Monate: September 2016

Mein Leben mit dem Besonderen #79 Lerntherapie

Ich musste immer viel lernen, dennoch machte ich das Abitur und studierte. Es gab Lehrer, die ich mochte, es gab aber auch die, die ich gar nicht mochte. Dann wurde ich Mutter zweier Kinder. Als meine Tochter in die Schule kam, wurde schnell klar, dass es sehr schwer werden würde. Sie hatte eine Lese-Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche. Die Hauptursache ist ihre Beidhändigkeit, hervorgerufen wahrscheinlich durch einen kurzzeitigen Sauerstoffmangel während der Geburt. Meine Tochter besuchte noch die 1. Klasse, als die Lehrerin mir sagte, dass meine Tochter nie mehr als die Hauptschule schaffen würde. Heute spricht meine Tochter vier Sprachen und studiert BWL. Später kamen die Probleme meines Sohnes dazu, der hochbegabt ist und sich in der Schule oft langweilte oder mit den Lehrern anlegte. Als meine Kinder die Schule beendeten, war ich gerade arbeitslos. Irgendwie wusste ich plötzlich, dass ich Lerntherapeutin werden musste. So viele Jahre las ich alles, was es zu diesem Thema gab, besuchte ich Lehrerfortbildungen, leitete eine Selbsthilfegruppe, kurzum war zu einer Expertin geworden. Ich studierte zwei Jahre lang Psychologie, ließ mich zur …

RUMS mit Re(tro)vival oder aber alte Verbündete

Das Jenke-Experiment ist ein Grund, der mich Montag abends vor den Fernseher zieht, obwohl ich sonst eher wenig fernsehe. Auch diesen Montag oder vor allem diesen Montag. Es ging um Magersucht. Ein Thema, das mir sehr vertraut ist. Das jahrelang auch ein Teil meines Lebens war. Auch wenn dieses Kapitel heute glücklicherweise keine Rolle mehr in meinem Leben spielt, wahrscheinlich, weil ich mein Ventil in meiner eigenen Familie gefunden habe, erinnere ich mich noch gut an diese Zeit. Ich weiß noch wie es sich anfühlt zu hungern, weiß welche Stärke es einem verleiht und dieses Kontrollgefühl – es gehört nur Dir allein und Du hast es voll und ganz unter Kontrolle. Ich erinnere mich an meinen (optisch) totalen Tiefpunkt, abgemagert auf 32 Kilo und das Wissen, wenn ich nicht augenblicklich anfange zu Essen, der morgige Tag im Sarg endet. Der Tod zum Greifen nah. Und auch, wenn Essen heute kein zentrales Thema in meinem Leben spielt (außer vielleicht Schokolade… das ist meine Schwachstelle), erinnere ich mich noch genau an die Zeit, in der sich mein …

Verblüffend, toll und einzigartig!

Vorgestern hat der Löwe seine Gabe „Dinge im Schlaf zu lernen und plötzlich zu können“ mal wieder unter Beweis gestellt, indem er einfach auf sein Fahrrad gestiegen ist, in die Pedalen trat und losfuhr. Als wäre es das Normalste auf der ganzen Welt ohne Stützräder Rad zu fahren. Vor zwei Wochen hatte der Löwe den Wunsch nach einem richtigen Fahrrad geäußert und war nicht besonders angetan, dass wir das Rad auch noch mit Stützrädern ausstatteten. Ich glaube, sie waren mehr Stütze für unsere Nerven als zur Sicherheit vom Löwen. Gestern Morgen wollte der Löwe dann mit seinem Laufrad und nicht mit dem Fahrrad in die Kita. Denn, dass er nun richtig Fahrrad fahren kann, sei ja schließlich ein Geheimnis! So ist er, mein Sohn. Immer wieder verblüffend und so völlig anders als seine große Schwester. Die beeindruckt natürlich auch immer wieder mit ihrem Können. Vielleicht jetzt nicht unbedingt mit dem Radfahren, aber ich bin mir sicher, dass das nach dem Erfolg ihres Bruders nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. So ist sie eben, meine Tochter. …

Rückblick auf ein Jahr inklusive Schule – wie Tivoli!

