Allgemein

300 Meter bis zur totalen Verzweiflung

Ich wollte nie Kinder haben.

Natürlich fand ich Kinder süß, aber auch manchmal echt nervig und ich konnte nix mit ihnen anfangen.

Dann wurde ich schwanger und ich wusste – ich will dieses Kind! Unbedingt. Ohne Zweifel.

Na ja, Zweifel waren schon da… und Ängste. Die üblichen Verdächtigen. Schaffe ich das? Kann ich eine gute Mutter sein? So viel Verantwortung!

Knapp 10 Monate, die mich auf das Muttersein vorbereitet haben. Mehr oder weniger.

Während ich mir früher nen Horrorfilm reingezogen habe und anschließend seelenruhig eingeschlafen bin, reicht heute Aktenzeichen XY und mein Kopf gibt die Nacht über keine Ruhe.
Ich schau also lieber Disneyfilme, denn mein Schlaf ist mir heilig und eine Kaffee-Werbung reicht aus, um mich vor Rührung zum Heulen zu bringen.
Mit dem Muttersein bin ich zum emotionalen Weichei mutiert. Aber eine Runde heulen kann auch unglaublich befreiend sein, deswegen mag ich diese neue Eigenschaft sogar ein wenig.
Weniger schätze ich jedoch die Vergesslichkeit, die ebenfalls mit dem Muttersein einher gegangen ist. Stilldemenz… sie hat einfach vergessen wieder zu gehen, so dement war sie letztendlich und ist deshalb geblieben.

Aber selbst die Vergesslichkeit hat ihre Vorzüge.
Man vergisst ziemlich schnell wie lästig es ist so einen dicken Bauch vor sich her zu tragen (besonders im Sommer). Man vergisst die schlaflosen Nächte, weil man einfach nicht weiß wie man liegen soll und wenn man dann endlich eine für sich selbst einigermaßen bequeme Liegeposition gefunden hat, rebelliert der Bauchbewohner… oder die Blase meldet akuten Pinkelbedarf.
Der Wehenschmerz während der Geburt… relativ schnell vergessen. Schlaflose Nächte, erste Zähne, Trotz- und Brüllattacken… so anstrengend sie in dem Moment sind… irgendwann sind auch sie einfach vergessen. Oder eine neue Phase beginnt, die einen alle vorherigen Phasen einfach relativieren und vergessen lässt.

Eine (noch) kinderlose Freundin von mir meinte neulich – Du machst nicht gerade Werbung für’s Kinderkriegen!
Wie sollte ich auch, wenn beide Kinder sich akut in der Trotzphase befinden… Horror! Hor-ror!!

Ich liebe meine zwei Monster über alles und möchte sie nie wieder missen. Ich liebe es meine eigene kleine Familie zu haben und ich liebe es Mutter zu sein.
Auch wenn ich nie geplant hatte Kinder zu haben, sind sie das Beste was mir in meinem Leben passiert ist… obwohl sie mich manchmal fast in den Wahnsinn treiben und obwohl ich manchmal den dringenden Wunsch nach einer einsamen Insel verspüre. Weiter als bis in den Keller schaffe ich es jedoch nie… und dann stopfe ich eine Maschine Wäsche, atme einmal tief durch und stelle mich dem Wahnsinn, der zwei Etagen höher auf mich wartet, auf’s Neue. Mit einem Lächeln im Gesicht.

Das Elternsein verändert einen schon sehr und zum Glück hat der Wahnsinn mehrere Gesichter. Die Glücksmomente überwiegen eben doch und das emotionale Ich ist wieder überwältigt vor Rührung.

Das erste Lächeln, das erste „MAMA“ (das ebenso schön, wie auch später dann unglaublich anstrengend klingen kann) die ersten Schritte… viele unzählige Momente, die einen immer wieder vor Freude und Stolz platzen lassen. Die Faszination darüber, dass da zwei kleine Minimenschen rumlaufen, die ein kleines bisschen an die Miniausgabe von einem Selbst erinnern. Das ist schon überwältigend. Dieses Zusammenspiel von Emotionalität und Demenz ist ein wirklich geschickter Schachzug der Natur.

