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Warum kann man nicht die Zeit einfrieren?

Vielen Dank für so viele Kommentare und Reaktionen auf unseren letzten Beitrag und dem Inklusions-Update. Ich hätte sehr gerne jeden einzelnen Kommentar beantwortet, aber leider fehlte dafür die Zeit.

Unterm Strich möchte ich einfach nur noch einmal betonen, dass es nach wie vor der richtige Weg ist. Dass es schwierig werden wird, wussten wir. Und auch die Hürden, die wir gerade bewältigen müssen, kommen nicht überraschend.

Wir hatten erst am Montag ein langes Elterngespräch in der Schule, um mit den Lehrern gemeinsam zu schauen wie wir ihre Motivation und Freude an Schule möglichst wiedergewinnen können. Und vor allem wie wir Situationen auffangen können, in denen sie mal wieder einfach „keinen Bock“ hat.

Eine wirkliche Lösung haben wir leider nicht gefunden, denn Soneas Kooperationsbereitschaft ist Tagesform abhängig. Aber wir wollen auf jeden Fall schauen, dass sie mehr Möglichkeiten hat auch mal ohne Schulbegleitung am Unterricht teilzunehmen. Und vor allem soll sie die Chance bekommen auch stundenweise ohne Begleitung und ohne Unterstützung am Unterricht teilnehmen zu können.

Grundsätzlich soll der Druck ein wenig rausgenommen werden, denn darauf reagiert sie momentan durchweg frustriert und mit Gegendruck.

Wir können auf zweieinhalb Jahre zurück blicken, in denen Sonea schon viel mehr geschafft hat, als wir es als Eltern, aber auch die Lehrer für möglich gehalten haben. Sonea ist ein selbstbewusstes Mädchen, das laut ihrer Lehrer beliebt bei den Kindern ist, ohne aufgrund ihrer Behinderung eine Sonderstellung zu haben.

Sie ist nicht das einzige Kind mit Förderschwerpunkt. Aber sie vergleicht oder misst sich nicht mit den Förderkindern, sondern mit den leistungsstarken Kindern. Und dann stellt sie eben auch fest, dass sie die Lernmaterialien bekommt, auf denen immer dieses blöde „Inklusion“ steht und nicht das Rabenheft, das die anderen Kinder haben.

Zu Hause ist das nicht anders und führt im Moment immer wieder zur Frustration. Und genau so wie wir in der Schule versuchen müssen einen Weg zu finden, der ihr den Druck rausnimmt und die Freude zurück bringt, müssen wir gerade auch zu Hause schauen, dass sie sich nicht überrollt fühlt.

Vom kleinen Warum-Wolf, der plötzlich mit Fragen um die Ecke kommt, auf die noch nicht einmal Google eine Antwort weiß.

Natürlich sagen wir nicht: oh, das ist gerade schwierig, jetzt muss eine leichtere Schule her. Oder ein nicht ganz so wissbegieriger Bruder.

Es wird immer Situationen in Soneas Leben geben, die sie vor Herausforderungen stellen, die man sich manchmal als Mensch mit normalem Chromosomensatz nicht vorstellen kann. Und immer wieder, wenn es diese Situationen gibt, wird mein Mutterherz bluten, weil ich eben all das am liebsten meinem Kind ersparen würde.

Mobbing, zu hohen Leistungsdruck und Situationen, die einfach nicht zumutbar sind, dagegen kann man was tun. Aber den Herausforderungen, die das Leben uns mit auf dem Weg gibt, die natürlichen Hürden und Aufgaben, die wir bekommen, die kann man meistern. Ein Stück gemeinsam und dann auch wieder alleine. Stück für Stück. Und wenn es nötig ist, auch durchweg Hand in Hand.

Ich habe keine Zweifel daran, dass Sonea ihren Weg gehen wird und ich habe auch immer noch die Hoffnung, dass Inklusion irgendwann einmal völlig normal sein wird.

Extra-Chromosomen bringen nicht zwangsläufig Extra-Sorgen mit sich. Manchmal sind es andere Sorgen. Ungewohnte Sorgen. Sorgen, für die es keine pauschale Standard-Lösung gibt.

Pauschal ist nur, dass es sich mit jedem weiteren Kind nicht ändert. Egal, ob und welche Besonderheiten es mit sich bringt.

Simons Einschulung rückt unaufhaltsam näher und der Gedanke macht mir auch in der Wiederholung Angst. Auch wenn dieser Weg zumindest mit einer Wanderroute ausgestattet ist und nicht die reinste Abenteuerreise wird, wie diese, die wir von drei Jahren antraten.

Die Ängste, die mich diesmal begleiten sind anders. Aber dennoch nicht kleiner. Und eigentlich verspüre ich ohnehin gerade einfach nur den Wunsch die Zeit einzufrieren und den Moment anzuhalten. Bei beiden Kindern.

Buch: Der Warum Wolf

Stoffe: „Der tanzende Wolf“ und „Der einsame Wolf“ von Tante Gisi ab Samstag bei lillestoff.

Schnitt: Minikrea 50440

 

2 Kommentare

  1. „Extra-Chromosomen bringen nicht zwangsläufig Extra-Sorgen mit sich. Manchmal sind es andere Sorgen. Ungewohnte Sorgen. Sorgen, für die es keine pauschale Standard-Lösung gibt.“ – ganz genau! Ich wünsche Euch, dass Sonea bald wieder die Freude an der Schule wiederfindet – und dass auch für Simon der Übergang gut verläuft!

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