Allgemein, Down-Syndrom, Inklusion, Lillestoff, Werbung

Elternsprechtag Vol. 1

Letzte Woche waren Herr Sonnenschein und ich das erste Mal beim Elternsprechtag. Wir erwarteten keine bösen Überraschungen, aber trotzdem hatten wir wohl beide ein leicht mulmiges Gefühl… und wir waren neugierig aufgeregt… ich zumindest!

IMG_8832k

Soneas Klassenlehrerin und die Klassen-betreuende Sonderpädagogin sind beide sehr zufrieden und mehr als zunächst erwartet. Denn natürlich hatten nicht nur wir Sorgen wie der Schulalltag mit Sonnenschein wohl werden würde, sondern auch die Klassenlehrerin. Für sie ist es auch das erste Kind mit Down-Syndrom, das sie unterrichtet. Und auch wenn es in der Nachbarklasse bereits ein Mädchen mit Down-Syndrom gibt, sind sie doch verschieden und nicht vergleichbar. Verständlich, oder? Umso erleichterter sind wir alle, WIE gut der Sonnenschein angekommen ist.

Sie geht gerne zur Schule und hat Freude am Lernen – das ist offensichtlich. Alle sind wir uns einig, dass wir vieles der Schulbegleitung vom Sonnenschein zu verdanken haben. Sie hat ein gutes Gespür für den Sonnenschein und kann sehr gut einschätzen wie viel Lernstoff dem Sonnenschein gut tut und wann es zu viel wird. Sie und der Sonnenschein sind ein tolles, eingespieltes Team und die Konzentrationsspanne vom Sonnenschein hat sich in den letzten Wochen deutlich verlängert.

IMG_8847k

Die Stärken vom Sonnenschein liegen im visuellen Bereich. Ihre kognitiven Fähigkeiten und ihr Anweisungsverständnis sind verhältnismäßig gut (wenn auch trotzdem Förderbedarf besteht).

Besonders gut sei die auditive Wahrnehmung vom Sonnenschein, bemerkte die Sonderpädagogin. Die Klassenlehrerin lobte ihre Merkfähigkeit und natürlich den Vorteil, den sie durch die letzten Jahre Frühes Lesen hat.

Schwierigkeiten bereitet dem Sonnenschein dafür alles, was abstrakt ist. Daher müssen wir vor allem ihr mathematisches Verständnis verstärkt fördern. Aber wie bereits in einem meiner letzten Posts erwähnt, macht der Sonnenschein auch hier stetige Fortschritte.

IMG_8866k

In den Beginnen des Blogs habe ich noch stolz über jeden kleinen Meilenstein berichtet. Mit der Zeit ließ das nach. Nicht aber der Stolz über jeden noch so winzigen Entwicklungsschritt. Wir sind sehr stolz auf den Sonnenschein und natürlich auch auf ihren kleinen Bruder. Ich wollte aber nicht, dass meine Kinder zur Messlatte anderer werden. Jedes Kind hat seine eigene, ganz individuelle Entwicklung. Natürlich berichte ich weiterhin gerne und stolz über die tolle Entwicklung meiner Kinder. Nicht zuletzt, weil sich manche Menschen gar nicht richtig vorstellen können was ein Kind mit Down-Syndrom so alles kann.

Die Entwicklung jedes Kindes ist individuell. Jedes hat seine Stärken und Schwächen. Bei Kindern mit Down-Syndrom ist diese Spanne noch einmal viel individueller. Als der Sonnenschein geboren wurde, wurden wir erst einmal damit konfrontiert was unser Kind voraussichtlich NICHT können wird. Und wir bekamen zu hören, dass unser Kind die Intelligenz eines Schwachsinnigen haben wird.

IMG_8843k

Schwachsinnig ist nur das, was manche Menschen daraus machen – aus dem (wirklich kleinen) Extra unserer Tochter. Wenn man mein Kind mit großen Augen anstarrt, weil sie völlig selbstverständliche Dinge tut und sie dann auch noch kommentiert mit „Sie kann sich die Schuhe ja ganz alleine anziehen?!“ oder aber „Sie weiß welches Auto ich fahre?!“. Ja, stellt Euch mal vor – im Prinzip kann der Sonnenschein die meisten Dinge, die ein stinknormales sechsjähriges Kind auch kann.

Oder diese Mutter, die jedes Mal, wenn wir uns sehen ungläubig feststellt „Sie kennt alle Kinder mit ihren Namen und die Namen der Mütter auch!“.

.. jaaaaa! Sie weiß auch genau welches Auto Ihr fahrt und wenn sie schon einmal bei Euch war, weiß sie auch ganz genau wo ihr wohnt. Krass, oder? Ich kann über solche Feststellungen milde drüber hinweglächeln. Aber im Prinzip ärgern sie mich.

Nur, weil mein Kind behindert ist, ist es nicht deshalb auch doof im Kopf!

Und ich freue mich sehr, dass sie die Chance hat das auch zu zeigen und mit anderen Kindern lernen zu dürfen. Aber vor allem freue ich mich, dass sie diese Chance auch wirklich zu nutzen scheint.

Wir sind auf einem langen Weg und gerade erst am Anfang, aber bis jetzt hat er uns nicht enttäuscht.

Danke, liebe Susana, dass Du unsere Tochter auf diesen Weg begleitest.