Im Moment läuft es erstaunlich gut. Okay, fast zumindest. Das Löwenkind hat morgens und abends einen Trotzanfall vom allerfeinsten. Da wird gut und gerne mal eine halbe Stunde am Stück gebrüllt, wie es nur Löwen können. Ob es dafür einen plausiblen Grund gibt, weiß ich nicht immer… und das Löwenkind weiß es manchmal am Ende auch nicht, habe ich das Gefühl. Neulich zum Beispiel gab es ein riiiiiesen Gebrüll, weil er nicht sein Drachenkostüm anziehen durfte. Da saß er dann mit seinem Drachenkostüm im Arm in seinem (Drachen)Sitzsack und brüllte, mit finsterem Blick auf die Tür… denn dort spingste ich alle paar Minuten kurz durch, um zu schauen. ob er okay ist… ansonsten ließ ich ihn schreien… bis er sich wieder beruhigt hatte und mir irgendwann schluchzend um den Hals fiel. Da müssen wir nun durch. So Trotzphasen sind anstrengend für alle Beteiligten.

Aber es gibt einfach so viele schöne Momente, die einen all die Anstrengung im Alltag wieder vergessen lassen. Es geht doch nichts über glücklich, leuchtende Kinderaugen. Oder Kinderlachen. Oder aber die Basteleien, die sie einem aus dem Kindergarten mit nach Hause bringen. Und die kleinen Händchen, die einem nachts ins Gesicht patschen, um zu überprüfen, ob man schläft. Oder die Schmatzer, die einem morgens im ganzen Gesicht verteilt werden, bis man endlich Anzeichen macht aufzustehen. Die Geschichten, die sie einem aufgeregt von ihrem Tag mit nach Hause bringen. Oder einfach nur diese faszinierende Mimik, die vorab verrät, dass sie etwas im Schilde führen. Oder aber der Blick, wenn sie einsehen, dass sie Mist gebaut haben. Mir würden an dieser Stelle noch unendlich viele Dinge einfallen, die mich unmittelbar mit Glück erfüllen und unendlich viel Liebe zu diesen kleinen Rackern.

Ich liebe es, wenn ich die Kinder von der Kita abhole und mir beide freudestrahlend entgegen gerannt kommen und mit ihren Ärmchen zur Begrüßung fest umklammern.
Das ist nicht immer so. Es gibt Phasen, in denen verfinstert sich die Miene abrupt, wenn der Sonnenschein mich registriert und stampft energisch auf „Du nicht“ Papa soll mich abholen!“. An diesen Tagen habe ich von vorne herein verloren und das sind auch grundsätzlich diese Tage, an denen ich weder Buggy noch Handy dabei habe. Seitdem das Löwenkind auch in die Kita geht, hat sich das mit der Zeit mehr und mehr zugespitzt. Eifersucht ist immer wieder ein großes Thema und es passt dem Sonnenschein manchmal gar nicht, dass sie nicht alleine abgeholt wird.
Macht der Sonnenschein Theater, kann ich sicher sein, dass ihr kleiner Bruder ganz schnell mit einstimmt. Beide machen Sitzstreik und wollen nach Hause getragen werden… 300 Meter, eigentlich keine Strecke… für mich aber manchmal der Weg bis kurz vor nem Nervenzusammenbruch. An solchen Tagen fühle ich mich hilflos und unfähig, weil ich es nicht schaffe meine Kinder dazu zu bekommen nach Hause zu laufen… 300 Meter. Da wird sich auf den Boden geschmissen und bei jedem Versuch sie wieder ans Laufen zu bekommen oder einfach nur ein Stückchen weiter zu tragen, zappeln sie wild um sich schlagend herum. Ich muss also meine eigenen Kinder kidnappen, na wunderbar! Meinen Nachmittag habe ich mir ein wenig anders vorgestellt, meine Geduld hat ein Ende, ich werde lauter und kündige Konsequenzen an… den Sonnenschein lässt das kalt. 300 Meter… eine Stunde. Bis der edle Prinz auf seinem Pferd Hausmeister mit seinem Drahtesel vorbei rauscht und fragt, ob er mir helfen kann. Ein Kind lädt er auf sein Fahrrad, das andere trage ich. Fünf Minuten später sind wir zu Hause. Ich brauch ne Dusche. Und morgen das gleiche Theater von vorne….

