Jahr: 2015

Mit links

Das mache ich mit links! … schneiden zum Beispiel! Aber es gibt heute noch Situationen im Leben, in denen ich mich nicht entscheiden kann, ob ich sie mit links oder rechts machen soll (und natürlich gehöre ich auch zu den Menschen die beides immer wieder verwechseln…). Meine Physiotherapeutin vermutet, dass ich vielleicht ursprünglich Linkshänderin war, aber in meiner Kindheit umgepolt wurde, wie es damals noch üblich war. Dem ist aber nicht so. Ich war also schon immer so ein bisschen Linkshänderin und ganz viel Rechtshänderin. Der Sonnenschein ist ganz klar Linkshänderin (ihr Bruder zeigt dagegen Tendenzen, dass er Rechtshänder ist). Linkshänder sein ist völlig in Ordnung und ich verstehe nicht die ganze Aufregung drum herum, die es einst mal gegeben hat. Es gibt sogar Studien, die belegen, dass es gar nicht gut ist, jemanden von Links auf Rechts umzuschulen. Wirklich Gedanken darum habe ich mir erst gemacht, als ich angefangen habe mit dem Sonnenschein Schwungübungen zu machen. Meine Stiftführung ist ganz anders als ihre und jedes Mal, wenn ich Vorschulübungen mit ihr mache, bin ich unsicher …

Mein Leben mit dem Besonderen #26 Bühne frei!

Es gibt wenige Termine im Jahr, die sofort nach ihrem Erscheinen fest und unverrückbar geblockt werden. Einer davon ist die jährliche Theateraufführung meines „kleinen“ Bruders Nils (32), den ihr in meinem letzten Beitrag schon kennengelernt habt. Das ist zwar seit Jahren so und ich bin auch noch nie zu spät gekommen, aber das heißt natürlich nicht, dass ich nicht deutlich und mehrfach erinnert werde. In diesem Jahr zuletzt einige Tage vor dem großen Auftritt – mitten in der Nacht, schlafend im Hotelbett mit (böser Fehler) dem Handy als Wecker neben mir. Facebooknachrichten machen so einen fiesen „pling“-Ton, mehrere hintereinander wecken einen recht effektiv. Ich gebe zu, meine Antwort war nur bedingt nett. Aber hey – Schwestern dürfen das und selbstredend war ich pünktlich da 😉 Nils lebt in einer Wohngruppe der Lebenshilfe und die liegt in direkter Nachbarschaft zum örtlichen Gymnasium. Schon zum dritten Mal stand nun Ende Juni die gemeinsame Theateraufführung in der Schulaula an. Verschiedene Schülergruppen waren an den Vorbereitungen beteiligt: das Theaterstück wurde von Schülern und Bewohnern der Lebenshilfe gemeinsam entwickelt, das …

Ich bin sooooo…

… müüüüüde! Kennt Ihr das? Wenn man morgens schon müde aufwacht? Wenn man auf dem Weg zur Arbeit und auch auf dem Heimweg immer wieder einnickt und von seinem eigenen Schnarchen wieder wach wird (meine größte Angst beim Sekundenschlaf… )? Noch zweimal arbeiten, dann habe auch ich erstmal Urlaub. Endlich. Es ist seit Wochen so, als würde mein Akku nur noch die kritischen 1% anzeigen, die dann aber überraschender Weise länger halten, als die 19% davor… als man anfing auf rot zu laufen. Aber einfach mal Füße hochlegen ist natürlich nicht drin. Erstmal steht ein 3. Geburtstag an. Ich weiß noch gar nicht was ich backen werde. Und der Kindergeburtstag, der wegen der Ferienzeit nachgefeiert wird, muss auch noch geplant werden. Eine richtig coole Dinoparty für kleine, wilde Entdecker. Und dann die Einschulung… auch die will gefeiert werden. Die Schultüte muss außerdem noch fertig genäht werden und das Kleid für die Einschulung… ich habe noch gar keinen Schnitt parat! Ich freue mich wahnsinnig auf die Planerei, auf die Vorbereitung, auf leuchtende Kinderaugen. Aber ich freue …

Bereit!

