Allgemein, Down-Syndrom, Familienleben, Inklusion, Schule

Durch Berg und Tal

Du kletterst diesen Berg hoch. Der Weg dort hinauf ist steil und beschwerlich. Dein Rucksack fühlt sich Schritt für Schritt immer schwerer an und klebt Dir am Rücken. Nass geschwitzt, mit Blasen an den Füßen, läufst Du weiter, denn Du hast dieses Ziel vor Augen, für das es sich lohnt immer weiter zu gehen. Auf Deinem Weg erkennst Du die wahre Schönheit Deines Weges. Die wilde Natur, unverfälscht und echt. So anstrengend, wie es ist, hat es auch schöne Seiten.

Inklusion – Downsyndrom – Sonea Sonnenschein

Und irgendwann erreichst Du den Gipfel und siehst NICHTS.

Auf Deinem Weg dorthin hat sich alles zugezogen und ist einfach nur düster und nebelig. Von der schönen Aussicht ist nichts zu sehen.

Vor fünf Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht und dann standen wir an dieser Abzweigung. Der eine Weg führte den steilen Weg hinauf und der andere schlängelte sich verspielt und moosig am Tal entlang.

So beschwerlich wie der Weg den Berg hinauf war und so oft wie wir abzustürzen drohten, Krämpfe ausgestanden haben und Nächte lang schlaflos gegrübelt haben, bereuen wir es nicht, ihn gegangen zu sein.

Doch nun stehen wir am Gipfel und wissen gerade gar nicht wohin der Weg weiter führen wird.

Obwohl es ein Grundrecht ist, ist Inklusion nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Das haben wir vor fünf Jahren das erste Mal zu spüren bekommen, als wir auf der Suche nach einer inklusiven Grundschule waren.

Meistens scheitert die Inklusion an der fehlenden Bereitschaft, den finanziellen Mitteln, dem mangelnden Personal und manchmal einfach an den einfachsten Dingen. Insbesondere mit einem vorpubertären Pre-Teen, wird es zunehmend schwierig.
Inklusion – Downsyndrom – Sonea Sonnenschein

Eine Klasse mit 30 Kindern und einer Lehrkraft sowie einem Sonderpädagogen 4 Stunden die Woche, kann noch so inklusiv sein und ist trotzdem nicht kompatibel mit einem Kind, wie meinem.

An manchen Tagen zweifle ich sehr, ob wir weiter Berge besteigen können oder lieber Täler erkunden. Ich habe ohnehin Höhenangst und kann die Aussicht vom Berg nicht genießen. Und meinem Kind ist die Bergsteigerei oft zu anstrengend.

Es gibt so viele Argumente. Argumente, die ganz klar für das Tal sprechen. Aber auch welche, die unmissverständlich für die Bergtour sprechen.

Her Sonnenschein hat bereits den Routenplaner aktiviert und alle Gefahrenstellen markiert.

„Physik, Chemie, Politik… all das braucht Sonea doch gar nicht! Und glaubst Du, dass sie mit all ihren Marotten bei den anderen Kindern gut ankommt? Sie ist einfach anders und wird wahrscheinlich immer der Außenseiter sein. Es ist ja jetzt schon nicht leicht!“.

Er hat soooo Recht. Und trotzdem würde ich Sonea den Ausblick wünschen. Der Weg in den letzten vier Jahren hat Spuren hinterlassen. Und Sonea hat so viel gelernt.

Es gibt weitere Bergrouten für uns. Oder aber weiterführende Schulen, die inklusiv arbeiten. Aber leider sind die meisten für uns unerreichbar bzw. im Berufsverkehr nicht realisierbar.

Zwei Gesamtschulen stehen auf unserer Liste, die wir uns anschauen wollen. Zwei Bergrouten, die alleine aufgrund ihrer Entfernung einige Hürden mit sich bringen. Trotzdem werden wir uns die Routen genauer ansehen.

