Jugendherbere Nottuln und nicht extra für uns Familienblogger ins Leben gerufen.

Wo bekommt man den Kopf am besten frei und die Gedanken sortiert, als in der Natur? Und was brauchen Kinder für eine starke Persönlichkeit? Richtig, die Möglichkeit draußen toben und sich frei entfalten zu können.

Schon alleine der Empfang mit frisch gebackenen Waffeln war einfach perfekt. Auf diesem Bauernhof konnten die Kinder (denen wir vorsorglich Gummistiefel und Matschklamotten angezogen hatten) die Natur nach Lust und Laune erkunden.

Sie konnten im Matsch wühlen, im Heu toben und vor allem konnten sie alle Tiere anfassen.

Nicht nur die Ziegen und Esel, sondern auch die Hühner.

Es gab kein „also da bitte nicht hin und da bitte nicht dran“. Es gab nur den Einklang von Mensch und Natur.

Ich glaube, das war für alle ein sehr aufregendes Erlebnis. Als wir wieder zur Jugendherberge zurück kehrten, waren unsere Bäuche voll mit Waffeln und unsere Herzen voller kleiner Glücksmomente von diesem wundervollen Nachmittag und dem schönen Stück Erde.

Auch das Abendprogramm war genau nach meinem Geschmack. Während die Kinder mit den drei Sportstudenten, die eine wirklich fantastische Kinderbetreuung an den drei Tagen machten, zur Nachtwanderung aufbrachen, gab es Kinderbuch-Empfehlungen von Rike Drust, die Ihr alle von ihren Büchern Muttergefühle. Gesamtausgabe und Muttergefühle. Zwei: neues Kind, neues Glück kennt und der ich mit großer Begeisterung auf Instagram unter Kinstabuch folge.

Ich glaube, niemand hat so coole und diverse Buchtipps, wie Rike. Und sehr häufig verlocken sie mich zum Nachkaufen. Ich liebe Kinderbücher. Und Rike.

Es war ein sehr gemütlicher Abend mit vielen spannenden (Kinder)buchtipps, die Rike zum Thema „Bücher für glückliche Kinder in einer vielfältigen Gesellschaft zusammen getragen hatte.

Zwischendurch spinkste ich nach nebenan in den Raum, in dem Sonea mit der Tochter von Perlenmama fröhlich durch den Raum tanzte. Auch sie konnte an diesem Wochenende einfach sie selbst sein und die anderen Kindern begegneten ihr mit überraschender Selbstverständlichkeit. Nicht, dass ich das extra betonen müsste. aber so ganz selbstverständlich ist es eben auch nicht immer.

Was konnte nach diesem Tag noch kommen, um dieses Treffen zu vollenden?

Auch für den Sonntag Vormittag hatten Sandra und Gesa einen tollen Plan und gaben uns abschließend noch einen Workshop von Annika Tismer von Nature Concepts mit auf den Weg.

Zum „Thema Resilienz fördern – was Kinder zu starken Persönlichkeiten macht“, gab Annika nicht nur wertvolle Tipps, sondern regte auch zum Mitmachen und Nachdenken an. Zum einen gab es eine Mutprobe für Freiwillige und zum anderen abschließend eine Gruppenübung, die wir nur im Team lösen konnten.

Alle Angebote im Rahmen dieses Wochenendes sind bestehende Kooperationen mit den Jugendherbergs-Verbänden und können von Schulen und Gruppen auch außerhalb dieses Wochenendes gebucht werden. Sonea war irritiert, weil ich nicht bei der Parallel-Veranstaltung dabei war. Denn auch Nähcamps veranstaltet die Jugendherbere regelmäßig.

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für die wunderschöne Zeit vor allem an Gesa und Sandra, aber auch an die Sponsoren Oetinger, Carlsen, Tombow, purepaper und Sketch Notes by Diana.

Aber natürlich auch an alle großartigen Blogger, die dabei waren Lotte und Lieke, Chaoshoch2, Schwesternliebe und wir, Beatrice Confuss, Kinderhaben, 2puls4sindwir, mamaskiste, wortkonfetti, Nakieken.de, Perlenmama, Kurmelmal5, Frau Skywalker und Das Nuf, für die schöne Zeit und die guten Gespräche.

An diesem Wochenende wurden nicht nur neue Freundschaften geschlossen, sondern auch Kindheitserinnerungen. Am Wochenende treffen wir uns mit Beatrice Confuss und ihrer Familie. Denn wir wohnen nicht nur verhältnismäßig nah beieinander, sondern die Kinder vermissen sich bereits gegenseitig.

Familienhotel DAS LUDWIG

Wellness für die Familie – unser Besuch im Familienhotel DAS LUDWIG

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Familienhotel DAS LUDWIG entstanden. Die Inhalte, Bilder und Meinungen in diesem Beitrag sind meine eigenen. 

Während wir hier unser letztes Ferienwochenende gerade hinter uns gebracht haben und uns der Alltag wieder vollkommen packt, steppt in dem idyllischen Kurort Bad Griesbach diese Woche so richtig der Bär. 100 kleine Hotelgäste erwartet Detlev, der Leiter des Kinderclubs im Hotel DAS LUDWIG an Halloween.

Die Herbstferien in Bayern starten heute und dann ist Hochbetrieb im DAS LUDWIG, dem 4s Sterne Hotel in Bad Griesbach, welches an der Grenze zu Österreich liegt. Wir durften das Familienhotel für zwei Tage unter die Lupe nehmen und ausgiebig testen.

Nachdem wir im Sommer schon nicht gemeinsam wegfahren konnten und so eine Wohnungssanierung und Renovierung auch nicht nur gepaart ist mit Vorfreude, waren wir echt froh um ein bisschen Urlaub und Vincents erste Herbstferien.

Wir haben zwei Zimmer, die durch eine Türe miteinander verbunden sind. Aber wie das meistens so ist, schlafen die Kinder dann nachts doch in unserem Bett und wir wechseln aufgrund des Platzmangels in die Kinderbetten.

Bei unserer Ankunft werden wir herzlich mit einem Willkommens-Gruß auf dem Zimmer empfangen.

Sport und Wellness sind die Schwerpunkte des Hotel LUDWIG. Insbesondere für Golfspieler bietet das Hotel viele Angebote und Möglichkeiten. Jeden Tag erwarten einen verschiedene Sportangebote, wie Nordic Walking, Yoga und Aerobic. Da war ich fast schon ein wenig traurig meine Sportsachen nicht eingepackt zu haben.

Und da Bad Griesbach ein Kurort ist, bietet die Therme und der Saunabereich eine schöne Portion Erholung. Also genau das Richtige für uns.

Aber natürlich dürfen dabei die Kinder nicht zu kurz kommen und das tun sie auch nicht, denn Familie wird im Hotel Das Ludwig groß geschrieben. Schon beim Check in im Hotel bekommen die Kinder Trinkflaschen mit ihren Namen, die sie jederzeit am Getränkespender mit Wasser und Säften auffüllen können. Für Kinder ist hier alles inklusive. Auch das Mittagessen.

Auf dem Weg zum „Kinderclub“ zieren hunderte von bunten Handabdrücken die Wände. Später erfahren wir, dass hier ausschließlich Kinder ihre Spuren hinterlassen, die mindestens schon zweimal im Hotel zu Besuch waren. Darunter sind allerdings auch Stammgäste, die regelmäßig kommen und neben ihrem Handabdruck stehen nur noch Striche, die sie für ihre Anzahl der Hotelbesuche machen.

Stammgäste hat das idyllisch gelegene Hotel viele. Für uns hingegen ist diese Form von Auszeit eine ganz neue Erfahrung. Nach einem ausgiebigen Frühstück, das wirklich keinerlei Wünsche offen lässt, können die Kinder es kaum noch abwarten bis sie endlich in den Kinderclub dürfen, in dem sie am Vortag kurz rein geschnuppert haben. Nach einer Runde am Kicker stehen wir kurz vor zehn am Anmeldebereich des Kinderclubs, der außerhalb der Saison von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat.

