Es gibt sie noch, diese seltenen Momente, in denen man nicht verzweifelt denkt „Was habe ich diesen beiden kleinen Menschen eigentlich angetan, dass sie beide nicht einfach als Einzelkind aufwachsen können“. Friedlich, ohne Streiterei.
In diesen Momenten laufen sie glücklich und Händchen haltend auf dem Bürgersteig, spielen zusammen auf dem Spielplatz, schauen Arm in Arm ihre (gemeinsame) Lieblingsserie und sind ein Herz und eine Seele. Manchmal stehen sie auch eng umschlungen vor einander, um zu schauen wer von beiden größer ist.
Und da beginnt er auch schon – der schmale Grad zwischen Sonnenschein und Donnerwetter.
Wehe der andere ist schneller, hat ein Gummibärchen mehr in seiner Schüssel oder wird in sonst einer Weise bevorteilt, die erst offensichtlich wird, wenn ein riesen Theater darüber entfacht.
So sehr man auch versucht es beiden gleichermaßen Recht zu machen, gelingt es einfach nicht. Die Absurditäten der Geschwisterbevorteilung sind eine Wissenschaft für sich.
Nun ist es ja ohnehin so, dass unsere Geschwisterkonstellation von Grund auf seine Besonderheiten mit sich bringt.
Ich würde nicht behaupten, dass Simon weniger Aufmerksamkeit bekommt als seine große Schwester (und umgekehrt auch nicht). Jedes Kind bekommt die Menge an Liebe und Aufmerksamkeit, die es gerade braucht. Und doch ist es so, dass der eine zurücksteckt, wenn der andere gerade mal mehr Zuwendung fordert. Ich denke, das ist bei allen Geschwisterkindern gleich. Egal welche Besonderheiten sie mit sich bringen.
Nachdem unser Vorschulkind nun eine sehr vereinnahmende und schwierige Phase hinter sich hatte und seine komplette Persönlichkeit noch einmal zu resetten schien, forderte Sonea im Anschluss ihr Tribut mit Schulverweigerung und jeder Menge Sorgen, die wir uns ihretwegen machten.
In dieser Zeit war Simon das liebste Kind. Angepasst und unkompliziert. Bis sich die Situation mit seiner Schwester wieder entspannte…
Und wenn sie nicht gerade darum wetteifern wer das größte Eis bekommt, wer am schnellsten an der Haustür ist oder wer heute von Mama oder Papa ins Bett gebracht wird, geschieht genau das unterbewusst: jeder nimmt sich genau das, was er gerade braucht.
Leider haben wir aktuell eher das gegenseitige Wetteifern als den Geschwisterplüsch auf der Tagesordnung.
Für Sonea ist es nicht leicht, dass Ihr Bruder ihr in seiner Entwicklung so gefährlich nah kommt. Auf der einen Seite spornt es sie zwar an und sie profitiert gerade sehr von ihrem wissbegierigen, kleinen Bruder. Auf der anderen Seite setzt es sie unter Druck und führt ihr wieder einmal vor Augen wie leicht „lernen“ auch gehen kann.
Für Simon ist es dagegen nicht leicht mit den impulsiven Gefühlsausbrüchen seiner teils sehr frustrierten Schwester klar zu kommen. „Ich hasse meinen Bruder! Ich will einen anderen Bruder und das ist ein Mädchen!“ platzte es neulich erst aus ihr heraus.
Natürlich haben wir viel mit Sonea über „das Hassen“ und die Verwendung des Wortes „A… loch“ gesprochen. Ich habe „Schimpfwort-Runden“ ins Leben gerufen, in denen wir uns 2 Minuten lang alle Schimpfwörter an den Kopf knallen, die uns gerade einfallen (natürlich fallen mir nie wirklich schlimme Worte ein und die der Kinder halten sich glücklicherweise noch im Rahmen).
Und umgekehrt versuche ich Simon dafür zu sensibilisieren die Beschimpfungen seiner Schwester nicht an sich ranzulassen. „Fühl Dich einfach nicht angesprochen, wenn sie A… loch zu Dir sagt. Du heißt Simon.“
Das klappt schon erstaunlich gut und auch wenn Simon noch 5 cm braucht, bis er größer ist als seine große Schwester, kommt es doch immer mal auf den Moment an, wer gerade der Größere von beiden ist.
[Dieser Teil enthält Werbung]
Seit Samstag gibt es einen neuen Spendenstoff von lillestoff.
„allezusammen“ heißt das fröhliche Design, dessen kompletten Reinerlös lillestoff dem „Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher“ spendet.
