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Supercalifrageli… dingsbums

Ihr werdet hier niemals einen Leitfaden finden wie Kindererziehung einzig und alleine richtig zu funktionieren hat. Es käme mir völlig falsch vor mich hier als Expertin auf diesem Gebiet hinzustellen. Dafür bin ich viel zu oft viel zu ratlos. Mir hat es bislang immer gut geholfen mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Und so lange ich vieles mit dem Herzen und dem Bauch entscheide, mache ich auch gefühlt manches richtig (und anderes eben nicht).

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Sonea stellt mich im Moment gerne mal auf die Probe und ich muss immer wieder einen Weg finden, um mit ihr auf einer Ebene zu kommunizieren. Druck ist nämlich der falsche Weg und die Samthandschuhe hat man auch nicht immer griffbereit. Man muss sich schon ein dickes Fell wachsen lassen, aber dank eines Schlüsselerlebnisses beim „Starke Eltern, starke Kinder“ Kurses weiß ich zumindest, dass egal wie stark sie sich gerade verweigert und egal wie unberechenbar man gerade die Situation empfindet und völlig egal wie es nach außen hin wirkt, denn dank Soneas Geschrei hat man natürlich auch die ungeteilte Aufmerksamkeit vieler Menschen (und die Außenwirkung ist eben immer eine andere), es ist alles halb so wild, wie es scheint. Es ist wie beim Entschärfen einer Bombe. Wenn man den richtigen Draht erwischt, ist alles wieder gut. Im Bomben entschärfen bin ich gar nicht mal soooo schlecht.

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Mich ärgert es dann oft, dass Sonea mit ihrem Verhalten jegliche Vorurteile und Klischees des Down-Syndroms bedient und dass keiner sieht, dass diese kleinen Ausraster nicht die Regel bei uns sind, sondern einfach eine logische Folge eines langen Tages in der Schule, beim Reiten und eben der sommerlichen Temperaturen. Die Quittung ist dann ein völlig überreiztes und müdes Kind, das sich manchmal schon größer fühlt, als es eigentlich ist und noch zudem einen eigenen, ziemlich sturen Kopf hat.

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Zugegeben: ich wusste schon ziemlich genau und gut wie das mit der Kindererziehung funktioniert, bevor ich welche hatte. Und ich wusste auch wie ich sie niemals erziehen würde. Nun ja… vieles relativiert sich und manchmal lässt man des Friedens Willen auch mal etwas durchgehen. Soviel zu Theorie und Praxis.

Manchmal handhabe ich ich es wie Mary Poppins – ein Löffelchen voll Zucker. Und wenn gar nichts mehr geht, dann nutze ich das magisches Denken der Kinder für mich.

Wie zum Beispiel letzte Woche, als beide Kinder abends völlig überdreht und uneinsichtig über die angekündigte Bettzeit waren.

Das Einschlafen im eigenen Bett funktioniert nach dem ganzen Ferientrubel auch nur so semi.

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Also zauberte ich aus der Notfallschublade von der Zahnfee & Co. für jedes Kind eine Kleinigkeit raus. Für den Löwen einen kleinen Flitzer und für Sonea eine kleine Spielfigur und versteckte sie unter den Kopfkissen und in den Betten der Kinder.

Dann erzählte ich beiden Kindern vom Sandmännchen, das beide natürlich kennen, aber das sich hier nicht über herausragender Beliebtheit freuen darf. Schließlich ist mit ihm Schlafenszeit und somit das Sandmännchen eine olle Kackaloch-Spaßbremse. Ich erzählte ihnen, dass es ganz selten auch mal vorkommt, dass das Sandmännchen lieben Kindern, die in ihren Betten schlafen und brav ins Bett gehen, eine Kleinigkeit unterm Kopfkissen versteckt und, dass das aber ganz selten vorkommt.

Beide Kinder stürmten ratzfatz die Treppe hoch in ihre Zimmer und in ihre Betten, freuten sich unglaublich über ihre winzigen Geschenke, bedankten sich in einem kleinen Stoßgebet beim Sandmännchen und schliefen so schnell und entspannt ein, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.

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Notlügen sind auch so eine Sache, die für mich zu Kinderlosen Zeiten niemals in Frage kam. Ich wollte immer ehrlich zu meinen Kindern sein. Heute bediene ich mich gerne mal solcher kleiner Flunkereien, weil sie uns unseren Familienalltag wirklich erleichtern und mich auch nicht selten aus solchen kleinen erzieherischen Fallen retten, die mir das Leben gelegentlich mit meiner Tochter stellt. Ich verweise an dieser Stelle übrigens auf das Buch meiner lieben Bloggerkollegin Nina von Frau Mutter, die in ihrem Buch Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs auf unterhaltsamer Weise solche Flunkereien zusammenträgt. Ich bin also nicht alleine damit.