800 qm ist der Bereich des Kinderclubs groß und erstreckt sich über insgesamt vier Etagen. Das Angebot ist so ausgerichtet, dass die Kinder alles selbst erkunden und ausprobieren können. Es ist extra so ausgelegt, das jedes Kind im Rahmen seiner Interessen das Angebot nutzen kann. „Wir machen kein Animations-Programm“ betont Detlev, während er uns die verschiedenen Ebenen des Kinderclubs zeigt. Vom Kinderclub führt eine Brücke über die Straße direkt zum Abenteuerspielplatz, der seinen Namen zurecht hat. SO einen Spielplatz müssten wir bei uns zu Hause vor der Tür haben, schwärmen Herr Sonnenschein und ich. Der Platz dafür wäre ja da.

DAS LUDWIG bietet aber auch für die kleinen Hotel Gäste Reit-Camps, Golf-Camps , Soccer-Camps und sogar Schwimm-Kurse an. Auch gibt es regelmäßig Theater-Aufführungen, die die Betreuer des Kinderclubs mit den Kindern einstudieren.

Für die Kleinsten, unter drei Jahren gibt es außerdem einen kleinen Betreuungsbereich, den Zwergerl-Club, der rund um die Uhr von Eltern für ihre kleinen Lieblinge genutzt werden kann.

Den Vormittag nutzen Herr Sonnenschein und ich, um uns das Örtchen rund um das Hotel ein wenig genauer anzusehen. In der Hauptsaison wimmelt es sicherlich vor Besuchern, aber wir genießen vor allem die Ruhe, die dieser kleine Ort ausstrahlt.

Als die Kinder sich zum Mittagessen im Restaurant versammeln, schauen wir kurz nach dem Rechten. Den Kindern geht es gut, sie haben offensichtlich gute Laune und schenken uns kaum Beachtung. Nur Sonea möchte sich einfach nicht den Namen des Betreuers merken. Mal nennt sie ihn Dieter, dann Johannes und später Peter. Da sie sich ansonsten Namen sehr gut merken kann, wissen wir, dass auch sie sich einfach nur wohl fühlt.

Wir gehen weiter und beschließen die Therme und die Saunalandschaft zu erkunden. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich vor Schwimmbädern regelrecht ekele. Es spricht sehr für DAS LUDWIG, dass ich an diesem Tag keinen Gedanken darüber verschwende. Es ist sauber und auch, wenn der Kopf voll ist, gelingt es mir sogar ein kleines bisschen abzuschalten.

Dank des beheizten Becken im Außenbereich, zieht es mich zwischendurch auch nach draußen. Das Wetter ist traumhaft, aber auch schon ein bisschen frisch.

Als wir zurück auf dem Hotelzimmer sind, zeigt mein Handy 5 Anrufe in Abwesenheit an. Sonea möchte aus dem Kinderclub abgeholt werden. Vor zwei Stunden bereits. Für sie ist es eben auch ungewohnt gemeinsam Urlaub zu machen, aber doch getrennt voneinander zu sein.

Wir holen wenig später auch Vincent aus dem Kinderclub ab und erkunden mit beiden gemeinsam noch einmal die Therme. Darauf haben die Kinder sich bereits seit Tagen gefreut. Und ich muss Euch natürlich nicht sagen, dass der Whirlpool der Mondsee ist und Sonea darauf wartet, dass ihr bei dem blauen Licht endlich ihr Fischschwanz wächst.

Glücklicherweise verlässt sie die Therme dann doch auf zwei Beinen und zum Abendessen gibt es zwar dann doch noch Fisch, aber nur für mich. Sonea bleibt lieber bei Lasagne und Vincent ist total begeistert von seinen Spaghettis aus dem Parmesan. Das sind die leckersten Nudeln, die er je gegessen hat, stellt er begeistert fest. Und auch wir anderen sind total begeistert von dem vielseitigen Buffet, das es abends im Hotel gibt. Jeden Tag gibt es einen Buffet-Schwerpunkt. Die Variationen sind vielseitig. Das Fleisch wird vom Koch persönlich geschnitten und natürlich auch an die Vegetarier ist gedacht.

Aber bei unserer Führung durch das Hotel erfahren wir, dass es noch ein weiteres Restaurant im Hotel gibt. Im urigen Zum Heurigen werden neben Live-Musik eher traditionelle Bayrische Kost serviert wird.

Unser Aufenthalt im DAS LUDWIG ist kurz und als wir am nächsten Morgen noch einmal die große Frühstücks Vielfalt genießen, fällt mir Vincent um den Hals und sagt „Danke für diesen tollen Urlaub. Mama!“. Das Dankeschön geben wir sehr gerne an das Team von DAS LUDWIG weiter, das stets freundlich, zuvorkommend und sehr engagiert war.

Bevor wir fahren, wollen die Kinder aber unbedingt im Kinderclub vorbei schauen und „Bettlev“ tschüss sagen. Zumindest kann Sonea sich inzwischen FAST seinen Namen merken.

Was mich nachhaltig beeindruckt hat, ist das viele große Firmen die Kombination aus Familienhotel und Tagungsangebot nutzen. So haben die Angestellten die Möglichkeit mit ihren Kindern anzureisen und während ihrer Tagung sind die Kinder rundum betreut. Ein großes Plus für die Vereinbarkeit an dieser Stelle.

Bevor unsere Reise weiter geht, bestehe ich aber noch darauf einen kurzen Abstecher nach Bad Griesbach zu machen. Denn ich möchte auf gar keinen Fall ohne diesen leckeren Honig, den es morgens zum Frühstück gab, weiter fahren.

Falls wir Eure Neugier auf einen Familienurlaub im DAS LUDWIG geweckt haben, findet Ihr hier die Familienangebote.

Noch mehr über DAS LUDWIG erfahrt Ihr hier

und auf den Blogs von

Mama Schulze

Zwillingswelten

Einer schreit immer

Mama Nisla rockt & bloggt

Zuckersüße Äpfel

Mein Leben mit dem Besonderen #124 Heute vor 7 Jahren…

Achtung Triggerwarnung. Auf Wunsch einer Leserin füge ich diesen Hinweis in dieser Reihe bei Bedarf hinzu. Es folgt ein sehr bewegender Beitrag einer Leserin, die ihren Sohn vor ziemlich genau 7 Jahren verloren hat. Vielen Dank an dieser Stelle für Deinen Mut und Dein Vertrauen hier Deine Geschichte zu erzählen. 

„Heute vor 7 Jahren…“ oder „Heute vor 7 Jahren um x Uhr“… heute, in diesem Jahr, ist es irgendwie einfacher. Leichter. Weniger heftig. Weniger luftabschnürend.

Es tut verdammt weh.

Aber jedes Jahr ist es ein wenig leichter durchzustehen. Ich habe gelernt, damit umzugehen, den Schmerz nur in kleinen Portionen an mich zu lassen. Tag für Tag.

Es war der 19.10.2011, und ich hatte meinen üblichen und normalen Frauenartzttermin der 24. Woche um 8:00 Uhr damit mein, damals noch Freund, nun Mann dabei sein konnte.

Irgendwann um 9 Uhr was auch immer wurden wir ziemlich wortlos in die Klinik geschickt, für weitere Diagnostik, da irgendwie was nicht ganz stimmen würde.

Um 11 Uhr was auch immer war klar, dass eine Plazentainsuffizienz vorlag.

Um 13 Uhr was auch immer hatten wir alle Optionen gehört, viele waren es nicht und aussichtslos waren alle.

Um 15 Uhr was auch immer hatten wir erneut ein Gespräch mit wahrscheinlich zehn hochrangigen Weißkitteln.

Um 17 Uhr was auch immer waren wir Zuhause.

Die nächsten Tage vergingen wie in Trance. Was macht man, wenn man weiß, dass das Kind im Bauch jederzeit versterben kann? Wir hatten 12 Tage des Kuschelns, des Redens, des intensiven Spürens und des Liebe gebens.