 

Inklusion – Downsyndrom – Sonea Sonnenschein
Und dann fange ich an abzuwägen welcher Weg Sonea besser gefallen würde. Welcher von ihnen nicht zu langweilig sein könnte und welcher zu herausfordernd, zu steinig und zu anstrengend. Schließlich soll sie auch Spaß auf ihrem Weg haben und das Interesse nicht verlieren. Sie soll Freunde finden, die sie auf ihrem Weg aufrichtig begleiten und sie so akzeptieren, wie sie ist.
Und dann stehe ich im Tal mit dem Blick auf das Gebirge und denke: das hat bis jetzt geklappt, aber der Weg war steinig, wackelig und manchmal ist man ein Stück weggerutscht. Vor mir ein Schild, auf dem deutlich vor „Lawinengefahr“ gewarnt wird.
Inklusion – Downsyndrom – Sonea Sonnenschein
Möchte ich meine Tochter diesem Risiko aussetzen? Einem Schulsystem, das immer wieder mit der Inklusion überfordert ist und so überlastet, dass es die Inklusion zwar irgendwie stemmen kann, aber eben nicht so, wie sie für mein Kind passen würde.
30 Kinder, die diesen Weg mit ihr wandern. Ein Bergführer und vielleicht noch ein zweiter, der einmal pro Tag ganz kurz das Schuhwerk überprüft und dann aber auch schon wieder weg ist. Reicht das für mein Kind aus? Überfordert es sie nicht? Kann sie da überhaupt noch mithalten, ohne ständig das Schlusslicht der Wanderer zu bilden?
Letzte Woche ist Herr Sonnenschein ein paar Meter mit Sonea durch das Tal spaziert. Und beide fanden sie es richtig toll dort. Sonea traf auf ein paar bekannte Gesichter und entdeckte auch noch andere Kinder mit Down-Syndrom. Ich glaube, sie hatte sofort das Gefühl dort hin zu gehören. Endlich war sie nicht das Schlusslicht, das Kind, das aus der Rolle tanzt, sondern ganz selbstverständlich mittendrin.
Inklusion – Downsyndrom – Sonea Sonnenschein
Und jetzt stehen wir da und müssen ganz von vorne schauen welche Route wir nehmen. Wie vor fünf Jahren.

23 Kommentare

  1. Andrea sagt

    Zu dem Weg kann ich nichts helfendes beitragen. Aber unser jüngstes Kind hat in der musikalischen Früherziehung ein Kind mit Trisomie 21 und zum ersten Mal Kontakt mit solchem „Anderssein“. Ich habe vor zwei Wochen ein wenig zu Trisomie 21 erklärt. Heute nach der Stunde wurde erzählt. Und da fragte unser Spross plötzlich: „Und dann hat … ähhh … wie heißt das Sonnenscheinkind noch mal?“ Ich fand es so toll, dass unser Kind sich genau das als Beschreibung gemerkt hat. Das andere Kind war nicht „komisch“, nicht „behindert“, es ist das Sonnenscheinkind, weil es fast immer gute Laune hat.

  2. Malou sagt

    Liebe Katharina
    Zufällig habe ich euch im Netz gefunden und gleich ein Gefühl von Verbindung gespürt — selbst Mama eines jungen Mannes mit DS sind wir in die Bergtour eingestiegen — sind aber auch noch nicht oben angekommen — der Moosweg — ich liebe Moos — lacht uns immer mal wieder an — es kann uns keiner abnehmen welcher Weg der Richtige sein wird — die Rahmenbedingungen für inklusion sind leider auch in Baden Württemberg sehr oft bescheiden — bei einer grünen Landesregierung — wir gehen gerade Schritt für Schritt nach oben mit Blick auf den Schlängelweg — und beobachten sehr genau wie sich wer fühlt — ich hoffe das richtige Gespür zu haben für unseren Sohn
    Danke für deine tolle Seite und ich komme sicherlich immer mal auf einen Sprung vorbei
    Lgr

  3. Anja Ertelt sagt

    Liebe Katharina,

    was mir immer öfter auffällt: Eltern von inklusiv beschulten Kindern mit geistiger Behinderung berichten auffallend oft, dass ihre Kinder zwar in der Klassengemeinschaft gut zurecht kommen und dort gut aufgenommen werden, dass sie jedoch außerhalb des Schulbetriebs nahezu keinen Kontakt zu Kindern haben, welche nicht Inklusionsschüler sind. Mir blutet dann immer sehr das Herz. Gerade, wenn es um Geburtstagseinladungen etc. geht, die schlichtweg ausbleiben. Kinder mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf hingegen, welche auf einer Förderschule beschult werden, pflegen rege soziale Kontakte, die für Kinder unheimlich wichtig sind.

