Bevor ich Kinder hatte, wollte ich auch eigentlich nie welche haben. Kinder sind laut, anstrengend und oftmals schlecht erzogen. Natürlich wusste ich auch besser wie das mit der Kindererziehung geht und, dass Konsequenz das A und O ist. Zum Glück gehörte ich zu denen, die ihre guten Ratschläge und Meinungen für sich behielten.
Heute, sieben Jahre später, habe ich mit meinen eigenen Kindern schon so viele Situationen erlebt, die die Supernanny mit verschrenkten Armen, hochgezogener Augenbraue und einem langsamen, verständnislosen Kopfschütteln kommentiert hätte.
Meine Kinder sind sehr lebhaft und lebenshungrig. Manchmal auch laut und wild. Es sind eben Kinder. Und die Sache mit der Konsequenz beherrsche ich leider auch nur so semi. Manchmal muss man eben abwägen, ob Konsequenz in einem bestimmten Moment die richtige Entscheidung ist. Und es gibt eben auch diese Situationen, in denen man sowieso aufgrund der Besonderheit des großen Kindes alle Blicke auf sich zieht. Nicht immer ist in solchen Momenten Konsequenz der angenehmste Weg und je nach Nervenkostüm gehe ich dann eben den, der in dieser Situation für weniger Aufsehen sorgt. Natürlich finden Kinder sehr schnell raus in welchen Situationen man mit der katastrophalen Konsequenzen-Keule kommt und wann genau der absolut günstigste Moment ist sich völlig daneben zu benehmen. Ohne logische Konsequenz.
Zum Glück klingelt mir immer noch und immer wieder Frau Lück in den Ohren, die ich letztes Jahr im Sommer besucht habe und bei der ich im Frühjahr den Kurs „Starke Eltern, starke Kinder“ besuchen werde. Ich freue mich schon drauf. Denn auch, wenn ich ja bereits vor der Geburt meiner Kinder der absolute Erziehungsexperte war, bin ich es heute leider nicht mehr. Theorie und Praxis sind eben zwei verschiedene Kisten. Und es schadet schließlich auch nie den eigenen Blickwinkel mal ein bisschen zu verändern und zu erweitern.
Manchmal frage ich mich echt wie wir als Familie auf kinderlose Paare wirken. Stellen diese erleichtert fest, dass sie selbst ZUM GLÜCK keine Kinder haben? Und leisten unsere Kinder ihren Beitrag für einen weiteren Geburtenrückgang (zumindest sorgen sie sehr effektiv dafür, dass es hier kein weiteres Geschwister mehr geben wird – zwei Kinder sind ein sehr wirksames Verhütungsmittel)? Oder rufen meine kleinen Monster bei kinderlosen Paaren die Sehnsucht nach einem eigenen Kind wach? Ich könnte (manchmal) verstehen, wenn es nicht letzteres ist.
Und dann besucht mich meine Freundin Nele (eine meiner Besten und nach wie vor kinderlos) und eröffnet mir nach einem total chaotischen Tag, an dem meine Kinder mich nicht nur einmal in den Wahnsinn getrieben haben… nun gut, auf jeden Fall sagt sie mir „Deine Kinder sind die einzigen, die mich nicht darin bestätigen, keine Kinder haben zu wollen!“. Ooookay? Das ist mal ein großes Kompliment. Aber ja, sie können ja auch unglaublich süß sein. Nicht.
