Nun hat der Alltag uns wieder. Und so sehr ich den Alltag mit all seinen Strukturen und Routinen liebe, habe ich die zwei Wochen Osterferien sehr geschätzt (obwohl ich arbeiten musste).
Vor allem für Sonea war es diesmal sehr wichtig einmal ein bisschen Abstand vom Alltag zu nehmen und einfach mal nicht in die Schule zu müssen, sondern in den Tag hinein leben. Ohne großer Verpflichtungen und ohne Pläne.
Für mich war das nicht wirklich leicht, denn ich jonglierte zwischen Job und Kinderbetreuung und zwischen Organisationstalent und Spaßbremse. Während Sonea sich in ihre Phantasiewelt stürzte und meistens irgendwer anderes war, als sie eigentlich ist. Wenn ich Glück hatte, war sie gerade meine Sekretärin. Wenn ich Pech hatte, auch.
Aber vor allem war sie die berühmt berüchtigte Doc McStuffins, Dino-Forscherin oder aber Meerjungfrau. Im schlimmsten Fall war sie Piper, die kleine, zickige Schwester von Kid Danger.
Und seit neustem heiße ich übrigens auch nicht mehr Mama, sondern Mom. Aber ich bin nicht alleine, denn es gibt auch noch Dad und… Grandma!
Die erste Ferienwoche bedeutete vor allem für mich mein Kind so gut zu beschäftigen, dass sie gar nicht daran denkt Ihr Tablett oder den Fernseher bedienen zu wollen und sich auch nicht ganz selbstverständlich auf meinen Schreibtischstuhl zu setzen und Shopping-Queen bei amazon zu spielen, während ich nur wenige Sekunden am stillen Örtchen verbringe.
Wie ist das mit Medienkompetenz bei Kindern mit Behinderung?
Ihr wisst, Ihr werdet hier niemals Leitfäden oder Ratschläge finden, wie man etwas am besten macht. Weder bei Kindern mit Extra-Chromosomensatz, noch mit pauschalem Chromosomensatz. Ich mag mich gar nicht aufspielen, als hätte ich den absoluten Durchblick und kann nur sagen, dass es hier immer wieder eine große Herausforderung ist.
Soneas Bruder weiß bis heute nicht welche 100 Knöpfe er an welcher Fernbedienung drücken muss, um den Fernseher mit Bild und Ton in Gang zu bekommen. Seine Schwester hatte den Dreh schon mit drei Jahren raus. Und wenn der Fernseher einmal nicht funktioniert, geht sie auch so weit, dass sie überprüft, ob alle Stecker eingesteckt und alle Sicherungen im Kasten drin sind. Ihr macht man eben nix vor.
Es hat ihr auch niemand erklärt wie man das MacBook bedient und sämtliche Funktionen meines IPhones habe ich durch Sonea gelernt. Sie hat das einfach im Blut. Und ansonsten lernt sie einfach erstaunlich viel durch Beobachtung und natürlich durch logische Schlussfolgerung. Down-Syndrom heißt schließlich nicht, dass man auf den Kopf gefallen ist.
Normalerweise gilt bei uns die Regel – vor 18 Uhr bleibt der Fernseher aus! Ab 18 Uhr dürfen die Kinder gerne noch etwas KIKA schauen, oder auch mal TOGO (aber lieber ist mir natürlich KIKA, denn der ist werbefrei).
Am Wochenende und in den Ferien ist diese Regel haltlos. Leider. Und ich freue mich immer sehr, wenn sie dann eine andere Beschäftigung findet und mit ihren Puppen spielt oder die Patienten in ihrer Plaympobil Kinderklinik versorgt.
Nicht so toll finde ich allerdings, wenn sie sich mit allem, was meine Schminkutensilien so hergeben, bemalt und bepinselt. Reichlich. Oder wenn sie sich mal wieder einen ordentlichen Sidecut verpasst. Ja, sie hat es wieder mal getan.
Und dann habe ich mich wahnsinnig auf die zweite Ferienwoche gefreut. Denn Sonea war tagsüber in der Reitfreizeit vom therapeutischen Reiten.
Leider habe ich nicht viel erfahren, aber sie rannte morgens immer fröhlich auf ihre Gruppe zu und kam am späten Nachmittag strahlend und gut gelaunt nach Hause.
Ich habe mich aber vor allem darüber gefreut, dass sie beschäftigt und in Bewegung war und vor allem sichtlich Spaß hatte. Und ich freute mich für mich selbst ungestört arbeiten zu können, ohne Sonea davon abhalten zu müssen mein Gehalt in amazon-Einkäufe umzuwandeln oder sich Inspiration für solche Einkäufe auf irgendwelchen Youtube-Spielzeugkanälen zu holen.
Medienerziehung ist also auch bei uns ein sehr präsentes Thema. Es ist nur immer die Frage wer gerade wen erzieht und wieso.
Jetzt sind die Ferien um und nun haben wir wieder das tägliche „Ich will nicht in die Schule!“ Theater.
Das ist wie bei uns.
Die 12 jährige kennt sich nicht wirklich mit den 4 Fernbedienungen aus die hier liegen und schreit beim kleinsten Problem am Tablett nach PAAAAPA (sie weiß schon warum sie nicht nach mir ruft).
Jolina macht einfach und kennt sich aus, nur von den DVDs lässt sie ihre Finger, weil sie gelernt hat, dass die nicht mehr richtig laufen wenn Frischkäse-Fingerabdrücke darauf sind
Hallo Katharina, schöne Bilder von Sonea. Ob mit oder ohne einem zusätzlichem Chromesom, Schulferien sind für Eltern die beide den ganzen Tag arbeiten einfach schrecklich. Nicht jeder ist so flüssig sein Kind oder Kinder auf eine Freizeit zu schicken. Bei uns gibt es den Gaffenberg aber nur in den Sommerferien 3 Wochen. Ich glaube bei euch ist es die Stadtranderholung. Das konnten wir uns damals für unsere 4 leisten. In Urlaub mit 4 Kindern war nur selten finanzierbar. Wir haben mit unserem VW Bus Ausflüge gemacht, immer mit prall gefüllten Rucksäcken. Wir hatten Glück, dass es noch kein Internet gab. Telefonieren war teuer, wir haben schon mal eine Rechnung von DM 150,-gehabt. Wir haben die Rechnung dann begrenzt, alles was über DM 70,-war mussten die Kinder gemeinsam aufbringen. Sie haben nur einmal zahlen müssen. Dann war das Thema erledigt. Mit dem Fernsehen ist das auch so eine Sache. Ich sehe das bei meinen kleinen Enkeln. Unsere schauen gerne Wusel Wusel an. Früher gab es nicht so viele Programme, wir hatten es da einfacher. Jede Zeit hat so seine Tücken. Ihr macht das alles prima. Ich lese sehr gerne deine Berichte und freue mich über die schönen Bilde. Liebe Grüße Inge