Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Aktion Mensch entstanden. Die Inhalte und Meinungen in diesem Beitrag sind meine eigenen.
Kurz bevor Sonea geboren wurde, trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, in der die Inklusion geregelt ist.
Doch was hat sich seitdem verändert und was war vorher anders?
Welche Hürden man mit einem behinderten Kind nehmen muss und dass Inklusion auch 10 Jahre später keine Selbstverständlichkeit ist, stellen wir fast tagtäglich fest.
Was muss passieren, damit Inklusion kein lästiger Begriff mehr ist, über den viele Menschen, aber vor allem Pädagogen, Betroffene und alle anderen, die sich mit ihr auseinander setzen „müssen“, schimpfen?
Es fehlt an Geld, es fehlt an Personal, aber vor allem fehlt es meiner Meinung nach oft auch an Bereitschaft. Und nicht zuletzt an Selbstverständlichkeit.
Durch meine beiden Kinder habe ich die Inklusion in den letzten Jahren von beiden Seiten kennengelernt. Das Inklusionskind und das Kind, das mit Inklusionskindern um sich herum aufwächst. Beide haben von der Inklusion profitiert und tun es jetzt noch.
Ich habe vor einiger Zeit einmal diesen Beitrag geschrieben, ich war zum Frühstück eingeladen und im Gespräch ließ sich eine Mutter darüber aus warum eine inklusive Kita für ihren Sohn niemals in Frage käme. So traurig, nicht nur für mich als Mutter eines Inklusionskindes. Ich bekam damals bei der Suche nach einem U3 Kitaplatz für Sonea eine Absage, weil die Eltern der Elterninitiative Angst hatten, dass ihr Kind zu kurz käme, wenn unser betreuungsintensives Kind in die Kitagruppe käme.
Das waren meine ersten prägenden Negativerfahrungen mit der Inklusion. Davor war das kein Thema. Krabbelgruppen, Babyschwimmen, Musikzwerge… wir waren immer dabei. Vielleicht ein bisschen anders und ein bisschen langsamer als alle anderen, aber es machte keinen grundliegenden Unterschied.
Neulich telefonierte ich mit einer Bekannten und sie erzählte von einem Behinderten-Kindergarten bei uns im Ort. Und da war dann ich, die manchmal eine lange Leitung hat (nicht nur am Telefon) und laut überlegte „Wo haben wir denn den?“… bis der Groschen fiel. Die Rede war von UNSEREM Kindergarten, der erst heilpädagogisch war und später zur Inklusiven Kindertagesstätte wurde.
Auch wenn ich ein starker Befürworter der Inklusion bin, gefiel mir das heilpädagogische Konzept an vielen Stellen besser. Inklusion bedeutet eben auch, dass Schonräume und vor allem Personal wegfallen. Sie ist nicht immer nur positiv für alle Beteiligten. Wie wichtig die Inklusion aber vor allem für Nicht-Inklusionskinder ist, wurde mir dann in den letzten Jahren durch Soneas Bruder bewusst.
Er konnte gerade seine ersten wackeligen Schritte machen, da kam Vincent in den Kindergarten. Fünf Jahre ist das nun her. Seinen besten Kumpel aus der Krabbelgruppe brachte er mit und schloss enge Freundschaften mit unterschiedlichsten Kindern. Jedes auf seine Art besonders, denn das sind wir doch alle.
Und rein zufällig sind darunter auch welche, die gehörlos sind oder eine starke Sehbeeinträchtigung haben, die im Rollstuhl sitzen und beim Essen Hilfe benötigen und seit ein paar Wochen ist da auch endlich wieder ein kleines Mädchen mit Down-Syndrom, die das inklusive Gruppenleben ein wenig bunter macht.
Das Anderssein spielt in der Gruppe keine Rolle, denn jeder ist so wie er ist. Wann sollte man das Bewusstsein und die Empathie dafür entwickeln, wenn nicht von ganz klein auf, wo die natürliche Neugierde füreinander noch groß ist und man unvoreingenommen auf andere zugeht? Von Anfang an.
Und genau da beginnt das Problem der Inklusion. Sie ist immer noch zu besonders und eben nicht selbstverständlich.
Dabei profitieren alle Kinder davon, denn die Erzieher sind oft auch heilpädagogisch ausgebildet, haben ein besonders geschultes Auge für die individuellen Bedürfnisse und Förderschwerpunkte aller Kinder. Im Idealfall gibt es mehr Betreuungspersonen für inklusive Gruppen, was auch wieder allen Kindern zugute kommt.