    • Ja, da hast Du Recht. Das ist schon deutlich weniger.

      Bei Sonea ist das Problem eher, dass sie so weit entfernt von ihrer Schule wohnt.
      Geburtstagseinladungen und Verabredungen gibt es schon. Aber ich könnte mir wirklich vorstellen, dass es an der Förderschule deutlich mehr wäre. Ein gewichtiger Punkt, der bei mir auf der Pro-Seite steht.

      Liebe Grüße
      Katharina

  4. Franzi sagt

    Liebe Katharina,
    Ich finde es toll wie ihr den Schritt gewagt habt. Ich kann aber die Zerrissenheit verstehen. Natürlich sollte individuelle und zieldifferente Förderung überall möglich sein. Leider ist das wohl unendlich schwer. Ich selbst bin Sonderpädagogin in der Inklusion. Ich bi bisher in der 5&6 eingesetzt (derzeit in Elternzeit). Wir gehören wohl zu den ganz gut ausgestatteten Schulen und unsere Schulleitung stärkt vor allem die .5&6 mit Sonderpädagogen. Aber es scheitert oft an der klassenzusammensetzung oder an den verschiedensten Kleinigkeiten und auch an den Förderschwerpunkten. Bei uns mischen sich LE/GE/ES/Sprache und Hören. Es ist für uns oft schon schwer. Für viele Regelkollegen umso schwerer. In der 5&6 wird unglaublich viel Energie in die Hauptfächer und die dortige Förderung gesteckt. Doch je höher es geht desto schwerer. So viele Fächer, so viel Stoff, so viele Methoden und so viel Eigenarbeit. Es ist für alle Seiten unglaublich schwer und obwohl viele Regelkollegen ihr allerbestes geben und wir Sonderpädagogen versuchen aufzufangen und zu fördern sind wir noch lange nicht da wo wir hin wollen oder hin sollen. Wir müssen uns alle noch weiter entwickeln. Ich habe noch locker 35 Berufsjahre vor mir und bin gespannt wie es sich entwickelt. Ich kann euch nur raten: schaut euch alle Optionen an (auch trotz weiter Wege), redet an jeder Schule mit den Sonderpädagogen und anderen Eltern, schaut euch Unterricht an und wägt ab. Bezieht auch Sonea mit ein. Und ob ihr euch für die weitere Inklusion oder doch die Förderschule entscheiden werdet: beides hat Vorteile und kann Sonea auf ihrem Weg begleiten. Und welche Entscheidung ihr auch trefft sie wird gut sein. Ich verfolge euren Weg auch weiter gespannt.

  5. Liebe Katharina,
    ich fühle mit Euch. Als Eltern will man „das Beste“ für sein Kind, aber was richtig und gut ist, lässt sich vorher meistens nicht sagen und ist von so vielen Faktoren abhängig.
    Was mir nur auffällt, vielleicht ist ein „Tal“ aus Deiner momentanen Sicht gar kein Tal, sondern eine Höhe in der anderen Richtung? Die Welt steht manchmal Kopf.
    In einem Forum, das leider gelöscht ist, sonst hätte ich Dir den Link zum Thread geschickt, war eine Mutter, deren Sohn eine Behinderung hatte. Er war als Inklusionskind an einer Regelschule, aber so wirklich glücklich war er nicht. Keine Einladungen zu Geburtstagen, Ablehnungen für seine Umarmungen und sowas. Ihr Mann sträubte sich, aber der Sohn hospitierte dann an einer Sonderschule. Sie sagte, er blühte in den wenigen Tagen so auf, weil er dort wie alle war oder teilweise viel mehr konnte. Er konnte Kindern helfen, es gab Kinder, die wie er jeden umarmt haben. Er ist dort hin gewechselt und hatte Freunde, wurde eingeladen und zu seinem Geburtstag kamen viele Kinder. Ähnliches erzählte auch eine Bekannte über ihren Neffen mit Körperbehinderung. Er war nach der inklusiven Grundschule, was auch klappte, auf einer speziellen Schule für Körperbehinderte. Plötzlich war er derjenige, der mehr konnte, der anderen helfen konnte und er fiel einfach nicht mehr als „anders“ auf, er war einer von vielen.
    Das soll NICHT heissen, dass Sonea auf eine nicht Regelschule gehen soll, das Urteil maße ich mir nicht an und weder kenne ich die Schulen noch Sonea wirklich. Ich möchte nur damit sagen, dass manchmal der Weg, den die Eltern vielleicht vorher als „Tal“ gesehen haben, für das Kind ein Hoch mit toller Aussicht ist, es glücklich ist, viele Freunde hat und das doch der richtige Weg ist? Aber natürlich kann es auch der schlechtere Weg sein. Der Bruder eines Freunds war mit geistiger Behinderung auf der damals einzigen Sonderschule und für ihn war es schlimm, weil dort viel Gewalt herrschte und weniger gelernt wurde als er könnte. Unser Freund sagt immer, es wäre der Traum seiner Eltern gewesen, wenn es da schon Inklusion gegeben hätte.
    Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und schließe mich den anderen an, fragt Sonea, guckt, wo Ihr hospitieren könnt und ob sie sich wohl fühlt. Und, wenn ein Weg ein Irrweg ist oder eine Sackgasse, könnt Ihr immer noch umdrehen und einen neuen Weg suchen. Hört auf Euer Bauchgefühl!
    liebe Grüße!

