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Mein Leben mit dem Besonderen #113 Kinderarmut

Armut ist dann besonders schlimm, wenn sie Kinder trifft.


Vor einer Woche bin ich aus Kambodscha zurückgekehrt. Zehn Tage war ich dort, davon eine Woche auf Projektarbeit im Kinderdorf „Light Of Hope“.
Diese Reise war eine Grenzerfahrung in allen Belangen. Eine Reise in eines der ärmsten Länder der Welt.
Katharina fragte mich, ob ich mir vorstellen kann, einen Beitrag für ihre Reihe „Mein Leben mit dem Besonderen“ zu schreiben. Genau genommen betrifft dies nicht mein Leben. Es betrifft das Leben dieser Kinder in Kambodscha. Ihre traurige Besonderheit ist: Sie leben in Armut.

Kinder werden auf der ganzen Welt geboren. Sie alle eint, dass sie sich nicht aussuchen können, wo und in welche Verhältnisse sie geboren werden. Wir gehen davon aus, dass sich Eltern kümmern, ihren Kindern Liebe und Vertrauen schenken. Sie nach bestem Wissen und Gewissen groß ziehen, sie akzeptieren, wie sie sind und stärken.
Für die CFI Kinderhilfe war ich eine Woche im Kinderdorf „Light Of Hope“. Auf meinem Blog habe ich regelmäßig darüber berichtet, viele Geschichten sind noch nicht geschrieben, wabern aber in meinem Kopf. Bilder, die immer in meinen Gedanken sind. Tränen, die raus müssen.
Armut ist dann besonders schlimm, wenn sie Kinder trifft. Noch schlimmer, wenn man die Kinder kennen lernt, mit ihnen spricht und lacht. Dann nämlich bekommt Armut ein Gesicht.

Einmal traf ich auf eine Gruppe Dorfbewohner, die sich ein paar Hütten teilen. Diese Menschen haben nichts. Nicht einmal zwei Dollar am Tag. Selbst ein einziges Ei können sie nicht leisten. Mit ihren Kindern leben sie in Hütten, die gerade so aus Ästen zusammenhalten. Sie haben keine Sofas, keine Betten, keine Bäder, keine Küchen. Allenfalls sieht man ab und zu mal eine Hängematte. Aber auch die kann sich nicht jeder leisten. Diese Kinder sind so arm, dass sie weder in den Kindergarten, noch zur Schule können. Sie verbringen die Tage an den Hütten, ganz ohne Spielzeug. Sie essen nur Reis und ein paar Pflanzen, die um die Hütten herum wachsen. Niemals Fleisch, niemals ein Ei, kein Obst, kein Gemüse.
Diese Kinder haben enormen Proteinmangel. Ihre Haare wirken dünn und brüchig und sind gesträhnt. Letzteres, weil sich durch die Mangelernährung das eigentlich schwarze Haar verändert.
Sie besitzen eine Hose und ein T-Shirt. Sie haben noch nicht einmal Schuhe – nicht ein einziges Paar.

Mehrmals verteilen wir in kleinen Dörfern Zahnbürsten und Seife. Manches Mal haben wir auch Reis, Suppen und Medikamente dabei. Ich kann in Worte nicht fassen, welch bewegendes Gefühl es ist, zu sehen, dass die Kinder sich über eine Zahnbürste freuen. Ihre strahlenden Gesichter, wenn sie zum ersten Mal Zahnpasta schmecken. Ihr Lächeln, wenn sie ihre Hände zum ersten Mal mit Seife waschen und an ihren kleinen Fingern riechen.

Ich treffe junge Erwachsene, die in Armut groß geworden sind, aber dank Spenden und dem Kinderdorf heute studieren können. Bildung, so merke ich, ist der einzige Weg raus aus der Armut. Diese jungen Menschen haben nur einen Wunsch – sie möchten studieren. Ihre Geschichten sind unterschiedlich und immerzu grausam. Ein Junge wurde als Baby in Zeitungspapier gewickelt am Fluss abgelegt. Nicht, weil die Mutter ihn nicht lieb hatte. Vielmehr weil die Mutter nicht wusste, wie sie ihn versorgen sollte. Eine 19jährige, die ich treffe, hatte einen Mann gefunden, Aussichten auf ein besseres Leben. Der Mann misshandelte sie jeden Tag, sie wurde schwanger mit Zwillingen. Danach verließ er sie. Jetzt steht sie vor dem nichts. Lebt selbst unterhalb der Armutsgrenze und hat nun auch noch Zwillinge.

Ich lerne zwei kleine Jungs kennen, die zum Glück mittlerweile im Kinderdorf aufgenommen werden konnten. Sie sind Brüder, wurden Waisen und lebten zusammen zwei Jahre auf der Straße. Da waren sie Kleinkinder! Um zu Überleben verkaufte der ältere der Beiden im Alter von fünf Jahren Massagen an ältere Männer. Der Kleine stahl und ernährte sich zwei Jahre lang ausschließlich von Lollies. Diese Geschichte macht mich sehr betroffen.
Es macht mich wütend, dass all diese Grausamkeiten Lebensgeschichten von Kindern sind.
Geschichten, scheinbar so weit weg von unserem Leben hier. Aber es gibt sie, sie sind wahr, sie passieren.