Vor ziemlich genau zwei Jahren standen wir noch ganz am Anfang unserer Odyssee und auf der Suche nach einer geeigneten Schule für Sonea. Wie gerne hätte ich mein Kind einfach an einer der drei nahegelegenen Schulen angemeldet. An der, die mir am besten für mein Kind gefallen hätte. Aber wenige Telefonate und einen Hospitationstermin später, kam die Ernüchterung – wenn wir die Inklusion wirklich wollen, müssen wir nehmen was kommt. Eine einzige Grundschule im Umkreis von 10 Kilometern war bereit das Abenteuer Inklusion auf sich zu nehmen und das zweite Jahr in Folge ein Kind mit dem Down-Syndrom zu beschulen. Unsere Alternative wäre die Förderschule gewesen. Insofern praktisch, weil sie direkt um die Ecke ist und somit fußläufig erreichbar. Mein Bauchgefühl sagte mir aber, dass das nicht unser Weg sein wird und wir zunächst einmal den steinigeren Weg ausprobieren. Dass uns so viele Steine in den Weg gelegt werden, bevor wir diesen Weg erst einmal betreten haben, hätte ich nicht gedacht. Es war kräftezerrend und es gibt nichts zermürbenderes als kurz vor Schulbeginn immer noch …

Mein Leben mit dem Besonderen #78 Wenn Feinde Freunde werden

Kling nach einer Allerwelts-Story. Ist sie irgendwie auch. Nur, dass viele Menschen es gar nicht wissen. Ich bin die Alex, 29 Jahre alt und war eine von aktuell 7,5 Millionen Menschen in Deutschland. Eine große Zahl nicht wahr? Aber welcher Personenkreis wird diese Summe zugeordnet. Mal sehen, ob Sie es herausfinden. Ich beschreibe einen ganz normalen Tag aus meiner Vergangenheit. Der Wecker klingelt, ich bin nervös, denn heute steht die Sozialpädagogik Arbeit an. Das wird ein „Spaß“ werden.  Kurz bevor ich meine Wohnung verlasse, suche ich noch mein Spickzettel zusammen, auf dem ich mit unsichtbarer Tinte geschrieben habe. Bloß nicht den Schwarzlichtstift vergessen. Den restlichen Abend gestern habe ich schließlich damit verbracht Wort für Wort auf diesen Zettel zu schreiben. Habe gesucht und gesucht bis ich sie alle zusammen gejagt habe. Meine Feinde. In der Schule haben meine Mitschüler alle Spickzettel, aber sie haben sich die Antworten abgeschrieben. Seltsam, noch nicht mal richtig spicken kann ich. Ich kenne doch die Antworten, schließlich habe ich gelernt. Aber meine Feinde hindern mich daran, sie zu Papier zu bringen. …

lillestoff-Festival und jättefint Event 2016

Das Wochenende war Reizüberflutung pur. Aber im positiven Sinne, denn es fand zum dritten Mal in Folge das lillestoff-Festival statt. Dieses Jahr mit einem kleinen Perspektivenwechsel für mich, denn ich durfte diesem großartigen Spektakel diesmal nicht als Gast, sondern als Mitarbeiter beiwohnen. Eigentlich müssten auf diesem Bild noch unendlich viel mehr Menschen zu sehen sein, aber es ist eins von ganzen zwei Malen im Photo Booth zusammen mit Emilea, Frau Schnittchen, tausendbunt, SUSAlabim und Frau Lottemotte. Das war sehr spannend und ich hatte mindestens genau so viel Spaß wie in den Vorjahren. Und letztendlich muss ich die durchweg positiven Eindrücke wie jedes Jahr erst einmal nachwirken lassen, bis ich eigene Worte dafür finde. Aber am besten bringt das Video die Stimmung des lillestoff-Festivals rüber: Und auch, wenn der Job ganz klar vorgeht und ich glücklicher Weise ganz viel Hobby mit meinem Beruf vereinen kann, hätte ich mich am Wochenende am liebsten zweigeteilt. Ein bisschen fühle ich mich noch so als hätte ich es tatsächlich. In den letzten Tagen war nicht nur das lillestoff-Festival 2016 in …

Mein Leben mit dem Besonderen #77 Leben mit starker Schwerhörigkeit

Hallo, ich heiße Conny und bin eine 36 jährige Turner-Frau. Nein um Gottes willen, ich bin zwar eine lebenslustige Kämpferin aber nicht besonders sportlich. Mit 13 Jahren stellte man bei mir das Ullrich – Turner –Syndrom fest. Die Betroffenen nennen sich selber gerne Turner-Frau. Es heißt mir fehlt  durch eine kleine Laune der Natur das zweite weibliche Geschlechtschromosom. Doch damit kann man gut leben, auch wenn ich nur 1,55m groß bin (trotz Wachstumshormone) und keine Kinder bekommen kann. Die größte Auswirkung hat es bei mir leider auf meinen Ohren. Durch erhöhte Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen hatte ich bereits mit 4 Jahren eine starke Schwerhörigkeit. Zuerst auf einem Ohr, dann auch auf den anderen Ohr. Mit 7 Jahren bekam ich mein erstes Hörgerät. Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht was es heißt nicht mehr gut oder gar nichts mehr zu hören? Meistens macht man sich ja leider erst Gedanken wenn etwas nicht so funktioniert wie es sein sollte.  In einer Deutschstunde war es mal meine Aufgabe eine sinnliche Geschichte zu schreiben und ich nutzte dafür mein …