  6. Tanja sagt

    Liebe Katharina, das hast Du wunderschön (b)geschrieben. Ich kann Dich so sehr verstehen, sind wir auch gerade auf einem ähnlichen Weg. Und egal, wie viele Gedanken man sich macht, und schlaflose Nächte wälzt, so gibt es doch keine Garantie für die richtige Entscheidung. Eigentlich geht es nur um ein gutes Gefühl, was aber davon bleibt, kann niemand sagen. Ich drücke Euch so sehr die Daumen, dass Ihr irgendwann die Aussicht oder auch das lauschige Tal genießen könnt. Ganz liebe Grüße von Tanja

  7. Wir stehen auch im Nebel mit Jolina und habe gerade die ersten Kontakte zu einer Schule ohne Kletterfelsen und doch müssen wir jetzt für diese Schule kämpfen, denn die, die nur im Tal wandert möchten wir immer noch nicht.

  8. Anja sagt

    Liebe Katharina, das ist jetzt ohne Frage eine extrem schwere Entscheidung, die ihr treffen müsst, und die euch auch niemand abnehmen kann. Geht noch mal tief in euch, wägt alle Pros und Contras ab. Bezieht Sonea, so weit wie möglich, in die Entscheidungsfindung mit ein. Ich bin sicher, ihr trefft die richtige Entscheidung. Alles Gute!

  9. Anja sagt

    Ich zitiere jetzt mal wortwörtlich einen ehemaligen Gymnasiallehrer, der sich aufgrund der zum Teil menschenverachtenden Praktiken an Gymnasien beruflich umorientiert hat und nun in seiner Rolle als Schulleiter einer lerntherapeutischen Einrichtung für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren voll und ganz aufgeht, weil hier JEDES Kind aufgrund kleiner Klassen von MAXIMAL 12 Schülern pro Klasse (dafür allerdings altersgemischt) optimal und auf all seinen Fähigkeiten entsprechendem Niveau (vom Fõrderschulkind bis hin zum Gymnasiasten!) beschult werden kann: „Gymnasien haben den Auftrag, in der 5. + 6. Klasse gnadenlos Kinder auf niedrigere Schularten abzuschieben. Und dies unabhångig vom Talent. Bevorzugt trifft dies Migrantenkinder, Legastheniker, Kinder mit Dyskalkulie, Kinder mit allen sonderpädagogischen Schwerpunkten, Kinder Alleinerziehender und Kinder von Eltern mit geringem Geldbeutel. Inklusion besteht in der BRD nach wie vor meist nur auf dem Papier. Und wer nicht die finanziellen Mittel hat, die Inklusion durchzusetzen und auch noch in einem besonders inklusionsunfreundlichem Bundesland lebt, steht gnadenlos auf verlorenem Posten.“ Nun ist mir natürlich klar, dass es bei Sonea wohl kaum um Inklusion am Gymnasium geht, wobei ich das selbstverständlich nicht abwertend meine, aber ich wollte verdeutlichen, dass Inklusion an den weiterführenden Schulen noch mal ein ganz anderer, schwieriger zu bewältigender Punkt ist.

