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Von Medienerziehung und Reitfreizeit

Nun hat der Alltag uns wieder. Und so sehr ich den Alltag mit all seinen Strukturen und Routinen liebe, habe ich die zwei Wochen Osterferien sehr geschätzt (obwohl ich arbeiten musste).

Vor allem für Sonea war es diesmal sehr wichtig einmal ein bisschen Abstand vom Alltag zu nehmen und einfach mal nicht in die Schule zu müssen, sondern in den Tag hinein leben. Ohne großer Verpflichtungen und ohne Pläne.

Für mich war das nicht wirklich leicht, denn ich jonglierte zwischen Job und Kinderbetreuung und zwischen Organisationstalent und Spaßbremse. Während Sonea sich in ihre Phantasiewelt stürzte und meistens irgendwer anderes war, als sie eigentlich ist. Wenn ich Glück hatte, war sie gerade meine Sekretärin. Wenn ich Pech hatte, auch.

Aber vor allem war sie die berühmt berüchtigte Doc McStuffins, Dino-Forscherin oder aber Meerjungfrau. Im schlimmsten Fall war sie Piper, die kleine, zickige Schwester von Kid Danger.

Und seit neustem heiße ich übrigens auch nicht mehr Mama, sondern Mom. Aber ich bin nicht alleine, denn es gibt auch noch Dad und… Grandma!

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Die erste Ferienwoche bedeutete vor allem für mich mein Kind so gut zu beschäftigen, dass sie gar nicht daran denkt Ihr Tablett oder den Fernseher bedienen zu wollen und sich auch nicht ganz selbstverständlich auf meinen Schreibtischstuhl zu setzen und Shopping-Queen bei amazon zu spielen, während ich nur wenige Sekunden am stillen Örtchen verbringe.

Wie ist das mit Medienkompetenz bei Kindern mit Behinderung?

Ihr wisst, Ihr werdet hier niemals Leitfäden oder Ratschläge finden, wie man etwas am besten macht. Weder bei Kindern mit Extra-Chromosomensatz, noch mit pauschalem Chromosomensatz. Ich mag mich gar nicht aufspielen, als hätte ich den absoluten Durchblick und kann nur sagen, dass es hier immer wieder eine große Herausforderung ist.

Soneas Bruder weiß bis heute nicht welche 100 Knöpfe er an welcher Fernbedienung drücken muss, um den Fernseher mit Bild und Ton in Gang zu bekommen. Seine Schwester hatte den Dreh schon mit drei Jahren raus. Und wenn der Fernseher einmal nicht funktioniert, geht sie auch so weit, dass sie überprüft, ob alle Stecker eingesteckt und alle Sicherungen im Kasten drin sind. Ihr macht man eben nix vor.

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Es hat ihr auch niemand erklärt wie man das MacBook bedient und sämtliche Funktionen meines IPhones habe ich durch Sonea gelernt. Sie hat das einfach im Blut. Und ansonsten lernt sie einfach erstaunlich viel durch Beobachtung und natürlich durch logische Schlussfolgerung. Down-Syndrom heißt schließlich nicht, dass man auf den Kopf gefallen ist.

Normalerweise gilt bei uns die Regel – vor 18 Uhr bleibt der Fernseher aus! Ab 18 Uhr dürfen die Kinder gerne noch etwas KIKA schauen, oder auch mal TOGO (aber lieber ist mir natürlich KIKA, denn der ist werbefrei).

Am Wochenende und in den Ferien ist diese Regel haltlos. Leider. Und ich freue mich immer sehr, wenn sie dann eine andere Beschäftigung findet und mit ihren Puppen spielt oder die Patienten in ihrer Plaympobil Kinderklinik versorgt.

Nicht so toll finde ich allerdings, wenn sie sich mit allem, was meine Schminkutensilien so hergeben, bemalt und bepinselt. Reichlich. Oder wenn sie sich mal wieder einen ordentlichen Sidecut verpasst. Ja, sie hat es wieder mal getan.

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Und dann habe ich mich wahnsinnig auf die zweite Ferienwoche gefreut. Denn Sonea war tagsüber in der Reitfreizeit vom therapeutischen Reiten.

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Leider habe ich nicht viel erfahren, aber sie rannte morgens immer fröhlich auf ihre Gruppe zu und kam am späten Nachmittag strahlend und gut gelaunt nach Hause.

Ich habe mich aber vor allem darüber gefreut, dass sie beschäftigt und in Bewegung war und vor allem sichtlich Spaß hatte. Und ich freute mich für mich selbst ungestört arbeiten zu können, ohne Sonea davon abhalten zu müssen mein Gehalt in amazon-Einkäufe umzuwandeln oder sich Inspiration für solche Einkäufe auf irgendwelchen Youtube-Spielzeugkanälen zu holen.

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Medienerziehung ist also auch bei uns ein sehr präsentes Thema. Es ist nur immer die Frage wer gerade wen erzieht und wieso.

Jetzt sind die Ferien um und nun haben wir wieder das tägliche „Ich will nicht in die Schule!“ Theater.

Reitfreizeit – Osterferien 2018

Mein Leben mit dem Besonderen #118 Man sieht nur mit dem Herzen gut

Schon sooo lange wollte ich über unsere Erfahrungen mit der Einschränkung unseres Sohnes schreiben. Schon so lange lese ich Katharinas Blog und das hat mir in schlimmen Zeiten sehr sehr geholfen, denn dann fühlt es sich am einsamsten an und dann ist es auch am einsamsten.

Mein Name ist Ina. Ich bin die Mutter von Jakob, der vier Jahre alt geworden ist. Mein Leben und das meines Mannes veränderte sich stark mit der freudigen Nachricht, dass ich schwanger bin. Zu dem Zeitpunkt war ich 38 Jahre alt und schon aus diesem Grund ängstlich, weil ich ein Jahr zuvor eine Fehlgeburt hatte.

Auf Grund dessen und weil mein Mann und ich schon ältere Semester waren, empfahl mir meine Ärztin eine Fruchtwasseruntersuchung. Davor hatte ich totale Panik, aber es hieß, eine Fehlgeburt sei evtl. das Zeichen, dass es sich um ein wiederkehrendes Problem handeln könne und wir auf der sicheren Seite seien, wenn einige Genetische Tests durchgeführt werden würden.

