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Fazit aus drei Wochen Sommerferien: Spiderman ist tot!

Wir sitzen im Auto, eine recht kurze Fahrt zum Supermarkt und doch lang genug, dass auf dem Rücksitz die Fetzen fliegen, ein Puppenschuh von hinten nach vorne geflogen kommt, dicht gefolgt von Handgemenge und Gekreische. Dazwischen brüllt Herr Sonnenschein, dass im Auto nicht mit Sachen rumgeschmissen wird.

Sie schaffen es keine fünf Minuten im Auto zu sitzen, ohne sich zu zoffen. Immerhin versteht Sonea es sich für ihr Temperamentsausbruch zu entschuldigen „Tschilligung Simon*!“.

„Das heißt nicht TSCHILLIGUNG! Das heißt ENT-SCHUL-DI-GUNG!“ eifert der kleine Besserwisser anstatt einfach die Entschilligung seiner Schwester anzunehmen.

„ENT-schilligung!“ verbessert sich Sonea, die es wirklich ernst meint. Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht laut loszuprusten, obwohl mir diese ständigen Streitereien auf dem Rücksitz tierisch auf den Keks gehen.

Ich liebe meine Kinder wirklich sehr und jedes ist für sich gesehen, einfach wunderbar. Aber zusammen haben sie einen Pearl Index von Minus 300. Mindestens. Das effektivste Verhütungsmittel, das der Markt hergibt.

Oder aber: wie Mentos und Cola. Wehe man gibt das Mentos in die Cola.

Oder aber: die Dickköpfigkeit meiner Tochter erfährt die Steigerung durch ihren Bruder, der grundsätzlich das Gegenteil von dem möchte, was seine Schwester gerade will.

In der Theorie bin ich ein erfahrener Erziehungsexperte. In der Praxis möchte ich mich manchmal einfach schreiend auf den Boden schmeißen und mit den Fäusten hämmernd losheulen.

Oft ertappe ich mich dabei in verschiedenen Situationen völlig falsch zu reagieren. Da steht dann mein imaginäres Ich neben mir, die Arme verschränkt, mit dem Fuß wippend, eine Augenbraue hochgezogen und macht mich schnippisch darauf aufmerksam, dass ich mal wieder die „Wenn dann“ Keule ausgepackt habe, dass ich den besten Erfolg mit einer Ablenkungstaktik gehabt hätte und nicht zuletzt, dass ich die Kinder nicht leiser bekomme, wenn ich es schaffe noch lauter zu schreien als sie selbst.

Schmollend ziehe ich mich zurück. Ich bin müde, gestresst und meine Kinder wollen mal wieder zehn Dinge gleichzeitig. Ein Kind hat Durst und entgegen den seltenen Momenten, in denen wir mal Apfelsaft im Haus haben und es in der Lage ist seine Apfelschorle fachmännisch selbst zu mixen… mit Eiswürfeln und Strohhalm… plötzlich weiß es nicht mehr wie man Wasser in einen Becher schüttet. Das mit der Demenz hat es von mir. Ich vergesse auch ständig was ich gerade machen wollte, weil ich andauernd unterbrochen werde und gedanklich schon 10 Schritte weiter bin.

Das Gefühl zu verhungern oder zu verdusten kommt vorzugsweise beim einen Kind nur dann auf, wenn das andere Kind mich gerade dringend benötigt, weil es zum Beispiel auf Toilette sitzt und mich mit einem lauten „Ich. Bin. Feeeeertig!“ wissen lässt, dass ich den Po abputzen kommen soll und zwar zack zack, denn ansonsten wiederholt sich das „Ich. Bin. Feeeeeeeertig!“ in Dauerschleife und mit steigendem Tonfall. Aber ich stehe ja in der Küche und schütte einen Becher Wasser ein, während ich ungeduldig gefragt werde, wann ich ihm denn endlich einen Apfel schneide. Apfel? Wieso denn jetzt einen Apfel?!

„IIIIIICH! BIN! FEEEEEEEEEEEEEEERTIG!!!

IIIIIIIIICH! BIIIIIIN! FEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEERTIG!!!

IIIIIIIIIIIIIIICH! BIIIIIIIIIIIN! FEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEERTIG!!!“.

Ich hetze erstmal ins Badezimmer. Den Apfel im Hinterkopf. Und noch zehn weitere Dinge, die ich erledigen möchte und noch während ich mir die Hände wasche und mit dem Toilettenkind diskutiere, dass es sich bitte auch die Hände waschen soll, steht das andere Kind tadelnd neben mir „Mama! WO bleibt mein Apfel?“ Das Toilettenkind nörgelt „Ich will aber, dass Du jetzt sofort mit mir das Puzzle machst, Mama!“.