Nun ist sie vorbei die schöne Kindergartenzeit. Mich schmerzt dieser Abschied mehr als den Sonnenschein. Sie sagt – ich gehe den Kindergarten bald besuchen! Jetzt bin ich ein Schulkind! (ein ziemlich stolzes sogar). Der Sonnenschein zeigte in den vergangenen Wochen nicht nur das (wohl) typisch schwierige Verhalten von angehenden Schulkindern mit allen Facetten an radikalen Stimmungsschwankungen, die eine waschechte Sechsjährige zu bieten hat, sondern sie ist richtig groß. Ich spreche nicht von den 1,17 m, die sie aktuell misst, sondern von plötzlichen Sinneswandel wie: – Zu groß für das bunte Melanin-Kindergeschirr… großzügig wird der gelbe Löwenteller dem Bruder überlassen (ist ja ursprünglich auch seiner), denn man möchte nur noch von den weißen Porzellantellern essen – Auch das Heidi-Besteck ist inzwischen uncool… GROßES Messer, GROßER Löffel, GROßE Gabel und Heidi & Co. werden großzügig an den kleinen Bruder weiter gereicht – Bunte Plastikbecher? „Maaaama! Ich will ein richtiges Glas. Ein GROßES Glas!“ – Schminken möchte sie sich und ich ertappe sie immer häufiger dabei, dass sie in meinem Schminktäschchen rumkramt und mich dann mit einem eitlen Unterton, …

Mein Leben mit dem Besonderen #25 Sonnenkind Amelie

Es ist so eine Sache mit dem Veröffentlichen seiner Lebensgeschichte oder einem Teil davon – besonders, wenn es sich dabei um sehr emotionale Angelegenheiten handelt. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich mit meiner Geschichte Mut machen und zeigen möchte, dass man aus allem heraus- und in alles hineinwachsen kann. Unser inzwischen fast 7-jähriger Sohn Christopher ist ein absolutes Wunschkind; er kam zwar ein paar Monate früher als eigentlich geplant zu uns, aber dessen ungeachtet waren wir überaus glücklich, als er nach einer größtenteils unbeschwerten Schwangerschaft endlich in unseren Armen lag. Sämtliche zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen hatte ich während der Schwangerschaft abgelehnt, da mir schon immer klar war, dass für mich eine Abtreibung nie in Frage käme. Bereits kurz nach Christophers Geburt wussten wir, dass irgendwann noch ein Geschwisterchen folgen sollte. Nach drei Jahren war ich dann mit unserem zweiten geplanten Wunschkind schwanger. Ich erwartete zu meiner größten Freude ein Mädchen. Auch dieses Mal verzichtete ich bewusst auf alle zusätzlichen Untersuchungen. Bei einer Routine-Untersuchung in der 26. Woche teilte mir mein Frauenarzt mit, unser Baby  sei retardiert, …

Monatelange Anspannung…

… sind gestern von mir abgefallen. Und ich habe erstmal geheult – vor Freude und vor Erleichterung. Und dann habe ich erstmal getwittert. Wie vor ein paar Wochen, als wir die Zusage von Soneas zukünftigen Schulbegleiterin bekommen haben. Ja, das habe ich Euch hier verheimlicht. Weil ich Angst hatte, dass eben dann etwas schief läuft, bevor ich es schwarz auf weiß habe. Jetzt aber: gestern kam er endlich, der Bescheid, auf den ich wochenlang gewartet habe. Direkt zwei Schreiben der Stadt Köln hatten wir in der Post. Neben dem Schreiben zur Schulwegbeförderung war dann noch ein dickerer Umschlag in der Post. Mein Herz pochte beim Öffnen bis zum Hals. Ich wusste genau, dass dies der Bescheid über die Bewilligung der Integrationshilfe sein würde. Monatelang haben wir uns vorbereitet. Über ein halbes Jahr lang. Davor haben wir uns informiert. Herr Sonnenschein und ich haben jeder insgesamt mindestens ein Drittel unserer Urlaubstage für Arzttermine, Testungen, Gutachten-Besprechungen und Hospitationstermine an Schulen verbraucht. Das haben wir gerne gemacht. Aber trotzdem war die ganze Zeit ein endloses Bibbern. Das AO-SF …

Verleihen – verschenken – klauen

An manchen Tagen fegt der Sonnenschein mit ihrem Puppenwagen durch die ganze Wohnung… Treppe rauf, Treppe runter und alles, was nicht niet und nagelfest ist, wird eingepackt. „Ein Geschenk für meinen Freund… Maik!… der kommt mich heute besuchen!“ „Aha?“ Wer einen Platz in ihrem großen Herzen hat, wird beschenkt. Reichlich. Es wäre fatal ihr wieder alles wegzunehmen und darauf zu beharren, dass sie nicht einfach das Polizeiauto, das Grüffelo-Buch und den T-Rex vom Bruder, eine Halskette, einen Stapel zugeschnittener Stoffe und das Handy von der Mama und ein T-Shirt, die Armbanduhr und den Rasierapparat vom Papa… plus Puppe Melli, den Arzkoffer und die komplette Conni-Buchsammlung (es wackelt und kippt schon alles, die Reifen quietschen, aber der CD-Player hat noch Platz‘)… dass sie all die Sachen nicht einfach so verschenken kann. Darf. Der Sonnenschein verschenkt eben unglaublich gerne (sofern es nicht süß und essbar ist) und nichts und niemand kann sie davon abhalten. Noch nicht einmal die Tatsache, dass ihre Geschenke eigentlich gar nicht ihr Eigentum sind. So lustig das vielleicht klingen mag, es lässt uns …