Alles klappte gut und wir gingen nach dem Eingriff erleichtert nach Hause. Als wir dann das Ergebnis des Tests bekamen, auf dem stand, dass es sich um einen gesunden Jungen handelte, waren wir überglücklich. Da ich selbst sehr lange mit Menschen mit Behinderungen arbeitete, weiss ich, was Einschränkung und Behinderung für die Betroffenen bedeuten und was es mitunter mit den Familien und Partnerschaften macht bzw. machen kann und ich hatte immer etwas Angst davor es selbst in Form eines Kindes mit einer Einschränkung zu erleben.

Beruflich hatte ich immer mit vollem Einsatz viel getragen und das sehr gerne, aber im privaten Bereich traute ich es mir nicht zu. Ich machte mir Sorgen dafür keine Kraft mehr zu haben. Das ist paradox, aber ich denke, meine jahrelange Vorerfahrung hat mir zeitweise stark zugesetzt und die Situation an sich, war einfach Angstbesetzt.

Durch meine Arbeit kenne ich viele Eltern von inzwischen Erwachsenen Menschen mit Behinderung , die bereits viele Höhen und Tiefen im emotionalen und psychischen Bereich erlebt haben und oft dadurch stark leistungsfähig und gefestigt sind. Das ist allerdings ein langer Prozess, der mitunter Ehen, Partnerschaften und das ganze Leben ins Wanken bringt.

Eine Woche nach der Fruchtwasseruntersuchung hatte ich einen leichten Blasensprung, der über 10 Wochen bestand und mit Hilfe eines Tests, der im Krankenhaus durchgeführt wurde, erkannt worden war. Ich hatte zuvor ein seltsames Gefühl gehabt, woraufhin mich meine Ärztin in die Klinik schickte, wo die Diagnose gestellt wurde.

Ich lag (aufstehen war unmöglich) dann total verängstigt und wie versteinert in der Klinik. Ich wurde sehr von meinem Mann, meinen Eltern und Schwiegereltern unterstützt und auch die Ärzte waren sehr gute Begleiter. Nach drei Wochen mit wechselnden Bettnachbarinnen lagen meine Nerven blank. Dringend brauchte ich Ruhe, was aber durch Besuche der anderen Patientinnen unmöglich war. So entschieden wir uns, ein paar Nächte privat zu zahlen, damit ich Ruhe finden konnte. Danach ging es mir besser. Alle 10 Tage wurde der Test auf abgehendes Fruchtwasser wiederholt. Dieser war immer und immer wieder leicht positiv.

Fruchtwasser ging spürbar nicht ab. Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Nach 10 endlosen Wochen, war der Test endlich negativ und ich durfte nach Hause. Das Baby entwickelte sich gut. War allerdings recht dünn und klein, was sich auch zum Ende der Schwangerschaft nicht änderte.

Geniessen konnte ich die verbleibende Zeit nicht mehr. Die Angst war überwältigend geworden. Dann endlich 36+6 platzte die Fruchtblase und Jakob wurde entbunden. Mit einem gesunden aber nur 2100 Gramm schweren Jungen wurden wir entlassen, der Wochenlang Gelbsucht hatte, schlecht zunahm und viel geschrien hat.

Unser Sohn war zwei Monate alt, als uns auffiel, dass er ungewöhnliche Augenbewegungen zeigte. Dies kam häufig vor in Ruhephasen, sah gespenstisch und irgenwie völlig entrückt aus. Diese dauerten manchmal 50 Min. und mitunter länger und endeten plötzlich. Der Kinderarzt empfahl uns Jakob in einer Kinderneurologischen Klinik untersuchen zu lassen um intervenieren zu können , sollte es sich um eine Epilepsie-Form handeln.

Zwischen den Jahren 2013/2014 wurden wir dort aufgenommen und die Untersuchungen begannen. Auch dort wanderten die Augen von Jakob zeitweise extrem . Ich musste die Zeiten dokumentieren. Es passierte sehr oft und lang. Keiner der Ärzte wusste um was es sich handelte, bis nach einem Langzeit-EEG der Chefarzt zu uns kam, um uns mitzuteilen, dass sie dabei ein sehr ungewöhnliches, seltenes Muster festgestellt hätten, was auf einen seltenen Genetischen Defekt hinweisen würde. Unser Kind würde weder laufen, noch sprechen und so auch nie mit uns kommunizieren können. Jetzt sollten wir die Zeit geniessen, besser würde es nicht mehr werden. Was wir in diesem Moment gefühlt haben, kann ich nicht in Worte fassen. Das schwarze Loch, welches uns erfasst hatte, war groß , riesengroß geworden.

Da die ungewöhnliche Augenbewegungen von Jakob auf eine seltene Epilepsie Form zurückgeführt wurden bekam er zunächst für ein Jahr Keppra verordnet. Ein Antiepileptikum. Der Arzt der diese niederschmetternde Diagnose gestellt hatte, war nie wieder aufgetaucht in den Wochen in dieser Klinik und es gab trotz Nachfrage von unserer Seite nie wieder eine Rückmeldung zur gestellten Diagnose. Nach der Entlassung sollten wir regelmässig beim SPZ vorstellig werden, um Jakobs Entwicklung beurteilen zu lassen. Nach einem Jahr baten wir dort, um die Absetzung von Keppra. Die Augenbewegungen traten nicht mehr auf. Da wir nur auf verschiedene Assistenzärzte trafen, die keine Entscheidungen treffen durften, entschieden wir uns, zu einem Kinderneurologen zu wechseln, den ich aus meiner beruflichen Tätigkeit kenne und dem ich sehr vertraue. Er setzte das Keppra so schnell wie möglich ab. Kontroll EEG’s ergaben keine Anzeichen einer Epilepsie.

