Allgemein, Down-Syndrom, Inklusion, Lillestoff, Werbung

Mit großen Schritten auf den steinigen Weg

Je näher der große Tag der Einschulung rückt, umso nervöser werde ich.

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An den Kita-Abschied mag ich gar nicht denken, den verdränge ich bis jetzt noch relativ erfolgreich.

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In der letzten Woche waren sie wieder da, diese immer wieder kehrenden Zweifel. Ich zweifle nicht an dem inklusiven Weg, den wir auch nach der Kita einschlagen werden. Wir sind diesen Weg bis jetzt immer gegangen und wenn man die richtigen Rahmenbedingungen schafft, funktioniert das auch.

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Welche Rahmenbedingungen sind wichtig?

Alle Beteiligten müssen bereit sein – die Schule, die Lehrer und natürlich die Schüler. Es war wirklich nicht einfach eine Schule zu finden, die sich überhaupt in der Lage sah ein Kind mit Down-Syndrom zu beschulen. In unserem unmittelbaren Umkreis totale Fehlanzeige.

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Ich finde es traurig, dass der Sonnenschein nicht mit ihren Kitafreunden in die Schule gehen kann, dass sie sich alleine auf völlig neue und ihr fremde Kinder einstellen muss. Und ich mache mir ein kleines bisschen Vorwürfe, dass ich nicht auf das Recht der freien Schulwahl beharrt habe. Wohnortnah. Aber macht das Sinn, wenn nicht alle Parteien dazu bereit sind? Kann man so etwas erzwingen, ohne dass es am Ende zum Scheitern verurteilt ist?

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Mal ganz davon abgesehen, dass es schon ohnehin traurig ist, dass fast sechs Jahre nach in Kraft treten der UN-Behindertenrechtskonvention, die Inklusion als Menschenrecht immer noch mit so viel Ablehnung und Vorurteilen gestraft ist. Ein Stück weit kann ich die Ablehnung sehr gut verstehen. Als Mutter eines behinderten Kindes sitze ich ja direkt an der Quelle der ganzen Katastrophen und deren Ausmaß. Es fehlt an Personal oder es wird Personal, das dringend benötigt wird, gestrichen.

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Nicht zu vergessen der Missgunst anderer, die sich durch die Inklusion benachteiligt fühlen, ohne es überhaupt mal ausprobiert zu haben. „Mein Kind wird doch weniger gefördert, wenn da ein anderes Kind mit Förderschwerpunkt ist!“. Das ist natürlich absoluter Nonsens, denn jedes Kind hat seine ganz eigenen Förderschwerpunkte und von niemanden lernen sie mehr als von anderen Kindern. Und das ist doch auch gut so! Wo kämen wir denn hin, wenn alle Kinder in ihrer Entwicklung gleich wären, alle die gleichen Interessen hätten und alle nur gute Noten schreiben würden. Wo bleibt da der Ehrgeiz? Der Instinkt anderen helfen zu wollen? Das Gefühl etwas besonders gut zu können? Wir alle streben nach Individualität und wenn man es ist, hat man es schwer.

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Der Start ins Schulleben vom Sonnenschein bereitet mir noch ziemliche Bauchschmerzen. Wir haben in den vergangenen Monaten so viel Energie für dieses Thema verbraucht, uns unglaublich viele Gedanken gemacht.

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Ich denke, wir haben eine gute Entscheidung getroffen. Und trotzdem mache ich mir Sorgen. Schule ist noch einmal ein ganz neues Kapitel, ein völlig anderes als es der Kindergarten war. Unser wunderbarer Kindergarten. Dort war ich immer irgendwie auf dem Laufenden, ohne dabei zu sein. Ich habe zwischendurch süße Bilder und zauberhafte Videos bekommen. Wenn ich morgens eine heftig polternde Gewitterhexe in die Kita gebracht habe, erfuhr ich ziemlich schnell, dass alles wieder gut sei. Nun, ich gehe nicht davon aus, dass mir die Lehrerin vom Sonnenschein aus dem Unterricht eine muntere Whatsapp schickt. Das erwarte ich natürlich auch gar nicht… vermissen werde ich es trotzdem.

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Schule wird anders sein. Und ich hoffe sehr, dass dieser neue Lebensabschnitt dem Sonnenschein viel Freude bereiten wird.

