Auf diese Frage habe ich keine Antwort und die Wissenschaft streitet sich noch darum.
Fakt ist, dass Finger wichtig sind und besonders Fingerspiele. Warum? Fingerspiele regen die Sinne der Kinder an, und vor allem das Gehirn. Das Lernen funktioniert am besten mit Bewegung. Sie regen den Wortschatz an, entwickeln erste Zahlenvorstellungen, entwickeln die Freude am Hören und Wiedergeben unterschiedlicher Melodien und Rhythmen. Sie fördern die Konzentration der Kinder und schulen das Gedächtnis. Ein sehr schöner Effekt ist außerdem, dass positive Beziehungen zwischen Bezugsperson und Kindern und auch das Gruppengefühl gefördert werden.
Im Kindergarten und in der ersten Klasse dürfen die Kinder noch mit den Fingern rechnen. Das ist auch sehr gut, wiederum der direkte Weg zum Gehirn. Und worauf baut das gesamte Zahlensystem auf? Auf der Zehn!
Doch schon bald dürfen die Kinder nicht mehr mit den Fingern rechnen.
Warum dürfen Schulkinder nicht mit den Fingern rechnen?
Weil die Kinder im Kopf rechnen sollen und im Besonderen die Zehnerzerlegung können müssen.
Es gibt jedoch Kinder, die die Zehnerzerlegung und das Rechnen im Hunderterbereich nicht beherrschen und deshalb mit den Fingern zählen. Dabei verzählen sie sich sehr oft. Außerdem wird das Zählen immer schwieriger, je größer die Zahl wird.
Wer mit den Fingern zählt, hat entweder in der Regel noch kein Zahlenverständnis oder aber die Zehnerzerlegung nicht parat.
Nicht jedes Kind, das mit den Fingern rechnet oder zählt, muss eine Rechenschwäche haben
Manchmal rechnen Kinder mit den Fingern, obwohl sie ein gutes Zahlenverständnis haben und sogar die Zehnerzerlegung beherrschen. Diese Kinder erzählen mir oft, dass sie Angst vor dem Lehrer haben oder vor dem Versagen. Hier ist es die Unsicherheit, die Angst, die sie dazu veranlasst, weiter mit den Fingern zu rechnen. Mit diesen Kindern übe ich das Rechnen so lange, bis sie sich sicher fühlen.
Das Rechnen gelingt nur mit der Zehnerzerlegung
Das ist so, weil wir immer bis zum nächsten Zehner rechnen. 5 + 8 = 5 + 5 + 3 = 13; 6 + 7 = 6 + 4 + 3 = 13. Das zu können, ist für viele Aufgaben sehr wichtig.
Viele Kinder scheitern jedoch an der Automatisierung der Zehnerzerlegung
Das hat viele Ursachen. Eine davon ist, dass in der Schule oft vorausgesetzt wird, dass die Kinder diese bereits beherrschen, wenn sie in die Schule kommen. Früher konnten die meisten Kinder die Zehnerzerlegung, wenn sie eingeschult wurden. Heute ist das oft nicht mehr so. Außerdem wird meistens sehr schnell im Stoff vorangegangen und zu wenig wiederholt.
Zehnerzerlegung mithilfe einer Gedächtnistechnik
Weil es manchmal sehr lange dauert, bis ein Kind sich die Zehnerzerlegung merken kann, griff ich auf eine Technik zurück, die Gedächtniskünstler sehr oft anwenden, um sich Zahlen, Telefonnummern oder Ähnliches zu merken. Das untere Bild zeigt, welche Bilder mit den einzelnen Zahlen verknüpft werden müssen. Aus bildrechtlichen Gründen habe ich die Bilder sehr einfach gehalten und selbst gemalt. Ich empfehle Ihnen, sich schöne Bilder zu suchen.
Wie gehe ich vor?
Ein Beispiel: Die Zahl 1 ist die Kerze. Die Zahl 9 ist die Schlange. Nun verbinde ich die beiden Bilder. Die Schlange wickelt sich um die Kerze. Man kann kleine Geschichten erfinden. Der Schlange ist so kalt, deshalb wickelt sie sich um die Kerze. Die Bilder kann man auch vertauschen, denn es ist egal, wie sie liegen, das Ergebnis ist immer 10. Natürlich malen und schreiben wir die Aufgaben auch auf. Schlange + Kerze = 10, 9 + 1 = 10; Schwan + Sanduhr = 10 8 + 2 = 10 Der Schwan trägt die Sanduhr auf dem Rücken. Oder die Sanduhr steht auf dem Rücken des Schwans.
So gelingt es den Kindern sehr schnell, sich die Zehnerzerlegung zu merken. Ich bringe es meinen Schülern nur noch so bei. Das spart viel Zeit und viele Nerven.
Im Moment betreue ich eine 15 Jährige via Skype. Sie rechnete vor den Sommerferien noch komplett mit den Fingern. Auch solche Aufgaben wie 5+1, 3+4… Deshalb nahm ich genau diese Zahlenbilder und brachte ihr auch diese Aufgaben alle bei. Nun kann sie diese Aufgaben ohne Finger rechnen.
Beispiel: 3 + 4 = 7
Am Dreizack hängt ein vierblättriges Kleeblatt und die Fahne hüllt beides ein. Wem diese Brücke nicht so gefällt, denkt sich seine eigene aus.
Wer Fragen dazu hat, der findet mich bei FB oder über meine Webseite: www.sabine-omarow.de
Danke für den schönen Artikel!
Ich kann nur von mir berichten und ich bin 47 Jahre alt, habe Mathematik studiert und rechne NOCH heute mit den Fingern!
Warum kann man nicht jedem Kind seinen eigenen Weg zur Mathematik finden lassen?
Der liebe Gott hat uns genau dafür genau 10 Finger beschehrt1
Sehr interessant. ABer begreifen beinhaltet ja auch irgendwie greifen und erfassen ja auch fassen. Unsere Tochter nutzt noch viel die Finger (2. Klasse) und auch ich merke, dass die 10 noch nicht erfasst wurde, um so größere Zahlen zu rechnen. Das bedarf – denke ich auch einiger Übung – und es dämmert erst im Nachgang, ob es jemand verstanden hat oder nicht… Ich finde das sehr interessant. Danke auch Katharina, dass Du hier so viele Themen auf dem Blog hast, mag ich gern. Schönes Wochenende!