    • Liebe Anja, ich verstehe nicht, wieso du davon ausgehst, dass nicht auch die inklusive Beschulung am Gymnasium für JEDES Kind (also auch für Sonea) eine Option sein kann. Zieldifferente Förderung ist doch völlig unabhängig vom Förderort.
      Ich wünsche, dass eine gute Schulzeit vor Sonea liegt- schließlich hat auch sie nur eine!
      Gruß D.

      • Anja Ertelt sagt

        Liebe D.,

        die Antwort steht in meinem Posting.

        Und natürlich kann Sonea gern am Gymnasium inklusiv beschult werden, wenn sich ein Gymnasium finden lässt, welches dies unterstützt.

        LG
        Anja

        • Liebe Anja, ich bin leider noch gar nicht dazu gekommen auf die vielen Kommentare zu antworten. Deiner ist mir aber sehr ans Herz gegangen und ich habe genau verstanden was Du sagen wolltest.

          Ein Gymnasium kann für mich noch so inklusiv sein. Es könnte mit Sonea aber niemals funktionieren, da sie sich oft an den leistungsstärksten misst.
          Hinzu kommt, dass man auf dem inklusiven Bildungsweg immer wieder auf Unverständnis und Widerstände stößt und auf dem Gymnasium wäre es nicht bloß ein Wind. Ich möchte ja eine realistische Inklusion und die ist für mich am Gymnadium aufgrund des Bildungsniveau nicht gegeben.

          Wir sind nächste auf einem Infosbend an einer inklusiven Schule in Köln. Eigentlich meine absolute Hoffnung und Wunschschule. Ich könnte also ein paar Daumen gebrauchen.

          • Anja sagt

            Liebe Katharina,

            meine Daumen sind supermegafest gedrückt für eure Kölner Wunschschule! Ich wünsche euch sooo sehr, dass es klappt!

            Ich habe ein Kind mit FB „sozial-emotional“ (aufgrund einiger Traumata), das an einer Gemeinschaftsschule beschult wird, wo Förderschulkinder jeglicher Couleur, Hauptschüler und Realschüler (wobei mein Kind zu den Realschülern gehört) gemeinsam beschult werden. Und es klappt sehr gut, nicht zuletzt dank „kleiner“ Klassen (22 Schüler), und auch „obwohl“ den Sonderpädagogen nur wenige Stunden pro Woche und Klasse zur Verfügung stehen.

            Die Regelschullehrer sind – wie die Sonderpädagogen auch – hochmotiviert und kindorientiert.

            Die Klasse (5. Klasse) ist zu einer vertrauten Gemeinschaft zusammengewachsen, wo jeder Rücksicht aufeinander nimmt und jedes (!) Kind Freunde gefunden hat (die auch nach Schulschluss gepflegt werden).

            Und: Jedes Kind lernt in jedem Fach das, was es in der Lage ist, zu leisten, ohne dass Frust entsteht.
            Na klar läuft nicht immer alles reibungslos. Aber wo klappt schon alles zu 100 Prozent?

            Ich habe im Vorwege sooo viel Schlechtes über Gemeinschaftsschulen (in unserem Bundesland laufen die sozusagen unter dem Titel „Inklusionsschulen“ – unser Bundesland hinkt in Sachen Inklusion eigentlich gewaltig (!) hinterher) gehört, aber mein Kind blüht dort auf, und mir geht richtig das Herz auf, wenn ich sehe, wie Förderschulkinder, Hauptschüler und Realschüler gemeinsam lernen dürfen und zu gleichen Teilen wertgeschätzt werden.

            In diesem Sinne: Ein aufrichtiges Daumendrücken für die von euch favorisierte Inklusionsschule!