RUMS mit viel Vorfreude

Wen von Euch sehe ich denn am Wochenende beim lillestoff-Festival? Das dritte Mal findet dieses tolle Nähfestival inzwischen statt und ich war jedes Mal mit dabei. Die ersten beiden Male als Gast und dieses Wochenende als Mitarbeiter. Das ist schon ein komisches Gefühl. Ich bin mindestens genau so aufgeregt wie die Vorjahre und voller Vorfreude auf viele bekannte Gesichter, Menschen, die mir über die Jahre ans Herz gewachsen sind und Leute, die ich schon immer mal persönlich kennenlernen wollte. Im letzten Jahr habe ich bereits für meine Kollegin Nele, deren Elternzeitvertretung ich mache, die Festival-Bilder auf der lillestoff-Facebookseite hochgeladen. Und auch, wenn das für mich nichts Neues ist und ich privat und durch Sonea Sonnenschein mit Facebook recht vertraut bin, war es doch ein komisches Gefühl. Und auch dieses Jahr begleitet mich eine gewaltige Ladung Adrenalin aufs Festival. Solltet Ihr mich also bereits kennen, ich Euch aber nicht, sprecht mich bitte gerne an. Ihr könnt sicher sein, ich bin mindestens genau so nervös wie Ihr. Nun muss ich nur noch zusehen, dass ich bis Samstag …

Was wäre gewesen, wenn?

Ich war schon immer recht leistungsorientiert und „ehrgeizig“ stand schon als charakteristisches Adjektiv in meinem allerersten Zeugnis, das ich daraufhin nicht meinen Eltern zeigen wollte, weil ich mich dafür schämte als „(ehr)geizig“ bezeichnet worden zu sein. Geizig bin ich nämlich hingegen gar nicht. Meine Eltern mussten nie Druck auf mich ausüben, denn ich war von ganz alleine in meinen Schulbüchern versunken. Und wenn ich mal Mist in meinem Leben gebaut habe, boxte ich mich auch wieder von alleine hinaus. Von diesem Ehrgeiz und der Willenskraft hat Sonea eine große Portion abbekommen. Und bei mir ist zwar immer noch genug davon übrig geblieben. Aber mit Soneas Geburt sehe ich vieles nicht mehr ganz so verbissen und ich habe eingesehen, dass es nicht immer darauf ankommt der Schnellste und Beste zu sein. Schnell war ich sowieso noch nie… Wenn ich die siebeneinhalb Jahre reflektiere, stelle ich mit viel Dankbarkeit fest welch positiven Einfluss die Geburt der Kinder und nicht zuletzt das kleine Extra, das Sonea mit in die Wiege gelegt wurde, auf unser und vor allem auch …

Unser (skandinavisches) Wochenende in Bildern

Ein menschenreiches Wochenende liegt hinter uns (kleine Einstimmung für mich auf das kommende Wochenende…) und ein skandinavisches außerdem. Aber beginnen wir von vorne. Samstags fallen meistens sämtliche Erledigungen an, die die Woche über liegen geblieben sind. Es wird sich also intensiv dem Haushalt gewidmet, Einkäufe erledigt, ein bisschen Unkraut gerupft, das Auto gewaschen und was man samstags eben so macht.   Diesen Samstag waren wir die liebe Johanna von JÄTTEFINT besuchen. Inzwischen ist JÄTTEFINT nicht nur in ein größeres (und noch schöneres) Ladenlokal umgezogen, sondern es wurde Geburtstag gefeiert. Der sechste Geburtstag von Jättefint, Geburtstag auf finnisch sozusagen. Und ich erinnere mich noch ziemlich genau an meinen ersten Besuch bei JÄTTEFINT. Herr Sonnenschein hatte den Laden entdeckt und meinte zu mir „Da musst Du mal hin, das ist ein Laden ganz nach Deinem Geschmack“. An einem Montag, einem ziemlich heißen Sommertag im Juli vor vier Jahren war es dann soweit. Ich weiß das noch so gut, weil nur vier Tage später der kleine Löwe geboren wurde. Ich hatte eine kleine Minimütze mit einem Äffchen drauf …