Ich hatte so oft in diesen Tagen den Impuls, jetzt sofort in die Klinik zu fahren und jetzt sofort einen Kaiserschnitt machen zu lassen, meinen Sohn im Arm zu halten, ihn „zu retten“. Die Chance, dass er den Kaiserschnitt überleben würde, lag immerhin bei einem Prozent, hatten die Ärzte gesagt.

Ich hatte so oft in diesen Tagen den Impuls, davon zu rennen. Aus meinem Leben, aus meinem Körper zu fliehen. Nur wohin?

Wir haben ihm Liebe gegeben, haben die Liebe gespürt, die er uns gab, wir haben uns gegenseitig Kraft gegeben, wir drei. Und so kam es, dass unser Sohn Fynn starb, am 31.10., an Halloween, etwa gegen 19:23 Uhr, zwanzig Minuten bevor die ersten und einzigen Kinder an der Tür für Süßigkeiten klingelten. Vielleicht klingt es esoterische, aber ich habe gespürt, wie er sich verabschiedet hat, uns seine Liebe gegeben hat.

Am nächsten Morgen sind wir in die Klinik zur Einleitung. Ich habe unter Wehen und sehr vielen Schmerzmitteln ein Kamel neben mir stehen sehen. obwohl, es war wohl ein Dromedar. Es stand neben mir, zwischen Bett und Schrank, und ich fragte mich nicht, warum es da stand, sondern wie es da rückwärts einparken konnte. An viel mehr erinnere ich mich nicht von diesen zwei Tagen.

Am 2.11. um 10:45 hielt ich plötzlich meinen Sohn in den Händen, ich war doch gar nicht bereit dazu. Er war viel zu winzig und viel zu hübsch. Er sah genau so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. 10 Minuten später lag ich im OP, die Plazenta, dieses… Ding, löste sich nicht. Vielleicht war ich am Verbluten, vielleicht war es auch nur halb so schlimm, egal. mir war alles egal. Ein Pfleger im Aufwachraum beglückwünschte mich und fragte mich, als ich langsam wach wurde, wie es meinem Baby ginge. „Es ist gestorben.“ Er verließ kreidebleich den Raum. Ich würde mich gerne bei diesem Pfleger entschuldigen.

Das ist das erste, woran ich jedes Jahr am 2.11. denken muss, an diesen Mann.

Es war der 19.10.2018 und ich saß im Mitarbeitergespräch, es war kurz nach 11 Uhr und es platzte einfach so heraus. „Heute ist der Tag, an dem wir erfahren haben, dass unser Sohn sterben würde.“

Bei meiner Arbeit habe ich tagtäglich mit behinderten und sterbenden Kindern zu tun. Ich sehe, nicht tagtäglich, was hätte sein können, wenn. Dieses eine Prozent. Obwohl, diese, „meine“ Kinder hatten bessere Chancen, waren größer, waren kräftiger. Und ich bin dankbar, unseren Weg gewählt zu haben. Mittlerweile.

Nach sieben Jahren blicke ich nicht mehr auf all die schrecklichen Dinge zurück, minutengenau. Ich denke an die Ultraschallunterschuchungen, die es uns ermöglicht haben, unseren Sohn zu sehen. Ich denke an die (kurzen weil kraftlosen) Spaziergänge an tatsächlich schönen Herbsttagen. Ich sehe das bunte Laub mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hasse den Herbst. Das Laub fiel, als wir es erfuhren und das Laub war 12 Tage später gefallen. Aber wenn die Nachmittagssonne durch tanzende Blätter blitzt, überfällt mich eine innere Ruhe, die sehr selten spüre. Ich denke daran, meinen Sohn gehalten zu haben, seine Hände zu erforschen, Ähnlichkeiten zu Mama und Papa zu suchen, denn wir waren ja Eltern. Die großen Papafüße, die knubbeligen Mamahände. Seine winzige Nase, seine schlafenden Augen, die ich jetzt jeden Tag bei unserer Tochter sehen darf. Seine große kleine Schwester.

Natürlich weiß sie von ihm, manchmal vermisst sie ihn, denkt sich, was wäre wenn. Ein Ultraschallbild hängt in unserem Wohnzimmer, wir haben uns dagegen entschieden, ihn zu fotografieren. Wir zünden jeden Abend eine Kerze für ihn an.

Jedes Jahr am 31.10. nehmen wir uns frei, Zeit nur für uns als Familie. Der Todestag ist für uns mehr ein Geburtstag als der Tag seiner Geburt. Der Tag, als er ein Sternenkind wurde. Erst im letzten Jahr waren wir zum ersten Mal am Grab. Ich bin froh, dass Fynn mit vielen anderen Sternenkindern gemeinsam begraben wurde. Dieser Erdenplatz bedeutet mir wenig. Aber es war überwältigend, zu sehen, wie viele andere Kinder dort bei ihm sind, all die Liebe der Eltern zu sehen, Windräder, Kuscheltiere, Blumen und Kerzen. Es war wunderschön dort.

Jedes Jahr am 31.10. ist auch Halloween. Wir gehen mit seiner kleinen Schwester natürlich auch von Tür zu Tür, denn: Verkleidung und Süßigkeiten! Was gibt es besseres? Dieses Jahr sind wir zum zweiten Mal zu einer Party eingeladen, und ich denke, wir werden die Einladung diesmal annehmen. Unsere Freunde wissen natürlich Bescheid, und es ist schön, offen über alles reden zu können.

Und vielleicht dekoriere ich sogar in der Wohnung etwas?


Mehr über die Autorin erfahrt Ihr auf Instagram unter @zusselmama

Später werde ich mal Zezieherin!

Die Tante meines Vaters sagte immer, dass ich mal Autorin werde. Geschrieben habe ich zumindest schon immer gerne.

Ich hatte während meiner Kindheit so viele Berufswünsche. Hebamme wollte ich werden, später doch lieber Polizistin. Und dann hatte ich sogar schon eine Zusage für eine Ausbildung zur Ergotherapeutin, allerdings an einer sehr teuren Privatschule. Designerin wollte ich insgeheim werden, hatte aber nicht den Mut diesen Schritt zu gehen. Und wenn ich mir die Entwürfe unserer Designer heute anschaue, dann schlackern mir vor Ehrfurcht die Ohren. Niemals hätte ich da mithalten können.

Inzwischen habe ich einen Beruf, der meine Interessen und Fähigkeiten optimal vereint. Und das wünsche ich mir für meine Kinder natürlich auch. Dass sie nicht nur einen Job haben, sondern eine Berufung. Einen Beruf, den sie gerne machen.

Tatsächlich mache ich mir um die Zukunft von Sonea nicht so viele Gedanken, wie um die ihres Bruders. Ganz einfach aus dem Grund, dass ihr Weg in gewisser Weise vorgegeben ist. Und die Ansprüche an sie von der Außenwelt niemals ihre Kompetenzen übersteigen werden. Sie wird immer nur positiv überraschen können. Von sich und ihrem Tun. Niemand erwartet von ihr, dass sie ihr Abitur machen und studieren wird. Aber es traut ihr auch niemand zu. Ich auch nicht. Allerdings weiß ich auch um Soneas Fähigkeit zu überraschen und immer wieder zu beweisen, dass viel mehr in ihr steckt.

Meine Sorgen um Soneas Zukunft liegen vorwiegend im Bereich Toleranz und Akzeptanz. Das tun sie sicherlich bei jeder Mutter, wenn sie an die Zukunft ihrer Kinder denken. Diese Angst habe ich natürlich bei Soneas Bruder auch, aber irgendwie doch anders als bei seiner Schwester. Dafür sind meine Gedanken rund um seine Zukunft komplexer. Vielleicht, weil die Möglichkeiten vielschichtiger sind.

Wer uns schon länger folgt, weiß genau wie Soneas Berufswunsch aussieht. Lange war sie fest entschlossen „Doctoa“ zu werden und es gibt wohl kein nützliches Utensil, das in ihrer Arzttasche fehlt. Wie oft haben die Kinder ihre Kinderzimmer schon in ein Krankenhaus umgewandelt und wie oft war der Flur die Straße für den Rettungswagen oder aber Wartezimmer.

