„Heute bin ich im Kindergarten auf einen Baum geklettert, ganz hoch! Bis in den Himmel! Und da habe ich Opa Duck und Opa Horst gesehen. Die haben Blumen gepflückt. Warum kommen die nicht mal zu uns runter? Haben die keine Leiter?“
Die Philosophie und Gedankenwelt eines Vierjährigen ist manchmal verblüffend und faszinierend zugleich.
Es macht mich manchmal sehr traurig, dass meine Kinder ohne ihre Opas aufwachsen müssen. Beide wurden uns viel zu früh genommen. Mein Opa war ein wunderbarer Mensch. Er hat mir das Angeln beigebracht und jede Menge Quatsch. Opas sind gute Lehrer und Entertainer. Mein Papa hätte beiden Kindern sehr gut getan. Nicht zuletzt, weil er ein Erbsenzähler der deutschen Grammatik war. Aber vor allem wäre er ein guter Entertainer gewesen und hätte die Kinder sicherlich nicht nur Quatsch gelehrt.
Opa Duck war vor allem durch und durch Camper und wie gerne hätte ich meinen Kindern im Sommer unbeschwerte Nachmittage auf dem Campingplatz beschert. Es sollte aber anders kommen.
Beide Opas fehlen manchmal sehr und doch sind sie immer irgendwie da. Die Kinder sprechen oft von ihren Opas und manchmal ist es als ob sie sie kennen würden, dabei können sie sich unmöglich an sie erinnern bzw. haben sie nie kennengelernt.
Sonea sagte irgendwann mal aus heiterem Himmel zu Herrn Sonnenschein „Sei nicht traurig wegen Deinem Papa. Er ist wieder gesund. Ihm geht es gut!“
Wie unvoreingenommen und unbefangen die Kinder mit diesem Thema umgehen, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Mir macht der Gedanke an den Tod Angst.
Vor einigen Wochen war der Löwe mal krank und weil ich ihm zwar auf dem Sofa Gesellschaft leisten konnte, aber dennoch zu arbeiten hatte, schlug ich ihm vor einen Film zu schauen. Da meine Nerven an diesem Tag weder die Minions noch die Eiskönigin als Geräuschkulisse bei der Arbeit ertragen hätten, schlug ich ihm was ganz Neues vor, den „König der Löwen“ und mein Löwe war begeistert.
Ich weiß, dass der Film in den 90ern einer meiner absoluten Lieblingsfilme war, aber so detailliert hatte ich ihn nicht mehr vor Augen. Und ich hätte nicht gedacht wie sehr dieser Film einen Vierjährigen beschäftigen und ergreifen könnte. Vielleicht auch einfach deshalb, weil ich diese Art von Fragen im Anschluss eines Films von Sonea nicht kannte und auch heute nicht kenne.
Von „Was heißt Hakuna Matata und gibt es das Wort auch in Echt?“ über „Was ist Zazu für ein Vogel?“ (übrigens eine seiner Lieblingsfiguren im Film) bis hin zu den einzelnen Charakteren, beschäftigte ihn immer wieder der böse Scar, der den Löwenkönig Mufasa tötet, weil er seinen Platz als König einnehmen möchte. Er hinterfragte die Gründe für das böse Handeln und machte sich Gedanken darüber, ob es nicht andere Möglichkeiten für Scar gegeben hätte König zu werden. Und er fragte warum es Scar so wichtig sei König zu sein.
Aber vor allem machte er sich plötzlich Gedanken über den Tod und wurde sich der Vergänglichkeit unseres Lebens bewusst. Plötzlich fing er an zu weinen und sagte „Aber ich will nicht, dass Du stirbst! Und… sterbe ich auch irgendwann?“.
Ich erklärte es ihm dann mit dem ewigen Kreis. Mit seinen beiden Opas, die im Himmel sind und trotzdem immer bei uns sind, obwohl sie gestorben sind, weil Erinnerungen an geliebte Menschen unsterblich sind. Und ich sagte ihm, dass er noch ein langes Leben vor sich hat und noch viele tolle Abenteuer auf ihn warten.
