Allgemein, Mein Leben mit dem Besonderen

Mein Leben mit dem Besonderen #17 Pläne werden gemacht, um verändert zu werden

Hallo ihr Lieben!

Mein Name ist Christine. Ich bin 35 Jahre alt und Mutter zweier toller Kinder. Ein paar von euch kennen mich von hier. Nebenbei bin ich auch noch Hausfrau, Seelsorger, Shuttle-Dienst, Familienkoordinator und noch ganz viel anderes. Ach ja, Student bin ich auch und studiere Soziale Arbeit….aaaaahhhh ich höre euch schon…oje, ein Sozialpädagoge. Hör mir doch mit denen auf, die  machen ja den ganzen Tag nix anderes, wie doofe Sozpäd-Spielchen spielen,  Blümchen pflücken und in der Sonne die Gänseblümchen bezüglich ihres Problems befragen.  Ich kann euch eines sagen: Das ist ein VORURTEIL, aber darauf möchte ich nun nicht weiter eingehen. Worauf ich eigentlich hinaus will ist das Vorurteil. Ein Vorurteil hier, ein Vorurteil da….Wir finden überall Vorurteile. Noch eines, das ich absolut nicht haltbar finde, ist: Wenn du ein Kind mit Down Syndrom hast wirst du nieeeee wieder glücklich sein. Du wirst nie wieder lächeln, die Sonne wird nie wieder für dich scheinen. Dein Leben wird ab der Geburt (d)eines Kindes mit Trisomie 21 nur noch grau und Wolken verhangen sein. Ich kann aus Erfahrung schöpfen und sagen, dass das absolut nicht stimmt.

Ach ja, das hab ich euch bis jetzt ja noch gar nicht verraten. Mein Leben hat auch etwas Besonderes. Es ist nämlich mein Leben, ein Leben, das ich mir nicht besser und glücklicher und sonniger vorstellen könnte. Ich habe ein Kind mit Trisomie 21. Mein kleine Lady. Sie ist es, die mir den Weg zu einem glücklichen und zufriedenen Leben zeigte.

Aber von Anfang an. Vor gut 10 Jahren hat mein Sohn das Licht der Welt entdeckt. Ein toller Moment. Und ich eine unglaublich glückliche Mami. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Mein Sohn, mein ganzer Stolz. Es war einfach pure Liebe (Ist es heute noch

Vor gut 6 Jahren sollte unser Glück dann perfekt werden. Ein zweites Kind. Ein zweites perfektes Kind. Ein Geschwisterchen für den Bub.  Also, brav ein zweites Kind bekommen, versuchen den Anforderungen der Gesellschaft zu genügen und die geforderte Leistung zu bringen. So war mein Plan.

Hihi…Pläne werden bekanntlich gemacht um verändert zu werden.

Die Lady kam nämlich mit einem kleinen Extra zur Welt. Ihr Bauplan hat sich überlegt ein bisschen von der „Norm“ abzuweichen und sich ein winzig kleines 21. Chromosömchen extra zuzulegen. Das bedeutet, die Lady hat eine Trisomie 21 und ist somit ein Kind mit Down Syndrom. Ein Kind, das den Ansprüchen dieser Gesellschaft nicht gerecht wird. Ein Kind, das einfach nicht hier hin passt, weil es seinen eigenen Kopf hat, Dinge in seiner Geschwindigkeit lernt und sich schon mal gar nicht in irgendeine Schiene pressen lässt. Ein Kind, das einfach ehrlich ist und bestimmt keinem nach dem Mund redet. Ein Kind, das jeden so nimmt wie er ist. Ein Kind das sagt, wenn es genervt ist, wenn es etwas nicht will, genauso wenn es glücklich und zufrieden ist.

Und hier kommt die Erkenntnis meines Lebens ins Spiel. Die kleine Lady hat uns, und damit meine ich meine Familie im Ganzen, gezeigt, sich nicht für andere verbiegen zu müssen. Sagen zu dürfen, wenn man etwas sch…ße findet, und auch den Mumm zu haben, dass man sagt, was man gut findet, was einen glücklich macht auch wenn dies nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entspricht. Man darf also so sein wie man ist. Ist das nicht schön? Ich muss nicht erst Schauspieler werden, denn so wie ich bin bin ich gut! Wir, unsere ganze Familie, durfte eine besondere Seite im Leben kennenlernen, eine Seite, die uns mehr zusammengeschweißt hat als alles andere es hätte tun können. Eine besondere Seite, die wir vier nun schon seit einiger Zeit leben. Und  doch ist sie kaum anders. Termine, die wahrgenommen werden wollen. Bockphasen, die einen aus dem Gleichgewicht bringen. Grenzaustestungen, einfach wie bei jedem anderen Kind. Es ist alles mit dabei, manchmal etwas ausdauernder, aber nicht weniger anstrengend oder schön.  Wertschätzung, Akzeptanz und Liebe für das Gegenüber, ohne Vorurteil,  machen mein Leben zu etwas BESONDEREM.

4 Kommentare

  1. Das ist echt toll geschrieben und hat mein Herz berührt. Ja,unsere Kinder lassen uns die Welt komplett anders sehen und auch mal über den Tellerrand schauen. Ohne meine Tochter wäre ich definitiv nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich glaube, ich wäre ein Snob. lach. LG Sandra

  2. Du hast so recht, man sollte sich nicht verbieten lassen für andere. Wer bestimmt denn eigentlich, was normal ist? Witzig, meist die, die glauben, normal zu sein und der Norm zu entsprechen. Aber vielleicht ist es ja ab der Norm, so zu sein wie die, die keine Fehler im System haben. Wir wissen es nicht, aber maßen uns immer mal wieder an, mit den Fingern auf Leute zu zeigen und eben Menschen mit besonderer Ausstattung abzustempeln als "ab der Norm". Nee, ich glaube, wir können von all den Menschen ganz viel lernen. Genau wie du es beschreibst erfahre ich es täglich, wenn ich meine Tochter vom Kindergarten abhole. Marie geht in einen Kindergarten, der sich innerhalb einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, nämlich in der Dorfgemeinschaft Lautenbach befindet. Dort sehe ich Menschen, die ein so glückliches und erfülltes Leben führen, immer "Guten Tag" sagen, meist gut gelaunt durchs Dorf hüpfen und sich über Arbeit riesig freuen. Und was machen viele "Normale"? Die jammern über die Arbeit, die Steuern, das blöde Wetter, die vielen Autos……..ja, das Leben kann doch soooo schön sein 😉

    LG Katrin

Kommentare sind geschlossen.