Mein Leben mit dem Besonderen #59 Über das Leben mit einer manisch-depressiven Mutter
An den Wochenenden durfte ich morgens in Mamas und Papas Bett kriechen. Zwischen den beiden liegend drehte ich Mamas weiches Haar immer und immer wieder um meinen kleinen Zeigefinder. Aber an diesem Samstagmorgen war alles anders. Da lag nicht mehr die Mama die ich kannte. Da lag eine weinende Mama, die ihrer gerade sechs Jahre alten Tochter erklärt, dass sie sich mit dem Leben überfordert fühle. Es war der Tag, an dem meine Mutter zum Waschen in den Keller ging und dann nicht mehr hoch kam. Während ich in meinem Zimmer spielte und mein Vater auf der Couch eingenickt war, hatte meine Mutter versucht sich das Leben zu nehmen. Hätte ich meine Mutter auch nur eine halbe Stunde später vermisst, hätte ich keine mehr gehabt. Es folgten monatelange Besuche im Krankenhaus und in der anschließenden Psychiatrie. Nachdem meine Mutter wieder halbwegs nach vorne schauen konnte, trennte sie sich plötzlich und während eines Besuches in der Psychiatrie von meinem Vater. In meinem Beisein. Ich habe die ganze Nacht geheult. Dass ich nach diesen Ereignissen nicht allein …