IMG_8877k

Tekatten von Kluntjebunt erscheint nächsten Samstag zum Lillestofftag.

 

 

8 Kommentare

  1. Ein wirklich toller Bericht.
    Schön, dass der Sonnenschein so gut in der Schule angekommen ist. Mit der Klassenlehrerin habt ihr offensichtlich einen Glücksgriff gelandet.
    Ja, die Erwartungen anderer sind oft zum Kopfschütteln. Bei anderen einmischen ist ja auch einfacher, als vor der eigenen Türe zu kehren.
    LG Jasmin

  2. Liebe Katharina,

    das ist sooo toll zu hören (bzw. zu lesen) wir gut Sonea in der Schule angekommen ist und vor allem, wieviel Spaß sie dabei hat und sich selber sauwohl fühlt. Ich glaube, dass ist das Wichtigste!
    Auf manche blöde Kommentare kann man sicherlich verzichten, aber euer Weg ist genau der richtige. So erfahren nämlich die anderen Kinder in ihrer Klasse / Schule, wie normal auch ein Kind mit DownSyndrom ist und sie machen dann im Erwachsenalter wohl eher selten so blöde Bemerkungen.
    Liebe Grüße, Nicole

  3. Mimi Wöhe sagt

    Was für ein toller Bericht!
    Ich bin immer noch der Meinung wer sein Kind fördert hat auch den Erfolg. Auch „normale“ Kinder, was ist eigentlich normal?, werden sich nicht so entwickeln wenn sie einfach nur lieblos erzogen werden. Man muß sich als Eltern schon Mühe geben, denn die Zukunft der kleinen Engel liegt in unserer Hand. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sie Spaß dabei haben. Es ist schon schwierig, aber wenn man es richtig macht, dann kann man stolz sein. Und das sich Sonea so entwickelt hat ist auch Euer Verdienst!!! Also an dieser Stelle ein großes Lob an Frau und Herr Sonnenschein ^_^

  4. Kerstin sagt

    Liebe Sonea!
    Mein lieber Mann, da kannst du jetzt aber verdammt stolz auf dich sein! Toll, wie du das alles hinbekommst mit dem Stillsitzen, Sachen lernen, die vielleicht nicht immer Spaß machen und den vielen neuen Kindern.
    Aber wahrscheinlich verstehst du die ganze Aufregung gar nicht, denn ich habe das Gefühl, dass du heimlich über deine Eltern und uns lachst, die so aufgeregt waren wegen einem Elternabend. Denn du scheinst mir ganz schön mutig zu sein und fröhlich in deine neuen Abenteuer zu stürzen. Klasse!
    Ich werde meinem Sohn von dir erzählen: der ist nämlich jetzt ein stolzes Vorschulkind, hat aber noch oft sehr grosse Probleme mit neuen Situationen und Menschen, aber ich bin mir sicher: auch er wird uns überraschen. Ihr Kinder könnt nämlich eines viel besser wie wir: im Jetzt leben und es so nehmen wie es kommt.
    Ich freue mich sehr für dich und wünsche dir einen schönen Tag. LG Kerstin

  5. Da freue ich mich für Euch riesig!! 😍und hoffe das es so weiter geht. Obwohl es immer mal Schulphasen gibt die nicht so gut laufen.(egal ob mit Extra oder ohne) Mich lässt es das durch unsere Kleine bei den beiden Großen viel entspannter sehen. Hat für die Großen also auch Vorteile!😉😊 (und dadurch auch für mich😊) Liebe Grüße Dana

  6. Ich freu mich mit euch, Katharina! Das ist doch Grund genug, sich zu entspannen.
    Die Leute geben doch leider gerne zu allem ihren Senf dazu, egal ob das Kind ein Extra hat oder keins, mischen sich in Sachen ein, die sie nichts angehen usw. Das liegt nicht an dir/euch.
    Lass es an dir abprallen wie Regentropfen auf deiner Regenjacke und genieße deine Kinder so viel es geht. Sind Ratschläge, die hast du sicher oft gehört, aber damit werden sie ja nicht wertloser. Denk an dich und dein Seelenheil!
    GLG
    Astrid

  7. Elisabeth Höfer sagt

    Ich freu mich so für euch, dass es mit Sonea in der Schule so gut klappt. Ich kann die Freude über jeden noch so kleinen Erfolg so nachempfinden. Unsere Tochter hat als geistig behindert auch ihren Weg gemacht. Sie ist inzwischen 31 Jahre alt und schafft ein selbständiges Leben in ihren eigenen vier Wänden. Mathe war auch nicht ihr Ding. Mit 18 hat sie gelernt die Uhr zu lesen und am Anfang ihrer Selbstänigkeit hat sie immer mit Geldscheinen bezahlt, damit sie nicht Rechnen muß. Heute kann sie Geld abzählen. Inzwischen hat sie als neues Hobby das Nähen entdeckt und macht das echt gut.
    Ich denke, so wird Sonea auch ihren Weg gehen.
    Seid herzlich gegrüßt. Elisabeth

  8. Knodel Inge sagt

    Hallo Katharina!
    Macht weiter so. Ich habe mich über Euren heutigen Bericht sehr gefreut. Sonea hat Glück nicht nur mit ihren Eltern, Familie sondern auch mit der Betreuung in der Schule. Sie wird ihren Weg machen davon bin ich überzeugt. Liebe Grüße Inge

Kommentare sind geschlossen.