Ihr könnt also mit dem Kauf dieses Stoffes etwas Gutes tun. Und mit ein bisschen Glück findet Ihr sogar ein kleines Mädchen auf dem tollen Stoff, den SUSAlabim entworfen hat, das Euch ganz stark an jemanden erinnert.
Besonders toll am Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher finde ich, dass sie sich nicht nur für die kranken Kinder einsetzen, sondern vor allem auch für die Familien und Geschwister dieser Kinder.
Genau so etwas suche ich auch noch für Simon. Eine „Geschwistergruppe“, in der er in Kontakt mit anderen Geschwisterkindern treten kann. Falls jemand in oder um Köln herum eine solche Gruppe kennt, die er empfehlen kann, bin ich für Tipps sehr dankbar.
Stoffe: lillestoff
Plotterdatei: Madeformotti
Schuhe: Naturino
Oh ja, diesen Wettstreit unter Geschwistern haben wir zur Zeit auch wieder verstärkt. Seit der Trennung vom Löwenpapa ist natürlich auch die exklusive Zuwendung von einem Elternteil ein besonders gefragtes Gut geworden – wo vorher 2 Erwachsene für 2 Kinder da waren, müssen die Kinder nun die meiste Zeit mit einem Elternteil vorlieb nehmen.
Ganz wichtig auch gerade: Erster sein! Leider ist der Löwenjunge aber fast nie Erster, weil seine kleine Schwester einfach schnell und wendig ist wie ein Wiesel – da hat niemand eine Chance. Umso größer heute seine Freude: Einige Kindergartenkinder hatten heute einen Ausflug in den Wald, so auch der Löwenjunge. Bringzeit war ab 8 Uhr. Wir waren um 8:02 dort – und somit die Ersten. Als der Löwenjunge das feststellte, brach er in großes Gejubel aus! 🙂
Ist das süß! Ich konnte seine Freude förmlich greifen beim Lesen <3 Genau so ist das bei Sonea auch. Manchmal frustrieren sie Dinge, die für uns augenscheinlich in dem Moment nicht nachvollziehbar sind und dafür freut sie sich über Winzigkeiten, dass man manchmal nur anerkennend staunt. Über dieses bewusste (Er)leben jedes kleinen Moments.
Ich sitze hier und nicke. Auch wenn Louisa die Große ist und nicht von hinten schieben kann, schwierig ist es mit einem Pubertier, das eh schon schwierig ist, die dann die Karte ausspielt „Ich bin die arme, vernachlässigte Schwester eines behinderten Kindes“
Natürlich denkt sie nicht wirklich so, genau so wenig wie sich Geschwister nicht wirklich „hassen“, höchstens eben genau in diesem klitzekleinen Moment wo es gesagt wird und damit uns Eltern mehr treffen als das Geschwisterkind.
Liebe Grüße und genialer Stoff
Martina
Hallo Katharina! Meine Schwester ist 7 Jahre älter als ich. Für sie war es sicher ein Albtraum noch eine Schwester zu bekommen. Wir wohnten damals in Köln Brück mitten im Feld in einem kleinen Haus mit einem riesigen Garten, vielen Tieren und mit Feldern umgeben. Spielkameraden gab es nicht viele außer meinen beiden Vettern die am Ende unseres Garten wohnten bis ich 9 Jahre wurde. Sie musste auf mich aufpassen und überall hin mitnehmen. Für uns beide keine leichte Zeit. Wir haben uns ein Zimmer geteilt. Mein Vater hat mit einer Regalwand das Zimmer abgeteilt, damit jeder von uns eine kleinen Bereich für sich hatte. Ich war ein trotziges kleines Biest. Meine Schwester hatte es mit mir nicht leicht. Konflikt zwischen Geschwistern gab und wird es immer geben. Meine Schwester lernte leicht in der Schule, ich leider damals nicht. Meine Mutter hat mir das immer vorgehalten. Erst als ich mit 14 meiner Lehre begann ist bei mir der Groschen gefallen. Heute verstehen wir und gut. Wenn man seinen Platz im Leben gefunden hat, sieht man alles mit anderen Augen. Meine beiden kleinen Enkel zanken sich, lieben sich und bringen ihre Eltern machmal zum platzen. Sie halten zusammen von jetzt auf nun wenn mein Sohn oder meine Schwiegertochter mal lauter werden und einen von Beiden ausschimpft. Ich glaube, in der Kinderzeit hat man Angst von einem Elternteil zu wenig Liebe oder Beachtung geschenkt zu bekommen. Ich hatte manchmal das Gefühl, jedes einzelne Kind hat eine Stoppuhr in der Hand um genau die gleiche Zeit auch für sich zu beanspruchen. Egal wie man es macht, als Eltern hat man es einfach schwer das richtige Maß zu finden. Noch einen schönen Tag Inge