Im Sommer 2018 haben wir uns endlich einen großen Traum erfüllt, für den wir jahrelang gespart hatten.
Unsere erste Küche
Als Herr Sonnenschein und ich zehn Jahre zuvor zusammengezogen sind, hatten wir beide eine Singleküche, bestehend aus einem Waschbecken, zwei Herdplatten und zwei kleine Schränke mit ein bisschen Stauraum. Unser Budget war klein, die Fronten, die wir für unsere neue Küche wählten, im unteren Preissegment und Ofen sowie Kühlschrank von der Resterampe. Aber wir waren glücklich mit unserer ersten richtigen Küche.
Dann kam der Umzug in unsere jetzige Wohnung und ganz oben auf unserer Liste der Dinge, die wir renovieren, sanieren oder einfach nur ändern wollten, stand die Küche an erster Stelle.
Die Wände in einem Grün, das ich ziemlich schnell bereut hatte. Elektrogeräte, die in die Jahre gekommen waren. Und Fronten, die nach der Zeit auch deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen. Zunächst hofften wir darauf, dass wir einfach die Fronten tauschen und unsere Küche so erweitern könnten, wie wir uns das vorstellten.
Doch auch der Möbelschwede entschied sich zwischendurch für ein bisschen Veränderung und nahm die Küchenmodule zwischenzeitlich aus dem Sortiment und brachte neue auf den Markt, die leider komplett andere Maße hatten.
Vom verspielten Landhausstil zum skandinavischen Minimalismus
Also alles auf Anfang. Und am Anfang war in meiner Vorstellung die Küche im Landhausstil und der Fußboden im Schachbrettmuster schwarz-weiß gefliest. Aber wir hatten ja jede Menge Zeit zu planen und so nahm unsere Küche mehr und mehr Gestalt an und wurde am Ende komplett anders als zunächst geplant.
Ziemlich schnell entschieden wir uns dann gegen eine weitere Küche beim Möbelschweden und streckten unsere Fühler in andere Richtungen aus. Einige Wochen verbrachten wir jeden Samstag im Möbelgeschäft. Während wir uns für glatte, matte Fronten und schlanke, grifflose Linien entschieden, plante Sonea parallel ihren Traum in Pink und schleppte begeistert eine rosa Küchenfront an und ordnete der Küchenberaterin an, dass es der passende pinke Kühlschrank sein soll.
Und so nahm alles nach und nach Gestalt an. Aus einer Arbeitsplatte aus Holz wurde letztendlich eine Slim-Arbeitsplatte in Betonoptik, die auch das ausschlaggebende Kriterium für die Küchenmarke war, für die wir uns letztendlich entschieden. Am Ende war mir fast schon alles egal, Hauptsache DIESE Arbeitsplatte.
Zwischenzeitlich planten wir den neuen Fußboden. Wir hatten Laminat auf grau-beigen 60er Jahre Fliesen. Leider nicht alt genug, um wieder schön zu sein. Alles sollte raus. Aber nicht mein Traum von Schachbrettfliesen in der Küche wurde war, sondern der Wunsch von Herrn Sonnenschein nach einem rustikalen Holzfußboden. Und auch das gestaltete sich als kleine Wissenschaft.
Was waren wir froh, dass wir nur eine neue Küche planen mussten und nicht ein ganzes Haus! Zwischenzeitlich holte ich Euch alle ins Boot und startete die eine oder andere Instagram-Umfrage. Die Antworten waren sehr hilfreich und inspirierend. Die Meinung der Fachhändler war so kontrovers, wie sie nur sein konnten: „Einen Holzboden in der Küche?? Tun Sie das nicht! Wir haben hier ausgezeichnete Vinylböden!“. Diese Beratung machte uns nicht glücklich. Wir wollten keinen Boden, der nur aussah wie Holz. Und wir fanden auch keinen, der uns in Natura zu 100% überzeugen konnte.
Bis meine Mutter uns dann den Fachhändler ihres Vertrauens empfahl und wir nicht mehr bloß im Köln-Bonner Umkreis schauten.
Holzboden in der Küche??
„Holzboden? Kein Problem!“ hieß es dort auf einmal. Das klang wie Musik in meinen Ohren. Und als Herr Sonnenschein dann kurze Zeit später sagte „Das isser!“, war ich erstmal überrumpelt. Ein sehr rustikaler und lebhafter Eicheholzboden, deutlich brauner und honigfarbener, als ich wochenlang bei sämtlichen Interiorbloggern bewundert hatte. Aber trotzdem irgendwie schön und für uns einfach perfekt.