            Alles erdenklich Gute für euch – vor allem für Sonea. Sie hat es wirklich verdient, denn sie hat schon viel geschafft! 🙂

  10. susan sagt

    Liebe Katharina
    das hast du so, so schön geschrieben, man versteht sofort was du sagen möchtest und wie du dich fühlst! Aus deinen Zeilen lese ich heraus, dass es gar nicht so schlimm ist, im Tal zu laufen und dass es auch da ganz viele schöne Sachen gibt die man entdecken kann! Es gibt kein richtig oder falsch, solange es allen gut geht, dann ist jeder Weg gut! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal mehr Mut braucht, das Tal zu erforschen als die Berge zu erklimmen! Alle wollen höher und weiter sehen, alle wollen zuoberst auf den Berg stehen. Und vergessen oft, dass der Weg dorthin auch sehr schön ist. Und manchmal so schön, dass man auf halbem Weg stehen bleiben möchte, kurz vor der Baumgrenze, weil es einem hier so gefällt, weil es hier noch Bäume, Rückzugsorte, unerforschte Wege gibt. Aber dann hört man die Stimmen die sagen „waaaas, du könntest auf dem Berg stehen wenn du nur genug wolltest!!“ Aber meine und unsere innere Stimme sagt ganz klar und deutlich „ich will gar nicht dort oben stehen…“ und dann passt das ganz gut so wie es ist.

    Ich wünsche euch, dass ihr einen ganz tollen Weg findet!

  11. Katerina sagt

    Liebe Katharina ,dieser Artikel geht direkt ans Herz…ich schreibe dir aus dem fernen Griechenland,wo alles ganz anders ist…..Meine Rafaela ist jetzt 21 wir mussten uns vor 7 jahren entscheiden on wir eine geregelte Schule oder Sonderschule besuchen wollen. Das war eine einfache Entscheidung.😥wir haben uns damals fuer eine Sonderschule entschieden Die ersten 3Jahre waren schrecklich meine Tochter konnte nicht verstehen warum sie ploetzlich inSO EINE Schule kommen musste…sie konnte nicht verstehen warum alle Kinder dort ANDERS waren es folgten Traenen ….mit der Zeit hat sich alles gelegt aber sie ist leider ein ganz anderes Kind geworden sie hat jetzt Lust auf nichts sie hat sich irgendwie abgekapselt…melancholisch geworden sie apricot MIT niemandem nicht mal MIT ihren Geschwistern wir kaempfen jetzt alle wenigstens ein Wort aus ihren Lippen zu hoeren
    Ich Weiss nicht wie die Sonderschule in Deutschland ist aber hier bieten sie die selben Faecher an wie auf einer geregelten(komisch nicht) nun ich weiss nicht wie sie sich entwickelt haette wenn die auf eine andere Schule waere aber ich habe Lange gebraucht nicht daran zu denken ….vielleicht ist das nun ihr Weg ihre Entwicklung wir alle mussen uns damit abfinden aber leider koenen wir das noch nicht wie machen uns immerwieder Gedanken wie wir sie wieder zum Lachen bringen koennen viel liebe griese aus Griechenland

  12. Ani Lorak sagt

    Hm. Es ist schwierig, da die Wahl zu treffen. Was möchte Sonea? Habt Ihr sie gefragt? Ich denje, an einer inklusive Schule wird es schwierig, aber es ist auch herausfordernd. Ich wünsche Euch den Mut zu entscheiden und es ist ein Weg mit H<rden, Schwung, wenn es hinabgeht und steilen Aufstieg, aber es bietet auch Chancen. Ich finde, cDu hast es toll geschrieben und auch wir haben bei 2 Kindern, die Entscheidung zu treffen gehabt wie zB vorzeitige Einschulung, Gymnasium fuer das jüngere Kind? Dort wo der Bruder glänzt und riesige Fußstapfen vorgelegt hat. Habt Mut und entscheidet, Du spürst die Entscheidung. Ich drücke Euch die Daumen

  13. Daniela sagt

    Liebe Katharina, vielleicht wird ja das für dich vermeintliche „Tal“ euer oder zumindest Soneas Hoch werden? Oder ihr findet eine Gesamtschule, welche gute inklusive Arbeit leistet. Ich wünsche euch nur das Beste!
    Meine Tochter ist deutlich mehr eingeschränkt als deine Tochter und eine Inklusive Beschulung kam für uns nicht in Frage, unter anderem auch wegen ihrer Epilepsie. Tatsächlich liebt sie ihre Schule, ihre Lehrer, die Bufdis, die Mitschüler alle sehr. Inklusion leben wir in unserem Freundeskreis, bei gesellschaftlichen Erlebnissen, in der Kirche..
    Ihr werdet die richtige Entscheidung für Sonea treffen, so oder so, da bin ich mir sicher. Bin schon länger stille Leserin deines Blogs und man spürt was du/ihr für ein gutes Gespür für eure Kinder habt.

