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Vier Menschen wurden ermordet und das Schweigen ist groß

Mehrere Anläufe hatte ich nun gestartet, um meine Gedanken zu den schrecklichen Ereignissen in Potsdam niederzuschreiben.

Einige Male hatte ich begonnen auf Instagram ein paar Zeilen zu schreiben, musste aber immer wieder innehalten und nachdenken. Viele Emotionen.

Jedes Mal wurde mein Beitrag irgendwie nicht in den Entwürfen gespeichert und ich dachte: okay, dann sollten Deine Gedanken dazu nicht sein.

Es wurde ja zum Glück auch bereits einiges gesagt, wenn auch nicht genug an üblicher Stelle, denn die Medien berichteten nur sehr einseitig oder schweigen komplett zu den Vorfällen.

Ich empfehle dazu den Artikel von Die Neue Norm).

Vier Menschen wurden in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung von einer Mitarbeiterin ermordet

Entgegen der üblichen tage- und wochenlangen Berichterstattungen über die schreckliche Tat und mögliche Motive, liest und hört man gar nichts.

Es ist erschreckend und bezeichnend. Während ich diese Zeilen schreibe, stürzt mein Rechner ab. Auch das ist sehr ungewöhnlich.

Dieses Schweigen

Sollte ich schweigen wie die meisten? Ich habe ein paar Tage gebraucht, um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, aber es fühlt sich auch falsch an den Mund zu halten und zu schweigen.

Eine meiner größten Ängste ist die, dass Sonea später auf Menschen trifft, die ihre Hilfsbedürftigkeit ausnutzen und sie in irgendeiner Form schlecht behandeln. Und dass sie solchen Menschen hilflos ausgesetzt ist.

Nun ist Sonea zum Glück jemand, die sich verbal und auch körperlich zu wehren weiß, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt. Aber es gibt genug Menschen, denen diese Möglichkeiten fehlen.

Die Fakten

Erst am Wochenende habe ich bei Mädchen sicher inklusiv, einer Seite, der ich auf Instagram mit großem Interesse folge, wieder einmal die Zahlen gelesen „Menschen mit Behinderung sind 3 – 4 Mal gefährdeter Gewalt zu erleben. Frauen mit Behinderung erleben sogar 2-3 Mal häufiger sexualisierte Gewalt als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt“.

Das macht was mit einem und vor allem macht es wütend, wenn nach so einer schrecklichen Tat verharmlost und ignoriert wird.

Die Tat in Potsdam ist kein Einzelfall. Aber der übliche Aufschrei fehlt.

Es muss sich etwas in unserer Gesellschaft ändern. Diese Haltung zu den Vorfällen zeigt wieder einmal deutlich den Stellenwert von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft.

Nicht, dass es überrascht, aber es ist immer wieder mal sehr ernüchternd.

Ich kann nicht viel tun, außer zu sagen, dass mich dieses Schweigen und diese Verharmlosungen echt wütend machen.

Und natürlich Tag für Tag dafür sorgen, dass meine Tochter ihr Selbstbewusstsein behält und zu einer möglichst unabhängigen Erwachsenen heranwächst.

1 Kommentare

  1. Anja sagt

    Liebe Katharina,

    ich finde das einfach ganz furchtbar.

    Ich habe tatsächlich von diesem Verbrechen noch gar nichts gehört.

    Und die Täterin kommt vermutlich sehr glimpflich davon. Ähnlich wie der prominente Kinderschänder.

    Wenn wir für unsere besonderen Kinder die Welt doch nur sicherer machen könnten.

    Wenn die Felsen, die uns in den Weg gelegt werden, nur noch kleine Kieselsteine wären…

    Das macht alles so traurig und schürt bei werdenden Eltern wieder Ängste.
    Kein Wunder, dass immer weniger Kinder mit Extras auf die Welt kommen dürfen.
    Was nützt ein liebevolles Zuhause, wenn außerhalb der Familie nur Ablehnung, Ausgrenzung, Stigmatisierung und Selektion herrschen?!

    Ich weiß ehrlich nicht mehr, wie wir noch weiter für unsere Kinder kämpfen können sollen.

    Es ist zermürbend, frisst einen innerlich auf.

    Passt gut auf euch auf!

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