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Ticket in einen Kinderfreien Abend

Der Sonnenschein-Mann und ich, das ist ein Thema, das viel zu kurz kommt.
Es ist nicht so, dass wir nicht die Möglichkeit hätten, aber viel zu selten nutzen wir das Angebot auch mal Zeit ohne die Kinder zu verbringen.
Wenn wir dann mal alle Jubeljahre (meistens zum Jahres- und Hochzeitstag) aus gehen, drehen sich die Themen doch hauptsächlich um die Kinder oder uns plagt ein schlechtes Gewissen, weil wir diese kleinen Monster dem hilflosen Babysitter überlassen haben.
Es ist auch einfach so, dass man eher Hemmungen hat nach einem Babysitter für zwei Kinder (für unsere Kinder…) zu fragen. Ein Kind ist kein Kind, zwei Kinder sind viele Kinder… und meine Kinder rauben mir manchmal den letzten Nerv.

Nun ergab es sich vor zwei Wochen, dass der Sonnenschein in ihrer Kitagruppe übernachten sollte und wir nur noch das Löwenkind los werden mussten, um die Freiheit in ungewohnter Zweisamkeit genießen zu können. Die Oma Babbel bot sich als Löwen-Dompteurin an und der Sonnenschein-Mann und ich schmiedeten schon Pläne für den Abend.

Ein Teil unseres Abendprogramms war dieser Gutschein für ein Sushi-Restaurant. Ein Gutschein, den wir vor fast exakt einem Jahr völlig überraschend von ein paar lieben Menschen geschenkt bekommen haben „Damit Ihr auch mal wieder etwas Zeit für Euch habt“. Oh jaaaa… toller Plan!

Der Sonnenschein-Mann und ich befinden uns nämlich aktuell im verflixten siebten Jahr und Herr und Frau Sonnenschein hin oder her – der Himmel hängt wahrlich nicht immer, sondern eher selten voller Geigen…. und es gibt mehr Wolken, als strahlende Sonne.

Ein Jahr ist es nun her, dass wir diesen Gutschein bekommen haben. Nachdem wir im letzten Jahr umgezogen waren, sprachen wir darüber, dass wir ihn endlich mal einlösen wollen. Aber wo hatte ich ihn nur hin geräumt. Es gab da diesen Moment, in dem ich die schreckliche Ahnung hatte, ihn beim Ausmisten auf den falschen Stapel gepackt zu haben… aber glücklicher Weise tauchte er am Ende wieder auf.

Hochzeitstag. Wir wollten ins Kino und anschließend Sushi essen gehen. Das Restaurant hatte wegen Renovierung geschlossen.

Eine ganze Weile flog nun dieser Gutschein also in meiner Handtasche rum und plötzlich war er weg. Panisch suchte ich nach dem Gutschein und hatte wieder diese schreckliche Ahnung – ich habe ihn im Aufräumwahn (ich hasse es, wenn Papierchen in meiner Handtasche rumfliegen!) weg geschmissen. Wie beichte ich das nun dem Sonnenschein-Mann?
Brauchte ich gar nicht. Der Gutschein tauchte wieder auf, denn ich hatte ihn vorsorglich in ein Reißverschlussfach jener Handtasche verfrachtet.

Freitag vor zwei Wochen. ENDLICH mal wieder ein Kinderfreier Abend. ENDLICH diesen Gutschein einlösen. Manch einer kann sicherlich nachvollziehen wie ich mich auf diesen Abend freute!
Am Abend zuvor schrieb ich noch der großzügigen Gutschein-Schenkerin, dass wir am nächsten Abend endlich den Gutschein einlösen würden und (fast) nix mehr schief gehen könne…

Fast eben. Die unkalkulierbare Größe in dieser Formel sind, wie so oft, die Kinder.

Freitag Morgen, die Kinder sind gesund und munter, es ist ziemlich wuselig, wie jeden Morgen im Hause Sonnenschein. Soweit ist alles fertig, der Sonnenschein-Mann im Bad, die Kinder beschäftigt und ich mal eben schnell im Schlafzimmer den Gutschein aus meiner (alten) Handtasche nehmen, damit ich den am Abend nicht vergesse (ich kenn mich ja… ).

Den Gutschein in der Hand, höre ich es in der Küche verdächtig laut rascheln. Oh nein! Das Löwenkind macht sich wieder an der Vorratsschublade zu schaffen. Zeitgleich mit mir stürmt der Sonnenschein-Mann in die Küche, das Löwenkind hat innerhalb kürzester Zeit den kompletten Küchenboden mit dem guten Fleur de Sel paniert, faucht der Sonnenschein-Mann „Warum lässt Du die Kinder denn unbeaufsichtigt?!“. 
Es ist mal wieder so typisch! Die Kinder machen Quatsch und ich bin Schuld… „ich nicht! Vincent!“ bekräftigt der Sonnenschein noch energisch und stapft majestätisch aus der Küche, während Salz unter ihren Füßen knirscht.
Wenn unsere Küche eine Tür hätte und Salz nicht so schrecklich ungesund wäre, hätte ich am liebsten einfach leise die Tür geschlossen und das Löwenkind mit dieser salzigen Schweinerei alleine gelassen… Rummatschen ist schließlich gut für die sensorische Entwicklung. 

