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Und wo bin ich da?

Als ich vor einigen Wochen mit Sonea darüber sprach, dass sie bald auf einer Hochzeit Blumenmädchen sein darf, sprang der kleine Bruder um mich herum

„Und wer bin ich?“

„Du bist doch der Vinni“

„Und was mache ich?“

„Du feierst mit uns allen Hochzeit“

„Und bin ich dann ein Junge oder ein Mädchen?“

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Manchmal ist es gar nicht so leicht all diese Fragen zu beantworten, die in diesem kleinen, zauberhaften Kopf vor sich gehen, ohne in einen Lachanfall auszubrechen, ohne sich über die Komplexität zu wundern und ohne auch mal ein kleines bisschen genervt zu sein.

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Für uns ist das neu, all diese Fragen eines wissbegierigen Dreijährigen. Und ich bin mir sicher, dass viele dieser Fragen auch im Kopf einer Dreijährigen Sonea rumschwirrten, sie aber nicht in der Lage war, sie zu formulieren. Das erklärt auch so manchen Frust, den man in einem solchen Fall ganz bestimmt als Trotz abgetan hat.

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Manchmal wünschte ich mir, dass Sonea mein zweites Kind wäre und nicht das erste. Dass ich mich mit manchen Phasen eines kleinen Minimenschens besser ausgekannt hätte, bevor sie in mein Leben kam. Und dann denke ich wieder, dass alles gut ist, so wie es ist.

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Ich mache Fehler, weiß wie ich bei Sonea nicht reagieren darf und tue es trotzdem. Ich halte sie auf und fest, wenn sie versucht wegzulaufen. Ich rede auf sie ein, wenn sie beginnt auf Durchzug zu schalten. Und ich habe nicht immer die Geduld, die sie einfordert. Das Schlimmste für mich ist, dass ich genau weiß, wenn ich falsch reagiere, aber es ist eine Spirale und ich arbeite stetig daran, dass ich es spielerisch, mit Fingerspitzengefühl angehe und vor allem mich in Geduld und Gelassenheit übe. Trotzdem mache ich hin und wieder Fehler und nicht selten die gleichen. Das ist okay und genau so wie ich Sonea ihr Verhalten nicht übel nehme, nimmt sie es mir nicht übel, wenn ich nicht adäquat nach ihren Bedürfnissen reagiere.

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Seit dem Starke Eltern Kurs probiere ich vieles neu aus. Manches lässt sich nur schwierig auf Sonea anwenden und nicht selten verfalle ich in alte Muster. Aber nicht nur in mir, sondern auch in Sonea arbeitet es. Ich hatte vor einigen Wochen ein kleines Schlüsselerlebnis bei einem Rollenspiel, in dem ich in die Position meiner Tochter einnahm und sie ein Stück weit mehr in ihrer Verquertheit verstand, als ich es allzu oft getan habe. So hilflos und überfordert wie ich mich manchmal fühle, wenn sie sich quer stellt, hat mir dieser Rollentausch gezeigt, dass mein Kind gerne meine Erwartungshaltung erfüllen möchte, aber es eben in dem Moment nicht kann. Irgendwas blockiert sie und hindert sie daran. Das erstaunliche ist, es macht sie mindestens genau so verzweifelt und überfordert sie, wie es eben umgekehrt auch der Fall ist. Aber sie kann in dem Moment nicht anders.

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Ich war sehr überrascht von dieser Erkenntnis. Genau so verblüfft war meine sichtlich verzweifelte Partnerin in dem Rollenspiel, dass die Banalität, die den Knoten hat platzen lassen, das Schlüsselwort „Kuchen“ war. Die Aussicht auf Kuchen (backen) war der Knackpunkt. Und manchmal ist es so einfach Knoten zu lösen, nur verstecken wir uns hinter unseren gewohnten Handlungssträngen und steigern uns in Konflikte rein, statt sie gar nicht erst entstehen zu lassen.

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Ganz neu für mich ist, dass Sonea sich nach einer Weile aufrichtig bei mir entschuldigt, wenn sie mich mal wieder zum Schwitzen gebracht hat. Manchmal bin ich völlig überrascht, weil ich unsere Meinungsverschiedenheit fast schon wieder vergessen habe.

