Wenn ich so auf die letzten siebeneinhalb Jahre zurück blicke, kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass wir nicht diesen dicken B Stempel haben. Na ja, vielleicht haben wir den ja doch. Vielleicht sind wir ja die mit der „behinderten Tochter“ und vielleicht sind wir auch in gewisser Weise Außenseiter. Aber glücklicher Weise fühlen wir uns als Familie (meistens) nicht so.
Eigentlich fühlen wir uns ziemlich normal. Ich mich manchmal ein wenig gestresst, das aber nicht basierend auf der Tatsache, dass ich ein behindertes Kind habe (das vergesse ich im Alltag ständig)… sondern eben, weil ich zwei Kinder habe. Völlig losgelöst von der Anzahl ihrer Chromosomen, sind beide ziemlich lebhaft und eigensinnig. Diese Verbohrtheit oder auch Dickköpfigkeit ist eine Eigenschaft, die sie beiden Elternteilen gleichermaßen zu verdanken haben und die uns manchmal gewisse Situationen im Alltag erschwert.
Wenn ich eins in den letzten sieben Jahren nicht hören mochte, dann dieses (pseudo)-mitleidige „Du hast es aber auch schwer!“.
Das möchte eine Mutter nicht hören. Egal wie viele Kinder sie hat und ja, auch egal welche Anzahl an Chromosomen und genetischer, charakteristischer Eigenschaften sich auf die beliebige Anzahl der Kinder verteilt. Egal, ob mich eine mir wildfremde Dame im Bus mit den Worten „Ach Sie haben aber auch eine schwere Aufgabe zu meistern!“ und einem seeehr mitleidigen Gesichtsausdruck bedenkt, während ich mit meiner (damals noch Mini-)Tochter auf dem Arm herum scherze (passiert vor ca. 6 Jahren… und werde ich wohl nie vergessen, weil ich so sprachlos und überrumpelt war). Und auch heute mag ich das nicht hören. Weder in Situationen, die wirklich schon mal herausfordernd sein können (ich vermerke an dieser Stelle auf Ich will nicht!) noch in Momenten, in denen alles prima läuft. Dann schon mal gar nicht. Als Angehörige möchte man ebenso wenig Mitleid wie als Betroffener. Man möchte einfach nur sein Leben leben. Man möchte nicht hören, dass man es schwer hat, das hat man nämlich nicht. Erst solche ausgesprochenen Worte machen es einem schwer. Man bekommt etwas gespiegelt, das man nicht sehen möchte, weil man es eben völlig anders empfindet.
Genau so wenig möchte man aber auch hören „Ich bewundere das ja. ICH könnte das nicht!“
Mich hat niemand gefragt, ob ich ein behindertes Kind haben möchte. Das Leben, das Schicksal oder wie auch immer man es nennen mag, hat es mir anvertraut. Und wieviel man wirklich aushalten kann, merkt man erst, wenn man gewisse Situationen bewältigt. Situationen, die einen noch stärker werden lassen. Ein behindertes Kind ist sicherlich erst einmal ein Schock, aber das bisschen Down-Syndrom, das meiner Tochter mit in die Wiege gelegt wurde, ist ganz sicherlich kein Grund rumzujammern und sich darüber zu beklagen welch schwere Aufgabe man da auferlegt bekommen hat. Das Drum herum ist oftmals viel schwerer und manchmal sind es eben die Leute, die einem das Leben schwer reden.
Man möchte keine Mitleidsbekundungen für sein Leben, das man lebt und liebt, haben. Man möchte nicht das Gefühl haben, dass man bedauernswert ist. Und schon gar nicht in stressigen Situationen, weil das Kind gerade bockig unter einem Tisch hockt, während das andere Kind unbedingt darauf besteht Salz aus dem großen Salzstreuer (der aber ein Zuckerstreuer ist) auf sein Frühstücksei zu streuen und man selbst jongliert, weil beide gleichzeitig ihren Willen durchsetzen wollen, ohne Rücksicht auf andere und man selbst einfach nur versucht die Gemüter so zu beschwichtigen, dass es nicht zur Eskalation und lautem Geschrei der Kinder in der Öffentlichkeit kommt. In Momenten, wie diesen wünscht man sich alles, nur nicht jemanden, der einem mitleidig auf die Schulter klopft und sagt „Du hast aber auch echt eine schwere Aufgabe mit Deinen Kindern“. Die Message, die nämlich während des Schulterklopfens ankommt ist „Bin ich froh, dass ich nicht diese verzogenen Gören habe und DU hast auf ganzer Linie versagt!“.
Egal, wie es gemeint ist, spart Euch in solchen Momenten Euer Mitleid. Kinder, die bocken, kennen alle, die selbst Kinder haben. Da ist ein verständnisvolles Lächeln und ein wissendes Nicken manchmal mehr wert, als ein mitleidiges Kopfschütteln.
Verständnis fühlt sich einfach besser als an Mitleid. Insbesondere dann, wenn man sich nicht bemitleidenswert fühlt. Klar soweit, oder? Man kann sagen „Hey, ich finde das toll, wie Du das mit Deinen beiden Kindern machst!“. Anstrengend ist es immer, auch bei denen, die NIE, aber auch NIE Konfliktsituationen mit ihrem Kind haben. Im unbeobachteten Moment signalisiert ihre Körpersprache was anderes.
Die Bilder sind vor längerer Zeit schon entstanden und ich wollte sie Euch nicht vorenthalten. Mein größtes (bemitleidenswertes *Achtung Ironie*) Glück in dem süßen Mausis Kombi von Kluntjebunt für lillestoff.