Jakob entwickelte sich wider erwarten gut. Er konnte im normalen Rahmen Laufen und reden und wurde ein quirliger aufgeschlossener Junge, den wir im benachbarten Regelkindergarten anmeldeten. Ca. 4 Wochen nach seinem zweiten Geburtstag bekam er auf dem linken Auge ein Augenzittern. Es hörte nicht mehr auf. Ein MRT brachte eine Diagnose. Das Arnold-Chiari- Syndrom. Es handelt sich hierbei um einen Tiefstand der Kleinhirntonsillen, der bei Verschlechterung, eine OP notwendig macht, damit das Hirnwasser nicht stagniert und ungehindert fliessen kann. Eine Intervention der Ärzte war noch nicht angezeigt und eine Verbindung zur Problematik des Nystagmus konnte in Jaobs Fall nicht hergestellt werden, sagten die Ärzte. Also musste es diese und eine weitere Problematik geben. Wir würden also zu einer Ärztin der Universitätsaugenklinik Mz geschickt.

Wir hofften das Beste. Die Ärztin dort schaute sich Jakob an und sagte uns, ohne das vorliegende MRT gesichtet zu haben, dass unser Sohn einen Tumor am Sehnerv habe, denn , so sagte sie, sie wolle nicht um den heissen Brei herumreden. Und wieder war da so ein Moment, der die Welt stillstehen ließ. Nichts war mehr von Bedeutung. An den Weg nach Hause kann ich mich nicht mehr erinnern. Die Ärztin wollte das MRT dann nach ein paar Tagen doch noch sichten und sich melden. Nach einigen Tagen Angst, ergab die Info der Ärztin keinen Tumor, aber ein rätselhaftes Augenleiden.

In den folgenden Wochen wurde auch das rechte Auge von dem Zittern erfasst. Jakob bemerkte das und sagte immer wieder“ mein Auge wackelt“. Die Suche nach Dignosen zog sich weiter hin. Da wir mit der Untersuchungspraxis der Uni Mz absolut unzufrieden waren und uns diese Ärztin mehr als verschreckt hatte, bekamen wir bei der Uni Giessen eine Spezialistin empfohlen. Diese brachte nach langer Wartezeit mehrere Erkenntnisse. Jakobs Netzhaut ist zu dünn und seine Augen werden nicht ausreichend durchblutet. Es liegt eine starke Weitsichtigkeit vor. Beim Nah sehen, muss er Gegenstände dicht vor die Augen führen. Die verordnete Brille schafft keine Abhilfe, sondern entlastet die Augen wegen des Augenzitterns. Eine Ursache wurde nicht erkannt.

Die ständige Suche nach dem Warum zermürbt und ist sehr mühsam für uns.Oft denke ich,wenn es eine Diagnose gäbe, ginge es mir besser und das ewige Raten wäre zu Ende. Und auch das, was eines Tages auf Jakob und meinen Mann und mich zukommt, wäre mit einer Diagnose einzuschätzen. Wird er weiterhin sehr schlecht sehen oder eines Tages erblinden?? Jakob hatte sich in der Zwischenzeit in der Kita eingelebt. Er hat eine sehr zuverlässige, tolle Erzieherin, die ihn vom ersten Tag kennt, betreut und begleitet und ihn selbstverständlich so angenommen hat, wie er ist und sich mit dem Thema Sehfrühförderung auseinandersetzt und beschäftigt. Sie sorgt auch für Hilfsmittel im Kita Alltag, Beschäftigungsangebote speziell für Jakob und ist einfach ganz bei der Sache, obwohl der Tag dort voll und anstrengend ist. Jakob erhält von ihr Führung und Stabilität und dafür sind wir ihr sehr dankbar. Jakobs Sehfrühförderin besucht ihn in der Kita , was zum Glück geht, da mein Mann und ich berufstätig sind und es schwierig wäre Termine zu finden, in denen sie Hausbesuche machen kann.

Als Jakob drei Jahre alt war, waren wir bei einer führenden Neurochirurgin. Sie sollte Jakobs Arnold-Chiari-Syndrom beurteilen und hatte dazu das erste MRT, das man bei ihm vorgenommen hatte, zur Begutachtung. Sie berichtete uns, dass er zweifelsfrei damit nicht geboren worden war, sondern das es sich in den ersten Lebensmonaten entwickelt haben musste, was sehr selten der Fall sei. Und schon wieder gab es ein Rätsel um Jakobs Gesundheitszustand. Wieder einmal waren wir erschreckt über die gewonnenen Erkenntnisse.

Einen Zusammenhang zwischen der Problematik des Auges und des Kleinhirnproblems, wie es bei Jakob vorlag, konnte die Medizinerin nicht erkennen. Also gab es zwei Baustellen. Wir haben immer etwas Angst, dass sich das Arnold-C.Syndrom verschlechtern könnte und eine OP nötig werden könnte, die nicht leicht ist und Risiken birgt.

Vor einigen Wochen hatten wir dann einen Termin bei einer Genetikerin. Zwei Augenerkrankungen waren getestet und ausgeschlossen worden. Mit Bauchschmerzen hatten wir auf die Ergebnisse gewartet. Nun geht die Suche weiter. Das wird weitere Monate in Anspruch nehmen. Jakob hat inzwischen eine Lupe verordnet bekommen, die er noch ablehnt. Es ist wahrscheinlich nicht das geeignete Modell und noch ist er zu unruhig um gezielt Bilderbücher mit diesem Hilfsmittel zu betrachten.

Wir haben eine Grundschule für Kinder mit Seheinschränkung besichtigt. Die vorhandene Technik und das Fachwissen der Lehrer und Pädagogen haben uns sehr gefallen und nun überlegen wir ob eine normale Grundschule mit Unterstützung einer I-Kraft oder eben diese Grundschule das Richtige sein wird, wenn Jakob eingeschult wird. Die Frage ist, ob er nicht die Lust am lernen verliert, wenn er nicht von Anfang an Hilfsmittel zur Verfügung hat, wie in der Schule für Kinder mit Sehbehinderung und ob er nicht immer ein Aussenseiter sein wird in der Regelgrundschule!? Auch diesbezüglich wünsche ich mir das Gespräch mit anderen Eltern bezüglich eines Erfahrungsaustausches.

Es ist schwer den richtigen Weg zu finden. Wir werden mit Jakob beide Schulformen ansehen, wenn es an der Zeit ist . Vielleicht wird er dann auch seinen Wunsch äussern , der helfen wird. Noch haben wir zum Glück Zeit, diese Entscheidung zu treffen. Sorgen machen wir uns als Eltern auch wegen Jakobs Zukunft. Wird er selbstständig leben können? Wird er einen Beruf ausüben können, der ihm gefällt? Welche Möglichkeiten gibt es für ihn? Wie sieht es mit Kontakten und Freunden aus? Jakob erkennt Personen nicht unmittelbar nach dem Aussehen, sondern an der Stimme nach Ansprache.

