An manchen Tagen fegt der Sonnenschein mit ihrem Puppenwagen durch die ganze Wohnung… Treppe rauf, Treppe runter und alles, was nicht niet und nagelfest ist, wird eingepackt.
„Ein Geschenk für meinen Freund… Maik!… der kommt mich heute besuchen!“
„Aha?“
Wer einen Platz in ihrem großen Herzen hat, wird beschenkt. Reichlich.
Es wäre fatal ihr wieder alles wegzunehmen und darauf zu beharren, dass sie nicht einfach das Polizeiauto, das Grüffelo-Buch und den T-Rex vom Bruder, eine Halskette, einen Stapel zugeschnittener Stoffe und das Handy von der Mama und ein T-Shirt, die Armbanduhr und den Rasierapparat vom Papa… plus Puppe Melli, den Arzkoffer und die komplette Conni-Buchsammlung (es wackelt und kippt schon alles, die Reifen quietschen, aber der CD-Player hat noch Platz‘)… dass sie all die Sachen nicht einfach so verschenken kann. Darf.
Der Sonnenschein verschenkt eben unglaublich gerne (sofern es nicht süß und essbar ist) und nichts und niemand kann sie davon abhalten. Noch nicht einmal die Tatsache, dass ihre Geschenke eigentlich gar nicht ihr Eigentum sind.
So lustig das vielleicht klingen mag, es lässt uns manchmal verzweifeln, führt zu einem riiiiiesen, also wirklich riiiiiiiiiiesen Geschrei, wenn wir sie von ihrer Schenkerei abhalten und uns kurzerhand unsere Sachen wieder zurück nehmen. Ziemlich viel Energie hat uns das in den vergangenen Wochen und Monaten gekostet, zu erklären was es bedeutet, wenn man etwas verschenkt. Dass das dann endgültig ist und dass der Sonnenschein das nicht mit verLEIHEN verwechseln soll.
Das hat sie verstanden. Weitestgehend. Mittlerweile verpackt sie gerade rumliegende „Geschenke“ in Servietten oder in zufällig rumliegenden Stoffen und versucht die Verpackung unermüdlich mit Tesafilm festzukleben. Und sie verleiht… ungefragt. Das Nachbarskind klingelt (sie ist acht und schon ziemlich cool) und der Sonnenschein drückt ihr erstmal einen Stapel Benjamin Blümchen CD’s vom kleinen Bruder in die Hand. Unaufgefordert. „Vo-ona, Du mir ausleihen die Te-Dees!“. Widerspruch zwecklos! Vo-ona verabschiedet sich mit dem Stapel CD’s. Der kleine Bruder heult seinen CD’s nach.
Einmal hat Sonea einer Freundin zum Abschied ihre Eiskönigin DVD in die Hand gedrückt. Abschiedsgeschenk. Einen kurzen Moment blitzte es in meinen Augen. Vor Freude. Aber dann wusste ich, dass ich mir selbst keinen Gefallen tun würde, würde ich das durchgehen lassen. Ich musste einschreiten und suchte schnell eine andere Kleinigkeit aus der Trickkiste, die sich als angemessenes Abschiedsgeschenk eignete.
Da der Sonnenschein immer noch meins und deins sehr stark vermischt, kam es dann auch schon mal zu Situationen, in denen sie einfach eine Brotdose eines anderen Kindes aus ihrer Kitagruppe eingesteckte, weil sie ihr so gut gefiel. Oder die Kita-Kunstwerke anderer Kinder. Oder aber… den Schoko-Brotaufstrich ihrer Erzieherin.
Auch wenn alle verständnisvoll reagieren, sind solche Situationen trotzdem peinlich. Und nur, weil der Sonnenschein ein kleines Extra-Chromosömchen hat, können wir ihre Kleptomanie nicht einfach durchgehen lassen.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Deshalb kam es nun wiederholt vor, dass ich dem Sonnenschein nicht glauben wollte, dass sie etwas geschenkt bekommen hat. Einmal war das ein Schleich-Einhorn, den (wie sich später herausstellte) der Sonnenschein von einer Praktikantin zum Abschied geschenkt bekommen hat und letzte Woche war es dieser „Bernie“, wie ihn der Sonnenschein liebevoll nennt. Bernie heißt eigentlich Ernie und passt perfekt zum Sonnenschein. Schon alleine deshalb, weil der ständig irgendwelche Wehwehchen meldet und da ist er bei Doktor Sonnenschein ja genau in den richtigen Händen.