Irgendwie schien ihn das als Erklärung zu besänftigen und danach wurde „Der König der Löwen“ mindestens noch fünfmal geschaut und der Soundtrack 84 Mal abgespielt. Der Löwe kann natürlich textsicher alle Lieder singen. Und die einzige Frage, die er immer wieder stellt, ist „Ist Scar böse und warum?“.
Am Wochenende haben wir einen spontanen, kleinen Ausflug in den Kölner Dom gemacht. Als Kölner ist man schließlich stolz auf seinen Dom und sollte ihn auch kennen.
„Kinder, wisst ihr was der Kölner Dom ist“.
„Ja, das ist das mit den zwei Spitzen!“.
Es war so schön wie andächtig und fasziniert die Kinder waren „So eine große Kirche habe ich noch NIE gesehen!“.
Der Löwe stellte natürlich wieder viele Fragen „Wo sind hier die Glocken? Bimmeln die gleich mal? Warum singt hier keiner? Darf ich hier singen?“.
Wir zündeten noch zwei Kerzen für die Opas an und setzten anschließend unsere Reise durchs Leben fort.
Während für den Löwen im Himmel Blumen wachsen, sieht Soneas Vorstellung vom Himmel ganz anders aus:
„Hakuna Matata, diesen Spruch mag ich gern“
Und wisst ihr was ich auch so gerne mag?
EUCH … Alle vier! Ihr seid eine tolle Familie!
Danke, dass wir einen kleinen Weg des Ganzen mit Euch gehen dürfen. Es ist mir eine Ehre!
Eine Antwort für deinen Sohn. Den Ausdruck Hakuna Matata gibt es echt. Er kommt aus dem Kiswahili und heißt so viel wie „kein Problem“, und man benutzt diesen Ausdruck sehr häufig 😊
Gruß
Doro
Das weiß er bereits 🙂
Liebe Grüße
Ich muss unbedingt auch mal in den Dom, er hat eine unwahrscheinliche Anziehungskraft auf mich. Wenn wir auf der Autobahn daran vorbei fahren bin immer ich die, die aufgeregt ruft „Der Dom, schaut der Dom!“ Meine Familie trägst genervt mit Fassung.
Über den Tod und die Sicht von Kindern dieser uns so beängstigenden Sache habe ich die Woche auch schon einen Satz verloren.
Ein Himmel voller Blumen und Donuts ist doch etwas worauf man sich freuen könnte 🙂
Liebe Katharina,
das ist wirklich ein toller Post. Ich musste so schmunzeln, als du sagtest, was Soneas Himmel ist.😂 Ich bin immer fasziniert, wie unbefangen die Kinder fragen stellen. Meine Opas sind leider auch viel zu früh gestorben, ich habe nur noch meine Oma und sie ist mein Ein und Alles. Je älter ich werde, desto mehr fehlt mir mein Großvater, welcher gestorben ist, als ich 4 war. Ein paar Erinnerungen habe ich noch an ihn. Ich frage mich in letzter Zeit zu oft was wäre, wenn er noch da wäre, wie wäre unser Verhältnis?! Ganz oft erwische ich mich dabei, wie ich vor seinem Bild sitze, welches in meinem Zimmer steht, mit Tränen in den Augen. Ich bin sicher, ich hätte eine Menge von ihm lernen können. Ich versuche mich immer an die schönen Ereignisse und Geschichten von ihm zurück zu erinnern. 😊
Ich finde es toll, dass die Kinder nach ihren Opas fragen und sich vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn sie noch da wären, denn das ist ein toller Gedanke!
Drücker, Mona
Ein sehr schöner, gefühlvoller und emotionaler Artikel – den wir seit letztem Jahr sehr gut nachempfinden können. Auch unser Opa ist leider viel zu früh gestorben! Meine Mädels haben aber eine sehr schöne, eigene Theorie. Jeden Abend leuchtet schräg über unserem Haus ein ganz heller Stern auf – das ist der Opa-Stern!