Ich verlasse mich stets auf meine Intuition und versuche mich in Allem nicht allzu ernst zu nehmen. Manchmal entschärft und entspannt es auch eine Situation, wenn ich etwas völlig anderes mache, als es meine Kinder erwarten und in einer Spannungssituation einfach ein wenig rumalbere. Das macht locker.

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Aber für erzieherische Ratschläge bin ich sicherlich nicht der richtige Ansprechpartner. Und auch in Puncto Flunkereien im Familienalltag höre ich förmlich den einen oder anderen Leser mit der Zunge schnalzen. Aber damit ist ja nicht gemeint, dass ich meine Kinder für dumm verkaufe, nicht ernst nehme und nicht respektiere.

Der kleine Löwe meinte nach ein paar Tagen zu mir „Mama, das Auto unter meinem Kopfkissen, das war nicht das Sandmännchen, das warst Du!“. Ich lächelte ihn einfach nur verschwörerisch an und nahm ihn feste in den Arm. Diesem cleveren Kerlchen macht man eben nichts vor. Selbst der Kita-Nikolaus nicht. Dass das nicht der richtige Nikolaus ist, stellte er schon im letzten Jahr ziemlich nüchtern fest.

Soneas magisches Denken ist dagegen (noch) sehr ausgeprägt und sie kann abends vor Aufregung nicht einschlafen, wenn die Zahnfee sich mal wieder dank eines rausgefallenen Milchzahns ankündigt. Das Fenster muss einen Spalt weit offen stehen und der Zahn gut sichtbar im Regal liegen, damit die Zahnfee ihn auch wirklich findet. Der Zauber der Zahnfee, des Weihnachtsmanns/Christkinds, Nikolaus, Osterhasen und wie sie noch alle heißen ist eben doch mit ganz viel glitzernden wunderbarem Zauber umgeben und nicht mit einer eiskalten Lüge.

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Die Bilder entstanden am Wochenende auf unserer Heimreise von Homberg. Und genau so wie den stürmischen Momenten in der Erziehung trotzten wir dem launischen Wetter. Der wunderschöne Ginkgo aus herrlicher Viskose von SUSAlabim ist ab morgen bei lillestoff erhältlich und auch den fantastischen Jeansjersey bekommt Ihr dort. Auf den Schnitt müsst Ihr allerdings noch eine Woche warten.

 

 

 

 

6 Kommentare

  1. Annika sagt

    Oh, Pia LIEBT Mary Poppins – sie ist ihre absolute Heldin (der Film ist sooooo schoen, kann durch die Länge aber meistens nur in Etappen gesehen werden).

    Toller Text, klasse Kleid und atemberaubende Bilder!

    Pia glaubt seit ein paar Wochen nicht mehr an den Weihnachtsmann … und noch am gleichen Tag wurde der Osterhase enttarnt und die Zahnfee in Frage gestellt … beim Nikolaus weiss ich es noch nicht😉.

    Es war ein magischer Moment der Wahrheit, aber irgendwie auch ziemlich traurig. Euer 🦁 ist ja echt pfiffig!

    Liebe Gruesse von Annika

  2. Oh ja, bei uns ist gerade auch stürmisch 😉 Jolina muss erst mal den Schulalltag auf die Reihe bekommen und der Leidtragende an ihrer Bewältigung des Ganzen bin gerade ich, puh. Da hilft leider auch kein Löffel Zucker, oder Peitsche, das Kind kommt leider ganz nach mir, seeeehr stur, aber irgendwann kommt dann auch wieder die Sonne, ich weiß das, ich hoffe auf Wetterbesserung und auch ab und zu gute Ideen. Ich finde eine Reise ins Land der Magie sehr wichtig, das steht unseren Kindern zu und hat gar nichts mit nicht für voll nehmen oder ähnlichem zu tun, ich finde es toll wie du das machst, mir würde manchmal ein wenig mehr Ruhe und nicht gleich explodieren gut tun, aber ich arbeite an mir 😉