  14. Anke sagt

    Liebe Katharina,
    Dein Text berührt mich sehr, weil ich Eure Gedanken gut nachvollziehen kann. Wir standen vor 4 Jahren genau vor der gleichen Entscheidung. Wir hatten damals Glück, weil sich bei uns eine Förderschule mit Schwerpunkt KME für die Inklusion geöffnet hat und die nicht behinderten Kinder (die allerdings auch nicht ins normale Schulsystem passen) in die Schule geholt haben. 18 Kinder sind in der Klasse, davon haben 6 offiziell einen Förderbedarf. Das Klassenteam besteht aus 2 Lehrern, 1 pädagogischen Mitarbeiter und 1 FSJ-Kraft. Es läuft sehr gut und unsere Tochter hat sich dort gut eingelebt und fühlt sich sehr wohl.
    Ich bin mir sicher Ihr werdet den richtigen Weg für Sonea und Euch finden. Hab Vertrauen!
    Alles Liebe für Euch, Anke

  15. MelanieKrückel sagt

    Liebe Katharina!

    Robin geht den „bergigen Weg“ und er geht ihn gerne, auch wenn es nicht immer einfach ist und manchmal Lawinen drohen oder auch kleinere Schneerutsche abgehen. Gerade die von dir genannten Fächer Physik,Chemie und Politik interessieren ihn sehr und er nimmt viel aus dem Unterricht mit nach Hause – viel mehr als ich je gedacht habe!
    Ich wünsche euch ein gutes Bauchgefühl für die Schulwahl!
    Lg Melanie

  16. Liebe Katharina,
    jetzt Ärger ich mich noch mehr das ich mich nicht getraut habe dich am Wochenende einfach mal zu drücken. Du bist so eine liebe Frau so wie ich dich über Lillestoff eben kenne, und so eine tolle Mutter, wie ich es immer wieder in deinem Blog lese. Ich liebe es wie du schreibst und auch wenn ich ein nicht ganz so besonderes Kind wie du habe, verstehe ich genau wie du dich fühlst und wie du denkst und bin mir ganz sicher das ihr für Sonea den richtigen Weg findet.
    Ich drück dich einfach mal imaginär!
    Ganz liebe Grüße Sabrina

  17. Maryme sagt

    Liebe Katharina, was für ein schöner – poetischer – Text. Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Ich glaube, jeder steht in seinem Leben mal an Weggabelungen. Manch einer läuft einfach los und andere wägen ab. Ein wirkliches Richtig oder Falsch gibt es oft nicht. Ich wünsche euch für die Schulwahl ein glückliches Händchen. Auf Soneas Weg wird es auch weiterhin die Möglichkeit zum Richtungswechsel geben. Vielleicht hat sie ja eine gute Idee, welche Schule ihr besser gefällt.
    Viele Grüße von Maryme

  18. Stella sagt

    Liebe Katharina,
    ich lese schon lange bei euch mit, gebe jedoch selten einen Kommentar ab. Aber dein Artikel hat mich irgendwie angesprochen. Wir haben uns damals bei Marietta (4. Klasse) bewusst gegen die Inklusion entschieden, da die Schulen hier vor Ort das einfach nicht leisten können. Marietta besucht eine Tagesbildungsstätte in der Nähe und ist dort unheimlich gut aufgehoben. Sie wird dort gefördert, gefordert, hat ihren Freundeskreis, der von Spielverabredungen bis zu Geburtstagsfeiern alles hergibt, was man sich bei Freundschaften wünscht. Ich bin immer wieder überrascht wieviel sie doch kann wenn sie gefordert wird. Und das wird sie in allen erdenklichen Bereichen. Für Marietta und uns war das die absolut richtige Entscheidung. Sie freut sich jeden Morgen auf die Schule und kommt zufrieden aber müde nach Hause. Ich wünsche Euch das richtige Bauchgefühl bei eurer Schulwahl. Liebe Grüße Stella

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