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Mein Leben mit dem Besonderen #2 PRO Pränataldiagnostik

Ich freue mich schon die ganze Woche darauf, wenn wieder Freitag ist und ich Euch den nächsten Gastbeitrag meiner wunderbaren Leser veröffentlichen kann.

Weiterhin bin ich auf der Suche nach freiwilligen, die etwas zu meiner neuen Rubrik schreiben möchten. Schreibt mir einfach eine Mail, wenn Ihr dabei sein wollt. Ich bin sehr gespannt was Ihr zu erzählen habt.

Nachdem es letzte Woche um die Nachteile der Pränataldiagnostik ging, finde ich es umgekehrt auch wichtig auf die Vorteile einzugehen. Denn grundsätzlich finde ich Pränataldiagnostik durchaus sinnvoll.

Der heutige Post kommt von Judith, die in wenigen Wochen ihr drittes Kind erwartet.

Liebe Katharina,

ich verfolge deinen Block schon seit langem, seitdem ich damals in der 
ELTERN eure Geschichte gelesen habe. Ich habe zwei Töchter, meine Große 
ist nur wenig älter als Sonea, und meine Kleine ist 3 Jahre alt. Nun bin 
ich wieder schwanger, in einem Monat kommt das Baby, und wir haben uns 
ganz bewusst entschieden, keine NFM machen zu lassen. Um aber 
vorbereitet zu sein, entschieden wir uns für den Feinultraschall in der 
21. Schwangerschaftwoche.

Und bei allem Kummer, den diese Untersuchung über uns gebracht hat, wird 
sie das Leben unseres Babys retten. Es wurde festgestellt, dass es einen 
Zwerchfellbruch hat. Durch ein zu großes Loch im Zwerchfell sind Organe 
aus dem Bauchraum in den Thorax gesogen wurden und haben dort das Herz 
verdrängt. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm und mit einer kleinen 
OP zu beheben, ABER die Organe im Thorax verhindern das Lungenwachstum 
und somit wird unser Kind mit nur einem Lungenflügel auf die Welt 
kommen. Da wir das wissen, können sofort alle lebenserhaltenen Maßnahmen 
ergriffen werden. Wir werden in einer Spezialklinik 300 km entfernt 
entbinden, das Baby wird sofort nach der Geburt intubiert und sediert 
werden, bevor dann die OP stattfinden kann. Was uns letztendlich genau 
erwartet, wissen wir aber erst, wenn das Kind da ist. Unsere Prognose 
ist zum Glück ganz gut, es könnte wesentlich schlechter aussehen.

Wäre dieser Organdefekt nicht vorher entdeckt worden, hätte das Baby nur 
geringe Überlebenschancen gehabt. So aber wird es alles Voraussicht nach 
ein ganz normales Leben führen können, sobald die Anfangsschwierigkeiten 
überwunden sind. Die Schwangerschaft war (und ist es noch) natürlich 
sehr belastend und alles andere als angenehm, aber was wäre die 
Alternative gewesen?

Vor unserer eigenen Geschichte war ich immer der Meinung, dass pränatale 
Diagnostik mehr Fluch als Segen ist, aber nun denke ich etwas anders 
darüber. Wichtig ist meines Erachtens nur, dass man sich selbst um die 
Konsequenzen bewusst ist: Wie werde ich damit umgehen, wenn unser Kind 
nicht gesund ist?

Das wollte ich nur mal zur Diskussion beitragen; pränatale Diagnostik 
kann nicht nur große Verunsicherungen bringen, sondern auch Leben retten.

Ganz liebe Grüße und vielen Dank nochmal für deinen tollen Blog

Deine Judith

Liebe Judith, vielen, vielen Dank für Deine persönliche Geschichte und alles Gute für die restlichen Wochen der Schwangerschaft und vor allem alles erdenklich Gute für die Geburt.

12 Kommentare

  1. […] ist Fluch und Segen zugleich. Sie hat sicherlich ihre guten Seiten, wie zum Beispiel dieser Beitrag in unserer Freitagsreihe „Mein Leben mit dem Besonderen“ gezeigt hat. Wenn die Pränataldiagnostik aber gezielt dafür genutzt wird, um ein Down-Syndrom […]

  2. Ich wünsche Judith alles Gute!
    Sie handelt genau wie ich und ich verstehe ihre Argumentation voll und ganz. Auch wir lassen aus genau diesem Grund eine Feindiagnostik machen, um die Geburt bei Auffälligkeiten nicht in unserer kleinen Wunschklinik durchzuführen, sondern in einer Klinik mit geeigneter Versorgung fürs Kind.
    Es wäre schön, von Judith ein kleines Lebenszeichen zu bekommen, wenn das Baby da ist bzw. wenn sich alle etwas erholt haben.