Schlimm ist auch der Gedanke für uns, dass er nicht frei ist und sich nicht ungehindert und unbeschwert auf der Straße bewegen kann, sollte er im weiteren Verlauf noch schlechter sehen oder noch schlimmeres eintreten.

Jakob hat in der Kita ein paar Freunde gefunden. Anfänglich wurde er von den anderen Kindern wegen seiner Augen angesprochen, was nur natürlich ist und oft war er dann traurig, weil er weiss, dass er auf Grund dessen anders ist. In der letzten Zeit ist das zum Glück kaum noch ein Thema, denn die anderen Kinder wissen Bescheid und unterstützen Jakob, wenn er Hilfe braucht, ganz selbstverständlich . Mein Mann und ich hoffen sehr, dass Jakob trotz seiner Einschränkung ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt und im Leben stehen wird. Denn letztlich sieht man nur mit dem Herzen gut und da bin ich ganz zuversichtlich, dass er seinen Weg finden und gehen wird.
Wir lieben ihn ganz schrecklich so wie er ist und versuchen trotz Rückschlägen positiv zu denken und ihm auf seinem Weg so gut es geht zu begleiten.
Liebe Grüße!

Und Danke fürs Lesen.

Eure Ina mit Jakob.

Über die Absurditäten der Geschwisterbevorteilung

Es gibt sie noch, diese seltenen Momente, in denen man nicht verzweifelt denkt „Was habe ich diesen beiden kleinen Menschen eigentlich angetan, dass sie beide nicht einfach als Einzelkind aufwachsen können“. Friedlich, ohne Streiterei.

In diesen Momenten laufen sie glücklich und Händchen haltend auf dem Bürgersteig, spielen zusammen auf dem Spielplatz, schauen Arm in Arm ihre (gemeinsame) Lieblingsserie und sind ein Herz und eine Seele. Manchmal stehen sie auch eng umschlungen vor einander, um zu schauen wer von beiden größer ist.

Und da beginnt er auch schon – der schmale Grad zwischen Sonnenschein und Donnerwetter.

Wehe der andere ist schneller, hat ein Gummibärchen mehr in seiner Schüssel oder wird in sonst einer Weise bevorteilt, die erst offensichtlich wird, wenn ein riesen Theater darüber entfacht.

So sehr man auch versucht es beiden gleichermaßen Recht zu machen, gelingt es einfach nicht. Die Absurditäten der Geschwisterbevorteilung sind eine Wissenschaft für sich.

Nun ist es ja ohnehin so, dass unsere Geschwisterkonstellation von Grund auf seine Besonderheiten mit sich bringt.

Ich würde nicht behaupten, dass Simon weniger Aufmerksamkeit bekommt als seine große Schwester (und umgekehrt auch nicht). Jedes Kind bekommt die Menge an Liebe und Aufmerksamkeit, die es gerade braucht. Und doch ist es so, dass der eine zurücksteckt, wenn der andere gerade mal mehr Zuwendung fordert. Ich denke, das ist bei allen Geschwisterkindern gleich. Egal welche Besonderheiten sie mit sich bringen.

Nachdem unser Vorschulkind nun eine sehr vereinnahmende und schwierige Phase hinter sich hatte und seine komplette Persönlichkeit noch einmal zu resetten schien, forderte Sonea im Anschluss ihr Tribut mit Schulverweigerung und jeder Menge Sorgen, die wir uns ihretwegen machten.

In dieser Zeit war Simon das liebste Kind. Angepasst und unkompliziert. Bis sich die Situation mit seiner Schwester wieder entspannte…

Und wenn sie nicht gerade darum wetteifern wer das größte Eis bekommt, wer am schnellsten an der Haustür ist oder wer heute von Mama oder Papa ins Bett gebracht wird, geschieht genau das unterbewusst: jeder nimmt sich genau das, was er gerade braucht.

Leider haben wir aktuell eher das gegenseitige Wetteifern als den Geschwisterplüsch auf der Tagesordnung.

Für Sonea ist es nicht leicht, dass Ihr Bruder ihr in seiner Entwicklung so gefährlich nah kommt. Auf der einen Seite spornt es sie zwar an und sie profitiert gerade sehr von ihrem wissbegierigen, kleinen Bruder. Auf der anderen Seite setzt es sie unter Druck und führt ihr wieder einmal vor Augen wie leicht „lernen“ auch gehen kann.

Für Simon ist es dagegen nicht leicht mit den impulsiven Gefühlsausbrüchen seiner teils sehr frustrierten Schwester klar zu kommen. „Ich hasse meinen Bruder! Ich will einen anderen Bruder und das ist ein Mädchen!“ platzte es neulich erst aus ihr heraus.

Natürlich haben wir viel mit Sonea über „das Hassen“ und die Verwendung des Wortes „A… loch“ gesprochen. Ich habe „Schimpfwort-Runden“ ins Leben gerufen, in denen wir uns 2 Minuten lang alle Schimpfwörter an den Kopf knallen, die uns gerade einfallen (natürlich fallen mir nie wirklich schlimme Worte ein und die der Kinder halten sich glücklicherweise noch im Rahmen).

Und umgekehrt versuche ich Simon dafür zu sensibilisieren die Beschimpfungen seiner Schwester nicht an sich ranzulassen. „Fühl Dich einfach nicht angesprochen, wenn sie A… loch zu Dir sagt. Du heißt Simon.“

Das klappt schon erstaunlich gut und auch wenn Simon noch 5 cm braucht, bis er größer ist als seine große Schwester, kommt es doch immer mal auf den Moment an, wer gerade der Größere von beiden ist.

[Dieser Teil enthält Werbung]

Seit Samstag gibt es einen neuen Spendenstoff von lillestoff.

„allezusammen“ heißt das fröhliche Design, dessen kompletten Reinerlös lillestoff dem „Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher“ spendet.

Ihr könnt also mit dem Kauf dieses Stoffes etwas Gutes tun. Und mit ein bisschen Glück findet Ihr sogar ein kleines Mädchen auf dem tollen Stoff, den SUSAlabim entworfen hat, das Euch ganz stark an jemanden erinnert.

