Ich bin Jeannette, 38 Jahre , Mutter von Emilie 7 und Elvis 1 Jahr. Ende Juli letzten Jahres erlitt ich eine Hirnblutung, aufgrund einer Anomalie. Nach langen Aufenthalten im Krankenhaus und in der REHA durfte ich im Dezember 2017 wieder nach Hause. Seitdem ist unser Leben immer noch sehr eingeschränkt. Ich bin ungeduldiger, vergesslicher, unfreundlicher – würde mein Mann jetzt sagen.
Habe ständig Therapien – Physiotherapie, Ergotherapie, habe einen tollen Neuropsychologen, der mir hoffentlich weiter helfen wird, wieder ins Berufsleben zurück zu kehren und ich durch ihn irgendwann wieder Auto fahren kann bzw. darf.
Mittlerweile reguliert sich alles. Mein Mann geht zum Glück wieder Vollzeit arbeiten. Ich habe am Nachmittag die Kinder und bereite das Essen vor. Ihr denkt sicher, das macht die ein oder andere Mutter auch. Aber all das musste ich erst wieder erlernen.
In der REHA gab es Anziehtraining oder Kochgruppe. Lange habe ich meinem Sohn die Schuhe verkehrt herum angezogen, stand im Bad und konnte meine Unterhose nicht richtig herum anziehen, weil es einfach nicht passte. Mein Mann hat in einige Unterhosen Markierungen gemacht, damit es mir leichter fällt. Oder der BH – welch schreckliche Erfindung mit einem kaputten Hirn. Wie oft stand ich heulend in der REHA, weil ich den BH nicht anziehen konnte.
Man muss dazu sagen, als meine Krankheit begann hab ich den Kleinen noch voll gestillt und er schlief in unserem Familienbett. Im Krankenhaus hab ich dann nach mehrmaliger Aufforderung meiner Familie Tabletten bekommen, damit die Milch zurück geht. Meine Brüste waren wohl schon ganz hart. Vieles kann ich ja gar nicht mehr wissen, sondern weiß es nur aus Erzählungen.
Mein Mann hatte glaub ich schlimme Angst um mich. Was wäre gewesen wenn ich ihn nicht wieder erkannt hätte oder ganz und gar gestorben wäre?
Emilie hat einen anderen Vater, der ganz und gar in Österreich lebt und zu dem kein Kontakt mehr besteht. Ich habe das alleinige Sorgerecht. Die Einschulung stand bevor. Ich nicht ansprechbar, er hatte nicht das Recht Emilie einschulen zu lassen, sondern musste erst zum Jugendamt um Emilie in Obhut zu nehmen.
Ich war zu der Zeit selbstständig. Mein Mann hatte keine Ahnung von meinen Geschäften, geschweige denn Zugang zu Passwörtern etc. In all das hat er sich hinein arbeiten müssen. Dinge für mich regeln müssen und ich muss sagen, er hat es toll gemacht. Emmi kann schreiben und lesen, Elvis spricht, mein Gewerbe ist mittlerweile abgemeldet.
Wie es beruflich bei mir weiter geht ist noch unklar. Im Moment bin ich noch berufsunfähig geschrieben, aber irgendwann muss ich wieder was in die Familienkasse beisteuern. Das steht alles noch in den Sternen. In meinem alten Leben habe ich Taschen und Geldbörsen genäht und diese auf Märkten oder online verkauft. Meine Tochter trug fast nur selbst genähte Kleidung.
Es fällt mir so schwer mich in Schnitte hinein zu denken oder Tutorials zu verstehen. Da macht wahrscheinlich die Übung den Meister. Aus unserem Haus habe ich sämtliche Nähmaschinen verbannt, bin aus den ganzen Online-Nähgruppen ausgetreten, weil ich es nicht ertragen habe, zu sehen was andere weiterhin können und die Zeit an mir vorbei zieht.
Ich würde mir wünschen andere Mütter kennen zu lernen, denen es ähnlich geht, die vergleichbare Krankheitsbilder haben.
Vielen Dank fürs Lesen, Großes Dankeschön an die Familie meines Mannes. Ohne euch wären wir heute wie letztes Jahr hilflos. Ein großes Dankeschön an meinen Mann. Was würden wir nur ohne dich tun.
Jeannette
Von heute auf morgen so võllig aus dem Leben gerissen zu werden und viele Dinge, die bis dahin selbstverständlich waren wieder ganz neu lernen zu müssen, stelle ich mir unglaublich schwer und frustrierend vor. Ich wünsche dir, dass du irgendwann wieder võllig einschränkungslos leben wirst und für den Weg dorthin viel Kraft und Geduld.
VG Saskia
Merine liebe Jeannette, ich wünsche dir, das ehr bald alles nur noch eine schlimme Erinnerung ist. Du bist so stark und du musst jeden Tag kämpfen… aber du hast auch starke Menschen an deiner Seite! Ich wünsche dir von ganzem Herzen das die Sonne wieder für dich und deine Familie scheint, das ihr die notwendige Geduld aufbringt und es Menschen bzw. Ämter gibt, die für eure besondere Situation Verständnis haben. Ganz dicke Umärmelung von Antje
Ich wünsche so sehr alles Gute. Dir geht es ähnlich, wie meiner Freundin…ich kann nur erahnen wie schwer die Situation für Dich und Deine Familie ist. Ich wünsche ganz viele Menschen die Dir beistehen und Dir und allen hoffentlich reichlich Kraft und Durchhaltevermögen. Bleib behütet….Marit
Du hast schon so viel geschafft! Kämpfe weiter! Es ist ein harter und langer Weg, und leider benötigt er verdammt viel Geduld. Aber ich bin mir sicher, du schaffst es und wirst jeden Tag einen kleinen weiteren Fortschritt erreichen!
Liebe Grüße Kristina
Halte durch…kämpf dich zurück. Ich bin sicher, dass du es schaffen wirst