    LG Steffi

  3. Auch wir haben in der zweiten Schwangerschaft keine NFM jedoch aber den Feinultraschall machen lassen. Aus eben diesen Gründen die Judith hier beschreibt. Man kann für den Notfall vorbereitet sein- eventuelle Herzfehler o.ä.

    Judith, ich wünsche euch ganz viel Glück und Alles Gute für die Schwangerschaft und den restlichen Verlauf! Du schreibst sehr tapfer und bestimmt.

    Alles Liebe,
    Bernadette

  4. Aus genau den Gründen, die Judith beschreibt, haben wir die entsprechenden Ultraschalluntersuchungen machen lassen (Tripletest und Amniozentese aber abgelehnt). Rückblickend würde ich sagen, es war gut, vorher zu wissen, dass unser Sohn mit einer Lippenspalte zur Welt kam. Worauf ich allerdings gerne verzichtet hätte, waren die Gespräche mit dem schallenden Gynäkologen, die so in die Richtung gingen "Eine isolierte Lippenspalte ist kein Grund zur Abtreibung, aber wenn sie das Kind nicht möchten, können wir ja nochmal detaillierter suchen…". Da wäre ich am liebsten schreiend rausgerannt. Aber was erwarte ich, nachdem mir eibei der Schwangerschaft davor ein anderer Gynäkologe nicht etwa zum positiven Schwangerschaftstest gratuliert hatte, sondern sagte "Ja, sie sind schwanger, nun müssen wir mal darüber reden, ob sie das Kind denn bekommen möchten." Hä????
    In der dritten Schwangerschaft haben wir die Feindiagnostik machen lassen, aber erst so spät, dass von Abtreibung nicht mehr so einfach die Rede sein konnte.
    Was ich sagen will: es ist bestimmt gut, einiges vor der Geburt zu wissen, aber es ist ganz entscheidend, wie dann über Befunde gesprochen wird!

    Liebe Grüße,
    Karen

  5. Eine bewegende Geschichte. Aber würde man derart schwerwiegende organische Veränderungen nicht ohnehin beim "normalen" Ultraschall entdecken?

    Viele Grüße
    Isa

    • Liebe Isa, leider nicht. Es kommt immer wieder vor, dass es im normalen US nicht gesehen wird. Und diese Babys haben es sehr, sehr schwer.
      LG Judith

    • Liebe Isa, leider nein. Es kommt immer wieder vor, dass es im normalen Ultraschall nicht erkannt wird. Und diese Babys haben es sehr, sehr schwer.

      Liebe Grüße
      Judith

  6. Ja, dies finde ich auch ein Segen, denn für diese Zwecke sollte es die ganzen Untersuchungen geben, um Kinder zu retten und behebbare Dinge schnell aus dem Weg zu schaffen. Ganz verteufeln fände ich auch total falsch. Es gibt kein schwarz oder weiß, sondern ganz viele Zwischentöne. Wichtig ist immer was daraus gemacht wird.
    Danke fürs teilen und ganz viel Glück für das kleine Leben
    Martina

  7. Das ist absolut richtig und wenn man hier einfach den guten Mittelweg wählt, ist das Ganze sicher auch ein großer Segen. Schlimm ist nur, dass man ohne jegliche Gründe jeder Mutter, die mit 35 schwanger ist, sämtliche Pränataldiagnostiken anträgt und das kann und darf es nicht sein.

    Euch wünsche ich alles Gute für die Geburt und viel Spaß mit eurem Schatz!

    LG Katrin

  8. Ich finde auch, dass man einen Feinultraschall machen sollte. Eben aus dem Grund, um so etwas herauszubekommen. So hat Judiths Kind, wie sie schreibst gute Chanchen auf ein ganz normales Leben, unter erschwerten Anfangsbedingungen! Ich wünsche es Judith und ihrer Familie von Herzen, dass alles gut geht und das ganz normale Leben so schnell wie möglich starten kann! Ich drücke die Daumen!
    Viele liebe GrüßeJulia

  9. Das ist bei der ganzen Überlegung über Pränataldiagnostik wirklich ein guter Punkt. Meine Frauenärztin rät genau aus diesem Grund zum großen Organultraschall, den ich genau deshalb bei beiden Kindern machen ließ.

    Alles Gute für Judith und ihr Baby!

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