Ich bewundere die Kinder so oft, denn sie gehen mit dem Tod ganz anders um, als wir Erwachsenen. Ob sie noch einen besseren Draht nach oben haben ? Jedenfalls ist es sehr schön, immer wieder an ihn zu denken und dabei den Stern zu betrachten.
Ooooh Katharina, was für ein wunderbarer Satz:
„Wir zündeten noch zwei Kerzen für die Opas an und setzten anschließend unsere Reise durchs Leben fort.“
Danke für diesen tollen Artikel und diesen Satz, er sagt so unglaublich viel tolles aus, ich bin ganz verliebt.
Ach, vielen Dank 🙂
In diesen Satz habe ich mich auch gleich verliebt! Er ist so so toll – leicht, tiefgründig, verspielt, weise, so so schön!
Liebe Grüße von Annika
Hallo Katharina,
auf den Beitrag mit den Fotos aus dem Kölner Dom habe ich tatsächlich gewartet, denn ich habe euch am Sonntag dort gesehen. Ich brauchte einen kurzen Moment und dachte erst, „wir kennen uns doch“, bis mir dann auffiel, dass ich dich ja nur von deinem Blog „kenne“, du aber einen Großteil deiner Leser ja gar nicht kennst. Irgendwie seltsam, oder?
Meine Familie und ich sind jedenfalls auch auf den Fotos 😉
Ich lese dich wirklich gerne, unsere Kinder sind ungefähr gleich alt und viele Themen nahe an meinem Leben.
Viele Grüße aus dem Ruhrpott, Silke
Ach was? Warum hast Du Dich nicht zu erkennen gegeben? 🙂
Liebe Grüße
Katharina
Draußen habe ich zu spät geschaltet und im Dom fand ich es unpassend😉
Beim nächsten Mal 😄
Kinder sind so herrlich erfrischend und ehrlich. Als mein Opa im September starb sagte der Mittlere (6) zu mir: Sei nicht traurig. Jetzt hat TikTak-Opa keine Schmerzen mehr, kann wieder gut laufen und tanzen und ist bei TikTak-Oma wie er immer wollte. Das hat mich sprachlos gemacht und ich musste ihn einfach drücken und das an meine Mutter und meine Tante als „Trost“ weitergeben.
Und der Lütte (4) hat den Tod bis Dezember mit sich ausgemacht und saß da dann hier und fragte ob der TikTak-Opa echt im Himmel sei und war dann am weinen.
Den Dom mag ich meinen Kindern übrigens auch noch zeigen. Da wohnen wir so in der Nähe und waren noch nie da.
Hallo Katharina!
Auch wenn ich kein Christ bin gehe ich sehr gerne in den Kölner Dom. Meine Freundin Margareta haben in unserer Lehrzeit mit andern Lehrlingen Wetten abgeschlossen. Für 5 DM sind wir in den Glockenturm und wieder runter innerhalb 15 Minuten gelaufen. Dann haben wir uns für das Geld ein Softeis und Gewürzgurken gegönnt. 60 Jahre sind wir nun befreundet und haben uns noch nie gestritten. Wir sind zusammen in die Volksschule Köln Brück gegangen und haben bei der Fa. Jansen gemeinsam 3 Jahre gelernt.
Unser Samuel 5 Jahre stellt auch solche Fragen wie der Löwe. Meine Enkel haben auch nur noch einen Opa meinen Erwin. Mit dem Tod ist das so eine Sache, er kommt immer dann wenn man ihn überhaupt nicht gebrauchen kann. Es ist schwierig einem Kind zu erklären das man nicht immer leben kann und das es auch mal sein kann,daß es besser für einen ist zu sterben und sich auf Wolke 7 zu begeben. Ich habe da auch so meine Schwierigkeiten. Haben Die Kinder mit Opa Duck auf dem Holzkohlegrill einen Rollbraten gut gewürzt und mit viel Knoblauch gespickt gegrillt? Darin war er Experte. Vielen Dank für die schönen Fotos vom Kölner Dom. Liebe Grüße Inge