Herr Sonnenschein und ich ergänzen uns prima. Seine Stärken sind meine Schwächen und umgekehrt.

Während er seine Entscheidungen mit dem Kopf trifft, überstürze ich sie schon mal mit dem Herzen. Ich bin eher der emotionale, impulsive Typ, der seine fixen Ideen unbedingt durchboxen möchte und mit dem Bauch und dem Herzen entscheidet und er ist der ruhende Pol, der erstmal alles abwägt, hin und her plant und dann nüchtern und rational seine Entscheidungen trifft.

Auch wenn unsere unterschiedlichen Verhaltensweisen schon mal für Reibungspunkte sorgen, tun wir uns doch gegenseitig gut. Herr Sonnenschein mir, weil er mich gelegentlich davon abhält eine absurde, völlig verrückte Idee in die Tat umzusetzen und irgendwelche skurillen Gedanken weiterzuspinnen und ich sorge mit meiner Begeisterung und meinem Tatendrang manchmal dafür, dass meine Willenskraft und Euphorie über seine Rationalität und Vernunft siegt und er über seinen Schatten spring.

So sehr ich manchmal über die komplizierte Denkweise von Herrn Sonnenschein schmunzeln muss, kopfschüttelnd in mich hineinlächle und nicht immer die Geduld und das Verständnis für seine akribische, detaillierte Planerei habe – er ist meistens derjenige, der mich davor bewahrt mit voller Überzeugung und Enthusiasmus (und natürlich planlos) ins offene Messer zu laufen. Dafür bringt er nicht immer die Geduld für meine Verträumtheit auf, weist mich zu oft darauf hin, dass nun wirklich keine Zeit mehr für dies, das und jenes bleibt und wir uns beeilen müssen (wenn wir nach Plan Dinge erledigen wollen).

Ich wusel immer völlig planlos, aber akribisch herum und bin bereits drei Schritte und sieben Gedanken weiter, während ich noch bei einer anderen Sache dran bin und dann kommt Herr Sonnenschein und stellt erstmal einen Plan auf. Wie ist die Ausgangslage? Was gibt es noch zu tun? Und ich… bin dann total irritiert, weil meine Gedanken im Kopf plötzlich strukturiert werden sollen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Aber manchmal ist es auch wirklich gut und sinnvoll, wenn der Herr mit seinen Plänen um die Ecke kommt.

Pläne blockieren mich und rauben mir meine Kreativität. Und trotzdem bin ich wirklich froh diesen strukturierten und detailverliebten Mann an meiner Seite zu haben, der sich immer um das kümmert, was ich vor lauter Gedanken im Kopf und turbulenten Leben drum herum vergesse – einen Plan in der Tasche.

Früher hätte ich mich für meine Schludrigkeit geschämt, hätte es verleugnet, dass ich so planlos und unstrukturiert bin. Heute denke ich, dass ich sehr viele andere Stärken habe und dann nämlich diejenige bin, die einen Notfallplan aus der Tasche zaubert, wenn der Masterplan scheitert. Improvisation ist mein Lebensmotto. Meine Schwächen anzunehmen und die Stärken daraus zu erkennen, das habe ich vor allem durch Sonea gelernt.

Und doch ist es unglaublich wertvoll, dass die Kinder ihren analytischen und planverliebten Papa haben, der es einfach viel besser schafft Struktur in unser chaotisches Familienleben zu bringen. Der uns morgens antreibt, damit wir pünktlich durch die Tür kommen (auch wenn ich es wirklich hasse… ich lieben ihn auch ein Stück weit dafür). Der viel besser als ich weiß wann es wieder Zeit ist Klopapier zu kaufen oder was man sonst noch so zum (über)leben braucht. Und der sich immer über so vieles sinnvolle, strukturierte Gedanken macht, während ich im Kopf schon wieder völlig im Gedankenchaos versunken bin.

Und machmal sind eben auch diese wirren Gedanken die, die dafür sorgen, dass wir nicht sämtlichen Plänen unterliegen. Gedanken, die für Überraschungen sorgen und dafür, dass man eben auch mal etwas verrücktes tut… völlig planlos.

Der schöne My Paradise von Pieke Wieke erscheint am Samstag bei Lillestoff und ist ebenfalls einer der Stoffe aus dem Buch „Meine Lieblingskleider“, das ich aktuell hier verlose. Genäht habe ich die Strandperle von Fred von SOHO.

Ihr findet mich zusammen mit vielen anderen nähbegeisterten Damen und allem rund ums Weib bei RUMS.