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Der kleine Bruder schaut sich Babybilder von Sonea an. Ein wenig traurig und mit hängenden Mundwinkeln fragt er „Und wo bin ich da, Mama?“. Oder auf dem Blog „Mama, und wo sind meine Bilder? Bin ich da auch zu sehen?“. Nachdem ich genäht habe „Wo ist mein Pullover? Hast Du auch für mich genäht?“.

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Nein, der Löwe bekommt so viel Aufmerksamkeit wie er braucht und ganz sicherlich kommt er auch nicht zu kurz. Auch wenn das sicherlich viele von einem Geschwisterkind wie ihm förmlich erwarten (hallo Klischee!). Aber auf dem Blog halte ich ihn eben ganz bewusst kürzer.

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Dabei ist das Leben mit ihm so spannend und lustig, dass es unendlich viele Geschichten zu erzählen gibt. Nicht zuletzt, die Fragen, die er völlig unverblümt stellt, die ein Erwachsener niemals zu stellen wagen würde. Aus Anstand. Aus was auch immer. Manchmal wünschte ich, dass er noch nicht reden kann und nicht all diese Fragen stellen könnte… oder dass sich einfach ein Loch im Boden auftun würde, in dem ich ganz schnell verschwinden könnte.

Und es ist total faszinierend für welche Dinge er sich interessiert – vorrangig sind es Tiere und weniger Fahrzeuge oder Hubschrauber. Ein bisschen interessiert er sich auch für Ritter, aber das Gespenst gruselt ihn. Manchmal sitze ich mit offenen Mund da, wenn er mir die genaue Bezeichnung von Tieren nennt. Und dann muss ich mich schwer zusammenreißen nicht loszuprusten und ernst zu bleiben, wenn ich auf der einen Seite seine Begeisterung für furchteinflößende Dinosaurier sehe und auf der anderen Seite lautes Kreischen aus dem Badezimmer vernehme, weil ein Weberknecht an der Decke fliegt.

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Ich kann das ein bisschen nachvollziehen. Insekten finde ich grundsätzlich auch nicht soooo toll und ich habe eine riesen Panik vor Wespen. Aber ich habe ihm anhand es Größenverhältnisses eines Weberknechtes und einem schon ziemlich großen Vinni versucht zu erklären, dass der Weberknecht viel mehr Angst vor ihm haben müsse, als eben umgekehrt.

Das schien er ein bisschen verstanden zu haben, denn abends kam er mit stolz geschwellter Brust zu mir und verkündete, er sei  nun ein „Fliegenexperte“.

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Auch wenn Tiere für die größte Begeisterung sorgen, mag das Löwenkind auch sehr gerne seine Traktorenjeans. Ich kann ihn verstehen, denn der Summerjersey Thores Traktor von Mia Maigrün für lillestoff bietet unglaublich viel Bewegungsfreiheit durch seine hohe Elastizität. Der lässige Hosenschnitt ist von Schaumzucker und heißt First Steps.

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Die coolen gelben Sneaker sind von Naturino und möchten am liebsten nur noch getragen werden. Obwohl die Lieblingsfarbe vom Löwen ja eigentlich grün ist, habe ich selten so viel Begeisterung für ein Paar Schuhe bei ihm erlebt und noch seltener so viel mit ihm rum diskutiert, weil er nicht ständig nur dieses eine Paar anziehen kann. Er durfte sich vor einigen Wochen bei Naturino ein Paar aussuchen und am Ende sind es die Naturino Parker in gelb geworden.

 

5 Kommentare

  1. Annika sagt

    Das sind ja mal coole Schuhe!

    Oh, ich freue mich auch immer wieder, den Löwen zu sehen und von ihm zu hören!

    Ich denke, das war die richtige Reihenfolge. Und ich denke – ohne euch zu kennen – dass ihr schon sehr sehr viel bei eurer Großen richtig macht! An Sonea konntet ihr wachsen und nun könnt ihr das „normale“ Kinderverhalten genießen und bewundern. Aber was ist schon normal! Außerdem ist normal langweilig, wie ich spätestens jeden Freitag hier lerne ; )
    Und ihr merkt auch, dass doch einiges einfach die Gene und nicht die Chromosomen sind (wenn sie sich ähneln).