Besonders toll am Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher finde ich, dass sie sich nicht nur für die kranken Kinder einsetzen, sondern vor allem auch für die Familien und Geschwister dieser Kinder.

Genau so etwas suche ich auch noch für Simon. Eine „Geschwistergruppe“, in der er in Kontakt mit anderen Geschwisterkindern treten kann. Falls jemand in oder um Köln herum eine solche Gruppe kennt, die er empfehlen kann, bin ich für Tipps sehr dankbar.

Stoffe: lillestoff

Plotterdatei: Madeformotti

Schuhe: Naturino

 

Daydreaming

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin
Seit einer knappen Woche ist das lillestoff-Magazin im Handel erhältlich. Ich habe inzwischen drei Schnitte aus dem wunderschönen Magazin genäht und es rauf und runter gelesen. Es ist so liebevoll gestaltet und wirklich etwas ganz besonderes.

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Das sage ich jetzt nicht, weil ich den ganzen Entstehungsprozess verfolgen durfte, sondern weil ich das Magazin, ganz objektiv betrachtet, absolut genial finde.

Das komplette Layout, die lesenswerten Artikel, die liebevollen Details, die traumhaften Bilder und vor allem – die genialen Schnittmuster.

Ein Stoff aus dem lillestoff-Magazin hat mich hypnotisch in den Bann gezogen. Daydreaming heißt er auch noch und ja, wer mich kennt, weiß wie verträumt und gedankenversunken ich manchmal bin. Das war schon als Kind so.

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Und natürlich lachten mich auch noch all die tollen Schnitte aus dem Magazin an, aber für Daydreaming hatte ich andere Pläne.

Liva, ohne Taschen, aber ich glaube mein 6. Kleid nach dem lässigen Kleiderschnitt. Entweder mag man ihn, oder nicht. Ich liebe diesen Schnitt, weil ich schon immer gerne legere Kleidung figurbetonter bevorzugt habe. Gerade aktuell, wo mich ein paar angefutterte Winterpfunde an den Hüften zwicken, mag ich Liva umso mehr.

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Herr Sonnenschein hat eine neue Fotolocation aufgetan und ich fühlte mich sofort wohl, weil sie etwas abgeschottet ist und man nicht auf dem Präsentierteller steht, wie an manch anderer Orte. Ich glaube, das merkt man mir auf den Bildern auch an.

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Immer mehr unserer Locations werden hinter unserem Rücken eingerissen und wir müssen uns laufend neue suchen. Vielleicht haben ja die Kölner unter Euch Tipps, wo man toll Bilder machen kann?

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Für alle, die auch auf Instagram vertreten sind, habe ich heute außerdem eine tolle Verlosung. Auf Instagram verlose ich unter allen Kommentaren 2x ein Exemplar des lillestoff-Magazins. Also klickt Euch mal rüber!

Außerdem findet Ihr mich natürlich heute auch noch bei RUMS.

Daydreaming – Stoffdesign aus dem neuen lillestoff-Magazin

Mein Leben mit dem Besonderen #117 Der Beginn unseres Lebens mit dem Besonderen

Der Beginn unseres „Lebens mit dem Besonderen“ war geprägt durch unendliche Trauer und Entsetzen darüber, dass man uns überhaupt als etwas Besonderes einstuft.

Einen guten Monat ist es jetzt her, da wurde im 7. Schwangerschaftsmonat bei unserem kleinen Mädchen ein Herzfehler (AVSD) erkannt. Dieser Herzfehler ist ganz typisch für Kinder mit Down Syndrom. Da Baby außerdem auch noch eine etwas „platte“ Nase zu haben schien, lag die Diagnose „Trisomie 21“ sehr, sehr nah. Wir haben uns noch am gleichen Tag zu einer Fruchtwasseruntersuchung entschieden, die den Verdacht dank Schnelltest nach 2 Tagen bestätigt hat.

Für uns war schon zu Beginn der Schwangerschaft klar, dass wir unser Kind lieben und annehmen werden, egal ob mit Behinderung oder ohne. Wir haben deswegen auch kein Ersttrimester-Screening gemacht. Ich hatte eine wundervolle, unkomplizierte Schwangerschaft mit dem Gefühl, dass es meinem Baby ganz hervorragend geht.

Die Diagnose AVSD und Down Syndrom hat uns völlig den Boden unter den Füßen weg gezogen. Alles schien plötzlich unsicher, alle Erwartungen zerschmettert, alle Bilder zerschlagen. Wir waren voller Sorge, Trauer und Liebe gleichzeitig und es hat Wochen und einen Blog gebraucht, um unsere Gefühle wieder zu ordnen.

Was uns neben all dem in den ersten Tagen am meisten getroffen hat, das war eben die Erkenntnis, eine absolute Ausnahme zu sein. Unsere Entscheidung, bereits in der Schwangerschaft von der Trisomie 21 zu wissen und unser Kind dennoch zu lieben und nicht zu töten, hat uns zu etwas Besonderem gemacht.

Ca. 95% aller Kinder mit Down Syndrom werden abgetrieben. Dass unser Mädchen zu den 5% gehört, die Leben dürfen, das gibt uns einen besonderen Status, den wir nicht wollen. Denn dieser Status ist mit Entsetzen über diesen Prozentsatz verbunden und mit Trauer um all die anderen Kinder, die sind wie Ronja und die nicht leben dürfen. Ronja nuckelt im Ultraschall am Daumen, sie winkt uns, sie zappelt im Bauch und verpasst mir feste Tritte in Blase und Rippen. Sie ist längst Teil unserer kleinen Familie – und die Entscheidung, dieses Kind nicht zu töten aufgrund eines zusätzlichen Chromosoms macht uns zu etwas Besonderem? Das ist entsetzlich.

Je mehr ich in den letzten Wochen über die Frage von Gesundheit, Krankheit und Behinderung nachdenke, je mehr ich mit anderen Eltern spreche, desto klarer wird mir:

Ja, unser Kind wird etwas Besonderes sein. Sie wird besondere Bedürfnisse haben und einen besonderen Charakter. Welches Kind hat das nicht?