Natürlich sehe ich Sonea nicht in ein paar Jahren als behandelnde Ärztin, aber eben auch nicht in irgendeiner Werkstatt. Wieso die Werkstätten für mich als Mutter so abwegig sind, können nur wenige Menschen verstehen.

Ich bin sehr zuversichtlich und habe die Hoffnung an die Inklusion noch längst nicht aufgegeben, auch wenn hier und da sich sehr viel Ernüchterung mit reinmischt. Und ich glaube fest daran, dass es in 10 Jahren eine Möglichkeit geben wird, dass Sonea einfache Hilfsarbeiten im Krankenhaus machen darf. Einfache pflegerische Tätigkeiten, Essensvergabe… gib dem Kind eine Aufgabe und das Gefühl Verantwortung tragen zu dürfen und sie ist gewissenhaft und voll in ihrem Element.

Aber möchte ich das überhaupt? Also, dass Sonea in einem Krankenhaus arbeitet. Während möglicherweise eine Etage tiefer gerade ein werdendes Elternpaar die Diagnose Down-Syndrom bekommt und ihnen eine Abtreibung nahe gelegt wird?

Ein bisschen Zeit hat sie bis dahin ja noch und aktuell steht ohnehin viel mehr im Fokus – wie geht es nach der Grundschule weiter? Einbahnstraße Inklusion? Oder gibt es eine realistische Möglichkeit den inklusiven Schulweg weiter zu gehen?

Vor ein paar Tagen tanzte Sonea einen ihrer beeindruckenden Improvisationstänze durch unser Wohnzimmer und überraschte mich mit den Worten

„Wenn ich erwachsen bin, werde ich Tänzerin. Und Zezieherin im Kindergarten! Zwei Berufe habe ich dann!“.

Und im Gegensatz zu all den anderen Berufswünschen und Zukunftsplänen als Meerjungfrau oder „Jutschub-Star“ meiner Tochter, freute ich mich diesmal wahnsinnig über diese Pläne. Weil sie nicht abwegig, sondern deutlich realistischer sind, als all die anderen, die sie bisher hatte.

Heute war Sonea den Kindergarten besuchen. Diesmal bestand sie aber darauf, dass sie kein „Besucherkind“ ist, sondern „Praktikantin“. Und ich glaube, sie hatte einen wirklich tollen „Arbeitstag“.

Hurra, die Ferien sind da!

Endlich gehen auch die Herbstferien in NRW los.

Die ersten für Soneas kleinen Bruder. Seine ersten Wochen als Schulkind hat er mit sehr viel Begeisterung gemeistern. Unser neuer Alltag hat sich inzwischen gut eingespielt und wie neulich erst eine Mutter zu mir am Schultor meinte „Der ist aber gut angekommen!“.

Recht hat sie! Woran es manchmal noch ein wenig fehlt, ist Tempo. Bei den Hausaufgaben, beim Mittagessen in der Schule… aber drei Seiten lang immer nur Zahlen schreiben, kann auch sehr anstrengend sein… und laaaaaaang…weilig.

Neuerdings bekomme ich nachmittag selbstgemalte Bilder und erste selbst geschriebene Wörter mit nach Hause gebracht. Und Lesen lernen wird hier auch auf eigenen Wunsch geübt. Das bleibt bei einer Familie voller Leseratten nicht aus.

Die ersten Freundschaften sind geschlossen, die ersten nachmittäglichen Verabredungen liegen hinter uns und mit einem seiner neuen Freunde geht Vincent nun neuerdings zum Taekwondo. Mal sehen, ob er sich langfristig dafür begeistern kann.

Auch Soneas Begeisterung für die Schule ist nach den Sommerferien zurück. Vielleicht liegt es daran, dass sie als Drittklässlerin nun offiziell zu den Großen gehört und möglicherweise spielt es auch eine Rolle, dass sie neue Fächer dazu bekommen hat, wie Hauswirtschaft. Davon berichtet sie nachmittags immer ganz aufgeregt.

Bis jetzt ist es noch kein Problem für sie, dass ihr Bruder nun auch in die Schule geht. Aber meistens kommentiert Sonea seine Aufgaben mit „Das ist babyleicht“. Und im Lesen ist sie ja sowieso unschlagbar.

„Hat mein Bruder auch eine Schulbegleitung?“ hat Sonea mich vor einigen Wochen abends im Bett gefragt. Ich war ein wenig überrumpelt und wusste erst nicht so genau was ich darauf antworten sollte, aber dann habe ich ihr einfach gesagt „Nein, so viel Glück hat leider nicht jedes Kind.“ und irgendwie schien sie sich damit zufrieden zu geben.

Die Nachmittage können manchmal lang und diskussionsreich sein, denn man merkt schon, dass die Schule anstrengt. Vincent ist oft neben der Spur und an den Tagen, an denen ich ihn zusammen mit Sonea von der Schule abhole, sind Streitereien auf dem Rückweg vorprogrammiert. Fastso, wie damals, als beide noch im Kindergarten waren. Heute haben wir für den Weg nach Hause, der im Idealfall 15 Minuten dauert, über 30 Minuten gebraucht.

Ich freue mich nun erstmal auf Ferien. Und Urlaub.

*ein bisschen Werbung zum Schluss*

Die beiden Summersweats Selma und Lewis von Miss Patty sind bis Montag noch für lillestoff-Händler vorbestellbar und bald dann auch bei lillestoff erhältlich. Für Sonea habe ich eine Sara von Studio Schnittreif genäht und für Vincent einen Henric von ki ba doo.

 

Heute bin ich Du!

„Ich haaaaasse meeeeeiiiiine Mamaaaaaa… und meinen Brudaaaaaa! Ich hasse Lissy und Papaaaaa…“ dröhnt es, verstärkt durch das Mikrofon der Kinder-Karaoke-Anlage, aus Soneas Zimmer.

Nach ein paar Minuten wird es mir dann doch zu bunt und ich stapfe die Treppen hoch in Soneas Zimmer. „So! Geht das hier auch ein bisschen leiser? Wenn Du uns alle hasst, muss das ja nicht gleich die ganze Nachbarschaft wissen!“.

Inzwischen gehe ich mit diesen Ausbrüchen ganz relaxed um. Zwar erkläre ich Sonea immer wieder, dass es jemand anderen verletzt, wenn sie ihn „Kackaloch“ nennt oder sagt „ich hasse Dich“. Aber ich weiß eben auch, dass Sonea Schwierigkeiten hat ihre Gefühle klar zu formulieren. Sie ist ein Mensch der Extreme. Und The Voice of Germany ist sie auch nicht. Deswegen versuche ich ihren Gesang einfach zu unterbinden.

„Ich werde gleich abgeholt! Ich ziehe heute um und bekomme eine neue Familie!“ sagt sie mit leichter, beschwingter Stimme. Zugegeben, so ganz kalt lassen mich diese Äußerungen auch nicht. Mit einem dicken Kloß im Hals verschwinde ich Augen rollend ihr Zimmer, bevor ich mich noch weiter auf dieses sinnfreie Gespräch einlasse. Oder mich über das Chaos aufrege, das sie schon wieder veranstaltet hat.

Etwas später ist es ruhig. Zu ruhig. Und ich beschließe doch mal nach dem Rechten zu sehen. Die Schlafzimmertür ist geschlossen. Das heißt nichts Gutes. Als ich das Zimmer betrete, begegnen mir einzelne, auf dem Boden liegende Kleidungsstücke und mein halb ausgeräumter Kleiderschrank. Von Sonea keine Spur. Ein wenig nervös betrete ich das Nähzimmer und da steht sie, eins meiner Kleider übergezogen, damit beschäftigt MEINE Strumpfhose anzuziehen.

„Hmmm… warum ziehst Du denn meine Klamotten an, wenn Du mich hasst?“ frage ich irritiert.

„Jetzt liebe ich Dich! Ich möchte Du sein!“ erwidert sie mit ihrem süßesten Lächeln (und als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, den Kleiderschrank seiner Mutter zu plündern).

Wieder verlasse ich Augen rollend das Zimmer. Diesmal mit einem breiten Grinsen, milde über das ausgebrochene Chaos im Schlafzimmer hinweg lächelnd.