Und es ist wichtig, sie aufzuschreiben und in die Welt zu tragen – weil es Kinder sind und es uns wahnsinnig gut geht. Wir alle hier haben viel, wenn wir nur ein kleines bisschen davon abgeben, retten wir am anderen Ende der Welt ein Kinderleben.

Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses „andere Ende der Welt“ sehen durfte. Und dass ich gesehen habe, wie wichtig es ist, dass es Kinderdörfer wie „Light Of Hope“ gibt. Auch diese Kinder haben kaum Kleidung. Sie haben aber zumindest ein paar Schuhe, sie haben immer etwas zu essen, sie dürfen in die Schule oder in den Kindergarten gehen und haben eine Chance auf Bildung. Sie haben Ersatzeltern, weil in jedem der Häuser ein Ehepaar lebt, das die Kinder versorgt. Sie werden getröstet, wenn es ihnen nicht gut geht. Und sie bekommen psychologische Unterstützung, um ihr Geschichten zu verarbeiten. Das alles muss bezahlt werden, denn das Kinderdorf „Light of Hope“ finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Meine Familie und ich haben daher nach meiner Rückkehr beschlossen, dass wir eine Patenschaft für ein Kind übernehmen. Es sind 37 Euro im Monat und die müssen einfach drin sein. Nächsten Monat ist Weihnachten. Wenn ich die Deko aus den Jahren zuvor aus dem Keller hole und einfach mal nichts Neues kaufe, hab ich die für den Dezember schon wieder drin. Und ich denke, es gibt jeden Monat etwas, auf das ich verzichten und dennoch ganz normal weiterleben kann. Mit dem Wissen, dass ich dann ein Kind buchstäblich rette ist alles möglich.

Auf meinem Blog habe ich unter diesem Link http://www.MiniMenschlein.de/Kambodscha viele Beiträge zu meiner Reise veröffentlicht. Ich freue mich über jeden, der reinliest, eine Spende für Kambodscha tätigt oder vielleicht sogar eine Patenschaft übernimmt.

Patenschaft für ein Kind:

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Spendenkonto:
CFI Kinderhilfe
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE19660205000008753503
BIC/Swift: BFSWDE33KRL

Spende via Paypal: http://www.paypal.me/cfikinderhilfe
SMS-Spende über 3 Euro: SMS mit dem Text „CFI“ an die Nummer 81190.
Online-Mikrospende über 2 Euro: http://www.cfi-kinderhilfe.de/mikrospende/?zwei-euro/spende

8 Kommentare

  1. Annika sagt

    Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, aber ich finde es so toll, dass ihr auf diese Lebensumstände aufmerksam macht! Ja, man weiß es … aber es ist anonym… mit Gesichtern und Geschichten berührt es nicht nur, sondern erschüttert bis ins Mark!

    Liebe Grüße von Annika

  2. Linda sagt

    Ein guter und wichtiger Beitrag.

    Schade nur, dass (wenn auch nicht annähernd mit Kambodscha vergleichbar) auch in der BRD Menschen bitterarm leben müssen und trotz emsigen Sparens eine solche Patenschaft nicht übernehmen können.

  3. Ich weiss eigentlich garnicht richtig was ich schreiben soll, will es aber nicht unkommentiert lassen.
    Wir haben wirklich Glück zu leben, wie wir leben und ich hoffe es wird uns immer bewusst sein, nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten, die verglichen zum Leben dieser Menschen/ Kinder, dann vielleicht doch nicht so schlecht sind?

    Liebe Grüße
    Sharon

    • Liebe Sharon, diese Gedanken hatte ich auch jeden Tag. Ich habe sie auch immernoch.
      Insgesamt hat es mich gelassener gemacht. Obwohl ich nur zehn Tage dort war. Seit meiner Reise wäge ich viel mehr ab, worüber ich mich wirklich aufrege, was wirklich schlimm ist etc. Alles hat plötzlich eine andere Gewichtung..

  4. Christina sagt

    Danke für diesen Beitrag!
    Unaufgeregt, aber deutlich!
    Ich werde sicher auf deinem Blog weiterlesen und mit meiner Familie eine Patenschaft besprechen.
    37€ sind ein Betrag, den sich viele gut leisten können.
    Wenn wir uns unseren unnötigen Konsum vor Augen führen, wird es noch leichter und im ideal Fall produzieren wir auch noch weniger Müll 😉

    • Liebe Christina, ich Danke dir für dein Kommentar, und freu mich natürlich sehr, wenn du mehr zum Thema lesen magst.
      Ich habe heute mein Patenkind bekommen. Es ist einer der Jungs, die als Brüder zwei Jahre auf der Straße gelebt haben. Diese Geschichte hat mich nicht losgelassen, und irgendwie ist es bewegend, dass ich nun ausgerechnet einen der beiden vorgeschlagen bekam. ❤️ Finde es richtig toll, dass ihr euch das mit der Patenschaft auch überlegen möchtet. Danke!!! Leonie

    • Liebe Christina,

      es ist so toll, dass du dir mit deiner Familie über eine Patenschaft Gedanken machst.

      Du kannst dich gerne jederzeit per E-Mail oder telefonisch mit uns dazu in Verbindung setzen, um weitere Informationen oder Portraits der Kinder zu erhalten.

      Herzliche Grüße,
      Anja Lemmermann von CFI Internationale Kinderhilfe

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