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Stillfrei durch die Nacht

Also die Ironie, des Wortes „stillfrei“ wird einem erst bewusst, wenn man es ausprobiert. Stillfrei, also laut, sehr laut. Stillfrei kommt auf meine persönliche Liste des Unwortes 2013.

1. Nacht: ich zieh das jetzt durch! Gegen 23 Uhr ins Bett gegangen und dann nochmal den kleinen Mann zur Brust genommen. So gegen 01:30 Uhr werde ich ganz weit weg aus einem Traum gerissen, bin total verwirrt und denke nur „Was ist das? Warum schreit es?“ und bin im Halbschlaf schon fast dabei die Brust auszupacken, instinktiv, um dem Geschrei ein schnelles Ende zu bereiten. Doch dann fällt mir wieder mein Plan ein: Stillfrei durch die Nacht, Wasser muss reichen! Der Schnuller wird sofort wieder ausgespuckt und wütend weg geworfen und die Wasserflasche, da wird immerhin ein wenig dran rumgekaut und gebrüllt und gebrüllt. Ich nehme Vincent in den Arm und schaukel ihn ein wenig umher. Das beruhigt, wenn auch nur sehr kurz. Dann wieder lautes Gebrüll. Immer wieder gebe ich konsequent die Flasche und versuche Vincent zu beruhigen. Zwischendurch übernimmt der Sonnenschein-Papa, aber das lässt den kleinen Löwen nur noch lauter schreien. Irgendwann kommt dann auch Sonea angetapst und will zu uns ins Bett. Nun wird es richtig kuschelig. Aber auch von der großen Schwester, die ja sehr mitfühlend ist, lässt der kleine Bruder sich nicht beruhigen. Harte knappe zwei Stunden ziehe ich meine Konsequenz durch und stille nicht. Irgendwann dann trinkt Vincent gierig ein paar Schlucke aus der Flasche. Geht doch! Und dann ist er so erschöpft, dass er sich nur noch ein paar Mal aufsetzt und schrill und wütend schreit, aber mittlerweile schon sehr müde. Dann kuschelt er sich ganz dicht an mich an. Ich halte sein Händchen und Vincent schläft ein. Endlich.
Gegen 6 Uhr wird Vincent wieder wach und will sofort an die Brust. Okay, die Nacht ist vorbei, wenn auch nicht sehr schlafreich. Aber wir haben sie überstanden.

2. Nacht: ich schlafe heute auf dem Sofa, damit Vincent nicht die ganze Zeit den Milchgeruch in der Nase hat, während er keine trinken soll. Da muss also jetzt der Papa ran. Und der ist not amused. Schließlich brauche er seinen Schlaf und kann sich nicht leisten nun nächtelang durchzumachen, sagt er.
23 Uhr. Ich liege auf dem Sofa und versuche zu schlafen. Warum kann ich jetzt nicht in mein gemütliches Bett? Ticktackticktack… diese sch… Uhr nervt! Ich will schlafen. Lohnt sich das jetzt überhaupt? Vincent wird bestimmt gleich wach. Irgendwie schlafe ich doch ein und werde dann von einem schrillen Lärm aus einen lustigen Traum gerissen. Was ist das?? Oh, es geht also los. Es ist exakt 01:30 Uhr. Immerhin kann man nicht behaupten, dass mein Baby keinen festen Rhythmus hat. Ein schrilles, quiekendes Geschreie. Gleich wird sicherlich auch Sonea wach von dem Geschrei. 01:35 Uhr. Stille. Wow! Das ging aber jetzt schnell. Respekt! Und dann…. plötzlich wieder lautes Löwengebrüll. Oh Mann, die armen beiden. Sollte ich vielleicht doch rüber gehen? Oder mache ich es dadurch nur noch schlimmer? 01:40 Uhr – wir müssen da jetzt durch, alle. 01:41 Uhr – sollte ich vielleicht doch rüber gehen? 01:43 Uhr – ich stehe auf und geh ins Schlafzimmer.
Schluchzend klammert sich mein Baby um meinen Hals (Mamakind halt) und auch der Papa wirkt erleichtert. Und Vincent beruhigt sich sogar ein bisschen, kuschelt sich ganz dicht an mich an. Ich streichel ihm über den Rücken, halte sein Händchen und streichel ihm über die Handinnenfläche. Das beruhigt ihn immer zum Einschlafen. Dann bäumt er sich wieder auf, und schreit los. Ich stecke ihm abwechselnd Wasserflasche und Scnuller in den Mund. Vincent trinkt ein paar Schlücke und kuschelt sich wieder an mich an. Gefühlte 50 Wiederholungen. Die Abstände zwischen Kuscheln, Aufsetzen und Schreien werden länger. Das Schreien wird zum Wimmern. Der Papa ist schon längst wieder im Traumland. Wenigstens kann er schlafen. Und ich bin überrascht, dass Sonea noch schläft. Jetzt endlich. Vincent hat es auch geschafft. Er schläft wieder. Mein tapferes Löwenkind. Diese Nacht hat es doch schon viel besser geklappt. Und ganze 100 ml Wasser fehlen aus der Flasche. Ob ich vielleicht noch eben nach Sonea schauen sollte bevor ich selbst wieder schlafe? Über den Gedanken packt mich irgendwie der Schlaf und ich werde einige Zeit wieder rausgerissen als die Schlafzimmertür polternd aufgeht und Sonea ins Zimmer tapst. Sie kuschelt sich an den Papa (Papakind halt) und wir schlafen alle sofort wieder ein, jeder ein Kind im Arm auf 1,40 Meter gestapelt.