Und vor allem hoffe ich, dass sie Freunde finden wird. Freunde, auf die sie sich morgens auf dem Schulweg schon freuen wird, mit denen sie sich nachmittags verabreden möchte und Freunde, die sie an die Hand nehmen und sie auf dem inklusiven Weg begleiten. Für Kinder ist Inklusion meistens kein Problem.

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Die Fotos sind im Rahmen eines kleinen Shootings für den neuen Bora Stoff „Fashion Girls“ entstanden, der am Samstag bei Lillestoff erscheint. Der Kleiderschnitt ist einer unserer neuen Sommerlieblinge und wird Euch hier noch das eine oder andere Mal als Kleid oder als T-Shirt begegnen. Den Schnitt vom Strandkleid bekommt Ihr bei ki ba doo.

11 Kommentare

  1. Anke sagt

    Hallo,
    diese Gedanken und Sorgen kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir haben nun fast das erste Schuljahr inklusiv hinter uns. An aufatmen und Entspannung ist hier leider noch nicht zudenken. Dagegen war die Zeit der Entscheidung auf welche Schule unsere Tochter gehen soll ein Spaziergang.
    Neben der Bereitschaft der Lehrer ist vorallem eine gute Schulbegleitung wichtig. Wir haben nun schon die Dritte in 1. Schuljahr. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.
    Ich will euch nicht entmutigen,aber es erfordert viel Kraft und Zeit.
    Dem Sonnenschein wünsche ich, daß sie tolle Lehrer und eine fitte Schulbegleitung bekommt. Menschen, die sie in ihrer Besonderheit wahrnehmen ( und damit meine ich nicht ihr DS ) und ihre Stärken nutzen.
    LG Anke

  2. Um mal allklug dazu was zu sagen: Ich finde, dass ihr euch da richtig entschieden habt. Wenn eine Schule nicht dazu bereit ist, sich auf diese neue Situation einzustellen, dann wird es auch nicht die Schule sein, wo sich Sonea richtig wohl fühlen wird. Einfach mal so als Gedanken in den Raum geschmissen. Und nur, weil sie mit den Freunden aus dem Kindergarten nicht mehr in die Schule geht, sind sie ja nicht aus der Welt. Wohnen die dann nicht eh bei euch in der Nachbarschaft? Aus meiner Kindheit kann ich nur sagen, dass ich mich selten mit Freunden aus der Schule verabredet habe und viel mehr mit den Kindern in der Nachbarschaft gespielt habe – die nicht zwangsläufig in meiner Klasse waren.

  3. Annika sagt

    Ach, die Bilder sind der Hammer! Du zeigst ja oft ganz besondere und schöne Bilder; aber die hier sind noch eine Nummer besser als sonst – wie ich finde!

  4. Annika sagt

    Ich habe zwar kein Kind mit kleinem Extra … aber meine Kleine wird auch eingeschult. Am Montag war der nullte Elternabend. Aber ich habe schon ein Schulkind (sie kommt nach den Ferien in die fünfte Klasse – wow, Kinder, wo ist die Zeit hin?!) und ich arbeite in der Grundschule im Hortbereich und weiß, dass sie gut aufgehoben sein wird. Ich habe bemerkt, dass de Eltern meistens (also eigentlich immer) viel länger für die Eingewöhnung brauchen. Die Kinder sind ganz schnell dabei, finden sich zurecht, sind glücklich … aber die Eltern brauchen Bestätigungen, Rückmeldungen, Gespräche, müssen mit in den Klassenraum gehen, den Kindern die Tasche tragen, sie sind es mit den Tränen in den Augen … die Kids stecken es in der Regel echt gut weg! Sie sind ja jetzt auch schon groß und Schulkinder!
    Klar ist das beim Sonnenschein noch einmal eine andere Situation; aber das mit der Schule hört sich generell doch gut an (das, was du bisher so über sie geschrieben hast). Du wirst sehen: Mit ihrer offenen Art, der Coolness und diesem Lächeln, wird die kleine Gewitterhexe ganz schnell Freunde finden – und du bist die, die das Tränchen im Augenwinkel hat ; )