Am Abend stelle ich dann fest, dass Sonea auch meine Unterwäsche und meinen BH trägt.

Menschen mit Down-Syndrom haben eine Entwicklungsverzögerung. Mal mehr mal weniger und natürlich in unterschiedlichen Bereichen stärker oder schwächer ausgeprägt.

Aber grundsätzlich ist es so, dass die Entwicklungsschritte verzögert sind, die man stark herbei sehnt, wie das Laufen lernen oder das Sprechen lernen. Dafür kommen die Entwicklungsphasen, auf die man gerne noch ein bisschen länger warten würde, dafür umso pünktlicher.

Das Kleid ist von Kids on the moon und ein PR-Sample. Die Schuhe sind von Boden und selbst gekauft. 

 

Mein Leben mit dem Besonderen #123 Mein Leben als Pechvogel

[Triggerwarnung]

„Glück ist eine Sache der Einstellung!“ Jaja, wie oft habe ich das schon gehört, genau wie „sei nicht so pessimistisch!“. Eines stelle ich immer wieder vergeblich klar: ich bin kein Pessimist, ich bin Realist.

Leider bin ich Realist mit Hang zum Unglück, ein realistischer Pechvogel halt. Mein Leben hat mich nur zu oft gelehrt, je mehr ich mich auf etwas freue, je mehr ich mich auf etwas Gutes einstelle, desto härter ist der Aufprall in der Realität.

Wenn ich so überlege, ging das schon mit 3 Jahren los: „Ich werde große Schwester, juhuuu!“ Und kaum ist der kleine Bruder auf der Welt, habe ich das Gefühl, meine Mutter verloren zu haben. Mein Bruder hat eine Behinderung. Nach der Geburt wurde er direkt mit dem Hubschrauber in ein 2 Autostunden entferntes Krankenhaus gebracht, in dem er die nächsten Jahre viel Zeit verbringt, weil er immer wieder operiert wird. Und natürlich verbringt meine Mutter die Zeit dort mit ihm.

Selbst wenn die Beiden nicht weit weit weg sind, ist Mama berufstätig in 2 Schichten und ich sehe meine immer mal wieder wechselnden Kindermädchen häufiger als sie oder Papa. Der ist Fernfahrer.

Der Vorteil: ich kann mich auf unserem alten Bauernhof und dem riesigen Grundstück relativ frei bewegen und entfalten, selten stört einer. Man ist ja froh, wenn ich mich selbstständig beschäftige.

Früh muss ich nicht nur selbstständig sein, sondern soll auch Verantwortung übernehmen. Immer wenn mein Bruder Mist macht bin ich schuld. Wenn er sich weh tut, bin ich schuld und hey, am Scheitern der Ehe meiner Eltern offensichtlich auch. Allein durch meine Geburt. Jedenfalls bekomme ich auch das schon früh immer mal wieder von meinem Vater vorgehalten.

Mein Vater war Choleriker, immer hat er gebrüllt, viele meiner Freunde mochten mich später nicht einmal mehr besuchen, weil das so beängstigend war. Lästig war es, ja, aber gefährlich war er nun wirklich nicht. Trotzdem konnte ich nachvollziehen, wie meine Freunde sich fühlten.

Ich hatte keine schlechte Kindheit, keineswegs, auch wenn ich eine wachsende Abneigung gegen meinen Vater entwickelte, je älter ich wurde, aber materiell fehlte es mir an nichts. Nur wenn ich andere Familien erlebte, in denen es harmonisch war, in denen Weihnachten gemeinsam gefeiert und nicht gestritten oder vor der Glotze gehangen wurde, war ich etwas wehmütig…
Zum Glück hatte ich immer Freunde, die mich aufgefangen haben.

Mit 17 dann der Beginn einer ganz eigenen Pechsträhne, die sich durch mein ganzes Leben zieht, zusätzlich zu der ganz Allgemeinen: die Schwangerschafts- und Kinderwunsch-Pechsträhne. Mit 17 wurde ich schwanger, trotz Pille und auch an einen Verhütungsfehler kann ich mich nicht erinnern.

Ich habe zwar geahnt, dass da was im Busch ist, als ich 3 Monate überfällig war, denn auch wenn durch Stress durchaus mal eine Periode ausgesetzt oder ich Zwischenblutungen bekommen hatte, war DAS nun wirklich lange.

Es war Sommer, Ende Juni und ich saß am Tisch bei einer Freundin zum Geburtstag und völlig unvermittelt fragte ihre Mutter mich vor allen Anwesenden (nur mein Freund war an diesem Tag nicht dabei), ob ich denn inzwischen meine Tage hätte und wie lange ich bereits überfällig sei. Ihre Reaktion auf meine Antworten: „Na, dann fange ich schonmal an Strampler zu stricken!“. Das war der Moment, in dem ich selbst auch anfing, an eine mögliche Schwangerschaft zu glauben und mir vornahm, die nächsten Tage mal zu testen. Doch am Folgetag musste ich noch zum Geburtstag meines Neffen und war anschließend mit meinem Freund verabredet.

Schon bei meiner Schwester hatte ich die ganze Zeit Magenschmerzen und zu Hause bekam ich höllische Unterleibschmerzen. Mein Freund war zu spät und nicht erreichbar, was mir in dem Moment nur recht war. Nach einer Weile ging ich auf Toilette und plötzlich war überall Blut. Obwohl ich das noch nie erlebt und mich nie damit beschäftigt hatte, wusste ich sofort, was da los war. Ich schrie. Mein Vater kam hoch und ich warf ihm die Tür vor der Nase zu.

Statt Verständnis zu haben, dass ich DAS nicht mit einem Mann teilen will, war er beleidigt und als er von meiner Mutter informiert wurde, was passiert ist, war seine lautstarke Reaktion für mich der Anlass SOFORT raus zu müssen: „Soll sie doch froh sein!“ Ich ließ mich abholen und bei meiner Freundin vom Vortag absetzen. Mein Freund nach wie vor nicht erreichbar, den ganzen Tag nicht mehr.

Am nächsten Tag bei der Frauenärztin null Einfühlungsvermögen, erst nach mehrmaliger Nachfrage die Bestätigung, dass es sich um eine Fehlgeburt gehandelt hatte und ein paar abfällige Bemerkungen, die mir das Gefühl gaben, ich sei schon öfter schwanger dort gewesen und auch anschließend keinerlei Beratung.

Dieses Erlebnis war so prägend, dass ich Jahre später, als ich aktiv in der Kinderplanung steckte, ernsthaft Sorge hatte, dabei könnte etwas kaputt gegangen sein, denn auch nach 1,5 Jahren intensiver Versuche war ich nicht schwanger. Um so größer die Freude, als ich nach ziemlich genau 2 Jahren, über 7 Jahre nach der ersten Fehlgeburt, einen positiven Test in der Hand hielt.

Die Freude war so riesig, dass wir im Kopf schon alles durchplanten, bevor wir überhaupt beim Arzt waren. Die Freude hielt nicht lang, wenige Tage nach dem Test bekam ich Blutung, eine Woche später verlor ich auch dieses Kind, was meine Ängste, ich könne gar keine Kinder bekommen, noch vergrößerte. Trotzdem versuchten wir es bald erneut und diesmal klappte es nach 6 Monaten und alles schien gut zu laufen.

Selbst die magische Grenze der 12. Schwangerschaftswoche passierten wir ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Bis zur großen Mutterschaftsuntersuchung in der 16. Woche. Bis hierhin bin ich zu keinem Termin allein gegangen, zu groß war die Angst, doch nun dachte man ja, man hätte das Schlimmste hinter sich und so stieg ich freudig auf die Liege. Die Freude hielt ein paar Minuten, bis die Ärztin aufhörte zu beschreiben, was sie sich ansah und ich wurde nervös.

Ich wartete geduldig, aber schon sehr beunruhigt, dass sie den Ultraschall beendete und dann erklärte sie gar nicht viel, nur, dass sie eine Auffälligkeit am Kopf gesehen habe, die aber nichts bedeuten müsse. Trotzdem würde sie mich JETZT SOFORT zur Prenataldiagnostik schicken, um das abzuklären.