3. Nacht: Gegen 22 Uhr hundemüde ins Bett gefallen. Nur Vincent ist nach einem kleinen Kurzschlaf am Abend quietschfidel und munter. Ich versuche ihn ein bisschen zur Ruhe zu bringen, lege ihn nochmal an (die Brust schmerzt immer noch höllisch), aber so richtig trinken möchte er gar nicht. Und dann… klettert er über mich drüber, um an meinen Nachttisch dran zu kommen, wo sein Wasserfläschchen steht. Er nimmt es sich, nuckelt zufrieden daran rum und die Augen werden schwerer. Ich staune nicht schlecht. Ist das da neben mir wirklich mein Kind? Mit dem Fläschchen fest im Arm schläft er dann, am Schnuller nuckelnd ein. Ich lächel und denke „vielleicht wird diese Nacht ja besser“. Und über diesen Gedanken schlafe ich dann selbst ein. Als ich wach werde, ist es schon hell, 05:30 Uhr. Irritiert schaue ich mich um. Vincent schläft, aber schon verdächtig unruhig und wird dann auch wenige Minuten später wach. Wahnsinn! Ich habe schon ewig nicht mehr so lange am Stück geschlafen! Ein neuer Tag beginnt.

4. Nacht: abends war ich noch mal im Krankenhaus, weil meine Hebamme sicher stellen wollte, dass sich kein Abszess gebildet hat. Die Brustentzündung ist wieder schlimmer geworden. Beim Abpumpen kamen mit Mühe und Not 40 ml raus und der Stau will sich einfach nicht lösen. Den restlichen Abend habe ich mit Quark-Retterspitzwickeln, heißen Duschen im Wechel und dazwischen immer wieder Vincent stillen verbracht. Aber auch er hat keine richtige Lust auf die Brust, die ist ja eh verstopft. Heute gehe ich ziemlich spät ins Bett, erst so gegen 0:00 Uhr, vorher finde ich keine Ruhe. Kurz vor fünf ist es Sonea, die den Hahn im Hause Sonnenschein spielt. Dicht gefolgt von ihrem kleinen Bruder. Okay… die Nacht ist vorbei und ich bin auch ganz froh ihn zu stillen, denn der pochende Schmerz bringt mich noch um! Wieder eine stillfreie Nacht geschafft, toll!

5. Nacht: Vincent ist abends sehr früh eingeschlafen und hat geschlafen und geschlafen (weil der Tag dafür zu aufregend war) und ich stelle mich darauf ein, dass er sich nachts nochmal meldet.
Fast bis zum Morgen schläft er durch. Als er wach wird, hole ich ihn ins Bett, überlege kurz… 04:30 Uhr. Eigentlich ja noch nachts… für mich. Jetzt wollen wir mal nicht kleinlich sein. Außerdem muss ich ja auch noch diese blöde Entzündung weg stillen. Kurze Zeit später schlafen wir beide nochmal ein. Stillfrei durch die Nacht klappt erstaunlich gut, das hätte ich nicht gedacht.

20 Kommentare

  1. Anonym sagt

    Oh ich freu mich so für euch… Drück die Daumen das die Brust jetzt wieder schnell in die Reihe kommt.
    Ganz lieben dank für die SMS …akku war leer und ladekabel war nicht dabei….lg Die alex

  2. Anonym sagt

    Wow, das ging dann ja fast richtig flott. Glückwunsch zu den ersten längeren Schlafphasen seit gefühlten Lichtjahren!!! Ich hoffe, dass die Brust mittlerweile auch besser geworden ist. Ich drück Dich ganz fest und wünsch nochmal gute Besserung und: Halt durch!!! Hoffentlich bis baaaaald!?!