Bernie… Ernie hat der Sonnenschein vergangene Woche von der Schwester eines Kitafreundes geschenkt bekommen, einfach so. Wollte ich natürlich erstmal wieder nicht glauben und deshalb forderte ich den Sonnenschein im ernsten Tonfall auf, den Ernie dahin zurück zu legen, wo sie ihn hergenommen hat. Aber sie beharrte fest darauf, dass sie ihn geschenkt bekommen habe und drückte ihn verteidigend feste an ihre Brust. Erst als mir die Mutter via WhatsApp bestätigte, dass ihre Kinder den Ernie tatsächlich verschenkt haben (und die Mutter wahrscheinlich froh drum ist dieses nervtötende Ernie-Gequatsche endlich nicht mehr ertragen zu müssen…), glaubte ich meinem Kind. Ein kleiner Hauch von Vorwurf blitzte in den Augen vom Sonnenschein auf und mir tat es unendlich leid, dass ich ihr wieder mal nicht geglaubt habe.
Rainbow Unicorn von Bora für lillestoff erscheint nächsten Samstag in den Samstagsnews. Wir haben ihn hier als Minikrea-Rock vernäht.
Es klingt für mich nicht lustig, sondern (leider) sehr traurig, wenn ich an den kleinen Jungen denke. Ich lese gerne auf dieser Seite, es scheint in eurer Familie viel Liebe zu geben, allerdings finde ich es merkwürdig, wenn ich mir vorstelle, dass es „ok“ ist, wenn die CDs des Kleinen „verschenkt“ werden und er als Resultat weint, während man sich nicht dem Theater einer verschenkten Eiskönigin DVD beugen möchte.
Dennoch eine schöne Woche.
Hallo Angela,
das mit den CD’s war exemplarisch. Natürlich schreite ich ein, wenn meine Tochter die Sachen ihres Bruders einfach so verschenken bzw. in dem Fall verleihen möchte. Unser Nachbarskind hat die CD’s in unseren Briefkasten geschmissen und mein Sohn durfte den Briefkasten aufschließen und sie dort wieder raus holen. Die Welt war ganz schnell wieder in Ordnung und meine Tochter weiß längst, dass sie die Sachen ihres Bruders nicht einfach verleihen darf 🙂
LG
Hallo!
ich bin durch Zufall auf deinen/euren Blog gestoßen und finde ich wirklich toll. Ich lese so gerne über Sonea und euer Leben und auch ihren Bruder.
Das mit dem verschenken und verleihen ist bei uns moemtan auch ein großes Thema, ganz schlimm ist das mit Autos und so einem Zeug, da hab ich einfach nicht so den Überblick mehr, welche unsere sind und welche nicht. Ich hoffe, das legt sich irgendwann mal wieder.
LG Julia
Sonea wird noch lernen was mein und dein ist. Sie braucht dafür nur etwas länger. Für Eltern ist das sehr sehr schwierig. Ich bin sehr froh, nicht mehr in solche Situationen zu kommen. Auch als Eltern muss man sich nicht fremd schämen. Es ist nun mal so wie es ist. Ihr habt ein besonderes Kind mit einem starken Willen. Ihr meistert alles sehr gut. Aber es ist auch kraftzehrend und man stößt an seine Grenzen. Schließlich ist da ja auch noch das Löwenkind , der Partner und die Arbeit und ein bisschen ich selbst. Wenn du Frau Sonnenschein und Herr Sonnenschein ins gleiche Horn pusten, dann wird alles gut.
Liebe Grüße Inge
Unser Sohn kommt auch mit allem moeglichen Spielzeug aus der Krippe nach Hause, weil er so gerne damit zuhause weiterspielen will, weil er so etwas noch nicht zu Hause hat etc. Mir ist es schon immer megapeinlich, wenn wir mit grossen Tueten Spielzeug wieder in die Krippe zurueck muessen. Mein/dein scheint ein sehr schwieriges Konzept zu sein. 🙂
wenn ich das erste bild sehe, glaube ich, dass sonea haremshosen super stehen würden.
lg, jana
Dieses Ding mit Vertrauen und die Wahrheit sagen ist unabhängig von der Extra-Ausstattung .
Auch das kleine Waldkind streitet vieles ab. Und Regeln sind zum Brechen da.
Ja das mit dem Glauben und Vertrauen ist so eine Sache. Meine 7-jährige beugt die Wahrheit auch gelegentlich wie es ihr passt. Kommt schon mal vor, das man sie zu Unrecht verdächtigt.
Sonea wird das alles noch lernen. Ganz bestimmt. Ich lese euren Blog so gerne, jedes Mal lesenswert. 😉
Diesen „Bernie“ hat Jolinas SPZ-Ärztin auch, viel Spaß beim verarzten.
Bei uns ist es genau umgekehrt. wer eine große Schwester hat die nichts teilen will und rum zickt verteidigt sein Zeug immer mit Klauen und Zähnen „Meiner!!!!“ Weniger liebenswert, aber ich muss auch nicht aufpassen ob was das Haus verlässt, allerdings verliert Jolina gerne Dinge die sie nicht mag, zur Zeit sind mehrere Sockenpaare im Kindergarten als vermisst gemeldet
LG
Martina