Aber das Elend hört nicht mit der Salzlaache in der Küche auf, sondern beginnt erst so richtig mit meinem Filmriss ab diesen Zeitpunkt. 

Nach dem ganzen Hickhack am viel zu frühen Morgen, einem flüchtigen Putzintermezzo in Pumps und voller Büromontur, untermalt von viel Kindergeschrei (plus einem ungeduldigen Mann, der drängt, weil wir mal wieder spät dran sind), sitze ich wenige Minuten später tief durchatmend in der Bahn, greife in meine Handtasche, um das Ticket zum Kinderfreien Abend in die Hanz zu nehmen… aber… Moment mal! Wo habe ich eigentlich diesen verf…ten Gutschein hingetan?? Hab ich den nun eigentlich in meine Handtasche? Oder liegt der noch auf der Arbeitsplatte? Im Müll! Ich habe ihn in den Müll geschmissen, als ich die Schweinerei in der Küche weg gemacht habe! Schei… wann kommt noch mal die Müllabfuhr?

Ich weiß echt nicht wo ich diesen verflixten Gutschein hingelegt habe!

Nachmittags wieder zu Hause…

auf der Küchenarbeitsplatte – ist er nicht
im Müll – ist er nicht
in den Rucksäcken der Kinder – ist er nicht
in den Jackentaschen der Kinder – ist er nicht 
in sämtlichen Schubladen und Schränken, selbst im Kühlschrank und der Tiefkühltruhe und im Backofen – ist er nicht
den Sonnenschein gefragt – sie hat ihn nicht (aber es ist nie verkehrt sie nicht trotzdem zu verdächtigen… kenne ich das vereinnahmende Wesen meiner Tochter inzwischen zu genau…)

Als die Oma eintrudelt, murmel ich etwas entschuldigendes und fange noch mal von vorne an zu suchen. Rascheln in der Küche… ein Löwenkind, das von oben bis unten mit Kakaopulver überschüttet ist (und mit ihm die halbe Küche eine braune Wolke…), kommt mir entgegen… hinter ihm die Oma „Er war doch gerade noch bei mir! Das ging jetzt so schnell!“ … „Ja, ich kenn das!“ nicke ich verständnisvoll.

Nachdem schon eine Stunde unserer Kinderfreien Zeit aufgebraucht ist, beschließen der Sonnenschein-Mann und ich auch ohne Gutschein einen schönen Abend zu haben und trotzdem wie geplant in dieses hochgelobte Sushi-Restaurant zu gehen. Schließlich haben wir nen Tisch reserviert.
Die Vorfreude ist inzwischen drastisch gesunken, ich fühle mich gestresst und eigentlich ist mir inzwischen eher nach nem gemütlichen Abend auf der Couch… the same procedure as every Friday! 
Trotzdem zwinge ich mich zu einem Lächeln, rede mir ein, dass das mit dem Gutschein einfach nicht sein sollte (und versuche nicht weiter daran zu denken… auch wenn das schwer ist, sehr, sehr schwer), das Essen ist wirklich unglaublich lecker und der Abend alleine mit meinem Mann ungewohnt, aber sehr schön.

Ostermontag ist der Gutschein dann wieder aufgetaucht… plötzlich lag er in der Schublade (die ich vorher bestimmt schon 58 Mal abgesucht hatte) als wäre er nie woanders gewesen.

Der Sonnenschein-Mann und ich gehen dann also bald mal wieder Sushi essen… alleine… ohne Kinder. Vielleicht.

Aber vorher fahre ich mit ein paar lieben Mädels zum Lillestoff-Nähtreff, ganz alleine… ohne Familie. Das fühlt sich so ein bisschen an wie erste Klassenfahrt…. wohoooo! Und ich freue mich wirklich riesig!

Für Euch habe ich auch noch was. Einen Gewinner, der bald endlich mal 10 Minuten durchatmen und Füße hochlegen darf. Damit nicht noch mehr Zeit verstreicht, habe ich den Zufallsgenerator das Glückslos ziehen lassen und damit hat gewonnen…

 Liebe Andrea,

herzlichen Glückwunsch zum neuen Babysitter! Schick mir doch bitte ne Mail mit Deiner Anschrift, damit wir Dir die DVD’s schnellstmöglich zusenden können.