„Legen Sie den Boden doch erst, wenn die Küche steht! Dann haben Sie immer noch die Möglichkeit nachträglich auszubessern, wenn der Boden nach zehn Jahren nicht überzeugen konnte.“
Super Idee (wie sich später noch herausstellte)!*
Schließlich überrumpelte mich Herr Sonnenschein noch mit Entscheidungen, wie „Ich habe die matten und nicht die glänzenden Metrofliesen bestellt. Schließlich ist die Küche ja auch matt!“
Ja, schon. Aber die Vorstellungskraft in meinem Kopf war nicht matt und brauchte einen kleinen Moment, um sich gedanklich damit anzufreunden. Aber hey! Wir hatten einen Plan und ich freute mich riesig auf unsere neue Küche.
Wenn man dann über einen Monat sein Geschirr nur im Badezimmer spülen kann und das Essen meistens nur noch lauwarm ist, weil es aus dem Slowcooker kommt, dann lernt man vieles erstmal richtig zu schätzen.
Fünf Wochen in Dreck und Chaos
Es waren fünf Wochen, die wir in Dreck und Chaos lebten. Überall, bis in die kleinsten Winkel und trotz Plane, hatte sich Feinstaub abgelegt. Ich hatte das Gefühl nur noch zu putzen. Jeden Tag. Unsere Wohnung, das Treppenhaus, damit sich kein Nachbar beschwerte, einfach alles. Zwischenzeitlich wünschte ich mir meine alte Küche zurück. Die hatten wir inzwischen im Waschkeller teilverbaut. Wenigstens der Keller war nun aufgeräumter als sonst. Und immerhin wusch sich die Wäsche noch alleine auf Knopfdruck.
Pleiten, Pech und Pannen
Nachdem ich so viele Gruselgeschichten im Bekanntenkreis über Reklamationen beim Küchenkauf gehört hatte, war meine allergrößte Hoffnung, dass bei uns alles glatt läuft.
Aber ich hatte es wohl gedanklich heraufbeschworen.
Es fing schon morgens damit an, dass die Küchenmonteure sich weigerten die Altgräte mitzunehmen, obwohl dies so vereinbart war. Damit hätten sie nichts zu tun, aber wenn wir den Ofen (der fast neu war und den wir natürlich auch in der neuen Küche wieder verbauen wollten) entsorgen wollten, den würden sie sofort mitnehmen.
Danach ging alles ratzfatz. Die Küche war recht schnell montiert, die Monteure hatten es eilig Feierabend zu machen und ich hatte auch keine Zeit mir alles genau anzuschauen, weil ich Soneas Bruder von der Schule abholen musste. Wie schief die Arbeitsplatte an den Enden geschnitten war, sah ich erst anschließend. Die Sockelleiste, die vereinbarungsgemäß erst nach dem Verlegen des Holzbodens angebracht werden sollte, lag quer im Treppenhaus und später dann in unserem Wohnzimmer. Wochenlang. Zwischenzeitlich brach sich Herr Sonnenschein noch einen Zeh, weil er gegen die Leiste gelaufen war. Mich nervte das alles extrem und ich setzte ein Ultimatum: Bis Weihnachten möchte ich die Küche fertig haben!
Leider gab ich bei meinem Ultimatum nicht das Jahr mit an, denn ohne spoilern zu wollen… es wurde Weihnachten, aber Weihnachten 2019.
Als die Monteure das nächste Mal anrückten, um die Reklamationen zu beheben, die schief geschnittenen Arbeitsplatten mit einer Abschlussleiste zu kaschieren (eigentlich wollten wir keine Leiste, sondern eine Silikonnaht zur Wand hin), dachten wir eigentlich, dass die Sockelleiste auch endlich angebracht wird.
„Da liegt ja jetzt ein Boden!“
„Ja natürlich liegt da jetzt ein Boden!“ antwortete ich irritiert.
„Aber dann können wir die Sockelleiste gar nicht anbringen, weil dafür brauchen wir eine Kreissäge“
Nun ja, die Monate gingen ins Land. Zwischenzeitlich entdeckten wir noch einen groben Mangel. Denn man hatte bei der Küchenmontage im unteren Bereich des Hochschranks die Rückwand, die scheinbar beschädigt war, mit silbernen Klebeband geklebt.
Ich war sowas von genervt und der Monteur, der dann Ende letzten Jahres kam, um ENDLICH die Sockelleiste anzubringen, bekam dann erstmal die volle Ladung ab.
Es ist einfach alles schief gelaufen, was man so für möglich gehalten hätte. Die Schränke konnten beim letzten Monteursbesuch auch nicht nachjustiert werden, weil er nicht den richtigen Inbusschlüssel dabei hatte. Natürlich. Aber es stand ja noch eine Reklamation aus und man würde uns anrufen, um einen Termin zu vereinbaren.