12 von 12 im Juli

Wir haben heute tatsächlich mal dran gedacht! 12 von 12 und wir sind dabei… mit zehn Bildern und.. äh zwei Videos. Hoffe das lässt die Jury auch gelten. Erstmal ganz in Ruhe frühstücken…   Und Geschenke einpacken. Der Sonnenschein liebt es im Moment „Geschenke“ einzupacken und alle möglichen Leute zu „beschenken“ (ich glaube, diesmal war es ein Spielzeug ihres Bruders…)   Ein bisschen Pediküre… Noch schnell ein kleiner Videodreh für die Aktion Mensch… Und… ähem… aufräumen… Da es heute den ganzen Tag geregnet hat, gab es einen kleinen Überraschungsausflug in einen Indoorspielplatz, in dem wir mit Überraschungsbesuch verabredet waren. Der Sonnenschein hat heute nämlich nach viel zu langer Zeit ihre Paten“cousine“ wiedergesehen (ihre allerallerallerbeste Freundin)… Die können wir Euch hier aber leider nicht zeigen. Aber, dass die Kinder einen riesen Spaß hatten, das dürft Ihr sehen… Und es gab noch nachträgliche Geburtstagsgeschenke (das ist unser Untergang…!)   Zum Abschluss gab es noch die passende Ernährung… völlig ungesund und ganz wirklich eine absolute Ausnahme (das wird uns wieder Leser kosten!!)…   Die Kinder waren auch hauptsächlich …

Mein Leben mit dem Besonderen #24 Mein Leben mit Peti

Als du diese wundervolle Reihen gestartet hast, habe ich mir das erste Mal bewusst Gedanken gemacht warum es für mich gar nichts „besonderes“ ist. Diese besonderen Menschen. Warum es für mich völlig selbstverständlich war, dass ich meine beiden Kinder auf die Welt bringe, völlig egal was eine Untersuchung im Vorfeld gesagt hätte. Warum es für mich als Lehrerin auch eine Selbstverständlichkeit ist, dass ALLE Kinder in meiner Klasse sein können und sollen!! Meine Mama hat einen geistig behinderten Bruder. Peti. Peti hat bei seiner Geburt in den 40er Jahren zu wenig Sauerstoff erhalten, oder er ist zu lange im Geburtskanal gesteckt, so genau weiß das keiner mehr. Es spielt auch keine Rolle mehr. Peti ist „behindert“, oder er „hat nicht alle Tassen im Schrank“. Oder er kann einfach andere Dinge ganz besonders gut, z.B. ein Buch anschauen, in Ruhe auf der Terrasse sitzen und Kaba trinken, oder spazieren gehen. Seit meiner Geburt lebt Peti in einer WG der Lebenshilfe, mit 12 anderen besonderen Menschen. Und seit meiner Geburt ist meine Mama mit mir und meiner …

Raupenabschied

Gestern kam der kleine Löwe ein bisschen zu kurz. Auch er hatte eine kleine Abschiedsfeier, denn nach den Sommerferien wechselt er von der Raupengruppe in die Bienengruppe. Es ist kein endgültiger Abschied, wie beim Sonnenschein (also so ganz endgültig ist ihr Abschied ja auch wieder nicht), aber so richtig gerecht wurde ich seinem Abschied gestern nicht (wie das eben so ist, wenn man zwei Kinder in einer Kita, aber unterschiedlichen Gruppen hat). Das tat mir irgendwie leid. Auch der kleine Löwe hatte die letzten zwei Jahre großartige Erzieherinnen, mit denen er gespielt, getanzt, gelacht, gekuschelt und auch mal geweint hat. Als er in seine Gruppe kam, konnte er noch nicht einmal laufen. Ich war damals unsicher, ob so ein früher Start ins Kitaleben gut fürs Kind ist und nicht bindungsschädigend, wie es so oft mit gerunzelter Stirn und erhobenen Zeigefinger in wissenschaftlich fundierten Artikeln steht. Und die differenzierten, vorwurfsvollen Meinungen von außen geben einem dann noch den Rest. Rückblickend kann ich nur sagen – beste Entscheidung! Der Löwe hat sich in den letzten zwei Jahren …