14 Kommentare

  1. … hätte unser kleines Chaos sein können…
    Bis Samstag in Hannover!!!! (ohne Phantomschmerz- weil die Flöhe nicht dabei sind!)
    Liebe Grüße
    Manja

  2. Danke das du mir mit deinem Post ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hast – es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine den ganz normalen Wahnsinn lebt :-)) Dazu hat mir eine gute Freundin letztens, als die Kinder am Morgen vor dem geplanten Oster-Italien-Urlaub die Feuchtblattern bekommen haben, einen netten Spruch gesagt: "Wenn du Gott zum Lächeln bringen willst: PLANE" …

    Kommt ja meistens doch anders als man denkt 🙂

    Ich wünsch dir noch ein schönes restliches siebtes Jahr, das achte kann dann nur noch besser werden :-)))

    Liebe Grüsse aus Österreich

    Mo

  3. Ich weiss gerade gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll…vielleicht ein wenig von beidem. Vermutlich lachst Du auch schon wieder mehr drüber, oder? Heute habe ich auch mal gemault, weil die Nacht anstrengend war…und der Tag…und bekam zu hören "Ihr wolltet das Kind doch unbedingt haben"….das war nicht böse gemeint sondern eher nett…mit einem Lächeln….ich fands trotzdem doof. 😉 Wir sind ja dennoch dankbar. Aber man muss eben auch mal durchatmen. Auch zu Zweit! GLG

  4. Anonym sagt

    Du Süße!!!
    Du bist bestimmt eine super Mama… Ich glaube es geht uns allen so! Diese Szenen sind mir echt nur allzu bekannt – na ja – live goes on…
    liebe Grüße
    Nico 🙂

  5. Anonym sagt

    Super geschrieben…
    Mir geht es mit Gutscheinen auch so und mein Mann ist immer schon völlig entnervt, wenn ich mal wieder völlig hektisch auf "Gutscheinsuche" bin.
    Toll, dass ihr doch noch einen schönen Abend hattet.

    Viel Spaß beim Nähtreff….
    Ganz liebe Grüße
    Ute

  6. Hallo du Löwenbändigerin,
    toll, dass ihr es trotz aller Widrigkeiten geschafft habt den Abend in ruhe und zu Zweit zu verbringen.
    Mit kleinen Kindern sind solche Zeiten einfach rar, aber umso mehr sollten wir sie genießen und die Zeit mit den kleinen Rackern ist ja auch eine besondere Zeit, die man nicht wiederbekommt. Das Leben ist schön 🙂
    Hab einen schönen Tag heute und ein tolles, kinderfreies Wochenende.
    Bestimmt treffen wir uns bei Lillestoff. Ich bin gespannt meine Namensvetterin mal live zu erleben 🙂

  7. Oh, da freue ich mich aber, dich endlich persönlich kennenzulernen. Und dein Bericht zeigt mir, dass es nicht nur bei uns so chaotisch zugeht.

    Liebe Grüsse
    Mona

  8. Oh tut das wieder gut,das zu lesen!!!Natürlich freu ich mich nicht,daß bei euch ein paar Wölkchen am Himmel sausen und die Zwerge dich in den Wahnsinn treiben….aber es ist sooo herrlich normal weil ich alles so gut wieder erkenne 😉 und du kommst auch zum Nähtreff?Toll*hüpf* Da seh ich Dich ja mal in echt.
    Liebe Grüße
    Ria

  9. Oh, das kann ich mir so gut ausmalen alles! Ich hoffe, dass bald wieder die Möglichkeit zum echt entspannenden Abend kommt! Und danke für die Ehrlichkeit, das ist schön zu lesen, dass woanders auch nicht alles eitel Sonnenschein ist.

    lg E

  10. Anonym sagt

    Liebe Sonnenschein-Mama,

    solche Szenarien kenne ich nur zu gut. Ich hoffe, ihr hattet trotz allem einen schönen Abend zu zweit und findet möglichst bald wieder einen gemeinsamen Termin.
    Wir haben das verflixte 7. Jahr fast rum, auch zwei quicklebendige Jungs von 5 und 2,5 Jahren und freuen uns gerade riesig auf unsere ersten kinderfreien Tage seit 5 Jahren in einem Kurzurlaub, während die beiden Jungs bei Oma und Opa zum ersten Mal so lange alleine sind. Ich hoffe, es geht alles gut, aber mir graut heute schon, was ich bis morgen noch alles geschafft und gepackt haben muss. AAARRRGGGHHHH!!!!
    Es sind noch so viele Erledigungen und ich hoffe, die Jungs spielen mit und machen nicht noch mehr Durcheinander, als schon ist!
    Übrigens gibt es ganz nette Verschlüsse für Küchenschranktüren und evtl. auch für Schubladen, um solchen Ausräummanövern vorzubeugen. Unsere sieht man von außen gar nicht und die finde ich sehr praktisch. Wenn auch meine Kinder mittlerweile ziemlich gut wissen, wie die wieder zu öffnen sind, wenn sie den dazugehörigen Magneten finden.
    LG C.

  11. Ach war das gerade schön, endlich mal wieder so ausführlich von Dir und Euch zu lesen! Bei uns verschwinden solche Gutscheine (genauso wie Rechnungen…) auch immer und dann werfe ich meinem Mann vor, dass er sie bestimmt weggeworfen hat- um sie am nächsten Tag genau un dem Stapel zu finden, in dem ich drei Mal nachgesehen hatte…
    LG Mia

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