Und ich bin mir sicher, dass wenn ich den Apfel geschnitten habe, das Kind anschließend wütend davon stampft, weil es doch eigentlich lieber Kekse gehabt hätte.

Zwei Wochen Urlaub liegen hinter mir. Alltagsreif haben sie mich gemacht. Meine Erholung ist am Tiefpunkt und deutlich im Minusbereich.

Sechs Wochen Sommerferien und gerade mal die Hälfte rum. Simon hat zum Geburtstag einen Spiderman in Lebensgröße bekommen. Es hat gerade mal zwei Tage gedauert, da klingelte unser Nachbar mit dem linken Bein von Spiderman. Mal ganz ehrlich: wenn Spiderman es keine zwei Tage schafft mit meinen Kindern zu überleben, wie verdammt nochmal soll ich denn sechs Wochen überleben??

Ich hab die beiden ja wirklich gerne um mich herum. Aber nicht, wenn ich mich auf die Arbeit konzentrieren muss, denn die macht sich auch nicht von selbst. Und das bisschen Homeoffice wird auch nur von denen belächelt, die es noch nie ausprobiert haben mit Kind im Schlepptau zu arbeiten. Natürlich gibt es diese Supermütter, die es problemlos geregelt bekommen ihre Kinder ausreichend zu beschäftigen, während sie ihren Job erfolgreich machen. Ohne Tablett und Fernsehen. Nun, ich bin aber keine SUPERmutter. Und ich möchte noch einmal betonen, dass bereits SuperHELDEN nach zwei Tagen in unserem Haushalt den Löffel aufgeben.

Ich habe Herrn Sonnenschein schon angekündigt, dass er in den nächsten Sommerferien fünf Wochen Sonnenschein mit ins Büro nehmen darf. Meine gute Idee fand leider keinen Anklang.

Kinder sind das Beste, was einem passieren kann. Wirklich! Nach sechs Wochen Sommerferien weiß man seinen Alltag und die himmlische Ruhe bei der Arbeit erst richtig zu schätzen.

Da kann einem die Streiterei fast schon ein bisschen fehlen. Aber zum Glück gibt es ja auch noch Kunden, die dafür sorgen, dass einem niemals langweilig wird.

So wie heute. Denn meine liebe Freundin Nele hat sich extra einen Tag Urlaub genommen, um mit Sonea etwas zu unternehmen.  Simon ist auf einem Geburtstag eingeladen und richtig Hallig Galli gibt es erst wieder heute Abend, denn dann haben wir ein Übernachtungskind zu Besuch.

Die Outfits der Kinder sind beide von Paglie.

* der Löwe heißt nun auf eigenen, ausdrücklichen Wunsch Simon… zumindest hier im Blog. 

 

13 Kommentare

  1. Ich kann heute Abend 3 Kreuze machen!! Morgen gehts bei uns mit der Schule wieder los-und meine beiden Streithähne -bzw Zicken haben ab morgen hoffentlich wieder andere Sachen zu tun, als sämtliche Gründe zu finden um sich zu zoffen!
    Dein Post tritt wirklich wieder den Nagel auf den Kopf und kommt mir soo bekannt vor-aber es ist immer doch wieder schön, dass es doch eigentlich allen so ergeht (von einigen wenigen Supermüttern ausgenommen…obwohl ich glaub, dass die nur Erfindung sind…)
    Viel Kraft fürs Durchhaltens des täglichen Ferienwahnsinns und liebe Grüsse aus der Schweiz von einer sonst eher stillen Mitleserin 😉
    Larissa

  2. Yvonne sagt

    Liebe Katharina,

    ich bin eine der Mütter, die sich am liebsten weinend an eine der kleinen Garderobenbänke im Kindergarten gekettet hätte, damit die nicht drei Wochen Ferien machen! Kindergartenferien sind ein Verstoß gegen mütterliche Menschenrechte 🙂
    Hier sind die nächsten drei Wochen gleich vier Kinder zu Hause – alle alleine für sich Engel…in unterschiedlichen Kombinationen (Mentos und Cola, Milch und Zitrone, oder Alles zusammen) sind sie unerträglich.
    Und auch hier will das allseits unterschätzte Homeoffice meine Aufmerksamkeit.
    Jeden Abend versuche ich mein Glück: „Schatz, morgen ist doch der „Bring-deine-Töchter-und-Söhne-mit-zur-Arbeit“-Tag“…ich ernte stets ein mildes Lächeln und mein geliebter Ehemann gibt zu, dass er nicht mit mir tauschen möchte.