    Liebe Grüße von Annika

  2. Die Schuhe sind der Kracher!!! Kann ich verstehen dass er sie mag und ich mag eigentlich auch kein gelb, aber da, Hammer!!!

    Ich sage immer ich bin froh, dass mein Kind mit Down Syndrom als 2. kam, so konnte ich die Langsamkeit genießen und vieles vielleicht eher verstehen.
    Aber zusätzlich kam auch die Traurigkeit, darüber was Jolina einfach nicht kann, oder nicht in Worte fassen kann, oder was ihr einfach fehlt an Erfahrungen und Freuden, die Louisa hatte und hat.

  3. Hallo, ich habe eben deinen Blog entdeckt und mich gleich hier festgelesen – toll wie du lebendig berichten kannst aus deinem Alltag mit dem Besonderen … da ich immer wieder solche Schüler bekomme ist das sehr interessant für mich … und das du noch dazu so schön nähst und einen Sohn hast genauso alt wie meinen (der ein unglaubliches LochindenBauchfragKind ist, was ich super finde)- das ist toll! LG Ingrid

  4. Kerstin sagt

    Liebe Katharina!
    Es ist für mich immer besonders interessant deine Beiträge zu lesen, in denen es um beide Geschwister geht, da meine Jungs genauso weit auseinander sind wie deine Kinder , nur jeweils ein halbes Jahr jünger; -).
    Somit kenne ich viele solche Situationen, vorallem auch das: “ wo war ich eigentlich als der grosse Bruder klein war?“.
    Aber anders wie Du bin ich sehr froh, dass der Grosse zuerst da war. Er hat ja autistische Züge und erst jetzt – durch das Erleben von Nummer 2- sehe ich wie sehr er sich doch von anderen Kindern unterscheidet. Früher habe ich das zT auch bei seinen Freunden und anderen Kindern gesehen, aber da hatte man eben noch vielmehr immer eine Entschuldigung oder Erklärung parat. Erst jetzt sehe ich, wie einfach es tatsächlich in einigen Situationen sein kann und wie bestimmte Entwicklungsschritte vollzogen werden können. Wahrscheinlich. …so denke ich manchmal…wäre es für mich ( und ihn) schwieriger gewesen einen Vergleich zu haben. So, als erstes Kind, haben wir ihn oft einfach so genommen wie er war und uns sicherlich viel weniger Sorgen gemacht als – aus heutiger Sicht- vielleicht nötig gewesen wären.
    Trotzdem muss man auch sagen, dass Kinder, so oder so, einfach unterschiedlich sind und bei Nummer 2 ist auch nicht alles Gold was glänzt. Er ist zu viiiiiel frecher.:-) und natürlich gefühlt auch oft benachteiligt; -).
    Die Hose ist mal wieder ein Traum. Genauso wie die Schuhe ( die kann ich wenigstens jetzt nachkaufen;-)).
    LG Kerstin

  5. Es ist unglaublich erfrischend deine Texte zu lesen. Schön wie du schreibst, ich bin immer muttdrin und auch gerührt.
    Ich erwische mich auch immer bei meinen Zwillingen wie wir in die Situation des Rollenspiels kommen. Manchmal Spiele aber auch das selbe Spiel, bin ihr Spiegelbild, ganz besonders dann wenn sie gefühlt 20 x hintereinander Mama sagen, obwohl ich doch direkt neben ihnen sitze und ihnen zuhöre. Manchmal wünschte ich mir zu verstehen warum Kinder das machen? Wenn ich dann auch ihren Namen ganz oft hinzereinander sage, so wie sie es eben machen, obwohl die Situation auch mal nervend sein kann, müssen wir dann alle immer zusammen Lachen, denn dann glaube ich sie haben begriffen wie komisch es ist. Aber die Frage warum die kleinen das machen bleibt dennoch! Und meine Zwillinge sind Wiederholungstäter. Sei lieb gegrüßt! Vivo
    P.s. Im Übrigen die Hosen sehen ganz toll aus, schöner Schnitt und schöne Stoffkombination.

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