Mein Mann war arbeiten, sonst hatte ich keinen. Denn für meinen Mann war ich 200 km von meinen Freunden und meiner Familie weggezogen. Ich war vollkommen allein. Und vollkommen allein musste ich nun von meiner Frauenärztin aus mit Bus und Bahn in die nächste größere Stadt in die gynäkologische Tagesklinik, nicht wissend, warum genau.

Ich weinte, ich nahm mein Handy und weinte in den Hörer, die ganze Fahrt, so war ich abgelenkt, war zumindest mit meinen Gedanken nicht allein. Am anderen Ende meine Schwester, weit weit weg, hilflos, wie ich.

In der Klinik eine sehr nette, einfühlsame Ärztin. Doch am Ende der Untersuchung konnte sie das, was sie über mein auf dem Bildschirm fröhlich winkenden Kind zu sagen hatte, nicht angenehm verpacken: „Das Kind ist außerhalb des Mutterleibs nicht lebensfähig“. Der Raum wurde schwarz, ich schrie, schrie, schrie und dann hatte ich das Gefühl zu ersticken. Ich weiß noch, dass die Ärztin ihre Babysitterin anrief, dass sie später kommt, um bei mir bleiben zu können und dann rief sie meinen Mann auf der Arbeit an.

Die Fehlbildung, die die Ärztin festgestellt hat, nennt sich Anencephalie. Unser Kind hatte keine Schädeldecke und nach und nach würde das Fruchtwasser die Hirnmasse zersetzen, bis nur noch das Stammhirn übrig ist, was das Kind innerhalb des Mutterleibs am Leben erhalten und weiter wachsen lassen würde, doch nach der Geburt hätte es absolut keinerlei Überlebenschance. Ich könne mich entscheiden, ob ich austrage oder die Schwangerschaft abbreche.

Am nächsten Tag sollten wir zur humangenetischen Beratung. Das Fruchtwasser? Das, was mein Kind im Bauch doch eigentlich schützen sollte, würde es nun am Ende umbringen? Das war kaum greifbar. „Das Hirn meines Kindes löst sich in meinem Bauch auf?“ Ich wollte mich übergeben und mein erster Impuls war „Mach das weg! Jetzt! Sofort!“ Bis sie mir erklärte, dass ich das Kind in jedem Fall auf normalem Weg zur Welt bringen muss, egal ob jetzt oder nach 40 Wochen und mindestens 3 Tage Bedenkzeit vor dem Eingriff gesetzlich vorgeschrieben sind. „Will die mich verarschen?“.

Mein Mann trauerte und mein noch immer wachsender Bauch, die Kindsbewegungen, die ganze Schwangerschaft waren für ihn nicht mehr existent, ich war damit vollkommen allein und das mitten in der Prüfungsphase.

Ich war gerade dabei, meine Schulabschlüsse nachzuholen. Also beschloss ich, nichts zu unternehmen, bis ich die Abschlussprüfungen hinter mir habe und 6 Wochen nach der Diagnose ging es dann ins Krankenhaus zur Einleitung. Ich fühlte mich, wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank. Gern hätte ich alles abgebrochen und doch ausgetragen, doch so allein, wie ich die letzten 6 Wochen damit gewesen war, hätte ich das weder psychisch, noch physisch durchgehalten.

Wie es sich für einen waschechten Pechvogel gehört, lief in der Klinik, die ich auf Anraten der Humangenetikerin aufgesucht hatte, eben weil die Erfahrungen mit Fällen wie mir hatten, so ziemlich alles schief. Bei der Einleitung hieß es, es kann zwar bis zu 3 Tage dauern, aber in der Regel ist nach 24 Stunden alles vorbei. Muss ich wirklich erwähnen, dass meine Tochter erst an Tag 3 kam? Und nicht nur, dass es lange dauerte. Dazu kam noch, dass im Krankenzimmer über 30°C waren, ich am ersten Tag bereits hohes Fieber, Erbrechen und Durchfall bekam und einen wenig einfühlsamen Arzt, der sich sogar noch über mich lustig machte, wenn er mir beim Abtasten des Muttermunds nach 2 Tagen Einleitung weh tat.

Abends um 20 Uhr an Tag 2 platze die Fruchtblase. Das fühlte sich erst an, als käme der Kopf direkt auf Toilette mit raus, bevor die Blase dann wirklich riss. Die diensthabende Ärztin versicherte mir, das könne gar nicht passieren, das Kind flutscht auch in der 22. Woche nicht einfach so auf der Toilette raus und sie verlegte mich natürlich nicht in den Kreißsaal, denn sie war außerdem davon überzeugt, ich würde schon rechtzeitig bemerken, wenn es wirklich losgeht. Ziemlich genau 12 Stunden später passierte genau das: meine Tochter wurde kopfüber in die Toilette geboren.

Wieviel würdeloser hätte es noch sein können? Dann fuhr man mich direkt, noch mit Nachgeburt im Bauch und Nabelschur zwischen den Beinen, in den OP zur Ausschabung. Bis heute versteht auch kein Arzt, warum das so gemacht wurde. Warum ich nicht erst in Ruhe Abschied nehmen und zumindest versuchen durfte, die Plazenta eigenständig abzustoßen.

Als ich aus der Narkose erwachte, wurde mir mein Kind gebracht und ich hätte sie vor Schreck fast fallen lassen, als sie mir in den Arm gelegt wurde, denn sie war bereits gekühlt. Keiner kann sich vorstellen, wieviel schlimmer sich das anfühlt, sein totes Kind im Arm zu halten, wenn es direkt aus dem Kühlschrank kommt. Auch das war laut Ärzten trotz der Temperaturen nicht notwendig! Auch sonst war alles sehr lieblos, kein Mützchen um den deformierten Kopf, der oberhalb der Augenbrauen ohnehin endete und statt z.B. einer weißen Mullbinde als Unterlage im Körbchen, einer dieser blau/weiß-gestreiften Einmal-Putzlappen, die ich bis heute nicht wieder ansehen kann, ohne einen Kloß in der Brust zu bekommen.

Ein halbes Jahr später wurde ich wieder schwanger, unsere Tochter war inzwischen in einem Sammelgrab bestattet worden, auch wenn sie nach Aussage meines Vaters ja ohnehin kein Mensch gewesen sei und somit auf den Klinikmüll gehört hätte.

Und auch wenn das sehr schnell klingt, war der Zeitpunkt für uns in Ordnung und es fühlte sich auch nie so an, als würden wir unsere erste Tochter ersetzen. Endlich waren sogar genetische Untersuchungen gemacht worden, die uns zeigten, dass wir bisher tatsächlich einfach Pech hatten, denn genetisch waren wir beide vollkommen unauffällig. In der 12. Woche, bis zu der wieder alles wie geplant verlief, wurden wir direkt zur Prenataldiagnostik geschickt, eigentlich nur, um die Anencephalie diesmal auszuschließen und uns entsprechende Ängste zu nehmen. Leider sollte es wieder anders kommen.

Die Nackenfalte war zu dick, der Oberschenkelknochen zu kurz, das Nasenbein fehlte, außerdem sah man einen sogenannten White Spot im Herzen. Der Computer spuckte Wahrscheinlichkeiten aus. 1:4 für Trisomie 21, was für uns von Anfang an nie ein Abtreibungsgrund gewesen wäre, aber eben auch 1:21 für Trisomie 13 und 18, weshalb mein Mann mich, eigentlich gegen meinen eigenen Willen, drängte, eine Fruchtwasseruntersuchung machen zu lassen.

Er wollte die Beiden ausgeschlossen haben. In der 15. Woche dann die Gewissheit: Down Syndrom. Hier also Glück im Unglück und trotzdem vollkommene Ratlosigkeit bei der Humangenetikerin. Ihrer Aussage nach sei die Wahrscheinlichkeit für einen 6er im Lotto höher gewesen, als die, dass es schon wieder uns trifft. Sei´s drum. Mit diesem Ergebnis konnten wir leben.