Ja, es gibt mögliche besondere gesundheitliche Probleme, die sie haben könnte und um die wir uns vielleicht kümmern müssen. Welches Kind hat die nicht?

Ja, wir machen uns Sorgen wie die Geburt unseres besonderen Kindes wird und ob es ihr gut geht. Welche Eltern tun das nicht?

Ja, wir wissen nicht, wie ihre Zukunft aussieht, auf welche Schule sie gehen wird, wer ihre Freunde sein werden. Wer weiß das schon von seinem Kind?

Ja, wir mussten unser Bild von dem „normalen“ Familienalltag, von dem „normalen“ Aufwachsen unseres Kindes revidieren. Muss das nicht jeder irgendwann, weil es „Normalität“ mit keinem Kind gibt?

Und zum Schluss: Nein, es ist kein komisches Gefühl, mit Ronja schwanger zu sein. Ich habe eine genussreiche, unkomplizierte Schwangerschaft. Es ist wundervoll sie zu spüren. Es ist wundervoll zu wissen, dass wir bald zu dritt sein werden, dass wir unser geliebtes Baby bald in den Arm nehmen dürfen, dass wir all das kennen lernen dürfen, was unser Kind zu etwas ganz Besonderem macht. Genau so, wie es bei jedem Kind sein sollte.

Den Blog Unsere Ronja findet Ihr hier.

Das bisschen Homeoffice

Kennt Ihr diese Tage, die morgens mit viel Theater beginnen, weil das eine Kind rumtrödelt und lieber die Klamotten vom Papa und die Schuhe von der Mama anzieht, statt sich einfach die eigene Kleidung überzuziehen?

Unter normalen Umständen fände man das witzig, aber in 10 Minuten steht das Taxi vor der Tür und das andere Kind möchte mal wieder nicht in die Schule. Nein es möchte nicht, sondern es WILL nicht.

„Der Will ist verreist!“ kommentiert das andere Kind, das mit dem Sweater vom Papa bis zu den Fußknöcheln im Türrahmen steht und das Szenario beobachtet, das Geschehen mit seiner Kindergartenweisheit.

 

Irgendwie schafft man es dann doch noch rechtzeitig das Kind angezogen und sogar mit geputzten Zähnen durch die Tür zu befördern. Und dann kümmert man sich erst einmal darum, dass das andere Kind die richtigen Klamotten anzieht und der Hund seine morgendliche Hundezeitung zu lesen bekommt.

Zehn Minuten klingelt das Telefon und die Schulbegleitung teilt einem mit, dass die Schule wegen einer defekten Heizanlage geschlossen bleibt und das Kind wieder Retour kommt.

An diesen Tagen frage ich mich neben den Ferien ernsthaft – wie würde ich das machen, wenn ich nicht von zu Hause aus arbeiten würde?

Die Ferien sind ohnehin schon jedes Mal schwer für Eltern zu managen. Und mit einem behinderten Kind kann man ja nicht jedes Betreuungsangebot in Anspruch nehmen. Ja und die, die es gibt, müssen dann außerdem irgendwie mit den Arbeitszeiten kompatibel sein.

Natürlich ist es auch nicht so, dass man das Kind in der Zeit nicht einfach zu Hause betreuen könnte oder das Kind nicht um sich haben möchte. Ich habe wirklich die weltbeste Sekretärin, wenn es darauf ankommt. Aber ideal ist es nicht. Denn ich arbeite, auch wenn ich den ganzen Tag zu Hause bin. Und ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren können, ohne den Hund vor einem Zirkusauftritt retten zu müssen, die Küche vor einer Brause-Überschwemmungs-Esplosion zu bewahren oder mein Kind und meine Schmink-Utensilien mit einem großen Abstand voneinander fern zu halten.

Und wenn mein Kind da ist, möchte ich ihm natürlich auch die Zeit geben, die es verdient und Ferien bieten, die tolle Abenteuer und Erlebnisse mit sich bringen.

Ich liebe meinen Job und schätze die effiziente Arbeit im Homeoffice sehr. Nicht nur an Tagen, an denen die Kinder mal wieder alle Pläne durcheinander werfen.

Natürlich erfordert es auch viel Disziplin und der Tag endet meistens erst dann, wenn der Kopf Dir eine Pause gönnt. Was ich nicht mag, ist der Glaube mancher Leute, dass man ständig verfügbar ist und ja mal eben nebenbei den Haushalt schmeißen kann. Ach ja, und ein krankes Kind ist für mich doch kein Problem. Dann arbeite ich eben mal von der Couch aus.

Nein! Das ist nicht mein Arbeitsplatz. Das kann jeder so halten wie er möchte, aber ich habe da meine ganz strikten Regeln. Dazu zählt eben auch – kein Arbeiten vom Sofa aus und niemals in Jogginghosen. Nur „immer geschminkt“ kann ich leider nur selten einhalten, weil mir oft die ganz oben genannten Faktoren reinspielen.

Den schönen Jacquard Squary von Miss Patty bekommt Ihr ab Samstag bei lillestoff. Das Schnittmuster Sukie ist ebenfalls von lillestoff und hier erhältlich.

Mich findet Ihr außerdem in der Donnerstagsrunde bei RUMS.

Welt-Down-Syndrom-Tag 2018

Heute ist Welt Down-Syndrom-Tag und alle feiern mit! Nicht nur Menschen mit Down-Syndrom und ihre Familien, sondern weltweit sehr viele Menschen.

Neun Jahre lang begleitet uns inzwischen dieses kleine Extra. Meistens still und zurückhaltend und dann, ganz selten, kommt es einfach laut schreiend aus einem winzigen Loch gekrochen und man erschrickt sich fast. Ach, Dich hatte ich ja fast vergessen.

In den neun Jahren ist eine Menge passiert. Der Welt-Down-Syndrom-Tag hat sich verändert, ist populärer geworden und wird weltweit gefeiert, Mit tollen Aktionen, Videos und wertvollen Botschaften.

Uns hat das Down-Syndrom in den neun Jahren auch verändert. Und für all das, was es mit uns gemacht hat, die Menschen, die wir durch dieses winzige Extra-Chromosom kennenlernen durften und Erlebnisse, die wir dadurch hatten… dafür sind wir sehr dankbar.