Ich finde Ihre Tochter sehr bezaubernd in dem Kleidchen!!!! Ich selbst habe einen älteren Bruder mit geistiger Behinderung und Autismus und ich habe NIE daran gedacht, dass ich Mitleid dafür verdient hätte und das er welches bräuchte, aber ich kann Sie sehr gut verstehen, auch ich kenne diese „sch…“-Blicke.
Ich möchte Ihnen auf alle Fälle viel Kraft dafür wünschen, dass Sie weiterhin „blöde“ Kommentare und „mitleidsvolle“ Blicke ertragen können und sich nicht unterkriegen lassen!!
Bitte machen Sie weiter so schöne Fotos!!!
immer wieder schön von euch zu lesen..
nein..
Mitleid braucht keiner..
eher mitdenken.. mithelfen..
deine Tochter sieht entzückend in ihrem Kleid aus..
sie strahlt Zufriedenheit aus
liebe Grüße
Rosi
Hallo Katharina, ich finde ihr macht Eure Sache wunderbar. Viele Familien sollten sich von Euch eine Scheibe abschneiden. Nachdem ich 3 Kinder im Alter zwischen 13 und 16 Jahren vor 34 Jahren geschnenkt bekommen habe kann ich auch etwas mitreden. Mein Ableger war damals 6 und wurde bald 7 Jahre. Es war nicht immer Gold was glänzt. Wir haben uns zusammen gerauft und es hat wunderbar geklappt. Uns als Familie hat man viele Steine in den Weg gelegt. Verständnis oder gar mal Hilfe gab es nur vereinzelnt. Alles was beschrieben wurde haben wir auch durchlebt. Nun bin ich stolze Oma von 5 wunderbaren (egal wie sie sich verhalten) Enkelkindern. Meine Söhne erleben mit ihren Kindern all diese Phasen wie ihr auch . Liebe Grüße Inge
Oh ja, lebhaft und eigensinnig – das kenne ich 🙂 Wunderschöne Bilder, und das Blue Ridge Dress muss ich endlich auch mal nähen!
Viele Grüße, Saskia
Danke für ‚Heads up‘, wie es so schön im Englischen heisst. Verständnis möchte man. Das stimmt. Deine Worte bringen es auf den Punkt. Mitleid ist nur angebracht, wenn jemand leidet und das was ich dem Blog entnehme, zwischen den Zeilen lese: Ihr leidet nicht! Nun, nicht mehr als andere mit Kindern. Hach ja! Ich erinnere mich an mein Highlight: Abgehetzte Mutter (ich – nach langem Tag im Büro und Abhetzen zur Kita und Stau und allem doof) und Sohn, ca 3 Jahre – Held in der Trotzphase)! Eigentlich fehlte nur ein frisches Brot! Schnell zu Plus und hach shit – Bäcker erst nach Kassen, Gang nur rein, raus auf anderer Seite…. OK, dann rein und Vergnügen : ok, paar Joghurts… natürlich ohne Korb und Wagen. Joghurts jonglierend, Sohn entdeckt Milchschnitte, die ich nicht kaufen will, da ungesund, dann lieber gleich Süsses als Pseudo-Nährhaftes
..Sohn macht Szene, beim Gerangel zerpflückt er das 5er-Paket…eill das nicht einfach liegenlassen, mach ich nicht… Sohn bockt dich in Ekstase an Kasse, hangelt mach Milchschnitte. Hinter mir Supermutti um die 50 = Stimme aus dem Off:“Ich würde das ja nicht kaufen…“ Ich:“Genau, bringe ich zerpflückt ins Kühlregal, Schlange hinter mir wartet, Plus kann es do nicht verkaufen…“ Merke, dass ich gleich auch bocke. Frau redet sich in Ekstase….die andere. Ich zahle, vergesse, Tüte zu kaufen. Sohn schmeisst sich auf den Boden. ‚Supermutti: Liegenlassen!‘ Während ich kochdnd und mittlerweile auch bockig werdend: Zu der Frau sage: Genau. Gute Idee! Ist ja nur eine Automatiktür, Kind läuft auf Parkplatz, Auto fährt es an, Problem bockiges Kind evtl für immer gelöst.‘ Sohn irgendwie überzeugt., immer noch Brot, erstmal raus – deeskalieren. So am/im Auto: Besprochen, Sohn verdprochen lieb zu sein unter Androhung: ich lasse Dich im Auto und gehe allein zum Bäcker. (Was ich nicht getan hätte…) 2. Akt: Auftritt Bäckerei…. Höre noch eben bevor ich Supermutti erkenne: Unmögliches Kind, soooo (!) Unerzogen, schrecklich…inkompetente Mutter. Supermutti sah mich nicht, hörte aber von mir: Darf ich vorstellen: unmöglicher Sohn mit unmöglicher Mutter‘ auf mich zeigend. Und Sohn zeigte sich von Sahneseite: Ich will das Milchstütchen. Ich: Nein und ignorierte tobenden Sohn. Supermutti brachte dann endlich den Satz: Meine haben das niiie (!!) gemacht. Verkäuferin rettete mich und sagte: Kind hat einen starken Willen, aber die Mutter auch! Ich hätte sie knutschen können. Bezahlte mein Brot und trug Brot und zappelnden Sohn zum Auto. Abgesehen davon, dass unser Sohn so eine Szene nie mehr machte, habe ich nie mehr und so tolle Unterstützung erfahren wie von dieser Frau. Ich versuche aufmunternde Blicke an Frauen zu senden und solidarisch zu dein und hoffe, man liest meine Gedanken: zum Glück mal nicht ich.. So….tauben Zeigefinger…doof vom Mobiltelefon aber musste jetzt msl raus. Eine meiner Lieblingsgeschichten… gerade der Grosse sorgte für so schöne während Madam mehr auf Drrrraaaama ist… In diesem Sinne haltet zusammen, halten wir zusammen.