Vorab möchte ich mich im Namen von Sonea für die unendlich vielen Glückwünsche bedanken. Das war ganz schön überwältigend und so gerne ich würde, schaffe ich es wohl nicht mich bei jedem einzeln dafür zu bedanken. Und Sonea würde ich das auch ungern überlassen, denn sie würde die Chance an meinem Rechner einladend nutzen und nach „bibiontina“ (Bibi und Tina) oder „wunssetlkpostak“ (Wunzettel Geburtstag) oder „jako“ googeln und fleißig den Warenkorb voll packen.
Ein aufregendes Wochenende liegt hinter uns. Ich liebe es ja die Bude voller Gäste zu haben und wir haben uns alle sehr auf den Kindergeburtstag von Sonea gefreut. Die letzte Woche habe ich jeden Abend bis tief in die Nacht damit verbracht auf Pinterest und in Google nach Partyideen für so einen Bibi und Tina Geburtstag zu stöbern. Ich habe einen Spielablauf ausgetüftelt und alles in einer kleinen Partybox bereit gestellt, gut gerüstet für so einen Hexengeburtstag. Sogar ein paar echte Hexensprüche hatte ich mir bereit gelegt.
Und was soll ich sagen – es war eine unruhige, seeeehr kurze Nacht. Sonea war dreimal vor uns wach. Das hatte ich mir anders gewünscht, aber verstehen konnte ich sie auch. Ich stellte bereits morgens fest, dass ich am liebsten schon abends hätte. Es war einfach viel zu viel Tag für so viel Müdigkeit.
Aber die Freude meines großen Mädchens über den Tag, auf den sie nun ein ganzes Jahr hingefiebert hatte, wirkte euphorisierend. Um 15 Uhr sollten die Gäste kommen und obwohl Herr Sonnenschein am Vormittag noch eine kleine Tour mit den Kindern eingeplant hatte, damit ich mich um die letzten Vorbereitungen kümmern konnte, schien die Zeit wie im Schneckentempo zu vergehen.
Doch dann kamen die kleinen Partyhexen alle, wie abgesprochen, auf einem Schlag. Wir warteten noch eine kleine Weile mit unserem Partyprogramm, weil drei Hexen noch fehlten. Sie hatten weder zu- noch abgesagt… und blieben fort. Es war ein wenig enttäuschend, aber Sonea schien mit ihren fünf anderen Gästen glücklich genug zu sein, denn sie beklagte abends nur traurig, dass ihre Patencousine nicht zu ihrem Geburtstag gekommen ist.
Nun, die Party an sich hatte ich auch ein wenig anders geplant. Und vielleicht hätte ich die vergangene Woche auch einfach ein bisschen mehr zum Schlafen genutzt als die Party des Jahres vorzubereiten.
Es war sehr schwer die Kinder für das Partyprogramm, das ich ausgetüftelt hatte, zu begeistern. Irgendein Kind blieb immer lieber in einem der Kinderzimmer und spielte mit irgendwelchen Spielsachen.
Eins der Kinder war im totalen Süßigkeitenrausch und konnte gar nicht genug von alledem bekommen. Beim Stopptanz hatten alle offensichtlich großen Spaß. Es gab zwischendurch ein bisschen Geschrei von einer völlig überreizten Sonea, die lieber die Musik auf ganz laut und auf ganz leise drehen wollte, als sich am Tanz zu beteiligen. Und die Kinder, die ausschieden, weil sie nicht rechtzeitig stoppten, tanzten lieber weiter. Vielleicht hätte ich an dieser Stelle mein Rahmenprogramm einfach umschmeißen und aus allem eine Hexendisco machen sollen. Zwischendurch äußerte Herr Sonnenschein noch Bedenken, dass wir die Disco der Hüpferei und Stampferei wegen vielleicht besser eine Etage höher in die Kinderzimmer verlagern.
Das Topfschlagen boykottierte eins der Kinder und sagte „ich will aber lieber spielen!“ während das Süßigkeiten süchtige Kind über Bauchschmerzen klagte und wenig später mit einem Becher Salzstangen abmarschierte.
Immer wieder musste ich die Kinder zusammen trommeln, denn die Kinderzimmer waren spannender als mein komplettes (langweiliges) Partypaket. Mona, unsere Babysitterin, die zur Unterstützung und um mit Sonea zu feiern zur Party gekommen war, schaute mich mitleidvoll an. Ich fühlte mich wie nach einem Workout im Fitnessstudio und ein bisschen war ich enttäuscht, dass meine nächtelange Planung nicht aufging.
Irgendwie hatte ich das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden. Die Zeit, wo die Kinder lieber ohne die Eltern Partys feiern, beginnt also genau jetzt – mit acht Jahren. Interessant.
Ich wurde im Prinzip nicht mehr gebraucht. Also beschloss ich das Partyprogramm ein wenig abzukürzen und zu der finalen Schatzsuche über zu gehen, die ich innerhalb der Wohnung geplant hatte, weil die Wetterprognosen und das Regenwetter keine Schnitzeljagt zuließen. „Ich will aber raus gehen! Ich brauche frische Luft!“ beklagte sich eine der Partyhexen. Ich schaute ein wenig verzweifelt aus dem Fenster, der Himmel behangen mit dicken Regenwolken.
Der erste Hinweis auf den Schatz befand sich in einer Flaschenpost in unserer Badewanne. Diese verwies auf eine Drachenhöhle, die von einem echten, schlafenden Drachen bewacht wurde. In der dunklen Höhle befanden sich leuchtende Würmer (Knicklichter) mit weiteren Lösungsbuchstaben zu dem Ort, an dem sich der Schatz befand.
Die Kinder stürmten das Badezimmer, die Treppe polternd hoch zu der Drachenhöhle (das abgedunkelte Zimmer vom kleinen Bruder), kletterten über den schlafenden Drachen (der bei dem Lärm und der Kletterei kaum noch geschlafen haben kann) und räumten innerhalb einer Minute alle Leuchtwürmer aus dem Zimmer. Die Vorbereitung des ganzen Spektakels hatte Stunden länger gedauert.
Das Lösungswort lautete „Martinshof“ und siehe da – an Soneas Zimmer hing plötzlich ein Schild, auf dem Martinshof stand. Die Kinder stürmten mit Geschrei den Martinshof und fanden in wenigen Sekunden den (gut versteckten) Schatz. Während sich das Bauchweh-Kind über die Süßigkeiten am meisten freute und mit einer Handvoll verschwand, suchten sich die anderen Kinder jeder eine der Turnierschleifen aus der Kiste aus.
Eins der Kinder kam anschließend zu mir und fragte, wo sich denn nun der richtige Schatz befände. Die anderen spielten immer und immer wieder die Schatzsuche nach, versenkten die Flaschenpost in der Badewanne, um anschließend kreischend mit der nass-tropfenden Flasche rumzurennen und zu rufen, dass sie den HINWEIS gefunden haben.
Unterm Strich hatten sie wohl alle irgendwie Spaß. Glaube ich. Hoffe ich. Aber so ganz genau weiß ich es nicht. Denn ich durfte nicht mitspielen.
Was freute ich mich auf den Sonntag. Da erwarteten wir nur meine Mutter und meinen Bruder zum Kaffee und Kuchen.
Ich freue mich nun auf eine Woche ganz normalen Alltag. Denn nach der Party ist vor der Party.
Heute bin ich seit langem auch mal wieder beim Wochenende in Bildern dabei.