Oder aber auf der Weihnachtsfeier vom Abenteuerturnen. Meine Kinder sorgen mal wieder dafür, dass ich in der Weihnachtszeit bloß keine Polster ansetze, indem sie keine fünf Minuten auf ihren Stühlen sitzen bleiben können. Beim kleinen Bruder braucht es nur eine kleine Schokokugel und er titscht mal wieder im Zuckerrausch durch die Gegend – überschüssige Energie. Es ist echt krass welche Wirkung Zucker auf ihn hat. Aber anbinden kann ich ihn ja auch nicht. Natürlich tut es seine Schwester ihm gleich. Nichts kann so fesselnd sein, dass sie während der ganzen Veranstaltung ruhig auf ihrem Stuhl sitzen bleibt. Selbst der Plätzchenteller fällt nach einem kurzen Scan in ihrem Geschmacksraster durch und erweckt nur kurz ihre Aufmerksamkeit. Meine Kinder sind also die, die eine ganze Veranstaltung sprengen können. Und ich bilde mir ein, dass ich dafür auch den einen oder anderen genervten, vernichtenden Blick kassiere (meinen eigenen Gesichtsausdruck sehe ich zum Glück ja nicht). Am Ende der Veranstaltung bedanke ich mich noch schnell bei der Gruppenleiterin für die tolle Veranstaltung und sie grinst mich über das ganze Gesicht an und sagt „Du weißt, dass ich nie Kinder haben wollte. Aber Dein Sohn hat es geschafft, dass ich jetzt auch unbedingt welche haben möchte!“. Wie gesagt, zum Glück sehe ich meinen eigenen Gesichtsausdruck nicht, aber aus der Beschreibung anderer, weiß ich, dass man aus meinem Gesicht sehr gut ablesen kann, was ich in dem Moment denke. Ungläubikeit. Irritation. Fast schon Verständnislosigkeit. Nach diesem Nachmittag zumindest.
Aber eigentlich sind meine Kinder ja schon zwei coole Socken. Sicherlich nicht die einfachsten Charaktere, oftmals sehr laut und eben auch sehr willensstark. Aber schließlich ist es ja auch das, was man sich für sein Kind wünscht – eine starke, eigene Persönlichkeit. Niemand hat behauptet, dass es leicht wird und das ist es oft auch nicht. Aber es lohnt sich und ich würde die beiden immer wieder genau so haben wollen, wie sie sind.
Den süßen Stoff gibt es ab Samstag bei lillestoff. Das Stoffdesign ist von Lillemo und heißt König Lillemo.
Zu meinem letzten Post möchte ich noch ein bisschen was anmerken. Es ist ja nicht so, dass Sonea keine Freunde hat und es ist auch nicht so, dass sie von den Kindern in ihrer Klasse und ihrer Schule ausgegrenzt wird. Sie selbst beginnt erst jetzt so langsam den Kontakt zu anderen Kindern zu suchen und zuzulassen. Ich denke nicht, dass keiner in ihr Freundebuch reinschreiben möchte. Aber es ist nunmal auch so, dass Sonea gerne mal Kontakt zu Kindern sucht, die ihn (aus welchem Grund auch immer) dann nicht wollen. Es fällt ihr dann schwer das entsprechend zu filtern und zu verstehen. Aber das hat nicht unbedingt etwas mit ihrer Besonderheit zu tun. Zumindest nicht nur. Wie ich in vielen Kommentaren lesen konnte, tun sich viele Kinder schwer richtige Freundschaften zu schließen. Egal, ob mit irgendeinem Syndrom oder eben ohne. Sonea geht gerne in die Schule und vermisst nichts und sie hat viele Menschen um sich herum, die sie mögen, so wie sie ist. Sie hat nur eben noch keine richtig festen Freunde gefunden und sie wird sicherlich auch niemals jemand mit einem riesigen Freundeskreis sein. Aber ein paar wenige, richtig gute Freunde, sind ja auch viel wichtiger, als viele oberflächliche Freundschaften.
Soneas Freundebuch soll weiterhin für die Schulfreunde bestehen bleiben. Und wenn sich vielleicht nur langsam und nicht komplett füllen wird. Ich fand die Idee aber sehr hübsch, dass Eure Kinder reihum in ihr Freundebuch schreiben. Deshalb schicke ich heute ein (anderes, neues) Freundebuch los, in das Eure Kinder gerne der Reihe nach reinschreiben können. Ein Blogleser-Freundebuch sozusagen. Wir sind sehr gespannt, was dabei rum kommt und ich werde sicherlich darüber berichten.
Sehr schön geschrieben.
Wie abschreckend die Minimonster doch manchmal sein können. Vor allem auf einen selber 😅 Und trotzdem liebt man sie über alles.