Ein Tag, wie dieser, an dem man das Verschieden sein feiert, das Down-Syndrom feiert, ist so enorm wichtig. Insbesondere dann, wenn man sich vor Augen führt, dass pränatal immer noch 95% aller Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben werden. Eine erschreckend hohe Zahl.

Vor allem, wenn man sich unsere Kinder ansieht: mit jeder einzelnen Faser mitten im Leben und viel bewusster im Leben als manch ein Mensch mit Normal-Syndrom. Wenn man sich vor Augen führt welche Lebenserwartung heutzutage möglich ist. Dass ein selbstbestimmtes Leben möglich ist.

Ich schreibe so oft darüber und ich werde auch nicht müde es immer wieder zu betonen, weil es einfach so wichtig ist. Denn die Vorurteile rund um das Down-Syndrom sind immer noch viel zu groß und es muss noch sehr viel passieren, damit sich die Einstellung zum Down-Syndrom hierzulande ändert und die Angst davor kleiner wird.

Made for Motti hat zum Welt Down-Syndrom Tag eine Plotterdatei rausgebracht, dessen Erlös dem Deutschen Down-Syndrom Infocenter gespendet wird.

Auch der Spendenstoff „alle zusammen“ von lillestoff, den SUSAlabim für einen guten Zweck entworfen hat und dessen Reinerlös an das Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jungendlicher geht, wird ganz bald erscheinen.

Und tolle Videos und Aktionen rund um den Welt-Down-Syndrom-Tag teilen wir heute auf der Facebookseite von Sonea Sonnenschein.

 

Komm mit mir in meine Welt

Als vor einiger Zeit „Planet Willi“ in der Sendung mit dem Elefanten lief und Olivia kindgerecht die Welt ihres Bruders Willi erklärte, hatte auch für Simon plötzlich Soneas Anderssein einen Namen.

Bis zu jenem Tag stand es immer unausgesprochen im Raum. Es war zwar nichts, was wir versuchen wollten vor ihm zu vertuschen (wie könnten wir auch bei diesem kleinen Fuchs), aber wir hielten es bis dahin nicht für notwendig zu thematisieren.

„Planet Willi“ arbeitete in Soneas kleinem Bruder und so war er es, der sich auf alles einen Reim machte. Darüber hatte ich hier bereits berichtet.

Seitdem hat seine Schwester eine Behinderung. Und seine Mama auch. Denn die kann nicht riechen. Also hat sie ganz klar eine Behinderung. Und wenn seine Schwester Sonea keine Behinderung hätte, dann würde sie auch nicht so fürchterlich singen. Dann würde das besser klingen, stelle er neulich erst fest.

Einer seiner allerbesten Freunde hat auch eine Behinderung. Der ist nämlich gehörlos. Und genau so, wie wir schon so viele Erlebnisse hatte, in denen sich zeigte wie befangen und unsicher manche Leute im Umgang mit Soneas Anderssein sind, weiß ich, dass ich mich nicht zwingend davon frei sprechen kann. Ich habe Simons Freund sehr gerne hier zu Besuch und ab und an ist auch Simon dort zu Besuch. Trotzdem lebe ich in meiner geräuschvollen Welt und kann mir eine ohne Geräusche gar nicht so richtig vorstellen.

Neulich fragte ich Simon als ich ihn von seinem Freund abholte „Ist das nicht komisch so einen ganzen Nachmittag nicht zu reden?“. Für mich war der Gedanke unvorstellbar, weil er gerade ein großes Mitteilungsbedürfnis hat. Aber er antwortete völlig verwundert „Aber wir haben doch den ganzen Nachmittag geredet, Mama!“. Natürlich haben sie das. In Gebärdensprache.

Vieles ist für uns unvorstellbar. Für mich ist es völlig normal nicht riechen zu können. Ich vermisse es nicht, weil ich es nicht kenne. Genau so geht es sicherlich vielen gehörlosen und blinden Menschen mit ihren Sinnesbeeinträchtigungen.

Oder wie oft habe ich schon Bewunderung dafür ausgesprochen bekommen, wie wir unser Leben mit Sonea meistern. Für mich fühlt es sich jedes Mal ein wenig merkwürdig, nicht aber wie ein Kompliment an. Ich bin eine Mama, so wie es jede andere auch ist. Ganz egal wieviele Kinder sie hat und völlig losgelöst von der Chromosomenanzahl und Besonderheiten dieser Kinder.

Aber ich kann nachvollziehen, dass es für viele Menschen schwer vorstellbar ist ein Leben mit einem behinderten Kind zu meistern. Das konnte ich auch nicht. Und dann war es plötzlich einfach so.

Berührungsängste entstehen da, wo Dinge nicht der Norm entsprechen. Wenn sie vertuscht oder tabuisiert werden. Gerade deshalb ist die Inklusion wichtig. Weil es normal ist verschieden zu sein. Und gerade deshalb finde ich es wichtig, dass Kinder von klein auf lernen, dass es die unterschiedlichsten Menschen gibt und dass das völlig okay so ist.

Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag und deshalb kommt morgen noch einmal die Sendung über Willi in der „Sendung mit der Maus“ und das gleich zwei Mal: Im Das Erste um 08.20 Uhr und auf KIKA um 11.30 Uhr.

Und falls Ihr beide Sendezeiten verpasst habt, ist ab morgen die komplette Sendung auch online hier zu sehen. Ich kann Euch wirklich nur empfehlen es Euch mit Euren Kindern anzuschauen.

Der Frühling wird Syys

Heute fehlt mir irgendwie Inhalt für diesen Beitrag. Also natürlich habe ich ganz viele Herzensthemen, die ich sehr gerne verbloggen möchte. Aber heute mag ich Euch vor allem den neuen lillestoff-Kleiderschnitt Syys zeigen!

lillestoff-Kleiderschnitt Syys

Auf SYYS habe ich Monate gewartet! Denn manchmal sehe ich etwas total geniales bei meinen viel zu seltenen Besuchen bei lillestoff. Stoffdesigns, die Daniele an ihrer Wand hängen hat und für die nächsten Vorbestellungsrunden plant und manchmal erspähe ich auch bei meiner lieben Kollegin Sigrun neue Schnittmuster an der Kleiderstange, von denen ich absolut begeistert bin.