In den letzten Wochen haben wir einiges geändert, ein paar neue Regeln eingeführt, straffere Regeln, härtere Konsequenzen und ein Belohnungssystem. Ein Vorschlag von der Lieblingserzieherin. Ich war zunächst nicht begeistert, weil ich befürchtete, dass das neue Dramen mit sich führt. Aber es funktioniert und an guten Tagen gibt es eine Sonne für den Sonnenschein.
Es ist schon irgendwie süß wie sie sich bemüht keine Gewitterhexe zu sein und ihrem Namen alle Ehre zu machen.

Heute gab es wieder mal eine strahlende Sonne im Hause Sonnenschein und während ich neben dem Löwenkind lag, der zum Einschlafen immer eine Hand zum Ankuscheln braucht, dachte ich über diesen Post hier nach. Der Sonnenschein lag derweil ganz lieb in ihrem Bett, las sich selbst ihre Conni-Bücher vor und schlief irgendwann da drüber ein.
Die 300 Meter Kita-Heimweg habe ich irgendwann vergessen, diese wunderschöne Zubettgeh-Idylle von heute dagegen wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben… und ich werde sie sicherlich noch in meinem Kopf brauchen… für die Tage, an denen es statt Sonne ein dickes Donnerwetter gibt.

27 Kommentare

  1. Herrlich
    Herrlich
    Herrlich……super ehrlich geschrieben: 100 points!
    Meine Freundin und ich haben immer gesagt: "Das ist nur eine Phase, die geht vorüber"—–und dann kam die nächste….lach:)
    Heute morgen haben wir uns umarmt…. (wir arbeiten zusammen, sind zusammen groß geworden, haben zusammen unsere Kinder durch all ihre Phasen begleitet)…….denn gestern hatten "unsere Sonnenscheine" ihre letzte Abi-Prüfung……glaub mir, da leidet man sowas von mit und möchte am liebsten vor Erleichterung mit ihnen um die Häuser ziehen….juheee…wieder ne Phase geschafft!
    Alles Liebe & Gute und liebe Grüße an euch ALLE, die Heidi-Tante:)))))….ach und son "Dingenskirchenpunkteplan" gabs bei uns früher natürlich auch…Zimmer aufräumen, etc:))))) Bleib stark und setz dich durch:))))) Sonst nehmen die kleinen Monster einen eh nicht für voll:)

  2. Anonym sagt

    Danke ich bin nicht alleine auf der Welt ;O)

  3. Danke für diesen tollen Post!!! Genau so ist es, ich kann das voll und ganz unterstreichen!
    Meine Stilldemenz ist sogar derart ausgeprägt und anhaltend, dass mittlerweile Kind Nr. 4 unterwegs ist. Ich hätte mir definitiv mehr aufschreiben sollen… so nach und nach kommen alle Schwangerschaftswehwehchen wieder und ich denk mir,… ach ja, das war ja auch noch… man vergisst, oder verdrängt wirklich schnell 😉
    Aber es ist wohl gut, dass wir diese Dinge vergessen und uns schlussendlich genau an die kleinen, oft so kurzen, wunderschönen Momente erinnern.
    Ich hab hier übrigens auch ein trotzendes Löwenkind (wird im August 3), einen Baldschulanfänger in der 5jahreskrise (die gibts auch!) und einen spinnenden 8jährigen, der offenbar nähtlos von der Trotzphase in die Pubertät wechselt. Unser Familienmotto ist wohl "einer spinnt immer" 😉
    glg und ich wünsch Dir noch gute Nerven, Carmen