LG Jasmin
Wenn ich nicht gerade mit unserm 2. Rabauken schwanger wäre, würde ich es sofort werden wollen, wenn ich deine Bilder ansehe. Dieser verschmitzte Gesichtsausdruck!!! Großartig!
Liebe Grüße
Wica
Hallo Katharine,
gerade eben habe ich einen Kommentar zu dem Post von gestern geschrieben (so ist es, wenn Frau immer nur sporadisch Zeit hat, mal im WWW zu lesen) und ich bin nun nach diesem Post schon sehr beruhigt. Die Idee mit deinem zweiten Freundebuch finde ich gut. Ich habe gerade gestern (es war Mittwoch = Omanachmittag mit allen 4 Enkelkindern) ein Freundebuch gesehen, dass im Regal der Schulbetreuung auf dem Schulranzen meiner ältesten Enkelin lag (sie wusste gar nicht, dass sie hineinschreiben sollte und erfuhr es von dem Kind erst auf Nachfrage) und war (innerlich – ich habe natürlich nichts gesagt) entsetzt, wie es geführt war. Aber einige Kinder regeln so etwas mit ihren gerade 7 Jahren schon ganz alleine und kein Elternteil kümmert sich darum – und dann sehen Freundebücher eben so aus. Die Hauptsache ist wohl, dass die Kinder Spaß daran haben – aber noch schöner wäre, wenn die Eltern ihre Kinder, z. B. mit Herausgabe eines Fotos, ein wenig unterstützen. Hm, vielleicht denke ich auch nur so, weil ich eben Oma bin…
Liebe Grüße – Frauke
Hallo Katharina!
Es ist alles eine Frage des Blickwinkels und des Moments;-). Oft genug denke ich, dass kinderlose Freunde von uns mitunter ganz froh sind, wenn sie die Tür von außen wieder zumachen können…und ich kann sie verstehen. Manchmal phantasiere ich sonntags zusammen mit meinem Mann darüber, wie es jetzt ohne Kinder wäre: entspannt frühstücken gehen, den Nachmittag auf dem Sofa verbringen, Ruhe….herrlicher Gedanke:-).
Aber da sind eben auch die vielen, unersetzlichen, anderen Momente und man braucht auch die Sicht von aussen. Unser Kinderarzt hat letzte Woche bei der U7a meines Sohnes bei Bemerkungen eingetragen: lieber Junge!
Und ja…auch damit hat er recht.
LG Kerstin
Liebste Katha,
als ich den Anfang von Deinem Beitrag gelesen habe: „Oder rufen meine kleinen Monster bei kinderlosen Paaren die Sehnsucht nach einem eigenen Kind wach?“
Dachte ich direkt: Ja, Ihr 4 seid die einzigen die mich grübeln lassen ob wir vielleicht doch noch……
Und dann kam der nächste Absatz mit mir und ich musste wirklich lachen.
Ich kann das nur noch mal unterschreiben – ihr vier seid so toll miteinander – das macht wirklich Lust!
Ich drücke Euch <3
Nele
Hallo Katharina,
als nicht wunschlos-glückliche kinderlose Leserin kann ich nur sagen: Ja, Kinder sind anstrengend – (ich habe sie täglich in der Schule als Lehrerin um mich) – und Ja, Theorie und Praxis – das ist ein Unterschied.
Aber du schreibst selbst so oft, wie toll es ist, deine beiden Kinder zu haben – und somit sind Familien wohl so überhaupt kein „Verhütungsmittel“ :), sondern eher ein Tropfen Wehmut … und ein Lächeln im Gesicht, und ein Wunsch, der gen Himmel fliegt …!
Lieben Gruß – Vanessa
Na Mensch, das hört sich ja heute alles schon viel besser an.
Wenn Sie gerne in die Schule geht, dann findet sich alles andere von selbst…..
Ich freue mich richtig, das es nicht so traurig ist, wie ich es erst gedacht habe.
