Allgemein, Familienleben

Alexaaaaa! Wo ist die Fernbedienung?

Verbote führen zu nichts, klare Regeln aber schon.

Und die brauchen meine Kinder beide sehr, denn feste Strukturen sind für beide sehr wichtig. Läuft etwas nicht planmäßig, sind die strapazierten Nerven, das Geschrei und die komplette Verweigerung vorprogrammiert.

Der richtige Umgang mit Medien lässt uns hier oft verzweifeln. Wir haben dafür keine richtige Lösung, aber wir haben einiges ausprobiert, um zu schauen, welche Lösung für uns als Familie die Beste (und auch stressfreiste) ist.

Ein Verbot führt zu nichts. Also haben wir einige Zeit geschaut, ob unsere Kinder eine Überkompensation von Fernseher, Switch und Tablet selbst regulieren können. Das hat erwartungsgemäß nicht ganz so gut funktioniert.

Lange gab es die Regel: unter der Woche bleibt der Fernseher bis 18 Uhr aus. Danach kann in der Zeit von 18 bis 19 Uhr eine Serie im KIKA geschaut werden. Und nur dort.

Wenn wir Besuch haben, bleibt der Fernseher aus.

Nun habe ich ein sehr regelverliebtes Kind und eins, das gerne seine eigenen Regeln aufstellt und alle anderen umgeht.

Sonea kam also vermehrt zur Haustür rein und als allererstes wurde der Fernseher eingeschaltet. Sämtliche Youtube Spielzeugkanäle rauf und runter und das, obwohl mein tägliches Mantra lautet „Kein youtube!“.

Und wenn Besuch da war, kam von ihr ein ungeduldiges „Kannst Du gleich mal gehen?! Ich will Fernsehen gucken!“. Meine Tochter. Sehr klar in ihren Ansagen.

Die Switch-Zeiten hatten wir schon stark eingegrenzt, aber 20 Minuten sind in der Welt von Super Mario ein winziges Zeitfenster. Wütendes Löwengeschrei ist da vorprogrammiert.

Ihr glaubt gar nicht wie schnell Geschwisterstreitereien vergessen sind, wenn man gemeinsam versucht irgendwelche Passwörter und Zugangscodes zu knacken.

Nachdem die Laissez faire Strategie total gescheitert ist, habe ich angefangen alle Medien unter der Woche zu verstecken. Natürlich angekündigt und im Familienrat so besprochen. Kann man machen, aber führt eben dazu, dass sämtliche Schränke und entlegensten Winkel der Wohnung durchwühlt und auf den Kopf gestellt werden.

Anfangs waren die Verstecke clever, meine Kinder aber noch cleverer. Triumphierend zogen sie mit der Fernbedienung an mir vorbei und stritten kurze Zeit später um das Fernsehprogramm.

Mittlerweile befindet sich unsere Fernbedienung unter der Woche in einer Reispackung in der untersten Schublade des Vorratsschrankes. Dieses Versteck wird sicherlich noch einige Zeit sicher sein. Auch die Switch und das Tablett sind gut versteckt und nur am Wochenende oder in den Ferien frei verfügbar.

Anfangs war ich skeptisch, ob das die Lösung sein kann. Denn wie sollen die Kinder den richtigen Umgang mit den Medien lernen, wenn sie sie nur begrenzt nutzen dürfen.

Grundsätzlich kommen aber beide Kinder sehr gut damit klar. Sonea weniger als ihr Bruder, aber besser als erwartet.

An den Wochenenden und in den Ferien sind alle Medien wieder verfügbar und werden trotz der befristeten Zeit nicht übermäßig kompensiert. Schließlich hat man sich unter der Woche auch mit anderen Dingen beschäftigt und da ist es dann eben doch auch mal spannender dort weiterzumachen.

Schwierig wird es allerdings oft, wenn klar wird, dass auf dem Sonntag ein Montag folgt und damit wieder alle Medien weg. Dann wird die Fernbedienung nämlich plötzlich vor Mama und Papa versteckt und ich sag Euch – Soneas Verstecke sind fast noch besser als meins!

Nein, natürlich ist es nicht so, dass meine Kinder die medienfreie Zeit komplett ergeben hinnehmen. Vor allem Sonea nicht.

Sie tüftelt immer wieder an neuen Strategien, die mich jedes Mal verblüffen „ALEXAAAAA! Wo ist die Fernbedienung!“.

Kennt Ihr die Antwort? Zum Glück fällt Alexa nichts besseres ein, als die Kinder unterm Sofa nachschauen zu lassen. Immerhin finden sich dort gerne mal verloren geglaubte Socken.

Aber Alexa stellt mich auch vor neuen Herausforderungen: „ALEEEEXAAAAAAA, spiel „I’ve got no boops on my woah!“ („No Roots“ von Alice Merton). Leider ist Alexa mit den meisten Suchanfragen überfordert, was vor allem Sonea nicht daran hindert, immer wieder energisch nachzuhaken.

An den medienfreien Tagen läuft hier in Dauerschleife „Chöre“ von Mark Forster. Das ist noch die harmlose Variante der Strafe meiner Kinder Kinder an mich. So richtig übel wird es, wenn der „Crazy Frog“ oder irgendwelche deutschen Gangster Rapper aus den Lautsprechern dröhnen.

Irgendwann platze ich dann doch dazwischen und läute den Feierabend von Alexa ein. Diese Ruhe danach einfach himmlisch. Und ich glaube, auch Alexa ist jedes Mal froh drum.

Nach zwei Wochen Herbstferien war die Umstellung auf die medienfreie Zeit unter der Woche natürlich erstmal hart. Aber wir hatten die Rechnung nicht mit Sonea gemacht. Also wie so oft, wieder mal nicht.

Denn am Montag Morgen schaltete sie einfach mal triumphierend den Fernseher am Knopf auf der Rückseite des Gerätes ein. Auch diesen Knopf konnten wir lange Zeit vor ihr geheim halten. Aber Sonea wäre nicht Sonea, wenn sie sämtliche technischen Geräte mit der Zeit nicht völlig durchschaut.

Ich sag an dieser Stelle nur: WhatsApp beantworten, ohne die Tastensperre zu lösen.

Triumphierend machte sie sich montags also startklar für die Schule und tänzelte vor dem Fernseher, während im Hintergrund der Paw Patrol kein Einsatz zu groß und kein Weg zu weit war.

Die erste Überlegung von Herrn Sonnenschein und mir war, den Fernseher auf einen ganz langweiligen Sender umzustellen (was sie natürlich nicht daran gehindert hätte auf der Fernseher-Rückseite das Programm zu ändern). Aber dann haben wir den Fernseher einfach in den Radiomodus umgestellt und statt der regulären Kinderberieselung, kommt… Überraschung!

Kinderradio.

Das entlastet auch Alexa ein wenig und schont die Nerven.

Not macht erfinderisch und wenn sämtliche Regeln umgangen werden, müssen eben klarere Regeln her und eine heißt: unter der Woche ist Medienfrei.

Das gilt natürlich nicht für Mama und Papa und die sind beide dankbar für neue Serientipps, nachdem sie DARK gestern beendet haben.

1 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.