  4. Total schön geschrieben und so ehrlich! Die Demenz (auch ohne zu stillen) hab ich auch und wahrscheinlich ist das auch gut so 😉
    LG Sandra

  5. Das kann ich sofort so unterschreiben. Ich habe mir immer Kinder gewünscht. Leider hat es nicht auf Anhieb geklappt. Wir mussten etwas nachhelfen. Als das erste dann da war, war ich schon ziemlich überfordert. Ein absolutes Schreikind mit Blähungen usw. Da kam schon der Gedanke bin ich jetzt undankbar. ich hatte es ja so gewollt. So anstrengend es auch war und oft noch ist(einer noch nicht ganz raus aus der Pubertät, der andere gerade mittendrin und die Maus dazwischen), ich möchte meine Kinder nicht missen. Und es ist tatsächlich so, heute wünsche ich mir manchmal diese trotzanfälle zurück. Denn wie heisst es so schön :kleine Kinder-kleine Sorgen….
    Ganz liebe Grüße carmen

  6. Vielen Dank für diesen ehrlichen Post, liebe Katharina! Du hast so recht!

    LG
    Karo

  7. Danke für diesen Post! Ich erkenne sovieles wieder 🙂

    Liebe Grüsse

    Mo

  8. Ach, wie schön es ist, Dich zu lesen.
    Ja, die Mischung aus Demenz und Emotionalität. Die trägt einen durch den Tag.
    Was wären wir ohne diese kleinen Menschen?
    Weniger, deutlich weniger, denke ich oft.
    Sei umarmt, meine Gute. Ich drücke Dich.
    Nina

  9. Ich war gerade mit dem Hund nebst beider Mädchen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln einkaufen – u.a. ein Geschenk (für die Geburtstagsfeier der Freundin nächste Woche) und Schuhe (!) für das große Mädchen. Alles klar … ; )

    LG Annika noch mal

  10. Oh Katharina, das has Du so toll geschrieben! Genauso ist es!
    Ich habe heute meinen absoluten AntikindernervtmichnichtTag und es ist schrecklich. Ich bin total genervt von meinen heutigen Pflichten, die alle so gar keinen Spaß machen. Da lassen sich die kleinen Kröten ganz schnell anstecken und pushen meine schlechte Laune noch durch ihre Ungeduld, diverse Streitereien und Gezicke vom Feinsten.
    Oh ja, Kinder sind was wunderbares!
    Aber zum Glück weiß ich ja, das diese mistigen Momente auch irgendwann wieder aufhören und dann scheint hoffentlich wieder die Sonne bei uns 🙂

    Lieben Dank für diesen schönen Text, ganz viel Sonnenschein für Euch und ein friedliches Wochenende!
    GLG Verena

  11. Ich schaue hier bei Dir öfter vorbei, weil ich sehr gerne in Deinem Blog lese, weil mir Deine Gedanken so gut gefallen und wie Du es schaffst, sie so schön zu schreiben.
    Ich danke Dir besonders für diesen Beitrag…
    glg Susanne

  12. Das gute an solchen Trotztagen ist – sie gehen vorbei.
    Mit älteren Kindern: es wird nicht einfacher – nur anderst.
    Gruß
    Claudia
    (meine sind 13/12/7/4)

  13. Ich freu mich für euch, wenn ich die Sonnen auf Soneas Punkteplan sehe, denn auch ich kenne das Gefühl am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu sein nur zu gut.
    Viele Sonnenschein-Tage und
    LG Paula "Mami COOL"
    bleibCOOLmami.blogspot.com