Heute ist meine Tochter fast 7, wurde gerade eingeschult. Ihr mitgelieferter Herzfehler wurde vollständig behoben und sie ist körperlich sehr fit, nur an der Sprache hapert es.

Wir haben noch ein weiteres Kind bekommen, einen Jungen und ja, er ist kerngesund und die Schwangerschaft war unauffällig.

Vom Vater der Kinder lebe ich allerdings seit 2 Jahren getrennt. Wenn ich ehrlich bin, haben wir eigentlich überhaupt nur wegen der ganzen Schicksalsschläge so lange durchgehalten, sonst hätten wir uns viel viel früher getrennt.

Ich bin mit den Kindern zurück in meine Heimat, zu meinen Freunden und meiner Familie. Hier habe ich all die Unterstützung, die mir die ganzen Jahre gefehlt hat. Seit einem Jahr habe ich auch einen neuen Partner, der es zwar wirklich nicht leicht mit mir hat, sich aber sehr geduldig zeigt und den meine Kinder inzwischen auch sehr ins Herz geschlossen haben.

Als waschechter Pechvogel könnte ich aus den letzten 2 Jahren noch so manches von fiesen Vermietern, desinteressierten Hausverwaltern, bösartigen Hausmeistern, verschwindender Post, vergeblicher Wohnungssuche,… etc. erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Mein Leben war nie „normal“, ICH war nie „normal“, aber das wollte ich auch nie sein. Meine Kinder haben mich gelehrt, auch kleine Dinge zu schätzen zu wissen und etwas offener zu sein, genauso aber auch, vorausschauend zu bleiben.

Wie eingangs schon gesagt, ich bin realistischer Pechvogel, ich rechne aus Erfahrung immer mit dem Schlimmsten, aber hoffe auf das Beste. Meistens bin ich am Ende mit irgendetwas in der Mitte absolut zufrieden.

Mehr erfahrt Ihr auf der Seite Zoe – irgendwie anders und doch so normal.

Zeit für eine Reise… ins Feenland!

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit TOMY entstanden. Die Meinungen, Inhalte und Bilder sind unsere eigenen.

Der schleichende Beginn der Pubertät hat uns eiskalt und unvorbereitet erwischt. Wie das eben so mit den Phasen der Kinder ist. Sie schleichen sich leise in Euer Familienleben, poltern dann wie ein Unwetter los und ebben plötzlich wieder ab. Fast unbemerkt. Es ist ein bisschen wie so wie bei einem CTG mit regelmäßiger Wehentätigkeit. Wenn man froh ist, dass eine Wehe rum ist, bahnt sich schon langsam die nächste an.

Die vergangenen Monate waren nicht nur für uns eine große Herausforderung, sondern waren und sind es vor allem auch für Sonea. Sie setzt sich mit sich selbst auseinander und findet sich nicht immer zurecht. Sie weiß, dass sie anders ist und steht sich oft selbst im Weg. Frustriert, oft wütend und manchmal unglaublich traurig. Im nächsten Moment ist alles wieder prima und fast so, als wäre Minuten zuvor nichts gewesen. Ein Wechselbad der Gefühle, das überfordernd sein kann. Für sie und für uns alle.

Die Eiskönigin haben wir zum Glück hinter uns gelassen. Nur noch selten grölt es lauthals aus Soneas Zimmer „Ich lass loooos! Lass jetzt looohoooos…!“, dafür regelmäßig

„I’ve got a special power
that I’m not afraid to use.

So come on this is my adventure
and this is my fantasy,
it’s all about living in the ocean,
being wild and free.

Cuz I’m no ordinary girl.
I’m from the deep blue underworld,
land or sea
I’ve got the power if I just believe…“*

Dazu gibt es inzwischen eine ausgefeilte und beeindruckende Choreografie.

Die Prinzessinnen liegen auf Eis. Die Hexen drehen ihre Runden alleine um den Blocksberg. Denn aktuell befinden wir uns in der „deep blue underworld“ oder die genauen Koordinaten – in der Unterwasserwelt von Mako Island.

Sonea hat das Meerjungfrauenfieber gepackt und ich glaube, es ist genau das, was sie gerade braucht, um sich mit ihrem eigenen Ich zu arrangieren.

Anderssein und die einhergehenden körperlichen Veränderungen sind immer eine große Herausforderung im Leben und da ist es allzu verständlich, dass Sonea sich Vorbilder und Ideale sucht, die ebenfalls anders sind.

Meine Tochter möchte also aktuell unbedingt eine Meerjungfrau sein und jedes Mal, wenn sie in der Badewanne liegt, gibt es nicht nur eine große Überschwemmung, sondern auch ein lautes Jubelgeschrei „Ich habe es fast geschafft! Guck! Mir wächst bald schon ein Fischschwanz!“.

Die Meerjungfrauen-Phase, die wir gerade durchleben, macht es Sonea leichter sich mit ihren körperlichen Veränderungen auseinander zu setzen.

Manchmal wünsche ich mir aber einfach nur Bibi Blocksberg zurück. Oder meinetwegen auch Conni mit der roten Schleife im Haar. Denn dieses „Eintauchen in zauberhafte Welten“ kann auch so unglaublich anstrengend sein.

Nicht nur, wenn wieder das halbe Badezimmer unter Wasser steht, sondern auch, wenn man wieder mal eine Mischung aus Mehl, Spülmittel, Öl und anderen Dingen findet, die in der Küche schnell griffbereit waren. „Naaaaiiiiiiin Mama! Ich braaaauuuuche das! Ich muss mein arktisches Marshmallow fertig machen!“. Oder sie sitzt vor einem Glas Wasser und versucht das Wasser mit ihren magischen Kräften zu verändern.

Und dann bin ich zwischendurch auch einfach nur dankbar für ein bisschen Abwechslung durch Ladybug oder Mia and Me und abends dann Leonie Looping.

Ich kenne ein Mädchen, das vor ziemlich genau 30 Jahren versucht hat die Zaubersprüche von Bibi Blocksberg nachzuhexen. Oder sich einen Umhang wie Rüdiger, der kleine Vampir gewünscht hat. Fest davon überzeugt damit fliegen zu können.

Mit dem Wissen darum, habe ich direkt wieder mehr Verständnis für Soneas nach einem Fischschwanz oder Superkräften.

Es sind immer wieder magische Zauberwesen, die meine Tochter umgeben und in dessen Welt sie sich flüchtet. Ihre Reisen nach Centopia sind mir aber irgendwie immer noch lieber als die nach Mako Island.

Ich mag es, wenn Sonea mal wieder kleine Feenflügel wachsen und ein bisschen Feenstaub und Elfenglitzer durch unsere Wohnung fegt.

Vielleicht, weil ich selbst am liebsten an den Zauber kleiner Elfen glauben würde. Möglicherweise, weil mich kleine Wichtel in meiner Kindheit während der Weihnachtzeit begleitet haben. Aber ganz sicher auch deshalb, weil diese Elfen- und Feen-Phasen hier nicht so ausgereizt werden und immer wieder auf zauberhafter Art und Weise aufkommen und genau so wie von Zauberhand wieder verschwinden.

Für ihre kleinen Ausflüge in andere Welten, in denen Feen, Elfen und andere wundervolle Geschöpfe zu Hause sind, hat Sonea nun einen kleinen Garten in ihrem Zimmer gepflanzt.

My Fairy Garden von TOMY regt nicht nur die Phantasie an und fördert die Kreativität, sondern weckt auch das Bewusstsein für die Natur. Denn mit dem Bepflanzen des Feengartens lernen die Kinder auf spielerische Art und Weise etwas über die Magie der Natur. Die zauberhaften Figuren und Feen unterstützen dies auf phantasievolle Art und Weise.

Ich bin gespannt, ob unser Garten eine Chance hat. Oder ob Sonea alles unter Wasser setzt, in der Hoffnung, dass sich die Feen in Meerjungfrauen verwandeln. Oder aber Ihr das schwierige Rezept vom arktischen Marshmallow mithilfe der Blumenerde noch gelingt.