So war das auch bei SYYS. Gesehen und sofort verliebt. Das ist nun schon einige Monate her. Inzwischen habe ich mein drittes Kleid nach dem Schnitt genäht. Einmal aus Slubjersey und zweimal aus Modal.

lillestoff-Kleiderschnitt Syys

Meine Kleider aus Modal zeige ich Euch ein anderes Mal. Heute dreht sich mal alles um mein neues Lieblingskleid aus dem wunderschönen Slubjersey Monstera von enemenemeins. Aktuell ist der Stoff ausverkauft, aber Ende des Monats ist er wieder erhältlich.

Leider sieht man bei meiner Kleidervariante durch den breiten Taillengürtel gar nicht die raffinierten Falten im Vorder- und Rückenbereich. Im Lookbook zum Schnittmuster könnt Ihr sie aber ganz genau erkennen und Euch von den unterschiedlichsten Varianten inspirieren lassen.

lillestoff-Kleiderschnitt Syys

Mit meiner SYYS reihe ich mich noch zu später Stunde bei RUMS ein.

Das Schnittmuster SYYS bekommt Ihr ab Samstag bei lillestoff. Und auch den Slubjersey Monstera werdet Ihr dort in etwa zwei Wochen wieder erhalten.

lillestoff-Kleiderschnitt Syys

Warum kann man nicht die Zeit einfrieren?

Vielen Dank für so viele Kommentare und Reaktionen auf unseren letzten Beitrag und dem Inklusions-Update. Ich hätte sehr gerne jeden einzelnen Kommentar beantwortet, aber leider fehlte dafür die Zeit.

Unterm Strich möchte ich einfach nur noch einmal betonen, dass es nach wie vor der richtige Weg ist. Dass es schwierig werden wird, wussten wir. Und auch die Hürden, die wir gerade bewältigen müssen, kommen nicht überraschend.

Wir hatten erst am Montag ein langes Elterngespräch in der Schule, um mit den Lehrern gemeinsam zu schauen wie wir ihre Motivation und Freude an Schule möglichst wiedergewinnen können. Und vor allem wie wir Situationen auffangen können, in denen sie mal wieder einfach „keinen Bock“ hat.

Eine wirkliche Lösung haben wir leider nicht gefunden, denn Soneas Kooperationsbereitschaft ist Tagesform abhängig. Aber wir wollen auf jeden Fall schauen, dass sie mehr Möglichkeiten hat auch mal ohne Schulbegleitung am Unterricht teilzunehmen. Und vor allem soll sie die Chance bekommen auch stundenweise ohne Begleitung und ohne Unterstützung am Unterricht teilnehmen zu können.

Grundsätzlich soll der Druck ein wenig rausgenommen werden, denn darauf reagiert sie momentan durchweg frustriert und mit Gegendruck.

Wir können auf zweieinhalb Jahre zurück blicken, in denen Sonea schon viel mehr geschafft hat, als wir es als Eltern, aber auch die Lehrer für möglich gehalten haben. Sonea ist ein selbstbewusstes Mädchen, das laut ihrer Lehrer beliebt bei den Kindern ist, ohne aufgrund ihrer Behinderung eine Sonderstellung zu haben.

Sie ist nicht das einzige Kind mit Förderschwerpunkt. Aber sie vergleicht oder misst sich nicht mit den Förderkindern, sondern mit den leistungsstarken Kindern. Und dann stellt sie eben auch fest, dass sie die Lernmaterialien bekommt, auf denen immer dieses blöde „Inklusion“ steht und nicht das Rabenheft, das die anderen Kinder haben.

Zu Hause ist das nicht anders und führt im Moment immer wieder zur Frustration. Und genau so wie wir in der Schule versuchen müssen einen Weg zu finden, der ihr den Druck rausnimmt und die Freude zurück bringt, müssen wir gerade auch zu Hause schauen, dass sie sich nicht überrollt fühlt.

Vom kleinen Warum-Wolf, der plötzlich mit Fragen um die Ecke kommt, auf die noch nicht einmal Google eine Antwort weiß.

Natürlich sagen wir nicht: oh, das ist gerade schwierig, jetzt muss eine leichtere Schule her. Oder ein nicht ganz so wissbegieriger Bruder.

Es wird immer Situationen in Soneas Leben geben, die sie vor Herausforderungen stellen, die man sich manchmal als Mensch mit normalem Chromosomensatz nicht vorstellen kann. Und immer wieder, wenn es diese Situationen gibt, wird mein Mutterherz bluten, weil ich eben all das am liebsten meinem Kind ersparen würde.

Mobbing, zu hohen Leistungsdruck und Situationen, die einfach nicht zumutbar sind, dagegen kann man was tun. Aber den Herausforderungen, die das Leben uns mit auf dem Weg gibt, die natürlichen Hürden und Aufgaben, die wir bekommen, die kann man meistern. Ein Stück gemeinsam und dann auch wieder alleine. Stück für Stück. Und wenn es nötig ist, auch durchweg Hand in Hand.

Ich habe keine Zweifel daran, dass Sonea ihren Weg gehen wird und ich habe auch immer noch die Hoffnung, dass Inklusion irgendwann einmal völlig normal sein wird.

Extra-Chromosomen bringen nicht zwangsläufig Extra-Sorgen mit sich. Manchmal sind es andere Sorgen. Ungewohnte Sorgen. Sorgen, für die es keine pauschale Standard-Lösung gibt.

Pauschal ist nur, dass es sich mit jedem weiteren Kind nicht ändert. Egal, ob und welche Besonderheiten es mit sich bringt.

Simons Einschulung rückt unaufhaltsam näher und der Gedanke macht mir auch in der Wiederholung Angst. Auch wenn dieser Weg zumindest mit einer Wanderroute ausgestattet ist und nicht die reinste Abenteuerreise wird, wie diese, die wir von drei Jahren antraten.

Die Ängste, die mich diesmal begleiten sind anders. Aber dennoch nicht kleiner. Und eigentlich verspüre ich ohnehin gerade einfach nur den Wunsch die Zeit einzufrieren und den Moment anzuhalten. Bei beiden Kindern.

Buch: Der Warum Wolf

Stoffe: „Der tanzende Wolf“ und „Der einsame Wolf“ von Tante Gisi ab Samstag bei lillestoff.

Schnitt: Minikrea 50440