  3. Liebe Katharina, so schön herzlich, authentisch, liebevoll, echt und berührend geschrieben! Ich musste sehr schmunzeln, habe mich in Manchem wieder erkannt (auch wenn bei uns die Zeit des magischen Denkens erst noch kommt) und bewundere dich für deine Art, für deinen Umgang mit deinem ganz besonderen Sonnenschein und möchte dir sagen, dass auch unser kleines Kätzchen gerne mal nach anstrengenden Tagen oder vornehmlich bei Failienbesuchen völlig am Rad dreht und sich natürlich nur von ihrer besten Seite zeigt, Trotzanfälle inklusive… Von daher bedienst du dich wahrscheinlich der besten Erziehungsmethode, denn auf seinen Bauch zu hören, kann nie falsch sein! Tue nur dies, bei dem du dich auch wohl fühlst, die besten Ratschläge bringen nichts, wenn man sich dabei verbiegen und brechen muss!
    Und fast wäre dein tolles Outfit in den Hintergrund geraten, aber es steht dir einfach sagenhaft gut und ich bin schon sehr gespannt auf den Schnitt!
    Liebe Grüße
    Stephie

  4. Liebe Katharina,
    vielen Dank für deine Offenheit. Ich selbst finde, dass Eltern ruhig mal zugeben können, dass eben nicht alles so läuft wie es in den Erziehungsratgebern steht und dass das auch gar nicht schlimm ist. Das liebste Kind dreht irgendwann mal durch und das ist sehr anstrengend, aber vollkommen normal. Und wie viele Erwachsene haben ihre Gefühle auch nicht unter Kontrolle… Ich persönlich verheimliche auch nicht, dass ich mein Kind mal überrede und auch mal besteche, weil es manchmal einfach nur so funktioniert. Und wenn das jeder auch einfach mal offen zugeben würde, wäre dieser Druck von Außen auch kaum noch da.
    Ich wünsche euch ein harmonisches Familienleben und viel Freude!
    Dein Kleid ist übrigens auch sehr hübsch 🙂

    Liebe Grüße, Anja

  5. Liebe Katharina,
    vielen Dank für diesen tollen Post. Ich musste doch das ein oder andere Mal recht schmunzeln, ticken Kinder doch im Grunde immer gleich. Diese „tollen“ Ausraster sind natürlich NICHT typisch für ein Kind mit Down-Syndrom. Erst gestern hatte meine 4-jährige „gesunde“ Tochter einen diesen mega Ausraster. Mitten im Einkaufszentrum! Weil sie eine Tasche zum Bemalen haben wollte (jede Mädchenmama kennt die Werbung) und ich sie ihr aber verweigert habe, mit dem Hinweis, dass sie sich diese Tasche ja zum Geburtstag wünschen könne (der im Übrigen schon nächsten Monat ist). Sie hat so dermaßen geschrien, dass sich sämtliche Leute umgedreht und uns beglotzt haben, als wären wir Affen im Zoo. Einem älteren Ehepaar (kopfschüttelnd, wahrscheinlich entweder mit ganz liebreizigen Kindern oder eben gar keinen… haha) habe ich dann die Zunge rausgestreckt. Ja, das habe ich! Weil es mich nervt, wenn alle so tun als ob mein Kind – und natürlich auch ich, denn ich hab das ja nicht im Griff – einen an der Klatsche haben. Schlimmer sind aber diejenigen, die auch noch lachen und das Kind ansprechen als wäre es total bescheuert… Denen könnte ich mit dem Hintern ins Gesicht springen (sorry, aber ist doch wahr). Dabei kennen ALLE Eltern das! Und klar, es war ein anstrengender Tag. Dritter Tag nach den Ferien im Kindergarten, danach für den großen Bruder Schulsachen kaufen, Geburtstagsgeschenke für die Kinderfreunde besorgen und und und…. Da darf das schon mal passieren. Zum Glück hält dieser Zustand längsten ein paar Minuten an und dann ist alles als wäre ÜBERHAUPT NICHTS gewesen. Nämlich super gut!

    Ich wünsche dir einen schönen sonnigen und entspannten Tag.

    Liebe Grüße
    Steffi

  6. Knodel Inge sagt

    Hallo Katharina, wir haben alle mal mehr oder weniger geflunkert um unser Familienleben angenehmer zu machen. Man muss nicht immer den steinigen Weg gehen wenn es auch mal auf Umwegen leichter geht. Ob mit Magie oder nicht alles ist erlaubt. Schön finde ich wenn Kinder noch an Magie gauben. Mir gefällt Dein Kleid und die schönen Fotos. Am 5.9. gab es im WDR 3 Fernsehen eine Sendung Tanzfieber. Dabei waren auch Menschen mit Handicap. Sie tanzen gemeinsam und treten auch auf. Schau mal in der Mediathek vom WDR nach. Liebe Grüße Inge

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