    Liebe Grüße Annika

  5. Liebe Mama Sonnenschein 🙂

    Ich habe Deinen Post gelesen, und ich kann Deine Bedenken so gut nachvollziehen. Ich habe zwar kein Kind mit einem Handicap (…wenn man es denn so nennen kann…), mir ist es aber sehr wichtig, dass meine Kinder Inklusion als etwas Normales und Selbstverständliches ansehen. So sind meine beiden Jungs in einen integrativen Kindergarten gegangen, einfach um später einmal keine Berührungsängste zu haben. Wir haben lange Zeit in den Staaten gelebt und ich durfte erfahren, wie einfach Inklusion sein kann. Dort hat man Menschen mit Behinderungen (…ich mag dieses Wort eigentlich überhaupt nicht…) im Verkauf gesehen. Sie waren so stolz, gemäß ihren Fähigkeiten ein Teil vom Ganzen zu sein. Diese Menschen haben die Einkaufstüten gepackt und dabei vor stolz gestrahlt!!! Das ist das, was mir hier so sehr fehlt. Hier wird man zu oft hinter verschlossenen Türen versteckt, wenn man nicht der „Norm“ entspricht, sollte es diese überhaupt geben. Sind diese Menschen denn wirklich „behindert“ oder werden sie zum Teil „behindert“? Diese Freude der Menschen hat einem dort so viel gegeben. Das ist etwas, was ich nie vergessen möchte!
    Aber ich gebe Dir auch in dem Punkt Recht, dass es einfach an ausgebildetem Fachpersonal mangelt. Ich kann nachvollziehen, dass ein Klassenlehrer mit 23 Schülern es da schwer hat, sich einem besonderen Kind zusätzlich zu widmen.
    Mein mittlerer Sohn wird dieses Jahr auch eingeschult und ich kann Dir sagen, auch ich habe mit dem Wechsel wirklich zu kämpfen. Aber ich bin mir sicher, dass man sich auch daran gewöhnen wird.
    Euch wünsche ich alles alles Gute, und dass sich der kleine Sonnenschein ganz arg schnell an die neue Umgebung gewöhnt und tonnenweise liebe Freunde findet!

    Ganz liebe Grüße

    Anja

  6. Hallo,

    ich freu mich immer über neue Beiträge und freu mich auf baldige Einschulungsfotos.

    LG aus B. Jana

  7. Ich kann die Bedenken und Zweifel so gut verstehen, wir zittern immer noch um die Rückstellung, keine 3 Monate vor Schulbeginn. Ich glaube eure Entscheidung ist richtig, jedenfalls richtig für genau diesen Moment und wenn es sein sollte, trefft ihr einfach eine neue Entscheidung immer diese, die dann passt.
    Ich bin gespannt wie es bei Euch in der schule läuft, so ein bisschen als Bliock in die Zukunft.

  8. So ein Schritt fällt, glaube ich, den meisten Müttern schwer. Dein Sonnenschein ist was besonderes und wird auch diese neue Aufgabe mit dir zusammen meistern. Und in ein paar Monaten wirst du dir denken, warum habe ich mir denn solche Gedanken gemacht? Mit den Whats App kenne ich auch. Erst vor 2 Tagen bekam ich welche, als der Große mit dem KiGa im Freizeitpark war. Das beruhigt einen sehr, wenn man selber nicht dabei sein kann. Wünsche euch nur das Beste!

  9. Elisabeth Höfer sagt

    Deine Zweifel kann ich gut nachempfinden. Mit unserer Tochter Rebekka haben wir einen ähnlich steinigen Weg beschritten. Nur fehlte seinerzeit die Gesetzesgrundlage. Wir kamen uns oft als Bittsteller vor, die bis ins Kultusministerieum gezogen sind, um eine Interationsklasse als Modellversuch durchzubekommen.
    Dafür gabs damals noch keine Rahmenbedingungen, die mussten erst geschaffen werden.
    Wenn ich heute auf die Beschulung unserer Tochter zurückschaue, war es das beste, das ihr passieren konnte. Darum möchte ich dir Mut machen, wohlwissend, dass die Bedingungen noch viel zu wünschen übrig lassen. Ich hoffe, dass ihr noch gute Lösungen findet.
    Herzliche Grüße Elisabeth

  10. Elsbeth sagt

    Ich trauere auch jetzt schon der Kita Zeit nach! Die letzten Elternabende muss mein Mann absolvieren. Unsere Zwillis verlassen nun den inklusiven Weg. Sie haben zwar keinen Förderbedarf, besuchen aber bewußt eine inklusive Kita. Leider wird das bei uns, aufgrund deiner oben aufgeführten Argumente in der Grundschule nicht weitergeführt. Ich sehe es wie du und hoffe das die Gesellschaft endlich umdenkt und alle voneinander lernen.

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