Vielleicht noch vor Weihnachten. Im Jahr 2025. Möglicherweise. Bis jetzt ist nichts passiert.
Aber nicht nur mit den Küchen-Monteuren hatten wir jede Menge Pech, sondern auch mit dem Handwerker, der uns den Fliesenspiegel nach der Küchenmontage gemacht hat. Leider hat Herr Sonnenschein sich im Fliesenfachgeschäft Epoxidharz aufschwatzen lassen. Viiiiel besser als Fliesenmörtel. Aber als Hobbyhandwerker sollte man seine Hände besser davon lassen.
Sagen wir mal so: gefliest ist gut, aber der Epoxidharz war nicht die beste Entscheidung. Und an ein paar Stellen sieht man das leider auch. Mal ganz von dem gelblichen Schimmer, den der Harz verursacht, abgesehen.
Und trotzdem: große Küchenliebe!
Obwohl alles absolut nicht rund gelaufen ist und wir jede Menge Ärger wegen unserer neuen Küche hatten, macht sie uns unterm Strich viel Freude. Unser erstes Projekt in der Wohnung, das wir nach unseren Wünschen und unserer Vorstellung realisiert haben.
Inzwischen stehen wir schon im Wohnzimmer. Ich träume von einem Durchbruch zum Esszimmer. Dem gleichen Holzboden in der Küche und einem Durchsichtkamin. Aber eins nach dem anderen.
Jetzt ist die höchste Priorität erstmal ein neues Sofa. Denn unseres fällt bereits auseinander.
*In der Küche mussten wir übrigens zwischenzeitlich schon einmal die Holzdielen entfernen, weil Kaffee kochen und die Kanne vergessen unterzustellen keine so gute Idee ist.
Was haben wir insgesamt verändert?
Wir haben den kompletten Küchenraum entkernt. Laminat und alte Fliesen raus und dann die „Holz“Decke entfernt. Elektroleitungen wurden vom Flur in die Küche neu verlegt, alte Heizungsventile entfernt. Das Küchenfenster wurde ausgetauscht und der Durchgang zur Küche so auf eine Standardbreite verkleinert, dass der Küchenschrank nicht mehr zum Türeingang rausragt
Die Decke haben wir mit Rigips-Platten abgehängt und Spots integriert. Auf den Fußboden kam Ausgleichsmasse und dann eine Schalldämmung zur Vorbereitung für den Holzboden. Anschließend haben wir die Wände mit weißer Vliestapete tapeziert und gestrichen. Den Bereich für die Fliesen haben wir erstmal ausgelassen.
Nachdem die Küche montiert war, wurde die linke Wandhälfte, an der sich der Herd befindet teilgefliest. Die Seite mit dem Waschbecken ließen wir aus, da sich vor dem Waschbecken das Küchenfenster befindet.
Zwischenzeitlich mussten wir noch einmal die Dunstabzugshaube erneuern, weil unser Modell einen Systemfehler hatte und es ab Werk die Vorgabe gab, dass in einem solchen Fall das komplette Gerät getauscht werden muss. Nun haben wir ein Upgrade mit WLAN-Funktion, das uns optisch nicht ganz so zusagt, wie das Modell, für das wir uns zuerst entschieden haben (das aber leider nicht mehr produziert wird). Aber was unsere Küche betrifft, haben wir uns schon daran gewöhnt, dass es trotz aller Planerei kein Wunschkonzert ist.
P.S. die Küche ist übrigens selten so aufgeräumt wie auf den Bildern, denn es wird gerne und viel darin gekocht.
Wow! Schöne Küche! Besonders der Fussboden, die Arbeitsplatte und die Steine an der Wand, gefallen mir sehr gut. Das andere ist für meinen Geschmack etwas zu „clean“, minimalistisch …. aber es ist ja auch nicht Emine Küche ; )
Liebe Grüße von Annika
Puh, heftig.
Das ist einfach Horror mit Kindern so ein Abenteuer Küche, selbst ohne den ganzen Mist, der Euch passiert ist.
Ihr habt jetzt so eine wunderschöne Küche, da schmeckt das Essen sicher nochmal so gut.
Wir haben was Küche betrifft einen kleinen Vorteil.
Mein Vater hat in seinem Arbeitsleben sicher tausende Küchen aufgebaut und auch Reklamationen bearbeitet, ich glaube ohne Kreissäge war er nie unterwegs, aber wie das in jedem guten Handwerkerhaushalt so ist, muss meine Mutter die Schrauben in der Küche selbst anziehen 😉