Aber da ist ja auch  noch die kleine Geheime Feentür, die ihre Fußleiste seit einiger Zeit ziert und die es ihr ermöglicht zu jeder Jahreszeit in ihre kleine Feenwelt zu flüchten. Fern von all diesem Hokuspokus, den die reale, manchmal ungerechte Welt umgibt.

* Songtext „No ordinary girl“ von Kate Alexa

Eine Entscheidung fürs LEBEN

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Lotte Martens entstanden. Die Inhalte, Meinungen und Bilder in diesem Beitrag sind unsere eigenen.

Als Sonea geboren wurde, waren wir die ersten in unserem Freundes und Bekanntenkreis, die ein Kind bekommen hatten. Und natürlich auch die ersten, mit einem Kind mit Behinderung.

Statistisch gesehen waren alle anderen aus dem Schneider, witzelten wir rum und waren uns auch sicher, hofften natürlich für alle, dass sie sich auf die Geburt ihres Kindes bedingungslos freuen können. Dass die ersten Wochen schlafloser Nächte nicht auch noch geprägt sein würden von Traurigkeit und Angst.

Statistisch gesehen hatten wir eine Chance von 1:10 auf ein Kind mit Down-Syndrom. Das wussten wir aber zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Und auch nicht, dass genau diese Wahrscheinlichkeit bei uns sofort zuschlagen würde.

Auch in unserem Freundeskreis gab es später die Wahrscheinlichkeit hier und da und sogar die ganz bestimmte Diagnose von 99 % Wahrscheinlichkeit. Die Statistik fragt nicht wo sie anfangen soll zu zählen. Und die Pränataldiagnostik kann manchmal ein ganz schöner Miesepeter sein.

Während ich mir nach Soneas Geburt anfangs immer wieder einfach nur gewünscht habe aus diesem Albtraum aufzuwachen und mein Kind ganz normal sein könnte, ohne dieses winzig kleine Extra-Chromosom, kann ich sie mir heute gar nicht mehr anders vorstellen.

Es gibt Tage, an denen ist Sonea so groß, so vernünftig, so völlig normal und altersentsprechend. Und dann gibt es diese Momente, in denen verhält sie sich total irrational, wie ein Kleinkind. Es ist unberechenbar und nicht immer nachvollziehbar. Aber es ist eben auch ein Teil von Sonea.

Sie ist nicht die typische Neuneinhalbjährige, die man auch mal alleine lassen kann, um kurz einkaufen zu fahren, um den Hund mal eben eine Runde um den Block zu scheuchen oder um den Bruder von der Schule abzuholen. Sie kann Verantwortung übernehmen, aber man sollte nicht darauf vertrauen.

Doch unterm Strich können uns sehr glücklich schätzen, dass sie ist, wie sie ist und gesundheitlich keine großen Beeinträchtigungen hat, die ihr zusätzlich das Leben erschweren und uns Kummer bereiten.

Wir selbst nehmen Soneas Behinderung so gut wie gar nicht wahr. Sie ist meistens nur Statist in unserem Familienalltag. Ihren großen Auftritt als Drama Queen hat sie oft erst, wenn wir uns außerhalb unserer Komfortzone in der Öffentlichkeit bewegen.

Schon sehr oft wurde ich gefragt „Wie hättest Du Dich entschieden, wenn Ihr es >>vorher<< gewusst hättet?“ oder eben „Habt Ihr es >>vorher<< gewusst?“. Ich kann diese Frage zu dem Vorher nicht beantworten. Will ich auch gar nicht. Weil es einfach in unserem Leben keine Relevanz hat. Weil es kein Vorher gab.

Ich bin dem Leben so dankbar dafür, dass wir keine „Vorher“ Entscheidung treffen mussten. Ich stelle mir das grausam vor. Ärzte, die auf Dich einreden. Familienmitglieder, Freunde, Bekannte… alle mit einer Meinung. Und dann bist da Du, seid Ihr, die eine Entscheidung für oder gegen dieses Leben treffen müsst.

Hätte es ein „vorher“ gegeben, gäbe es sicherlich heute Leute, die mir in schweren Situationen sagen würden „Du hast es ja so gewollt“. Und hätte ich mich damals dagegen entschieden, müsste ich mein Leben lang mit dieser Entscheidung leben und es gäbe immer wieder Situationen, die mich daran erinnern, dass ich mich gegen dieses Leben entschieden habe, nur weil da so ein Extra-Chromosom dazwischen gefunkt hat. Ich glaube, daran wäre ich zerbrochen.

Ich bin so unendlich dankbar für diesen besonderen Menschen in meinem Leben. Ich bin dankbar für all das, was ich durch Sonea lernen durfte und mit meinem Wissen von heute wüsste ich definitiv wie ich mich entscheiden würde, würde ich diese Diagnose „vorher“ bekommen.

Man weiß aber vorher nie wie es am Ende wird. Das bekomme ich so oft zu hören.

Stimmt! Das weiß man nie. Egal, ob das Kind völlig normal oder mit einer chromosomalen Veränderung geboren wird. Ein Kind verändert immer, so oder so. Und es ist auch jedes Mal die gleiche Verantwortung, die man mit der Geburt eines Kindes übernimmt.

Ich würde niemanden in seiner Entscheidung reinreden. Weder vorher, noch nachher. Es ist nicht meine Entscheidung. Aber ich denke, dass die Menschen viel zu sehr in eine Richtung gedrängt werden und die Entscheidung gegen die Geburt eines Kindes mit dem Down-Syndrom viel zu selbstverständlich und viel zu „einfach“ gemacht wird. Sofern man überhaupt von „einfach“ bei einer Spätabtreibung sprechen kann.

Praena- und Harmony-Tests werben damit, dass man Chromosomenstörungen bereits in der frühen Schwangerschaft feststellen kann. Allen voran immer das Down-Syndrom, das gerne in der gesamten Schwangerschaft als DER Angstmacher schlechthin genutzt wird. Dabei ist so ein Down-Syndrom wirklich das kleinste Übel.

Mich erreichten in den vergangenen Jahren immer wieder bewegende Nachrichten. Dabei waren auch die unglaublichsten Erfahrungen mit der Pränataldiagnostik. Aber vor allem waren viele Menschen dabei, denen wir scheinbar viel Mut gemacht haben, die sogar trotz eines Risikos, keine Angst vor dem Down-Syndrom hatten. Manche haben sich sogar gegen weitere Untersuchungen entschieden, weil sie das Kind so nehmen würden, wie es ist. Meistens folgte Monate später dann die Nachricht, dass alle gesund und munter sind.

Mein Leben mit dem Besonderen ist vor Jahren daraus entstanden. Und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn wir diese Blog-Reihe mit EUREN Geschichten weiterführen können, um zu zeigen, dass es gar nicht so besonders ist besonders zu sein Oder dass es auch besonders schön sein kann besonders zu sein. Aber vor allem, dass besonders kein Synonym für „behindert“ ist.

Noch ein bisschen zu Soneas Outfit…

Im Frühjahr durfte ich bereits die außergewöhnlichen Stoffe von Lotte Martens kennenlernen. Auf dem lillestoff-Festival war Lotte mit ihrem Team dann als Aussteller vertreten und hat ihre wunderschöne Stoffvielfalt und die wunderschönen Stoffe mit Metallicdruck mitgebracht. Ganz neu im Sortiment sind die ausgefallenen Gummibänder, mit denen man ganz schnell einen Ruckizucki-Rock nähen kann.

Wir durften zum Launch des neuen Lotte Martens Webshops ein paar Stoffe testen. Dabei ist aus dem Elastic Band Muse Fluo Yellow und dem LOPINI 07 FLUO Jacquard ein toller Rock entstanden. Passend dazu gab es noch aus dem GRUS 04 Crêpe ein neues Fransentuch.

Wenn Ihr auf der Suche nach eleganten und ganz besonderen Stoffen seid, kann ich Euch den Webshop von Lotte Martens wärmstens empfehlen. Auch für mich habe ich etwas genäht. Das zeige ich dann auch ganz bald schon hier.