  14. Jaja das kenne ich nur zu gut. Nur bei uns ist es morgens das Anziehen und das Haare machen mit Zöpfen und Spengelchen richtig setzen und das macht Mama ja grundsätzlich falsch. Lina wollte gerade das Belohnungssystem von Sonea auch haben ,als ich es ihr erklärte was das auch bedeutet …wollte sie es doch nicht mehr :)))) …liebe Katharina wieder sehr schoen geschrieben …lg die Alex

  15. Soooo toll geschrieben und soooo wahr! Danke!
    Genauso ist das!!!

    Liebe Grüße von Annika

  16. Das hast du wieder ganz toll geschrieben und es ist alles sooooo wahr!!!
    LG kristina

  17. So ist das halt! …. würde Robert nun sagen, der mich oft in solche Momente laufen lässt.
    Danke Dir fürs aufschreiben
    Elisabeth

  18. Du schreibst mir aus der Seele, Katharina! Genau so ist es auch bei uns. Selbst der Kleine mit seinen 17 Monaten kann einen Jähzorn entwickeln…
    Die Installation des Tokensystems finde ich toll, wenn es richtig umgesetzt wird. Erstaunlich was Kinder dadurch entwickeln. Eure Gestaltung ist schön liebevoll ♡. Und Sonea hat ja schon schön Sonnen gesammelt.
    LG Jasmin

  19. Das hast du soo schön geschrieben! Ich habe mich in fast allem wieder erkannt. 🙂

  20. Ich reich auch mal die Hand. Ich wollte schon Kinder aber ich bin kurz davor ein Buch zu schreiben mit dem Titel: Was Dir vorher KEINER sagt…
    *seufz* das Buch hätte schon drölfzig Seiten

    Grüssli Melli

  21. Anonym sagt

    Danke für die ehrlichen Worte, die mir immer wieder zeigen: Ich bin nicht allein!!! Weiter so…

  22. Hallo,
    wie recht du hast 😉 !!!
    Mein Großer ist um einiges unkomplizierter als unsere kleine Hexe… aber trotzdem hat er mich mal total in den Wahnsinn getrieben. Ich fand keinen Ausweg mehr, als mich mit einer Zeitschrift aufs (geschlossene) WC zu setzen und die Tür hinter mir zu schließen. Maxi verstand das gar nicht und machte auch richtig Theater draußen. Ich sagte dann "Lass mich mal kurz, die Mama ist auf Urlaub!" Er hat das gar nicht verstanden und ganz entsetzt gesagt: "Mama, du bist ja gar nicht auf Urlaub, du bist am Klo!!!" Ich bekam innerlich einen Lachkrampf, das war so eine Situationskomik… und unser Disput war auch gleich wieder vergessen…
    Liebe Grüße!
    Eva

  23. Anonym sagt

    Man muss dich einfach lesen! Immer wieder schön. Und übrigens: Auch Schulkinder können sehr ungnädig beim Abholzirkus sein. Da wird schon mal bös gezickt, gemotzt und mit Garstigkeit nicht gegeizt. Da wir mit dem Auto fahren, müssen sie irgendwann mit. Das sehen sie nach ner halben Stunde Überredungskunst auch ein, aber eigentlich werde ich (fast)immer mit einem inbrünstigen "Och nö!" begrüsst, bin ich die Abholerin.. Soviel dazu. Liebste Grüsee aus Budapest!!! Maren

  24. Toll, toll, toll. Ich bin immer so froh, dass im Grunde allen Eltern dieselben oder ähnliche Situationen mit den Kindern erleben. Bei uns ist es das Zähneputzen, welches fast nie ohne Theater abläuft 🙂