Gruß Simone
Liebe Katharina,
dein Post gestern hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Als Mama dreier Kinder (1, 4 und 5) kann ich unglaublich gut nachvollziehen, wie dir dein Mutterherz blutet. Ich selbst habe schon Bauchschmerzen allein bei der Vorstellung deiner Situation. Mein Großer musste umzugsbedingt den Kindergarten wechseln und kam täglich nach Hause mit den Worten „Ich habe noch immer niemanden kennengelernt, der mein Freund sein will“. Das war eine sehr schwere Zeit für uns alle und ich habe oft einen dicken Kloß im Hals gehabt. Mittlerweile ist es etwas besser geworden, aber er hat nicht ansatzweise so nette Kinder wie in seinem alten Kindergarten kennengelernt. Im Sommer geht es für ihn in die Schule. Ich bin schon etwas ängstlich, ob und wie er dann Anschluss findet.
Nach dem Lesen deines heutigen Posts empfinde ich es (hoffentlich richtigerweise) so, als ob es dir wieder etwas besser geht, was mich sehr freut.
Haltet durch! Deine Tochter ist wunderschön und einzigartig und ich bin mir sicher, dass es noch viele Menschen geben wird, die sie ganz tief in ihr Herz schließen werden!
Meine Tochter Felina, 4, findet Sonea übrigens bezaubernd und möchte immer wieder „die Fotos von dem schönen Mädchen sehen“ 😊
Sie würde den Spieß gerne umdrehen und Sonea ihr Freundebuch zuschicken. Bist du einverstanden?
Fühl dich gedrückt und halte die Ohren steif!
Liebe Grüße, Melanie
Nun wird mir um so vieles leichter ums Herz …. Danke, Katharina.
Ich hatte ja gestern schon was dazu geschrieben, danach habe ich es meiner Emilia gezeigt und sie meinte sofort: Ach Mama, warum schickt die Sonea das Buch nicht einfach uns? 🙂
Also wir würden auch gern was reinschreiben 🙂
Ich wollte auch schon mal ein Freundebuch durch die virtuelle welt schicken, gekauft hatte ich es letztes Jahr schon und dabei ist es geblieben, wie das oft so ist…
Ich weis, das ein Freundebuch für Kinder sehr wichtig ist.Für Sonea warscheinlich besonders wichtig weil sie im Kindergarten eines hatte und dort auch viele etwas geschrieben haben. Sicher findet sie eine Freundin oder Freund die oder der sie so mag wie sie ist. Wenn man jemandem sympatisch ist, spielt ein Handicap keine Rolle. Sonea ist auch für andere Kinder eine Bereicherung. Nur ist es nicht immer leicht für Familien mit Kinder ohne Handicap dies zu erkennen. Ihr seit Soneas Eltern und Euch tut es weh so viel Gleichgültigkeit oder einfach Desinteresse mit zu erleben. Ich war ein Pummelchen mit einem Vater der nur einen Arm hatte und zusätzlich ein Vertriebener aus Ostpreußen. Wir wurden lange ausgegrenzt meine Schwester und ich. Für sie war es noch schlimmer sie ist 1944 geboren. Man bekommt dadurch mehr Selbstbewustsein. Mein Vater meinte immer wenn ich traurig war: du kannst was, du bist was, du hast eine tolle Familie die immer hinter dir steht, du hast das nicht nötig. Mit meiner Schulfreundin Margareta bin ich diesen April 60 Jahre befreundet. Wir haben noch nie gestritten, totzdem sie 330 km von Öhringen lebt haben wir immer noch sehr engen Kontakt. Ich habe nur diese eine Freundin alles andere sind gute Bekannte. Auch wenn ich schon 5 fache Oma bin würde ich gerne in das Freundschaftsbuch schreiben. Liebe Grüße Inge
All die Kommentare haben dir bewusst gemacht, dass man manchmal, wenn man von einer Situation total überrumpelt wird, kein Licht mehr sieht. Aber es ist da und du hast es gefunden – mit etwas Abstand sah alles nicht mehr so erdrückend aus. Gut so 😊
Wir möchten auch gern reinschreiben 🙂
Schickt uns Eure Adresse 🙂