    Aber: wir lieben sie und wir können es schaffen. Halte durch!

    Liebe Grüße
    Yvonne

  3. Annika sagt

    Ich habe meinen Kindern heute deinen Vergleich mit Mentos und Cola geschildert. Resultat: Streit, wer von ihnen denn nun Mentos und wer Cola ist 😂

    Ich denke, die Kleine ist Mentos und lässt die Große mit ihrer Art hoch gehen.

    Liebe Grüße von Annika

  4. Katharina, ich liebe dich für diesen Beitrag! Genau so ist es! Gestern erzählte mir wieder eine Mutter, dass sie ihr Kind natürlich nicht in den Kindergarten gibt in den Sommerferien, es sei doch viel schöner, es sechs Wochen daheim zu haben… Das sind so Momente, da fühle ich mich wie eine Rabenmutter. Denn für mich ist die Aussicht auf sechs Wochen Ferien mit meinen drei Jungs auch verdammt nah am Pearl Index von minus 300. Es ist dermaßen beruhigend, dass es auch anderen Müttern so geht wie mir. Und das Beispiel von Cola und Mentos ist einfach perfekt. Denn so sind meine Kinder auch, perfekt, jedes einzelne für sich, zu dritt aber leider nahe an der Apokalypse.
    Sagte ich schon, dass ich dich für diesen Beitrag liebe.

    Alles Liebe
    Anik

    • Ja, solche Mütter betrachte ich immer aus einer Mischung von Bewunderung und Verachtung.

      Schön, dass wir realistisch bleiben 💕

  5. Hi, ich glaub, jede Mutter erkennt sich wieder. Hier ist es genauso, dieser „ich bin feeeeertig“ Schrei aus dem Bad und generell brauchen sie immer exakt gleichzeitig was. Allerdings fand ich unseren Urlaub wirklich erholsam, weil sie zwar streiten, sich aber alleine beschäftigen können. Daher, ich find Ferien entspannter als Alltag. Immerhin entfällt das pünktliche Bringen und Abholen und Mitgehen bei drei Kindern.
    Dass sie sich gegenseitig „charmant“ korrigieren, haben wir hier auch. Liebe Grüße

    • Es ist bei uns auch nicht so, dass sie sich nicht auch mal alleine beschäftigen können, aber das damit verbundene, anschließende Chaos verursacht dann bei mir Stress im höchsten Ausmaß.

  6. Annika sagt

    Und schrieb ich nicht schon auf Instagram: Die Frisur steht ihr einfach! Da hatte sie echt recht ; )

  7. Annika sagt

    Boah, sieht der Löwe meinem Patensohn ähnlich! Das wird ja immer extremer! Gespenstisch, aber schön! Schön, weil Fabian bald 17 ist und die Bilder vom Löwen mich an die Zeit vor über 10 Jahren erinnern ; )

    Oh ja, wie heißt es so schön: „Urlaub ist Familienleben unter extremen Bedingungen!“

    Bei uns sind die Kids einzeln in der Regel auch lieb (gestern war ich z.B. nur mit der Kleinen im Kino); aber zusammen sind sie eine explosive Mischung! Und zwar von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung. Und da hilft es auch nichts, dass unsere große und an und für sich vernünftige Tochter bereits 11,5 Jahre alt ist (ups, ich wollte hier nicht ernüchtern) … aber das mit dem Po abwischen, eingießen etc. wird schnell besser und überflüssig werden, denke ich ; )

    Wir haben auch gesagt, dass sich viele Paare das mit der Familienplanung noch mal überlegen, wenn sie die Schwestern in Aktion erlebt haben.

    Liebe Grüße von Annika

  8. Lisa sagt

    Pearl Index von Minus 300 😂
    Das kommt mir nur allzu bekannt vor 😆

  9. Knodel Inge sagt

    Hallo Katharina, wunderbar das es dir so geht wie mir früher und meiner Schwiegertochter heute. Ich bin der Meinung ihr seit ganz tolle Mütter. Ihr arbeitet, habt einen großen Haushalt, Mann, 2 Kinder und bekommt alles mal mehr und mal weniger unter einen Hut. Wer schafft das denn schon! Wer diesen täglichen Wahnsinn übersteht ist gefestigt für`s Leben und schafft auch noch die restlichen Ferientage. Geht mit erhobenem Kopf durch die Welt. Ihr seit einzigartig, Ihr seit klasse. Simon ist sehr groß geworden. Soneas Haarschnitt steht ihr wirklich sehr gut. Wieder wunderbare Fotos von beiden. Noch einen schönen Tag lg. Inge

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