Ich würde nicht behaupten, dass inklusive Kindergärten das einzig Wahre sind und nicht inklusive Einrichtungen schlecht. Für uns war die Inklusion im Kindergarten eine wertvolle Erfahrung und eine Bereicherung für ALLE Kinder. Und ich denke, wenn die Inklusion im Kindergarten eine Selbstverständlichkeit wäre, wäre sie es in der Zukunft auch.
Inklusion – von Anfang an.
Und das wünsche ich mir – für Sonea und uns alle – dass Inkusion in der Zukunft kein lästiger Umstand mehr ist. Kein Wort, das mir vom Rechtschreibprogramm immer wieder rot unterstrichen wird. Inklusion sollte unsere Zukunft sein – von Anfang an.
Für ihre neue Kampagne „Von Anfang an“ hat Aktion Mensch einen wundervollen Kurzfilm gemacht, den ich Euch gerne ans Herz legen möchte:
Inklusion in der Schule ist Tag für Tag eine Herausforderung. Im Moment läuft es wieder ganz gut, aber vor ein paar Wochen waren wir an einem Punkt, da wusste ich nicht mehr, ob ich Sonea einen Gefallen mit der Inklusion tue und ob der Schonraum der Förderschule nicht aktuell eher das wäre, was sie braucht.
Inklusion in der Schule ist nicht selbstverständlich und eine viel größere Herausforderung als im Kindergarten. Auch deshalb, weil sie im Kindergarten schon eher exotisch ist, aber auch, weil die Umsetzung in der Schule noch viel aufwändiger ist. Die Vorzüge der Inklusion hatte ich hier bereits schon einmal verbloggt.
Wir haben großes Glück, dass wir für Sonea eine Grundschule gefunden haben, in der Inklusion so gut es geht, praktiziert wird. Ich sehe an meiner Tochter, dass es sowohl für die Lehrkräfte als auch für das Inklusionskind keine leichte Aufgabe ist, dass es immer wieder neue Hürden gibt und man gemeinsam schauen muss, wie man sie meistert. Ich sehe aber auch wie selbstverständlich Sonea in ihrer Klasse integriert ist, weil es von Anfang an normal ist, dass sie dazu gehört.
Und genau so wie für Aktion Mensch, ist das hier meine Mission für die Zukunft, damit irgendwann mal die Inklusion normal sein kann – von Anfang an.
ich finde es toll wie Sonea ihren Alltag meistert
ja.. wenn Kinder von Anfang an zusammen aufwachsen und lernen ist es nichts Besonderes mehr für sie
meine Tochter begleitet Kinder mit Beeinträchtigungen
sie ist immer für der Kind verantwortlich eingestellt (über die Diakonie)
nicht für die Einrichtung
mal im Kindergarten .. mal in der Schule
immer solange eine Maßnahme bewilligt ist
es sind auch schwerstbehinderte Kinder dabei
ich wünsche Sonea weiterhin alles Gute
Rosi
Hallo Ihr Lieben,
Erst gestern habe ich bei Eurem Instapost geantwortet wie unwohl ich mich in meinem Job fühle. Genau der Job der Schulbegeleitung ist meiner.ich bin Heilerzieherin und die Inklusion ist mir ein Herzensanliegen. Wie oft stehe ich vor Lehrern die glauben dass das was sie seit 20 Jahren machen ist richtig so. Evaluation ist ein Fremdwort. Ich bekomme gesagt dass ich ja nicht studiert habe im Gegensatz zu der Lehrkraft. Und ich bekomme immer wieder mit dass die inklusiven Kinder und ihre Individualität so oft untergehen. Nebst Lehrern lässt die Politik die Menschen die Inklusion umsetzen müssen aber auch gnadenlos alleine. Ich muss daher den Bereich Schule verlassen. Als Mutter eines i-Kindes kämpfe ich schon ständig für meinen Sohn und da kann ich nicht auch noch im Job ständig mit ansehen wie vieles blockiert wird.
Ich finde es wichtig zu sehen dass wir Menschen alle „anders“ sind. Aber alle wertvoll und wichtig. Und ich wünsche mir dass wir die Inklusion auch als Entschleunigen begreifen. Als Achtsamkeit begreifen. Als Miteinander begreifen dass wir nie müssen sollten.
Ich weiß ich bin schon wieder voll drin. Aber es ist mir eben sehr wichtig dass auch ich Teilhaben darf und profitieren darf von so wertvollen Menschen wie z.B. Eure Sonea
Von Herzen Kirsten