    LG Katrin

  25. Anonym sagt

    Liebe Katharina,
    ich wollte auch nie Kinder.
    Und meine beiden, jetzt 9 und 12, sind das beste, was mir je passiert ist!
    Die Zeit, als beide noch relativ klein waren und immer jemand schrie und trotzte war die anstrengendste in meinem Leben. Dazu der chronische Schlafmangel! Meine schlimmsten Erinnerungen sind die daran, beide morgens gleichzeitig fertig zu machen, um in den Kindergarten zu kommen – und die daran, sie gegen ihren Willen vom Kindergarten oder der Tagesmutter wieder nach Hause zu bekommen…
    Viele Menschen um mich herum unkten, das werde alles nie "besser", nur "anders".
    Und weißt Du was? Ich finde, es ist viel "besser" inzwischen geworden. Jedenfalls leichter für mich. Sie brauchen mich nicht mehr bei jedem Schritt. Morgens pünktlich aus dem Haus zu gehen ist überhaupt kein Problem mehr. All die körperlichen Notwendigkeiten, um die frau mit den Kleinen ringen muss, laufen inzwischen völlig ohne meine Intervention ab.
    Ich habe wieder Platz in meinem Kopf, meinen Gedanken, für andere Dinge. Für meinen Beruf, für meine eigenen Interessen, für meine Kreativität.
    Vorrang haben immer noch die Bedürfnisse der Kinder, die natürlich Zeit, Liebe, Zuwendung, Verantwortung, ihre Mahlzeiten etc. von mir brauchen und bekommen.
    Dazwischen bin ich aber auch wieder ich, als Frau, nicht nur als Mutter.
    Das mit der Demenz lässt dann auch nach, jedenfalls meiner Erfahrung nach.
    Ich bin keine geborene Baby- und Kleinkind-Mutter, ich genieße die jetzige Zeit, in der meine Kinder zunehmend unabhängiger werden, ihr Leben selber in die Hand nehmen, und mich daran teilhaben lassen. Manchmal gucke ich mir wehmütig ihre Kleinkind-Bilder an. Und erinnere mich dann ganz schnell an das, was Du so schön beschreibst – und weiß, für UNS ist es viel leichter geworden mit der Zeit.
    Ich wünsche Dir viel Kraft, Geduld, eine gehörige Portion Humor und Liebe, für und von Deiner Familie!
    June

  26. Ein wunderbar ehrlicher und zu wahrer Post – ich habe gelacht und ab und zu auch Tränchen in die Augen bekommen (soviel zu den Hormonen). Ich finde es sehr erfrischend, wenn jemand nicht nur verklärt übers Kinder haben spricht. Kinder haben ist großartig, aber nicht nur und jede Minute schön. Ich habe manchmal auch schon ein schlechtes Gewissen (gemacht) bekommen, wenn ich ganz ehrlich gesagt habe, dass es Phasen gibt, wo ich durchaus (für diese Phase eben) aus dem Muttersein aussteigen möchte, dass ich es auch schön finden würde mal ein paar Tage ohne zu sein… Aber das gute ist ja, dass es sich bei den Kleinen immer nur um 'Phasen' handelt. Schlechte gehen vorbei und gute folgen auf dem Schritt. Wir haben gerade eine ganz ausgezeichnete Phase, die dürfte ewig bleiben. Zur Pubertät bin ich dann wieder raus 😉
    Liebste Grüße und danke für diesen herzerfrischenden Post,
    Maarika

  27. Du beschreibst es wunderbar. Danke für deine Gedanken und Erfahrungen von denen ich viele teile. Ich habe hier auch so ein Löwen(gebrüll)mädchen und für einen 300 Meter-Weg nach Hause haben wir auch schon mal 1 Stunde gebraucht, weil die kleine Dame die meiste Zeit auf der Straße lag und nicht laufen wollte, es war Winter…Schön, dass ihr die Sonnenscheintage zählt, ich wünsch euch noch ganz viele davon.
    LG, Michelle

Kommentare sind geschlossen.