    Barbara

  3. Herzlichen Glückwunsch!
    Das hört sich zwar sehr hart, aber auch sehr vielversprechend an!
    Bereits die dritte Nacht war doch ein richtiger Erfolg ; )
    Weiterhin viel viel Kraft, wünscht ganz lieb Annika

  4. Was mir noch wegen der Brustentzündung einfällt. Es gibt von Weleda Mercurialis perennis Salbe. Brust schön damit einschmieren, bis auf die Brustwarze. Ist gegen Entzündungen und hilft wirklich gut. Hab ich mir immer für die Nacht auf harte stellen geschmiert und am nächsten Tag wars weg. Die Salbe macht die Kleidung so gelblich, geht aber beim Waschen raus! Bekommt man freiverkäuflich in der Apo oder die Hebamme nochmal fragen. Lg

  5. gut das ich vom abstillen noch meilen entfernt bin. noch ein tip für die brustentzündung, auch wenn´s sich doof anhört: mit einer elektrischen zahnbürste massieren. seit weiter tapfer.

    liebe grüße,
    nina

    • Anonym sagt

      Und wieder ein Tip, auf den ich in gefühlten 4 Jahren (Teil-)Stillzeit nicht gekommmen bin! Ultraschall-Zahnbürste hört sich ja ähnlich wie Deep Oscillation an. Merk ich mir für eine etwaige Nr. 3 🙂

    • Ja macht das!
      Das ist gar keine dumme Idee!

      Und streicht immer in Richtung der Brustwarze, bzw wenn die Entzündung höher liegt, dann gegen die Achsel.
      Somit alles in die Lymphknoten und die Transportieren dann alles ab.

      Grüssli Melli

  6. Sehr tapfer seid Ihr beide!! Der nächtliche Stress und damit das ganze Adrenalin sind ja schließlich nicht gerade förderlich für die Heilung seiner Brustentzündung. Ich Drücke die Daumen, dass es weiter immer besser wird! Liebe Grüsse Mia

  7. Ich habe es mit Silicea Globulis gut geschafft. Potenz C30 und davon 3 mal 5 am Tag. Das hilft gut, wenn es sich verkapselt hat. Und mit Traumeel Salbe einschmieren. Und RUHE. Viel Glück

  8. Das hört sich so toll (außer die Brustentzündung). Man ist doch echt erstaunt, dass das Kind auch ohne Stillen schlafen kann. Unser Mann seit Ostern nachts abgestillt, schläft endlich wieder durch. Wie erholsam! Freu mich, dass ihr es geschafft habt. Gutes Durchhalten noch und Gute Gute Besserung, lg Caro

  9. Hey 🙂 Jetzt bin ich richtig aus dem Urlaub zurück. Danke für deinen lieben Kommentar! Ich kannte <Deinen Blog tatsächlich, sehr süß! Und dein Nachts-Abstill-Posting , Respekt – das blüht mir auch noch. Derzeit fühlt es sich noch nicht richtig an, nachts abzustillen, aber bald wird das wohl so kommen. Er nimmt auch keine Flasche, und an Schnullern saugt er einfach nicht, sondern kauf und wirft sie rum 😉 Bin gespannt… Halte weiter durch und gute Besserung!!!

  10. Hallo Katharina, ich bin erstaunt wie viel durchhaltevermögen du hast. und vorallem wie schön detaliert du alles aufgeschrieben hast. berichte doch bitte weiter wie gut es mit dem ,,nachts nicht stillen'' klappt. ich bin gespannt 😉

  11. Diese Umbruchphasen sind immer anstrengend für alle… aber für neue Ufer muss man eben erstmal paddeln….Jetzt wünsche ich Euch ein tolles Wochenende… mit ganz viel Eis.. und vorallem wenig Schmerzen.. Brustentzündungen habe ich auch schon ein paar gehabt… ausser Ruhe und Wickel und Duschen und massieren und ausstreichen kann ich dir da leider keine Tipps geben…. Manchmal ist es auch einfach ein Knoten im Kopf der platzen muss…. Drücke dich und deine Lieben.

  12. Liebe Katharina,

    ich freue mich, dass es doch einigermassen gut klappt und wie ihr Vincent dabei begleitet.

    Nur macht mir das mit Deiner Brustentzündung echt Sorgen.
    Kennt Deine Hebamme Deep Oscillisation?
    http://www.physiomed.de/index.php?id=185

    Das hat mir beim Milcheinschuss so gut geholfen eben diesmal keine Brustentzündung zu bekommen und meine Hebamme hilft Frauen sehr erfolgreich mit dem Gerät.
    Es ist so unglaublich erleichternd und hilft so gut.

    Gute Besserung und alles Liebe
    Melli

  13. Puh, das hört sich anstrengend an! Mein erstes Kind habe ich nicht gestillt , und sie hat mit 8 Wochen durchgeschlafen. Jetzt habe ich den Vorsatz, es beim zweiten, das im August kommt, doch nochmal mit dem Stillen zu versuchen…..oder vielleicht doch nicht, wenn ich das so lese…??
    Lieben Gruß,
    Sonja

    • Du solltest es auf jeden Fall versuchen 🙂 Auch, wenn die Brustentzündung mich fast hat verzweifeln lassen, ist das Stillen eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

      Liebe Grüße und eine schöne restliche Schwangerschaft

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